Andreas Vöst. Ludwig Thoma

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Andreas Vöst - Ludwig Thoma

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sie sagte, kein Lied gefalle ihr besser, als das »Am Meer« von Schubert, fiel Sylvester leise ein:

      »Das Meer erglänzte weit hinaus ...«

      »Auch das Gedicht ist herrlich,« lobte das Mädchen.

      »Von Heine,« sagte er. »Ich hab es einmal bei einem Maifest gesungen, am Gymnasium. Der Rektor sagte aber, ich hätt' es nicht tun sollen.«

      »Wenn es so schön ist!«

      »Er meinte, weil Heine doch ein Gottesleugner war.«

      Fräulein Sporner mußte wieder den Ernst des jungen Mannes bewundern.

      An allen Tischen wurde die Unterhaltung lebhafter. Die Frauen hatten sich vieles zu erzählen; die eine hatte ihren Mann pflegen müssen, der andern war ein Kind krank geworden. Die Fleischpreise gingen in die Höhe, Schmalz und Eier wurden nicht billiger. Manche führten Klage über die Mühen ihres Eheherrn, und als vom Tanzsaal herunter schrille Musik und Stampfen vernehmlich wurden, sagte die Frau Stationskommandant: »Es wird doch hoffentlich nicht schon wieder eine Rauferei geben. Mein Mann weiß so nicht mehr wo aus, vor lauter Arbeit, und mit den jungen Gendarmen, die wir jetzt haben, ist ihm nicht viel geholfen. Gelt, Karl?«

      »Jawoll,« sagte der Kommandant, welcher Karten spielte, »und warum gehen S' denn nicht mit Ihrem Grasober drauf?« fragte er, »ich hab doch Trumpf ang'spielt; wenn Sie draufgehen, haben wir ein' Stich mehr. Das hamm Sie nicht gut g'spielt, Herr Hilfslehrer.«

      »Jetzt kommt die Hofdam',« sagte der Förster von Pellheim, und warf die Schellenaß auf den Tisch. »Ham S' no a Schell'n? Macht siebenundsechzig; is schon g'wonnen.«

      »Sie müssen doch mit dem Grasober draufgehen und Eichel nachbringen. Ich trumpf und bring noch den König heim. Was gibt's, Herr Wirt?«

      »Es waar guat, wenn S' a bissel raufschaueten, Herr Kommandant. Mit de Hochazeller Burschen hat's des Recht' net.«

      »Gleich komm ich,« sagte der Kommandant und schnallte das Seitengewehr um. »Vielleicht gehen Sie mit, Herr Verwalter, weil Sie die Burschen kennen?«

      Sie hörten schon auf der Stiege schreiende Stimmen.

      »Hoscht du net auf ins hertanzt?«

      »Ös habt's überhaupts koa Recht! Mir ham zahlt!«

      Im Tanzsaal drängten sich die Burschen zusammen; das Licht der Petroleumlampe glühte rötlich durch den Dunst, und der Kommandant konnte sich nicht gleich zurechtfinden. Mitten im Knäuel stand ein lang gewachsener Mensch, der auf den Hierangl Xaver einredete.

      »Bischt du vo Hochazell? Hoscht du mitzahlt?«

      »I tanz, bal i mag,« sagte Xaver.

      »G'hörscht du zu die Hochazeller? Hoscht du vielleicht an anders Recht?«

      »Du Hanswurscht, du Dappiger!« schrie ein anderer.

      Der Lange packte den Hierangl beim Rockkragen, die Hintenstehenden drängten vor.

      »Auslassen, sog i!« schrie Xaver und suchte nach der Messertasche.

      »Nehmt's eahm 's Messa!«

      Der Kommandant sprang dazwischen.

      »Was gibt's da? Auseinander da! Lassen S' sofort los!«

      »Daß er ma's Messa nei'rennt!« schrie der Lange.

      »Nach'n Messa hat a g'langt!« wiederholten die Burschen.

      »Das geben S' einmal sofort her, Hierangl!«

      Xaver wehrte sich noch immer wütend gegen den Langen und wollte sich losreißen. Ein anderer packte seinen Arm, und der Kommandant zog ihm das Messer aus der Tasche.

      »Im Griff feststehend,« sagte er; »das werden wir noch kriegen. Und jetzt stellen S' Ihnen ruhig hin, sonst verhaft ich Ihnen vom Platz weg! Was hat's denn geben?« fragte er den Langen.

      »Mir Hochazella ham ins oan aufspiel'n lassen; da tanzet er mit, und glei waar er auf mi herg'rumpelt aa no und hätt mi ani g'stessen.«

      »Nur nicht so schreien! Das können Sie ja ruhiger auch sagen!«

      »Is ja wohr! Wia 'r i ihn g'stellt hab, hätt' er glei nach'n Messa g'langt!«

      »Wie heißen Sie denn?«

      »Joseph Heiß, Gütlerssohn von Hochazell.«

      »Mi san allsamt Zeugen,« schrien die Hohenzeller Burschen.

      »Ich brauch' nicht so viel,« sagte der Kommandant und schrieb den Heiß in sein Notizbuch.

      »So, Hierangl, Sie verlassen jetzt sofort den Tanzboden und gehen ruhig heim!«

      »I geh, bal i mag.«

      »Nicht so frech! Gelt?«

      Die Ursula drängte sich durch den Haufen.

      »Geh zua, Xaverl, dös hat koan Wert it!«

      »Laß ma do du mei Ruah! Mit dir will i gar nix z'toa hamm. Jetzt gehn i, aba i kimm scho wida r'amol z'samm mit die Hochazeller.«

      »Is scho recht,« schrie der Lange, »und nimm da fei wieda a Messa mit; du ko'scht dir gar it gnua kaffa.«

      Alle lachten und höhnten hinter Xaver her, den seine Kameraden fortzogen.

      Die Musik spielte auf, die Mädel, welche sich auf Stühle und Bänke gestellt hatten, kamen herunter, und der Tanz ging weiter.

      Die Ursula tat nicht mehr mit. Sie ging die Stiege hinunter ins Freie.

      Beim Wirtsstadel standen die Erlbacher Burschen, und sie konnte im Mondlicht sehen, wie sich der Xaver von ihnen losmachen wollte.

      Sie hörte eine keuchende Stimme herüber.

      »Laßt's mi aus! I muaß no amal eini.«

      »Dös gibt's gor it. Du gehscht jetzt hoam mit ins!«

      »Oaner muaß no hi sei, von de Hochazeller!«

      »Geh

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