Andreas Vöst. Ludwig Thoma

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Andreas Vöst - Ludwig Thoma

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Burschen hielten ihn fest, und er ging endlich mit ihnen.

      Zuweilen blieb er stehen und schimpfte.

      »'s Messa bal s' ma net g'numma hätt'n, nacha wurd i eahm was zoagt hamm. In aller Mitt' hätt' i 'n vonand g'schnitten.«

      »Jetzt mach amal!«

      Die Stimmen verloren sich in der Ferne.

      Da machte sich die Ursula auf den Weg und ging hinterdrein.

      Im Nebenzimmer erhob sich der Lehrer von Aufhausen und nahm seinen Hut vom Nagel.

      »Wir haben einen Weg bis zum Feldkreuz,« sagte Stegmüller, »da gehen der Herr Mang und ich mit.«

      Es war eine kühle Nacht. Der Herbstnebel zog über die Felder hin und sah sich im Mondlicht an wie ein silberner Schleier.

      Vom Weblinger Holze herüber wehte ein frischer Wind.

      Da zitterten die Blätter an den Bäumen, als käme sie ein Frösteln an, und die Schatten, welche sie über die helle Straße warfen, kamen in Bewegung.

      »Es ist etwas Poetisches, so eine Mondnacht,« sagte Mang.

      Er kämpfte mit einem harten Entschlusse. Er wollte etwas unternehmen, was er noch nie getan hatte; er traute sich's zu, und er verzagte wieder. Und dann gab er sich einen festen Ruck.

      »Fräulein Sporner ... wenn Sie erlauben ... darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?«

      Er hatte einen Augenblick geglaubt, daß sie weglaufen und ihn beschämt stehen lassen, oder daß sie ihn streng zurechtweisen würde. Aber sie lief nicht weg, und sie tadelte ihn nicht. Sie sagte überhaupt nichts, sondern schob ihren runden Arm in den seinigen.

      Und da merkte er, daß es auch poetisch ist, neben einem jungen Mädchen zu wandeln. Sie gingen schweigend miteinander. Er wollte ein Gespräch beginnen und besann sich lange. Aber es fiel ihm nichts ein; darum sagte er wieder: »Es ist prachtvoll, so eine Mondnacht.«

      Und Fräulein Gertraud sagte: »Wunderbar; besonders im Herbst.«

      Beim Feldkreuze trennten sich ihre Wege; die beiden Alten, welche vor ihnen gingen, blieben stehen; Mang gab den Arm des Mädchens frei und verbeugte sich mehrmals und schüttelte dem Fräulein Sporner immer wieder die Hand, wenn er vorher dem Onkel gute Nacht gesagt hatte.

      »Also am Sonntag zum Hochamt,« mahnte der Lehrer von Aufhausen. »Gewiß; Sie können sich darauf verlassen.«

      »Und pünktlich um acht Uhr. Gute Nacht, Herr Mang.«

      »Recht gute Nacht, Herr Lehrer! Angenehme Ruhe, Fräulein Sporner!«

      Er sah den beiden nach; da fiel ihm ein, daß sie ein schönes Lied gelobt hatte; und er vergaß alle Bedenken, welche der Rektor von Freising dagegen hatte. Mit wohlklingender Stimme setzte er ein:

      »Das Meer erglänzte weit hinaus ...«

      Als er schwieg, tönte von drüben eine freundliche Mädchenstimme: »Gute Nacht!«

      Er holte mit raschen Schritten den alten Lehrer ein.

      Herr Stegmüller überdachte seine Reden, die er im Wirtshaus gehalten hatte. Es kam ihm so vor, als wär er zu stark ins Schwärmen geraten; die kühle Nachtluft ernüchterte ihn.

      Und er sagte: »Sie müssen nicht glauben, Herr Mang, daß ich vielleicht etwas habe gegen die Geistlichkeit. Ich redete bloß so von der Kunst, weil Sie einen schönen Tenor haben und überhaupt. Natürlich haben Sie ganz recht, mit Ihrem Beruf. Er ist schon wirklich ideal.«

      »Ja, ja,« erwiderte Sylvester; »Herr Lehrer, wie lang bleibt eigentlich Fräulein Sporner in Aufhausen?«

      Drittes Kapitel

      Die nächsten Wochen brachten viel Arbeit. Nach der Trockenheit war ein guter Regen gekommen, und der Pflug faßte wieder an.

      Auf allen Höhen sah man Menschen und Pferde sich langsam bewegen, und hinter ihnen fraßen sich dunkle Furchen in die Stoppelfelder ein.

      Vom Dorfe hinauf bis zum Walde zogen sich gerade Linien; die lustigen Farben verschwanden, und die Gegend hatte ein ernstes Aussehen.

      Der Schuller war fleißig hinter den Knechten her und hatte selber die Hand am Pfluge, den ganzen Tag.

      Es traf ihn viel, weil sein Ältester als Soldat in Ingolstadt diente, und wenn er des Mittags heimkam, streckte er die Füße schwerfällig unter den Tisch. Und wenn er heimkam, war noch ein müder Mensch in der Stube; müde von einem langen Leben, in dem es kein Ausrasten gibt.

      Das war die Mutter des Schullerbauern. Sie zählte noch nicht siebzig Jahre, und in der Stadt gibt es viele, die in dem Alter noch aufrecht gehen. Aber Bauernarbeit bricht vorzeitig die Kraft.

      Die Alte saß auf der Ofenbank und schaute vor sich hin.

      Die runzligen Hände faltete sie im Schoß und fand kaum die Kraft, zudringliche Fliegen abzuwehren.

      »Was is 's denn mit da Muatta?« fragte der Schuller seine Frau.

      »Sie is schlecht beinand; seit gestern kummt sie arg von da Kraft,« erwiderte die Bäuerin.

      Die Alte nickte müde mit dem Kopfe und bewegte den zahnlosen Mund.

      »Was hat sie g'sagt?« fragte der Bauer.

      »I ho's it verstanna. Was hoscht g'sagt, Muatta?«

      Die Schullerin schaute die alte Mutter prüfend an.

      Ruhig wie ein Mensch, der über ein Sache ins reine kommen will.

      »Was hoscht g'sagt, Muatta?« fragte sie noch einmal.

      Die Alte begegnete ihrem Blick; in ihren glanzlosen Augen war nichts von Angst und Sorge zu lesen. Nur Müdigkeit.

      »I treib's nimmer lang,« sagte sie.

      »Sie moant, sie muaß sterb'n,« wiederholte die Schullerin mit lauter Stimme. Der Bauer schnitt bedachtsam den Brotlaib an und brockte kleine Stücke in seine Suppe.

      »Sie is halt scho guat bei die Jahr,« sagte er, »wie alt bischt denn jetzt, Muatta?«

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