Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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zu binden. Der König, rasend darüber, daß ein Mann bei seiner Tochter weile, ließ die älteste der Wärterinnen rufen, um von ihr Rechenschaft zu fordern. Sie erzählte ihm alles, was sie von Cleomades wußte, aber der König merkte sogleich die Unwahrheit seiner Worte, denn sein künftiger Schwiegersohn war ihm wohlbekannt. Hastig trat er in das Gärtlein, und die Liebenden sprangen erschrocken vor ihm auf. Der Jüngling begrüßte den König, ohne Furcht zu zeigen, doch dieser blieb ihm die Antwort schuldig und gebot, ihn augenblicklich zu fesseln. Die Knechte legten Hand an den Königssohn, der sich ohne Gegenwehr binden ließ. Die Jungfrau aber kniete vor dem Vater nieder und sprach: "Herr, dieser Mann tat mir kein Leid. Er ist der arkadische Prinz, mein Verlobter, den Ihr mir selbst zum Gatten bestimmt habt." Der König sah an den Mienen seiner Tochter, daß sie sich keiner Schuld bewußt war. "Tochter," sagte er, "es ist nicht der, den Ihr meint. Nie sah ich diesen Mann. Wenn Euer Verlobter ins Land käme, so sollten sich meine Schlösser mit Scharen festlicher Gäste füllen. Doch dieser ist ein Betrüger, der Euch Eure Ehre rauben will. Aber er soll es büßen, denn ich will ihn lebendig schinden lassen, will ihm den Kopf abschlagen, ihn verbrennen, hängen und lebendig begraben." Cleomades erschrak, weil man ihn auf einer Lüge ertappt hatte und ließ sich gutwillig fortschleppen. Die Mutter suchte Clarmondine zu trösten, aber ihr Herz war nicht in ihrem Leib, sondern wanderte mit dem Königssohn in den Kerker, und wo das Herz nicht ist, da ist jeder Trost umsonst. Cleomades stand in Banden geschlagen und von Bewaffneten umgeben im Hofe, als die Königin zu ihm trat, und trotz seiner Erniedrigung schien er ihr schön und liebenswert. Man fragte den Jüngling nach Name und Heimat, aber er schwieg hartnäckig. Erst als der König ihm vorwarf, daß er der Ehre seines Kindes nachgestellt habe, antwortete er hastig, daß er nichts Böses gegen die Prinzessin im Schilde geführt habe, und er erzählte eine halb wahre, halb erdachte Geschichte, wie Feen ihn entführt, ihn auf ein hölzernes Zauberpferd gesetzt und hier abgeladen hätten. Er erklärte sich bereit, dem König das Roß, das auf dem Turme stehe, zu zeigen. Dieser wurde neugierig und begehrte, das Tier zu sehen; er schickte Cleomades mit einer Schar Bewaffneter auf den Turm, sein Flugzeug zu holen. Der Jüngling fand das Pferd im nämlichen Zustand vor, wie er es verlassen hatte; er brachte es dem König und dieser betrachtete es mit Erstaunen. Die Königin hatte Erbarmen mit dem jungen Mann und bat ihren Gemahl um Gnade. Dieser hätte ihm gern verziehen, wenn ihn seine Lüge nicht verdächtig gemacht hätte. Er wandte sich an seine Ratgeber und fragte sie, was er mit dem Gefangenen tun solle. Die Meinungen gingen weit auseinander, aber schließlich einigte man sich dahin, daß er gehängt werden solle. Da bedachte sich Cleomades und sprach: "König, ich fürchte den Tod nicht, aber da ich Euch nicht entgehen kann, bitte ich Euch um eine Gnade: hängt mich nicht wie einen Straßenräuber! Ich bin ein Ritter und verdiene einen ehrenvollen Tod. Laßt mich mein Pferd besteigen und dann durchbohrt mich mit Euern Pfeilen und Schwertern." Der König gestand ihm diese Gnade zu, denn es war ihm gleichgültig, auf welche Weise er ums Leben käme. Rings um das Roß versammelten sich die Knechte mit Spießen, Lanzen, Pfeilen, Schwertern und Stöcken; große Steinblöcke hielten sie im Schoß, um sie auf den Gefangenen zu schleudern. Cleomades bestieg freudigen Herzens sein Gefährt, als er aber oben saß, legte er seine Hand an die Stirn des Tieres, drehte den Zapfen und sogleich durchschnitt die Maschine die Luft, so daß die Zurückbleibenden mit geöffneten Mäulern dastanden und meinten, der Leibhaftige habe sie genarrt.

      Cleomades nahm seinen Flug nach Spanien, wo er mit größter Freude empfangen wurde. Seine erste Bitte war, Crompart aus dem Gefängnis zu entlassen, die Hand Marinas freilich habe er durch seine Treulosigkeit verwirkt. Der Bucklige war sehr bekümmert, als ihm der König seine Tochter verweigerte und er verließ ihn voll Scham und Trauer ohne Abschied. Er entließ sein Gefolge, das er in Sevilla zurückgelassen hatte, er selber aber blieb in der Stadt, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten, daß er sich am König und besonders an Cleomades rächen könne. Er kleidete sich als Arzt und übte das Gewerbe eines Heilkünstlers aus. Den Königssohn indessen ließ die Liebe zu Clarmondine nicht rasten, und er glaubte nicht eher Ruhe zu finden, bis er sie als seine Gattin heimgeführt habe. Als drei Tage verstrichen waren, nahm er von seinem Vater Abschied, um zu ihr zurückzukehren. Er nahm denselben Weg, den er gekommen war und ließ sein Flugzeug unter einer Ulme in der Nähe von König Carmans' Schloß zu Boden gleiten, um dort in Furcht und Hoffnung den Anbruch der Nacht zu erwarten. Als der Mond aufgegangen war, bestieg er sein Roß wieder und flog ruhig und sicher in die Burg. Er ließ den Turm zur Seite liegen und senkte sein Gefährt in das Blumengärtlein hernieder, wo ihn der König letzthin überrascht hatte. Dort stieg er ab und verbarg das Pferd in einer Mauernische. Die Tür der Schlafkammer der Prinzessin stand offen, um dem Duft der Blüten Eintritt zu gewähren, und Cleomades gelangte ungehindert in das Gemach. Er blieb einen Augenblick stehen und überzeugte sich zunächst, ob alles schlief, dann trat er an das Bett der Jungfrau und weckte sie mit einem Kuß. Sie schlug mit einem Seufzer die Augen auf und sprach: "Ach, wer hat mich geküßt?" Beim Licht der Kerzen erkannte sie den Jüngling sogleich, aber sie wußte nicht, ob sie schweigen oder schreien solle, denn sie mißtraute dem Fremden, obwohl sie ihn liebte. "Herr," sagte sie, "ich sollte Euch zürnen, weil Ihr neulich eine Lüge geredet habt." "Jungfrau, ich schwöre Euch, daß ich Euch heute die Wahrheit sagen will. Cleomades heiße ich und mein Vater herrscht über Spanien." Bei diesen Worten jubelte Clarmondinens Herz, denn der Ruhm seiner Heldentaten war schon in ihr fernes Land gedrungen und vom Hörensagen hatte sie den Vollbringer so vieler edler Taten schon geliebt. Sie fragte ihn, warum er gekommen sei, und er flüsterte ihr leise, leise, damit die Wärterinnen nicht erwachten, seinen Plan ins Ohr und bat sie mit aufgehobenen Händen, sie möge mit ihm in seine schöne Heimat ziehen, um an seiner Seite als Königin zu herrschen. "Herr," sagte sie, "ich ergebe mich in Euern Willen. Aber ich fürchte, mein Vater wird nicht in diese Heirat einwilligen, denn er hat mich schon für einen andern bestimmt." Es bedurfte geringer Überredungskunst, um sie zur Flucht mit ihm zu bewegen. Darauf verließ Cleomades das Gemach, um sie im Garten zu erwarten. Die Prinzessin weckte indessen ihre Gespielinnen und erzählte ihnen, daß der berühmte Ritter Cleomades gekommen sei, um sie mit sich in sein Land zu führen. Die Jungfrauen, die gleichfalls schon viel von der Tapferkeit des spanischen Königssohnes gehört hatten, lobten ihre Wahl und redeten ihr zu, mit ihm zu fliehen. Darauf traten sie alle vier in das Gärtlein und die Wärterinnen trugen dem Paar einen Imbiß auf und baten den Königssohn, sie sobald als möglich in sein Land zu rufen. Die Prinzessin aber war bekümmert, daß sie ihre Eltern verlassen sollte, und Cleomades mußte ihr versprechen, daß er ihr noch einmal Gelegenheit geben wolle, sie zu sehen. Die Wärterinnen mahnten nun die Liebenden, nicht länger mehr zu verharren, denn König Carmans hatte die Gewohnheit, bei Tagesanbruch sich zu erheben und sich mit seinem Gefolge im Schloßpark zu ergehen. Schon dämmerte der Tag herauf und die eine der Dienerinnen stieg auf den Turm, von dem aus man den Park übersehen konnte. Da sah sie, wie der König und die Königin sich mit einer Schar von Damen und Rittern unter einer Pinie niedergelassen hatten. Hurtig stieg sie wieder herab und bat den Königssohn, unverzüglich seinen Plan auszuführen. Der Jüngling hob Clarmondine auf sein Roß und band sie fest, um sie vor dem Fallen zu bewahren, die Mägde befestigten Körbe mit Speisen und Wein an den Seiten des Flugzeugs und dann setzte er sich selbst vor die Prinzessin auf das Zauberpferd; er drehte den Zapfen, der den Flug nach aufwärts regelte, und schwebte mit seinem Lieb dem jungen Tag entgegen. Zunächst steuerte er ganz langsam und hielt sich nahe am großen Turm, von wo man den Park, den die ersten Strahlen der Sonne beschienen, überblicken konnte. König Carmans lustwandelte dort mit seinen Begleitern. Da hub Cleomades von seiner luftigen Höhe aus zu reden an: "Herr, sucht Eure schöne Tochter nicht, denn Euer Suchen ist umsonst. Ich habe mich Eurer Tochter ergeben und sie hat mir ihre Huld gewährt. Nun fliegen wir nach Spanien in mein Heimatland, unser Hochzeitsfest zu halten. Und damit Ihr wißt, wer Eure Tochter entführt: ich bin von edler Art und weit in ferne Lande drang meines Namens Ruhm, Cleomades heiße ich, mein Vater trägt die Krone Spaniens." Die Königin blickte in die Höhe und rief: "Ach, mein Kind, wohin gehst du?" Dann fiel sie bewußtlos vor Gram zu Boden. Während die Herren und Damen des Hofes sich um die ohnmächtige Königin bemühten, flog das Liebespaar in blitzschneller Fahrt westwärts, der König Carmans aber faßte sich an die Stirn und glaubte, ein schwerer Traum habe ihn gequält.

      Cleomades reiste mit der Prinzessin so lange durch die Luft, bis an einem Dienstag Morgen die Sonne vor ihren Augen die Türme Sevillas vergoldete. Da sprach der Königssohn:

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