G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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Verbrechen in den Augen der Armee und vielleicht auch vieler Zivilisten sein musste.

      McCallum trank, er atmete dabei durch die Nase, atmete sehr tief und saugend, und sie hatte das Gefühl, dass er, als er die Augen schloss, über sie und ihre Tat nachdachte.

      Nein, dachte sie, er ist kein Verbrecher. Ich möchte mit ihm reden und herausfinden, warum er das getan hat. Hat er es aus Angst vor der ungewissen Zukunft getan? Warum tut ein Mann das, wenngleich er doch weiß, dass es Verrat an den Gesetzen der Armee und vielleicht der Tod für Siedler ist? Warum hat er das getan?

      »Sir, um Gottes willen, das ist Shelby!«, keuchte Roscoe in diesem Moment. »Sir, das ist Hartney Shelby!«

      »Shelby?«, sagte Spalding erschrocken. »Roscoe, reiten Sie ihm entgegen! Mein Gott, er muss verwundet sein, er hat uns gesehen, aber sein Pferd scheint am Ende zu sein. Schnell, Roscoe, schnell!«

      Der Mann, dessen Kopf in ihrem Schoß lag, öffnete jäh die Augen, sein Mund schloss sich, Wasser lief über seine Kinnwinkel in den Sand. Elena war, als tauchte tödlicher Schreck in den Augen des Gefangenen auf, als der Name Shelby fiel. Danach glaubte sie zu sehen, wie ein Schleier den Blick des Gefangenen trübte, bis McCallum die Lieder fest schloss.

      »Dank, Miss«, sagte er leise. »Ich danke Ihnen, Miss Pearson, es ist genug Wasser, es geht schon wieder – danke!«

      Was hat er, dachte sie, ließ seinen Kopf sinken, stand auf und sah nun den Mann zwischen Roscoe und Lannon – einen Mann mit einem blutigen Hemd, ohne Hut und einem wie blutleer wirkenden Gesicht.

      Spalding ritt einige Schritte, hielt dann. Der Mann kam mithilfe Roscoes hoch, er saß, schwankte leicht. Dann hob er mit einer irgendwie verwirrt wirkenden Bewegung mühsam die rechte Hand.

      »Shelby, mein Gott, Shelby, was ist passiert? Shelby!«

      »Sir, sie …«, stammelte der Mann Shelby. »Sie sind tot, Sir …«

      Sie hatte noch nie einen Mann weinen sehen, jetzt sah sie einen, und es war schrecklich, weil das Gesicht des Mannes starr blieb und die Tränen unablässig und glitzernd wie Tautropfen über sein bleiches Gesicht rannen.

      »Sir, sie sind alle tot! Mary, meine kleine Rose – Abe und Hat – sie sind alle tot. Die Apachen, Sir …, alle sind tot, alles verbrannt …«

      Seine Stimme brach.

      »Allmächtiger Gott!«

      Da war ein Flüstern hinter Elena am Boden. Sie fuhr herum, als der Gefangene sprach und sah in sein aschfahles Gesicht. Einen Augenblick glaubte sie, dass das nackte Entsetzen im Gesicht McCallums stand. Dann bemerkte er, wie aus einem Albtraum erwachend, dass sie ihn ansah, und sein Gesicht erstarrte, seine Lider schlossen sich, er wendete den Kopf zur Seite, lag still, wortlos und blass unter ihr.

      Die leise, zitternde Stimme Shelbys ließ Elena herumfahren. Sie hätte gewünscht, taub zu sein, aber sie war es nicht.

      Die Frau vergewaltigt und ermordet, das Kind in den Brunnen geworfen, den Sohn bei lebendigem Leib verbrannt … Es war zu viel, was Elena hörte. Die Stimme schnitt in ihre Seele, das Grausen erfasste jede Faser ihres Körpers.

      »Sir, ich habe sie nicht begraben können, bitte, Sir, ein Kommando, damit sie begraben werden, nur ein paar Mann, Sir, bitte!«

      Die Stimme Spaldings klang wie abgewürgt, als er antwortete: »Shelby, mein lieber, alter Shelby, ich kann keinen Mann entbehren, ich habe kaum genug, um die Kolonne zu sichern. Shelby, es tut mir leid, aber – morgen sind wir in San Carlos im Camp, ich reite selbst hin und …«

      »Sir, die Geier kommen doch, die Geier, Sir …«

      Er weinte verzweifelt.

      »Ich kann doch nicht, Shelby, Sie wissen das doch so gut wie ich, alter Freund. Shelby …«

      »Ja, Sir, ich weiß ja, Sir. Ist schon in Ordnung, Sir. Sie merken es ja nicht mehr, nicht wahr, Sir?«

      Der Bulle Roscoe sah weg, dem zuckten die Mundwinkel, er fuhr sich mit dem Handrücken über die Lider.

      Mein Gott, dachte Elena, betrunkene Apachen – Indianer, die von irgendwem Fusel bekommen haben. Fusel, wie ihn dieser Bishop liefert. Und McCallum hat das gewusst und geschwiegen, sein Schweigen bezahlt bekommen. Das ist es – ich beginne zu verstehen, warum sie ihn hassen – sie müssen ihn ja hassen!

      Plötzlich fror sie noch stärker und sah wieder zu McCallum. Der war schneeweiß im Gesicht.

      »Shelby, steckt die Kugel noch?«

      »Ja, Sir, aber – ich überlebe es. Warum überlebe ich es, Sir? Wenn ich gesund bin, werde ich sie suchen. Ich habe Black Hawk, den Schwarzen Falken, gesehen – er war es – er und seine Horde, ich bin sicher, Sir!«

      »Wir werden ihn finden, Shelby. Jetzt kommen Sie – wir legen Sie in die Kutsche zwischen die Sitze. Holt Decken, Männer! Shelby, es tut mir leid, aber Sie verstehen doch, ja?«

      »Ja, Sir, ich weiß, ist schon gut, Sir. Ich werde …«

      Der Mann ritt an, und nun sah er das Mädchen und an dem Mädchen vorbei den Gefangenen am Boden. Obgleich Shelby halb tot war und seine Gedanken ganz sicher woanders waren – er hielt plötzlich.

      »Hartney, komm weiter!«, sagte Roscoe stockheiser. »Hartney, komm, Alter, du musst liegen!«

      »Wen – wen habt ihr denn da?«, stammelte der Verwundete. »Mein Gott, wen habt ihr da liegen? Das ist ja … Murdock! Murdock McCallum gefesselt? Murdock, das ist doch nicht möglich – Murdock, warum bist du gefesselt? Murdock, ich habe an dich denken müssen, als ich mein verbranntes Haus sah, ich habe an alle deine Ratschläge gedacht, als ich mich umsah und wäre ihnen sonst bestimmt in die Falle geritten. Murdock – was machst du am Boden?«

      »Shelby, reiten Sie weiter!«, sagte Spalding mit einem Kloß im Hals. »Roscoe, bringen Sie Shelby in die Kutsche, sofort, Roscoe, das ist ein Befehl!«

      »Was hat er getan, was hat er denn nur getan?«, stotterte Shelby. »Captain, aber – einen Mann wie ihn – Murdock McCallum, den darf man doch nicht fesseln und an einen Strick binden, Sir, doch nicht Murdock, nein, das darf man nicht! Murdock, du musst mir helfen. Wenn ein Mann den Schwarzen Falken finden kann, dann du. Murdock, hilfst du mir? Murdock, sag doch was, Murdock …«

      »Herrgott, Sie sollen zur Kutsche, Shelby!«, schrie Spalding los. »Roscoe!«

      »Komm, Hat, komm!«

      Roscoe zwang Shelbys Pferd weiter, aber Shelby sah sich immer wieder um – nichts als Schreck und törichtes Staunen im Gesicht.

      »Jim, was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte er. »Jim, warum ist Murdock gebunden, warum sagt er nichts? Jim, ich bin doch sein Pflegevater gewesen, sein bester Freund. Warum antwortet er mir denn nicht? Was hat er angestellt, Jim?«

      »Nichts – nichts weiter, Hat, reg dich nicht auf, Alter!«

      »Ich reg mich aber auf, Jim! Wie könnt ihr Murdock so behandeln?«

      »Ich kann’s dir nicht sagen, Hat!«

      »Ich verstehe es nicht, ich begreife euch nicht! Murdock zu fesseln – seid ihr

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