G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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gekommen, und seitdem bekam jeder Transport seine Eskorte.

      Elena wusste nicht, ob McCallum zur Kutsche oder den anderen Wagen sah. McCallums Haar saß voll Staub, und sein Gesicht war beinahe unkenntlich. Sie waren nun den achten Tag unterwegs, McCallum hatte sie manchmal verstohlen angesehen – die einzige Frau unter über fünfzig Männern. Seit dem ersten Tag der Fahrt hatte sie die beinahe animalisch wilde Ausstrahlung des ehemaligen Mastersergeanten gespürt. Von diesem Mann ging irgendetwas aus, was nicht greifbar, aber ständig spürbar war. Elena hatte immer das Gefühl, dass er sie beobachtete.

      Murdock McCallum war ein großer, sehniger Mann mit breiten Schultern und dunklen Augen, die im seltsamen Gegensatz zu seinem hellen Haar standen. Er sprach kaum, gehorchte keinem Befehl, den man ihm gab und musste ständig vom Wagen gezerrt oder auf ihn gehoben werden. Man hatte ihn mit Kolbenstößen traktiert und ihm das Essen entzogen, aber er hatte sie nur angesehen und geschwiegen. Manchmal erinnerte McCallum an ein wildes Tier, das man in einen Käfig gesperrt hatte und das sich darum weigerte, zu essen oder den Kommandos seiner Wärter zu gehorchen.

      »Unheimlich!«, stieß Milland hervor, als er den Blick des degradierten Mastersergeanten bemerkte. Der Pferdeaufkäufer zog die Schultern hoch. »Ein unheimlicher Bursche! Der hat so etwas in den Augen, dass man das Fürchten bekommt, wenn er einen ansieht. Ich sage, das ist seine angeborene Wildheit! Er ist nicht umsonst ein halber Indianer. Wenn seine Mutter eine Weiße gewesen wäre, hätte er längst Lieutenant sein können. Das wäre ein Skandal geworden! Ein Offizier, der sich von einem Indianerhändler bestechen lässt – nicht auszudenken!«

      Charles Pearson hatte viel von McCallum gehört. Es war wie ein Lauffeuer herumgegangen, als man McCallum verhaftet hatte. Der Mastersergeant hätte in einigen Wochen seine Dienstzeit bei der Arme beendet gehabt. Weshalb er einen Indianerhändler gedeckt, ja, ihm sogar die Routen der Armeepatrouille verraten hatte, damit Bishop, der Händler, den Patrouillen entging und seinen Fusel und Waffen unbemerkt an die Indianer liefern konnte, war vielen ein Rätsel geblieben. Dann hatte McCallum selbst seine Beweggründe geschildert.

      Angeblich hatte McCallum Angst vor dem Zivilleben gehabt und Geld zur Gründung einer eigenen Ranch gebraucht – Geld, das ihm die Armee nicht geben konnte. Bishop war von McCallum erwischt worden, hatte gefleht und gebettelt, der Mastersergeant möge ihn laufen lassen – und McCallum hatte ihm für sein Schweigen zweitausend Dollar abgenommen. Wie üblich, war der Mastersergeant weit vor seiner Patrouille gewesen. Es hatte keine Zeugen für den Handel gegeben, und Bishop war auf Wegen, die nur McCallum kannte, den beiden anderen Patrouillen entgangen. Allerdings war er auf einer der nächsten Fahrten von First Sergeant Jim Roscoe gestellt worden.

      Bishop und sein Gehilfe hatten zu fliehen versucht, das Feuer auf die Kavalleristen eröffnet und waren beide niedergeschossen worden. Der Gehilfe starb nach wenigen Sekunden, Bishop lebte noch lange genug, um über seinen gemeinen Handel mit McCallum zu erzählen. Tatsächlich hatte man dann bei dem Mastersergeanten mehr als zweitausend Dollar gefunden.

      Der Mann, der sich sein Schweigen hatte bezahlen lassen, starrte immer noch nach vorn.

      »Der kann anderen Leuten seinen Willen aufzwingen«, sagte Milland schaudernd, als er aus dem Fenster blickte. »Ich sage Ihnen, Pearson, ein unheimlicher Kerl mit unheimlichen Augen – hypnotischen Blicken. Da …«

      »Halten – halten, Mittagsrast!«, schrie es von vorn. »Alle rechts heran unter die Felswand! Rast, Leute, Rast!« Milland bückte sich nach seinem Kneifer und stammelte: »Der Teufel hat den Captain behext, endlich Rast zu machen, sage ich. Er kann hexen, dieser Bursche. Hoffentlich sind wir morgen in Camp San Carlos, dann sind wir ihn los, diesen unheimlichen Kerl, denn er soll nach Fort Grant ins Straflager gebracht werden. Zuerst sitzt er dort seine Strafe ab, ehe er unehrenhaft aus der Armee gejagt wird. Mein Gott, werde ich froh sein, wenn ich den Burschen nicht mehr sehen muss. Ich bin neugierig, ob er jetzt essen wird.«

      Die Wagen fuhren in Doppelreihen unter der Felswand auf. Das Endbrett des Gefangenentransporters wurde hochgezogen. Dann stieg First Sergeant Jim Roscoe, das gefürchtete Raubein der Armee, ein untersetzter, breitschultriger und stiernackiger Mann, auf den Wagen. Roscoe hatte kurz geschnittenes krauses Haar, ein derbes, wettergegerbtes Gesicht und stahlharte Augen.

      Der Sergeant hatte sechzehn Jahre Armeedienst hinter sich, wurde immer dort eingesetzt, wo es gerade brannte und bildete sonst Rekruten aus. Man nannte ihn nur den »Bullen«, denn er hatte Ähnlichkeit mit einer Bulldogge.

      »Absteigen, ihr Halunken!«, befahl Roscoe finster. Er hatte die Schlüssel zu den Handschellen, machte einen Mann nach dem anderen los, schloss danach aber die Schellen sofort wieder zu und kam schließlich zu McCallum.

      Augenblicklich zog der zweite Sergeant der Wacheskorte, Joe Lannon, ein baumlanger, kräftiger Mann, seinen Revolver und schlug auf McCallum an.

      »Er hat den Teufel in den Augen, was?«, sagte Lannon bissig. »Na, willst du uns mit der Handschelle niederschlagen, du Satansbraten? Halte die Hände still, wenn du losgemacht bist, oder ich blase dir eine Kugel ins Fell, du Verräter!«

      Murdock McCallum, der unschlagbare Fährtensucher, der sechzehn Jahre seines Lebens nur unter Indianern verlebt hatte, starrte ihn aus seinen dunklen Augen durchdringend an. Dann spie er aus. Er spuckte Lannon so haarscharf an der Nasenspitze vorbei, dass der Sergeant zurückzuckte und laut fluchte. Kaum hatte Roscoe McCallum hochgezogen und seine Handschellen wieder verschlossen, gab Lannon seinem ehemaligen Vorgesetzten einen Stoß in den Rücken.

      McCallum flog vom Wagen und schlug hart auf die groben Steine unter der Felswand. Er richtete sich wortlos auf, aber der Blick, den er Lannon zuwarf, verriet alles, was er hätte sagen können.

      »Heute wirst du fressen!«, sagte Lannon gehässig. »Du frisst, das schwöre ich dir, sonst …«

      Und was nach dem »sonst« kommen würde, brauchte niemand zu raten.

      *

      Der Corporal Howell, ein dicker Mann mit einem feisten Gesicht, verließ seinen Verpflegungswagen, den er aus Camp Richards mitgenommen hatte, um das Kommando mit warmem Essen versorgen zu können, und grinste verstohlen.

      Joe Lannon, der Sergeant, zwinkerte kurz, während Roscoe nun hinter den am Boden sitzenden McCallum trat. Sämtliche Männer – sogar die ausgestellten Wachen hoch oben auf dem Steilhang über dem Tal – blickten neugierig zu dem ehemaligen Mastersergeanten. McCallum hatte seit zwei Tagen nichts gegessen, um damit gegen die raue Behandlung durch Roscoe zu protestieren. Angeblich hatte ihm Roscoe in den Rücken getreten, doch gab es keinen Zeugen dafür, obwohl die anderen drei Gefangenen es hätten sehen müssen. Die drei Mann hatten geschwiegen, wahrscheinlich aus Furcht, dass der First Sergeant hinterher seine Wut an ihnen auslassen würde.

      Captain Spalding, ein sehniger Mann mit grauen Schläfen und hellen Augen, blickte zu McCallum hinüber. Die Fahrer der Overland, raue Frachtwagenburschen, die schlimme Dinge gewohnt waren, hatten bis jetzt geredet. Nun schwiegen sie. Jeder war gespannt, was McCallum tun würde.

      »Also«, sagte Roscoe, der Bulle, ganz freundlich, und dem Privaten Milton lief es eiskalt über den Rücken, denn er wusste, dass Roscoe immer dann freundlich sprach, wenn er bereit war, eine ganz raue Methode anzuwenden. »Also, McCallum, du bist jetzt vernünftig, wie? Du wirst jetzt schön das Maul aufmachen und dich füttern lassen.«

      Roscoes Augen redeten eine andere Sprache, sie waren hart und unbarmherzig auf den Hinterkopf McCallums gerichtet. Es hatte eine Zeit gegeben, in der McCallum und Roscoe gute Freunde gewesen waren. Wie Roscoe so verdankten fast alle Männer des Kommandos McCallum das Leben. Es gehörte schon eine Menge dazu, aus Männern, die einmal Seite an Seite mit McCallum geritten und ihm vertraut hatten, Feinde des

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