Als die Sonne nicht unterging. Sigrid-Maria Größing

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Als die Sonne nicht unterging - Sigrid-Maria Größing

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betraut hatte, ihre Pferde wechseln und sich etwas ausrasten konnten. Es entstanden ganz einfache Herbergen, die freilich viel später in Gasthöfe zur »Post« umgewandelt wurden. Die Mailänder »Postidee« wurde vom französischen König Ludwig XI. übernommen. Der König ließ Pferdestafetten einführen, um so eine geregelte Verbindung zwischen den einzelnen Städten herzustellen.

      Diese Form der Nachrichtenüberbringung entsprach auch ganz der modernen Einstellung von Kaiser Maximilian I. Der ungewöhnlich aufgeschlossene Herrscher erkannte sofort die Möglichkeit, ebenfalls eine ständige Verbindung zwischen Innsbruck, das vorübergehend seine Residenzstadt geworden war, und den Niederlanden aufzubauen, wo sein Sohn Philipp aufwuchs. Denn die beiden Kinder Philipp und Margarete waren nach dem frühen Tod von Maximilians Gemahlin Maria von Burgund als Faustpfand von den Niederländern zurückgehalten worden, sodass der Vater die Entwicklung der beiden nur aus der Ferne mitverfolgen konnte. Eine geregelte Postverbindung schien ihm daher unerlässlich. Nach Mailänder Vorbild ließ auch er Pferdewechselstationen für die Überbringer der Schreiben einrichten, die man in sogenannten Felleisen transportierte, den Vorläufern unserer Postsäcke. Sie bestanden aus Tierhäuten, die mit Eisen beschlagen waren und deren Verschluss entweder eine Eisenstange oder eine Kette war. Nicht nur durch den vielfältigen Inhalt waren die Felleisen zentnerschwer, weshalb sie mit Gurten und Trägern auf den Rücken geschnallt werden konnten. Denn neben schriftlichen Nachrichten transportierten die Boten manchmal auch wertvolle Güter wie Schmuck oder sogar Gold.

      Maximilian I. hatte für die Beförderung der kaiserlichen Schreiben eine Familie gefunden, die finanziell in der Lage war, zunächst die Kosten für die Errichtung der Poststationen zu tragen: die aus der Gegend von Bergamo stammende Familie Taxis. Neben Janetto Taxis beteiligte sich auch der Bruder Francesco und der Neffe Johann Baptista an dem Unternehmen, von dem sie sich sicherlich einen großen wirtschaftlichen Erfolg versprachen. Hätten sie aber den »Hund« in den Geldtruhen des Kaisers näher in ihr Kalkül gezogen, so hätten sie wissen müssen, dass Maximilian beinahe ständig mit leeren Händen dastand. Daher konnte er auch die Kosten für die Postbeförderung nicht aufbringen. Und da er ahnte, dass die Taxis keine Wohltäter waren, kam er auf die Idee, der Familie im Jahre 1512 den Adelstitel zu verleihen, wobei das »von« vor dem Namen den wohlhabenden Taxis sicherlich mehr bedeutete als irgendwelche Geldsummen. Auch in späterer Zeit kletterte die Familie auf der Adelsleiter immer weiter nach oben, so erhielt der Brüsseler Zweig der Taxis den Reichsfreiherrntitel 1608, einige Jahre später machte sie der Kaiser zu Reichsgrafen und schließlich wurden sie 1696 als Thurn und Taxis zu Reichsfürsten ernannt. Die Kaiser wussten, was sie an ihnen hatten, denn die Thurn und Taxis waren die wesentlichen Säulen des Postverkehrs in oft sehr unruhigen Zeiten.

      Zunächst war es ausschließlich den Herrschern vorbehalten, die Postdienste in Anspruch zu nehmen, denn als viel zu kompliziert und teuer erwies sich die Situation in den Poststationen, die oft Überfällen und Zerstörung ausgesetzt waren. Die Pferde, die dort zur Verfügung standen, mussten gepflegt und gewartet werden, eine Aufgabe, die sich als meist nicht lohnenswert herausgestellt hatte, denn die Gebühren, die für ein ausgeruhtes Pferd gezahlt werden mussten, deckten kaum die Kosten für die Haltung des Tieres. Daher ging man dazu über, auch andere Dinge zu befördern, zunächst heimlich, wobei man nicht kleinlich war, auch Bestechungsgelder anzunehmen, worauf natürlich strenge Strafen standen, die allerdings kaum geahndet wurden.

      Das von den Thurn und Taxis betriebene Postsystem funktionierte beinahe reibungslos. Da die Überbringer der Post manchmal auch noch von bewaffneten Beschützern begleitet wurden, konnten die Stafetten guten Mutes pro Tag durchschnittlich hundertfünfundsechzig Kilometer zurücklegen. Diese Post hatte bald den Ruf der »Schneckenpost« verloren.

      Es dauerte nicht lange, da waren die wichtigsten Städte im Reich mit denen in den Niederlanden und in Spanien durch regelmäßige Felleisenlinien miteinander verbunden. Vor allem der Sohn von Kaiser Maximilian, Philipp der Schöne, der nach dem Ableben des spanischen Thronfolgers vorübergehend für seine geisteskranke Gemahlin Juana die Regierungsgeschäfte in Kastilien führte, war an einer sicheren und regelmäßigen Post interessiert. Er schloss daher mit Franz Taxis einen eigenen Postvertrag, in dem er auch die Finanzierung der Poststationen und der Boten garantierte. Gleichzeitig verlangte er von Franz, den er zum Postmeister mit einem fixen jährlichen Salär ernannte, die Zusicherung, dass sich dieser um eine Ausweitung der Postlinien kümmern sollte.

      Die Vereinbarungen endeten allerdings schon sehr bald, denn Philipp starb 1506 völlig überraschend. Der Postvertrag blieb zwar bestehen, aber die Jahrespauschale für Franz Taxis wurde für null und nichtig erklärt.

      Es konnte nicht ausbleiben, dass sich die Taxis irgendwelche Geldquellen suchten, wollten sie das mühsam aufgebaute Postnetz erhalten. Daher beförderte man heimlich Privatsendungen und »irrte« sich bei den Abrechnungen, etwas, das Maximilian zwar empörte, was er aber auch durch Strafen nicht verhindern konnte, da er außerstande war zu zahlen.

      Auch der Nachfolger Maximilians, Kaiser Karl V., überließ der Familie der Taxis das Postwesen, gab ihr aber den Auftrag, die burgundische Post auszuweiten und neue Linien nach Frankreich und Spanien einzurichten. Auch über Innsbruck sollte eine Linie nach Rom und Neapel gehen. Um alles korrekt abzuwickeln, schloss er einen Postvertrag mit Franz und Johann Baptista von Taxis, in dem auch die Vergütung der Postdienste geregelt war. Später wurden die Zahlungen reduziert, da einzelne Poststationen ausfielen. Auch der Bruder Karls, der in Spanien aufgewachsene Ferdinand, der später ebenfalls König und Kaiser wurde, übernahm die Idee der Poststationen. Er ließ eine eigene Territorialpost gründen, bei der der dubiose Gabriel von Taxis aus Innsbruck zum Postkoordinator ernannt wurde. Es entstand die erste Landespostanstalt im Heiligen Römischen Reich, wo zunächst die Hofpost befördert wurde. Und da die Weiterentwicklung nicht aufzuhalten war, entstanden immer mehr Poststationen, in denen Posthalter die wachsende Anzahl von Nachrichtensendungen auch von Privatpersonen weiterleiteten. Dabei musste der Empfänger den Preis für das Schreiben, der festgesetzt worden war, zahlen. Man wollte so verhindern, dass bestimmte Briefe nicht zugestellt wurden, denn der Bote wäre sonst um seinen Lohn gekommen.

      Die Taxis’sche Post funktionierte so gut, dass Anton von Taxis 1543 zum Postmeister in Antwerpen ernannt wurde. Zwei Jahre später bestimmte Karl V. durch einen Erlass, dass ausschließlich die Familie Thurn und Taxis Post befördern durfte. Dies bedeutete das Postmonopol für mehrere Jahrhunderte.

      Das Schicksal seiner Frauen war beklagenswert

      Sie genossen zwar für einige Zeit den Status einer Königin von England, wie lange sie allerdings neben ihrem Gemahl Heinrich VIII. auf dem Thron sitzen würden, stand in den Sternen.

      Denn für den in der Liebe unersättlichen Heinrich gab es kaum Gesetze, die für ihn bindend waren. Er setzte sich beinahe über alles hinweg, wenn es nicht seinen Interessen entsprach. Ursprünglich als zweitgeborener Sohn König Heinrichs VII. für den geistlichen Stand vorgesehen, wurde er nach dem allzu frühen Tod seines Bruder englischer Thronfolger, der nicht nur die Krone erbte, sondern auch die spanische Prinzessin Katharina von Aragon, Arturs junge Witwe. Obwohl Katharina einige Jahre älter war als ihr Gemahl, führten die beiden zunächst eine durchaus harmonische Ehe, die nur dadurch Risse bekam, dass Katharina zwar ununterbrochen schwanger war, aber nach einigen Totgeburten nur einer Tochter das Leben schenkte, der späteren englischen Königin Mary I., die die Beinamen »die Katholische«, aber auch die »Blutige« führen sollte.

      Schon während dieser Ehe bemerkte Heinrich, dass es an seinem Hofe noch die eine oder andere begehrenswerte Hofdame gab, die sein Herz höher schlagen ließ. Auch den Reizen der schönen Elizabeth Blount konnte er nicht widerstehen, er warb so lange um ihre Gunst, bis er sie zu seiner Mätresse machen konnte. Es war geradezu ein Hohn des Schicksals, dass ausgerechnet Elizabeth ihm einen Sohn schenkte, den Heinrich offiziell zwar anerkannte, der aber nie einen Anspruch auf den englischen Thron haben würde.

      Es war für

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