Mit gläubigem Herzen und wachem Geist. Reinhold Stecher

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Mit gläubigem Herzen und wachem Geist - Reinhold Stecher

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schafft man das nicht.

      Um einem bloßen Theoretisieren

      zu entgehen, muss man den Mut zur

      modellhaften Aktion haben

      Wahrscheinlich leite ich damit bei Ihnen nur Wasser auf die Mühlen, die schon laufen. Vielleicht hole ich diesen Punkt nur deshalb herein, weil er in vielen Bereichen der Kirche wirklich Geltung hat. Sie kennen ja den Witz von der Vision einer Kirche, in der hundert Experten zu einer Großtagung zusammentreten, um zu beschließen, was die letzten drei Aktiven tun sollen. … In der Urkirche haben sie die Probleme mit der „Glossolalie“ gehabt, dem wirren „Zungenreden“ derer, die sich für Geistergriffene gehalten haben. Wir haben heute mehr die Schwierigkeiten mit der „Polylalie“, dem Vielgerede, den nicht enden wollenden Gesprächen, Kreisen, Tagungen, „runden Tischen“, Klubs, Konferenzen und Synoden, auf denen Berge besprochen und nicht selten Mäuse geboren werden. In einer so geschwätzigen Epoche braucht es auch das schlichte Tun. Und manchmal wäre es gut, erst zu reden, wenn man etwas getan hat. Ich misstraue auch den allzu großartigen kirchlichen Parolen, wie „Christianisierung Europas“, „Verchristlichung der Gesellschaft“ usw. Reden wir doch lieber von einem „christlichen Beitrag“, den wir zu einer menschlicheren Welt leisten wollen, und von glaubwürdigen und zeitgemäßen Formen der Verkündigung, und tun wir hie und da etwas.

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       Langer Graben – Hall in Tirol

      „Modellhaft“ bedeutet auch eine realistische Beschränkung mit dem Blick auf unsere Möglichkeiten. Es ist bei uns im sozialen Feld sicher ähnlich wie im Feld der internationalen Hilfe. Wir können nicht die Probleme ganzer Staaten in der Dritten Welt lösen. Aber da und dort können wir zeigen, wie man den Lebensstandard einer Region durch gezielte Aktionen heben kann.

      Wenn man die Gesellschaft

      da und dort positiv verändern will, braucht es

      die sorgfältige Schulung Einzelner

      Dafür muss ich schon deshalb plädieren, weil ich das z. B. in diesen Bereichen nicht habe. Nun erscheint mir aber die Wirklichkeit von Wirtschaft, Sozialem, Ökologischem, Weltweitem und Regionalem, Menschenbild und Politischem so komplex, dass ich mir ausrechnen kann, wie viel Sachverstand dazugehört, auch nur einigermaßen die Dinge überschauen und positive Lösungen finden zu können. In diese Schulung muss sicher viel hineinreichen. Sie muss die religiöse Verdünnung genauso vermeiden wie das Abgleiten in die Utopie. Utopien können in der Weltgeschichte schon auch eine Funktion haben, meist eher eine geistig-literarische, auf der anderen Seite ist utopisches Denken im Sozialbereich unter Umständen daran schuld, dass man kirchlichen Kreisen blauäugige Sozialromantik vorwirft. Mit bloßen Idealvorstellungen oder nicht realisierbaren Träumen kann man kaum an eine sachliche Arbeit gehen, auch die bloße Schärfung des kritischen Blicks ist zu wenig. Eine zukunftsträchtige Schulung wird die Auseinandersetzung und den Dialog mit anderen Gedankenbahnen suchen müssen, damit man gewisse Grundkonsense erreicht. Die Schulung im realistischen Detail muss aber auch unbedingt die unendliche Motivation einschließen, aus der heraus wir allein als Christen wirken können.

      Zu unserem Dienst gehört auch das Wort

      in die Öffentlichkeit

      Das ist sicher eine wichtige Aufgabe im gesellschaftlichen Engagement der Kirche. Und es ist keine leichte Aufgabe. Und sie wird und wurde nicht immer in sehr glücklicher Weise gelöst. Über die Schwierigkeit dieser Art des Wirkens weiß ich aus ureigenster Erfahrung. In vielen Fällen soll dieses Wort in die Öffentlichkeit rasch erfolgen. Eine schnelllebige Zeit erfordert sehr oft schnelle Reaktionen. Und trotzdem muss das Wort in die Öffentlichkeit von einigen Grundsätzen geprägt sein, wenn es nicht der berühmte Schuss werden soll, der nach hinten losgeht.

      Darf ich diese Eigenschaften mit folgenden Worten charakterisieren:

      image dosiert, d. h. dass man diese Form von Appell nicht zu oft machen sollte. Einen Bischof bedrängt man unter Umständen jede Woche zweimal, sein prophetisches Amt in dieser Weise zu realisieren. Aber die Häufung grundlegender Aussagen steigert keineswegs das Interesse

      image überlegt, d. h. dass man trotz drängender Zeit auf die Sachrichtigkeit größten Wert legt. Wenn ich ein Wort zu einer gefährlichen Abtreibungspille sage, dann werde ich den Text mit führenden Gynäkologen besprechen, auch wenn er nur zehn Zeilen umfasst. Und diese Zeit muss ich mir nehmen und wenn’s die halbe Nacht kostet. Das allzu flinke Aufspringen auf einen fahrenden Zug, mit einer Menge hinten nachgeschickter Berichtigungen bringt nichts. Die Äußerung muss Sacheinwänden, die zu erwarten sind, begegnen können.

      image abgestimmt, d. h. wenn im Namen einer Organisation oder gar der Kirche etwas gesagt wird, dann muss ich sicher sein, dass in meinen Kreisen eine gewisse Solidarität dahintersteht. Ich kann als Caritasbischof nicht etwas zur Flüchtlingsfrage sagen, wenn eine ganze Reihe von Caritasdirektoren sich außerstande sieht, meinen Worten zuzustimmen. Der Effekt ist höchstens Peinlichkeit. Wenn man von einem Sekretariat zu einer gesellschaftlichen Frage Stellung nimmt, z. B. zu der gar nicht einfachen Frage des Bundesheeres oder ähnlicher Probleme, und die offizielle Äußerung findet nicht einmal die Zustimmung der eigenen schütteren Reihen, dann wird eine derartige Aussage blitzschnell zum Nichts relativiert, und man begibt sich selbst in den Raum der Bedeutungslosigkeit.

      image gut formuliert, d. h. sprachlich gut formuliert, so wie eben ein Plakat zugleich Aufmerksamkeit wecken, instruktiv und gewinnend sein muss. Das ist wiederum nicht sehr einfach. Aber wir müssen in der Kirche beim großen gesellschaftlichen Wettbewerb um die langweiligste Aussage nicht immer um einen Spitzenplatz raufen.

      Wer im Alltag der Gesellschaft

      wirklich etwas verändern will, muss im Rahmen der

      Demokratie in die Institutionen einsteigen

      Es könnte sein, dass mir hier nicht jeder zustimmt. Ich bin ein überzeugter Verfechter der Distanz der Kirche, der Seelsorge, des Seelsorgers und seiner unmittelbaren Mitarbeiter von der Parteipolitik. Aber gleichzeitig müssen gerade aus den sozialen Organisationen der Kirche Menschen kommen, die dann in Betriebsräte, Gemeinderäte, Gewerkschaft und Arbeiterkammer einsteigen. Natürlich ist das dann ein ernüchternder Einstieg aus der Loge des Idealen auf die Bühne des Möglichen, jene Welt, in der es nie ganz bejahte Lösungen gibt, die man nicht bekritteln könnte, sondern eben immer wieder den Kompromiss. Aber auch auf diesem Feld gibt es die Chance der Redlichkeit, wenn sie auch oft einen schmerzlichen Weg hat. Aber für das katholische soziale Engagement genügt es nicht, sozusagen am Straßenrand des Lebens von Zeit zu Zeit ein Transparent mit starker Aussage hochzuhalten. Eine katholische Sozialbewegung muss Menschen, eben gut geschulte Menschen, in die Arena schicken und dazu ermuntern und ermutigen. Die sorgfältig und manchmal kokett gepflegte „Politikmüdigkeit“ junger Menschen ist letztlich eine Absage an einen christlichen Weltdienst in unserer nun einmal – Gott sei Dank – demokratischen Gesellschaft. Die braucht zwar auch außerparlamentarische Initiativen, wenn sie aber nur mehr aus solchen besteht, wird sie zum Chaos der Egoismen.

      Wenn Mitglieder

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