Alles nur Zufall?. Georg Markus

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Sie war nicht die erste Wahl, sollte ihm jedoch eine gute Frau sein: Wolfgang Amadeus und Constanze Mozart geborene Weber

      Obwohl Constanze den erpresserischen »Vertrag« vor Wolfgangs Augen zerreißt, bleibt Leopold Mozart bei seiner Überzeugung, dass die Familie Weber seinen gutmütigen Sohn hinterlistig einfangen will. Jedenfalls weigert sich Vater Mozart, die Heiratserlaubnis zu erteilen.

      Am 16. Juli 1782 wird Die Entführung aus dem Serail im Wiener Hofburgtheater zum ersten Mal aufgeführt. Bei der Premiere reagiert das Publikum verhalten, doch bald wird die neue Mozart-Oper als überragendes Werk erkannt. Kaiser Joseph II. dankt Mozart mit dem berühmt gewordenen, rätselhaften Satz: »Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viele Noten, lieber Mozart«, worauf dieser erwidert: »Gerade so viel Noten, Euer Majestät, als nötig sind.«

      Die Entführung ist zu Mozarts Lebzeiten seine erfolgreichste Oper und wird in halb Europa aufgeführt. Dennoch erhält der Komponist nur hundert Dukaten als Gesamthonorar, mit dem alle Ansprüche abgegolten sind. Hätte es damals Urheberrechte gegeben, wäre Mozart ein reicher Mann geworden. So aber bekommt ein Spitzensänger für eine einzige Aufführung zehn Mal mehr als der Komponist für sein Werk.

      Constanze – auch sie eine ausgebildete Sängerin, wenn auch bei Weitem nicht so begabt wie Aloisia – ist Mozart eine gute Frau, sie unterstützt ihn bei seiner Arbeit, nimmt ihm die Sorgen des Alltags (mit Ausnahme der finanziellen) ab, begleitet ihn zu Vorstellungen und auf Reisen. Der glücklichen Ehe entspringen sechs Kinder, von denen nur zwei die Eltern überleben werden. Mozart schreibt in mehreren Briefen, dass Constanze für ihn eine Inspiration sei, die er für seine Tätigkeit als Komponist brauche. Dass er seiner Frau untreu war, wie oft behauptet wird, lässt sich nicht nachweisen, es gibt kein einziges Dokument, keinen Brief, der einen solchen Verdacht bestätigen würde.

      Nach dem Tod des Musikgenies steht Constanze alleine mit seinen Schulden da. Um sich und die Kinder durchzubringen, gibt sie mit ihrer Schwester Aloisia Benefizkonzerte und eine Konzertreise mit Mozarts Werken. 1809 heiratet die Witwe Mozart in Pressburg den dänischen Diplomaten Georg Nikolaus von Nissen, mit dem sie sich 1824 in Salzburg niederlässt.

      Die einst gefeierte Sängerin Aloisia Weber schenkt ihrem Mann Joseph Lange sechs Kinder, doch die Ehe wird nicht glücklich.

      Im Sommer 1829 trifft Aloisia, mehr als ein halbes Jahrhundert nachdem sie Mozart eine so herbe Abfuhr erteilt hat und 38 Jahre nach seinem Tod, in einem Wiener Hotelzimmer die britische Schriftstellerin Mary Novello. Sie und ihr Mann, der Verleger Vincent Novello, sind aus London angereist, um sich auf Mozarts Spuren zu begeben und eine Biografie über ihn zu schreiben. Aloisia, die in jungen Jahren als bedeutende Mozart-Interpretin am Wiener Kärntnertor- und am Burgtheater gefeiert wurde, ist mittlerweile 67 Jahre alt und fristet ihr Dasein durch Gesangsstunden. Sie hätte Mozart bis an sein Lebensende geliebt, erklärt sie. Als Mary Novello fragt, warum sie ihn denn nicht erhört habe, antwortet sie: »Ich konnte ihn damals nicht lieben, weil ich ihn nicht als den erkannte, der er wirklich war.« Und sie schildert noch, dass ihre Schwester Constanze immer eifersüchtig gewesen sei, jedoch die bessere Frau für Mozart war. Jedenfalls habe Aloisia, so Mary Novello, mit viel Liebe über Mozart gesprochen und es sehr bedauert, dass alles so gekommen sei.

      DAS LETZTE GASTSPIEL

       Max Pallenbergs tödlicher Flugzeugabsturz, 26. Juni 1934

      Max Pallenberg * 18. 12. 1877 Wien, † 26. 6. 1934 Karlsbad. Populärer Schauspieler und Sänger. Ab 1904 am Theater in der Josefstadt, später im Ensemble Max Reinhardts.

      Eine der bedeutendsten Theaterkarrieren im deutschen Sprachraum nimmt ein abruptes, tragisches Ende. Der Wiener Schauspieler Max Pallenberg kommt bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Der Star unter den Charakterdarstellern seiner Zeit ist von Wien über Prag zu einem Gastspiel nach Karlsbad geflogen, wo die dreimotorige Maschine kurz vor der Landung ins Trudeln gerät und abstürzt. Seine Frau, die nicht minder berühmte Sängerin und Schauspielerin Fritzi Massary, verfällt in tiefe Trauer.

      Der 56-jährige Max Pallenberg hatte in der abgelaufenen Saison in Wien am Deutschen Volkstheater und am Theater in der Josefstadt große Erfolge gefeiert, unter anderem als Molières Der eingebildete Kranke, in dem Schwank Familie Schimek und als Mephisto, als der er auch unter Max Reinhardts Regie bei den Salzburger Festspielen zu sehen war. Allein diese drei Rollen zeigen die große Bandbreite des Komödianten, der für die kommende Saison bereits ein Engagement des Burgtheaters angenommen hatte.

      Wie so oft auf Tournee, sollte Max Pallenberg schon am Abend nach seiner Ankunft und an den sechs darauf folgenden Tagen am Stadttheater Karlsbad in dem Lustspiel Der letzte Wiener auftreten. Der Vollblutkomödiant, der jedes Jahr in Karlsbad gastierte, war am 26. Juni 1934 um 9. 15 Uhr mit der fahrplanmäßigen Maschine vom Flughafen Wien-Aspern nach Prag geflogen, wo er kurz vor elf Uhr eintraf. Da der Anschlussflug nach Karlsbad ausgebucht war, wollte er zunächst per Bahn in den mondänen Kurort weiterreisen, wurde aber am Prager Flughafen von dem aus Brünn stammenden Fabrikanten Moritz Skurnik angesprochen, der wie er nach Karlsbad wollte. Skurnik schlug Pallenberg vor, gemeinsam eine kleine Maschine zu mieten, womit sich der Schauspieler einverstanden zeigte. Gesteuert wurde der Eindecker der staatlichen Aerolinie von dem tschechischen Piloten Tomiček.

      Der genaue Unglückshergang kann nur rekonstruiert werden. Die Maschine startet bei gewittrigem Föhnwetter in Prag, erreicht Karlsbad unter günstigen Witterungsbedingungen und sackt mittags um Punkt zwölf Uhr wenige Meter vor der Landebahn ab. Wie Zeugen der Katastrophe vermuteten, dürfte ein Seitensteuer weggebrochen sein, wodurch das Flugzeug manövrierunfähig wurde. Im Gleitflug steuert der Pilot die Maschine von achthundert auf dreißig Meter Höhe, dann schnellt sie schräg abwärts, überschlägt sich, stürzt nach vorn, bohrt sich mit der Motorengondel in die Erde. Die Benzintanks fangen Feuer, das rasch vom herbeieilenden Flughafenpersonal gelöscht wird. Doch die beiden Passagiere und der Pilot können nur noch tot geborgen werden. Max Pallenberg umklammert mit seiner Faust die Reste einer verkohlten Tageszeitung.

      Während eine Kommission von Luftfahrtingenieuren zur Untersuchung der Tragödie auf das Flugfeld entsandt wird, werden die sterblichen Überreste Pallenbergs, Skurniks und Tomičeks in die Karlsbader Leichenhalle gebracht. Die Nachricht von dem Unglück verbreitet sich in Karlsbad wie ein Lauffeuer. Unter den Kurgästen befindet sich der Schriftsteller Franz Molnár, ein enger Freund Pallenbergs, den die Unglücksbotschaft schwer erschüttert. Der Direktor des Karlsbader Theaters sagt zum Zeichen der Trauer die Abendvorstellung ab. Ihm fällt auch die Aufgabe zu, die Angehörigen der Unglücksopfer zu verständigen. Frau Massary, die sich in ihrem Haus in Lugano aufhält, wird jedoch durch ihre Schwester und den Wiener Theaterdirektor Rudolf Beer von dem Unglück informiert. Mit Beer hat Pallenberg, gut gelaunt, noch den Abend vor seinem Abflug verbracht, an dem er sich

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