Unterdrückten als mit den Unterdrückern. Auf einer Baustelle kommt es zum Crash. Sein Kindheitstrauma, sein Frust, seine Zerrissenheit … alles bricht sich in einem unreifen Konfliktverhalten Bahn. Mose tickt aus. Er erschlägt einen Ägypter. Damit schießt er sich in zweifacher Weise ins Abseits: Er verliert seinen Status als Adoptivsohn und die, für die er glaubte zu kämpfen, lehnen den Rächer der Entrechteten ab (vgl. 2. Mose 2,14).
Mose stürzt ab in der Gunst der Ägypter und der Hebräer. Er wollte das Gute, doch heraus kam das Schlechte. Er erschrickt. Er flieht. Er rastet schließlich an einem Brunnen – im Alten Orient der Mittelpunkt des sozialen Lebens. Die Aus- und Reifungszeit bedeutet, nicht abzutauchen ins Abseits, sondern sich gerade in den Alltäglichkeiten, im normalen neu zu bewähren. Jetzt gilt es, selber Wasser zu schöpfen und anderen das Wasser zu reichen. Dort, im Vollzug des Alltags, reift der Charakter nach. Am Brunnen tritt er wieder als Beschützer der Unterdrückten auf. Aber diesmal ganz anders. Nicht mehr sein Ego, sein Bedürfnis oder seine unverarbeitete Geschichte steht im Vordergrund, sondern der Andere, die Anderen. Die Konfliktbewältigung geht diesmal ohne einen Toten vonstatten (vgl. 2. Mose 2,17). Im Gegenteil: Mose fliegen die Herzen zu. Es scheint so, als wäre Gott im Geheimen bereits dabei, Moses Wesen und Temperament für dessen Lebensaufgabe, die Befreiung aus der Sklaverei, vorzubereiten.
VOM HERAUSGEZOGENEN ZUM HERAUSZIEHER
Mose arbeitet an sich und lässt an sich arbeiten. In der Mitte und in der Hitze des Lebens reift er zum Retter. Der Spottname »der aus dem Wasser Gezogene« wandelt sich hin zum »der andere aus dem Wasser zieht!« Gott verwandelt die Defizite in Stärken. Nun heißt es über ihn: »Er war ein zurückhaltender Mann, demütiger als alle anderen Menschen auf der Welt« (4. Mose 12,3 HfA).
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FRAGEN:• Welche Kindheitswunden schleppst du mit dir herum? Was haben sie mir dir gemacht?• Wo hat Gott aus diesen Schwächen Stärken werden lassen? |
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Notiere oder fotografiere dir diesen Satz. Halte dir diese Wahrheit in der kommenden Woche vor Augen:
»Es kommt im Leben nicht so sehr auf die Siege an, sondern vielmehr darauf, wie man nach den Niederlagen weitermacht.«
MIKE YACONELLI
RÜDIGER JOPE
10. AARON – Eine echte Bank im Hintergrund – »Ohne Arons Nebenrolle hätte Mose längst aufgegeben!« – Bibelstelle: 2. Mose 4,13-17; 2. Mose 17,8-16
ICH werde es nie vergessen: Zusammen mit einem Freund wurde ich in eine Leitungsfunktion gewählt. Wir waren ein starkes Führungsduo – und was für eins. Offenbar erkannten das auch die anderen. Jedenfalls sparten sie nicht mit Lob. »Ihr seid wie Mose und Aaron«, meinte einer. Was für ein Kompliment! Ich freute mich, zumindest im ersten Moment, bis ich stutzig wurde und dachte »Moment mal! Wer ist nun eigentlich mit Mose gemeint und wer mit Aaron?« Ich wäre so gerne Mose gewesen …
DER TEAMPLAYER HINTER DEN SIEGERN
Während das Leben von Mose in mehrstündigen Millionen-teuren Hollywoodverfilmungen dargestellt wird, spielt Aaron nur eine Nebenrolle. Man weiß so wenig über ihn, dass man sich bereits über seinen Namen streitet. Aaron kann heißen »Groß ist der Name Gottes«, aber auch »Gott ist mein Zelt«. Fest steht: Aaron ist einer, der Gott groß macht und um seine bergende Kraft weiß.
Trotz seiner Nebenrolle ist Aaron kaum zu unterschätzen: Er spricht für Mose beim Pharao vor, er ist dabei, als Mose die Zehn Gebote empfängt, und als Mose die Kraft zum Beten ausgeht, hilft Aaron ganz praktisch: Zusammen mit Hur hält er Mose die Arme hoch, damit Mose weiterbeten kann – mit nach oben gestreckten Armen, wie es damals üblich war –, fast als könnte göttliche Energie nur mit weit geöffneten Armen empfangen werden. Ohne Aarons »Nebenrolle« hätte Mose längst aufgegeben!
Ich kenne Menschen wie Aaron. Sie begnügen sich mit Nebenrollen, aber in ihrer Bedeutung sind sie nicht zu unterschätzen. Es geht ihnen nicht um sich selbst, sondern darum, dass Gott seine Ziele erreicht. Oft sind es darum Menschen, denen das Gebet wichtig ist: »Gleich beginnt der Gottesdienst? Lasst uns doch noch zusammen dafür beten…«, »Eine Veranstaltungsreihe steht an? Vielleicht sollten wir erst am Dienstag beginnen, damit wir uns am Montag zum Beten treffen können.« Menschen wie Aaron können manchmal nerven, aber sie sind wichtig: Sie helfen uns dabei, uns mit Gott zu verbinden.
Würde mich heute jemand mit Aaron vergleichen, würde ich es dankbar annehmen. Aaron reißt sich nicht um die Hauptrolle. Er ist ein Teamplayer, ein Teamplayer für Gott! Er muss nicht groß rauskommen, er will Gott groß machen. Wohl auch darum wurden die Priester »Aaroniten« genannt, Menschen also, die andere in Verbindung mit Gott bringen. Aaron hat’s begriffen: Es geht nicht um ihn, es geht um Gott und seine Ziele.
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FRAGEN:• Welche Nebenrollen spiele ich in meinem Leben? Könnte es sein, dass meine Nebenrollen viel wichtiger sind, als ich bisher angenommen habe?• Wo könnte ich meine Hauptrolle nicht ohne die Nebenrollen anderer wahrnehmen?• Welche Rolle spielt das Gebet in meinem Leben? |
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Wie Aaron wusste auch Paulus um die Kraft des Gebets. Eine Leseprobe gefälligst? »Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen« (Epheser 6,18). Wenn das kein Plädoyer fürs Beten ist!
Lesetipp: »Einfach Gebet« (SCM R.Brockhaus) von Johannes Hartl
OLIVER HELMERS
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