Maschinenraum. Walter Gröbchen
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Und nun, um mit Monty Python zu sprechen, zu etwas ganz anderem. Ich weiß nicht wirklich, ob die Geschichte eine Ente ist, wiewohl sie von einer Katze handelt, aber: selten so gelacht. Diese Woche fand sich in Österreichs Zeitungslandschaft – off- und online, Zeitungen bestehen ja nur noch bedingt aus Papier – flächendeckend die Meldung von einem Internet-Betrugsfall. Einem der herzzerreißenden Sorte. Samt allen Ingredienzien für eine Story, aus der jeder wirklich populistische Schlagzeilen-Texter eine Stadt und Land aufwühlende Titelgeschichte gemacht hätte.
Die Geschichte geht so: Eine junge Frau aus Thalgau bei Salzburg beschließt, sich ein Haustier zuzulegen. Sie geht im Internet auf die Suche und findet eine Adresse, wo eine »britische Kurzhaarkatze« angeboten wird. Auf ihre E-Mail-Anfrage, wie sie denn zu der Mieze komme und zu welchem Preis, folgt postwendend der Hinweis, die Katze selbst koste nichts, aber für den Transport aus Kamerun müsse sie ein Flugticket übernehmen. Das aber sei – Hauskatzen sind ja keine Königstiger – mit 100 Euro recht günstig. Die potenzielle Besitzerin willigt ein. Dann aber folgen, man ahnt es bereits, weitere Depeschen, Botschaften und Hinweise aus Afrika. Es seien noch diese und jene kleinen Beträge für Versicherung, Impfungen, EU-Pass, Quarantäneaufenthalte, Transportkisten und »gewisse Papiere« (so die APA) auszulegen. Das Geld werde aber gewiss zurückerstattet. Und sodann alles hurtig klappen wie versprochen.
Nun: Nach insgesamt dreiundzwanzig (!) Überweisungen ist die junge Salzburgerin insgesamt 22.051 Euro los. Aber die Katze immer noch nicht da. Schließlich nimmt sich – die Dame war nun doch allmählich stutzig geworden – die Polizei der Sache an. Ich fürchte, mit wenig durchschlagendem Erfolg.
Ein Lehrstück über die unwägbaren Gefahren des dunklen Kontinents Internet? Oder doch eher Stoff für eine Tragikomödie über die ewige Schwachstelle Mensch? Entscheiden Sie selbst. Wenn Sie in den Leserforen der Presse nachgraben – einige Kommentare zu dieser Story sind wirklich zum Zerkugeln. Ein gewisser »Fidel Gastro« etwa meint da trocken: »Die Katze kam nie an: ein weiteres Argument für den verstärkten Ausbau von Glasfaserleitungen.« Andere zitieren Einstein (»Die Dummheit des Menschen und das Universum sind unendlich. Nur beim Universum bin ich mir nicht so sicher.«). Oder schlagen gar eine gerichtlich bestellte Sachwalterin für die Katzennärrin vor.
Ich sage nur: Wäre das World Wide Web eine bessere Welt als die reale, hätte ihr schon ein Facebook-Freund eine lebendige, miauende Trostspenderin überreicht. Gratis.
KURSZIEL SKLAVENFABRIK
Apple hat an der Börse mittlerweile sogar Microsoft überholt. Aber es gibt nicht nur Gewinner.
Ich bereue ja nicht allzu viel in meinem bisherigen Leben. Aber wirklich, pardon!, in den Arsch beißen könnte ich mich für die fatale Unterlassung, ein paar Euro in Aktien der Firma Apple Inc. gesteckt zu haben. Etwa am 25. April 2003, da kostete so ein Anteilsschein gerade mal 5 Euro 90 Cent. Und ich sagte dem Unternehmen zu diesem Zeitpunkt – als früher Besitzer eines iPods und wohlbestallter Berater internationaler Musikkonzerne (die Schnittmenge war lange erstaunlich gering) – durchaus eine güldene Zukunft voraus.
Knapp sieben Jahre später steht der Apple-Aktienkurs bei über 200 Euro, Experten von Credit Suisse sagen gar ein Kursziel bei 300 Dollar voraus. Das Wunderding namens iPad, seit dieser Woche auch in Deutschland auf dem Markt (Österreich folgt wohl spätestens im Herbst), befeuert die Fantasien, die Börsen verhielten sich wie isländische Vulkane. Seit 2004 legte die Apple-Aktie um über 2300 Prozent (!) zu, die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei gut 222 Milliarden Dollar, 40 von 44 bei Bloomberg gelisteten Analysten empfehlen nach wie vor den Kauf des Wertpapiers. Und, wer hätte das noch Mitte der Neunzigerjahre für möglich gehalten, Steve Jobs hat damit Bill Gates überholt. Der Börsenwert von Apple liegt erstmals vor jenem von Microsoft.
Aber es ist, wie’s ist: Das Aktiengeschäft ist mir fremd. Ich habe schnarchlangweilige Bausparverträge und Lebensversicherungen in der Schublade. Die Chance aus, sagen wir, 10.000 Euro ein Vermögen zu machen (nach Adam Riese fast 340.000 Euro, wenn ich den Betrag 2003 investiert hätte), ist passé. Pessimisten meinen, ewig werde der Aufwärtstrend wohl nicht anhalten. Sie haben zwangsläufig recht. Irgendwann. Letztendlich immer. Eventuell schon bald.
Und es gibt, bei allem Respekt vor der Apfel-Weltdominanz, auch bittere Aspekte. Umstände, die einem die Freude am neuen iMac oder am glänzenden iPhone ordentlich vermiesen können, vom Aktienkurs ganz zu schweigen. Denn gebaut werden viele der eleganten Gerätschaften in China, unter – man muss es so deutlich sagen – dreckigsten, menschenunwürdigen Umständen. Die Firma Foxconn in Shenzen, einer der Dienstleister von Apples Gnaden, kam dieser Tage einmal mehr durch Selbstmorde von Arbeitern ins Gerede. Es sind Hunderttausende, die in den Foxconn-Fabriken leben, schlafen, rund um die Uhr malochen. Und bisweilen den Druck nicht mehr ertragen.
Nebstbei: Auch Sony, Hewlett-Packard und Nokia bedienen sich dieser modernen Billiglohn-Sklaven. Es gibt keine Gewinner ohne Verlierer.
KÜHLE ENTSCHEIDUNG
Die Energieeffizienzklassen von Kühlschränken lassen Konsumentenschützer nicht kalt.
Die Hundstage machen ihrem Namen alle Ehre. Man musste nicht zum Video des gleichnamigen Films von Ulrich Seidl – einem der brachialsten Meisterwerke heimischen Kinoschaffens – greifen, um die letzten Tage über richtig ins Schwitzen zu geraten. Mediziner raten in solchen Situationen zu reichlicher Wasserzufuhr, eventuell auch zum Genuss lauwarmer Beruhigungstees. Sicher aber nicht zu eiskalten Getränken (eventuell gar mit Alkoholanteilen), die man literweise in sich hineingurgelt. Der Gang zum Eisschrank war und ist dennoch eine der meistunternommenen Wallfahrten der Jetzt-Zeit.
Blöd, wenn denn die selig machende Maschinerie einmal ausfällt. Rasch, ein neuer Kühlschrank her! Die Prospekte der Elektronikketten quellen ja über vor Angeboten. Wie aber eine vernünftige Wahl treffen? Oberflächlich schauen die Geräte, sieht man von ihrem Volumen und – in höheren Preisklassen – polierten Edelstahl-Fronten oder Retro-Designanklängen ab, alle ziemlich gleich aus. Okay, einige spenden Eiswürfel, protzen mit »No Frost«-Automatik (die das Abtauen erspart), LCD-Displays und LED-Beleuchtung. Aber letztlich sind es alle plumpe Kästen, die ordentlich Strom verschlingen. Dabei gibt es ja kaum noch Geräte in den Geschäften, die nicht mindestens die Energieeffizienzklasse »A« besitzen. Bestens, denkt man sich, und greift zu.
Der Trick ist: »A« ist eher B oder C. Oder gar D. Jedenfalls nicht gerade auf dem neuesten Stand der Technik. Da müsste man schon auf »A+« oder »A++« bestehen. Seit Ende 2010 gibt es sogar »A+++«-Kühlschränke. Das vermeintliche »A«-Klasse-Schnäppchen mit dem grünen Balken könnte sich also auf lange Frist als teurer Stromfresser entpuppen – und einmal mehr ein Sparefroh in einem einkommensschwachen Haushalt als gelackmeierter Naivling. »A+++« verbraucht im Vergleich zum schlichten »A« im Schnitt 60 Prozent weniger an Energie (also bis zu 200 kWh), ist aber in den meisten Märkten nicht zu finden. Dafür stehen dort zunehmend protzige »Side-by-Side«-Kombinationen mit Flügeltüren, mit denen man ganze Fußballmannschaften versorgen könnte. Für den Normalkonsumenten sind sie überdimensioniert, aber dennoch schwer in Mode.
Warum die Energieeffizienzklassen nicht schon längst den Erfordernissen von heute angepasst wurden (etwa indem man Triple A zur neuen Benchmark erklärt, und alles darunter deutlich abstuft), müssen uns die Marketing-Kapazunder von Bauknecht, Bosch, Miele, Gorenje & Co. demnächst erklären. Aber vielleicht fallen die ja selbst auf denselben Schmäh rein wie Wertpapierexperten, die vermeintliche Triple-A-Schuldner nicht mehr von jenen mit Ramsch-Status unterscheiden können. Oder wollen.
HEISSER HASE, SCHWARZER STECKEN