Maschinenraum. Walter Gröbchen

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Maschinenraum - Walter Gröbchen

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Apps, Apps. Mittlerweile beherrschen die smarten kleinen Programme mit den zuckerlbunten Logos unseren Alltag. Diese spielerische Form der Darreichung von »Anwendungsprogrammen«, also zweckdienlicher Software für den Hausgebrauch, scheint der Multitasking-Unwilligkeit (eventuell auch -Unfähigkeit), die offenbar in uns allen steckt, enorm entgegenzukommen. »One pill makes you larger / and one pill makes you small«, sangen schon Jefferson Airplane in ihrer Sixties-Hymne »White Rabbit«. Die meinten damit zwar Lysergsäurediethylamid und andere Drogen, aber allzu fern sind auch die digitalen Beruhigungspillen für den Durchschnittsnerd nicht.

      Man sollte keineswegs den Fehler machen, die Miniatur-Programme zu unterschätzen. Ihre Mächtigkeit und Universalität erschließen sich oft erst in Verbindung mit Hardware, der sie – vorzugsweise gesteuert via iOS- oder Android-Smartphone – sanft ihren Willen aufzwingen. Gibt es überhaupt noch Menschen da draußen, die z. B. »normale« Fernbedienungen benutzen? Gewiss, eine überspitzte rhetorische Frage. Noch. Denn demnächst wird man wohl auch die Temperatur des Badewassers, den Stromverbrauch des Kühlschranks oder die Messung der durchschnittlichen Schnarch-Dauer und -Intensität des Lebensabschnittspartners über eine App kontrollieren.

      Wie das? »QGate«, die Entwicklung eines österreichischen Start-up-Unternehmens, hat zu diesem Zweck eine »schlaue Steckdose« mit integrierter Funkanbindung (868 MHz) entwickelt, die mit einem Energiemesser, einem Helligkeits- und Temperatursensor, einem Mikrofon und einer eigenen SIM-Card ausgestattet ist. Das Ding lässt sich via Mobiltelefon von überall auf diesem Planeten an- und ausschalten. Und sogenannte »QApps« – clevererweise lässt man die Entwicklerumgebung für jeden Hobbyprogrammierer offen – sagen dann dem Zwischenstecker, was er genau tun oder lassen soll. Fehlt nur noch ein fernsteuerbarer Roboterarm.

      Von einem »Schweizer Messer der digitalen Nomaden« spricht denn auch »QGate«-Erfinder Martin Buber. Dann noch ein »On/Off«-Schalter für das, was wir Realität nennen, und eine Instant-App für Glück, Geld und Schnarchfreiheit – und er ist ein gemachter Mann.

      FITNESS HIJACKING

      Bitte verpassen Sie Ihrem inneren Schweinehund einen digitalen Maulkorb!

      Ich gestehe: Ich habe Ungehöriges getan. Aber es war nicht bös gemeint. Ich dachte, wer mich kennt, wird mir das sowieso nie glauben. Und den Witz an der Sache umgehend erkennen. Wie immer aber, wenn im Netz Ironie ins Spiel kommt, wird man missverstanden. Und nicht gerade wenige meiner Facebook-Freunde haben eine meiner Statusmeldungen der letzten Tage für bare Münze genommen. Die Meldung nämlich, ich sei 15,6 Kilometer gelaufen. Und zwar in knapp zwei Stunden. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7:42 Minuten pro Kilometer. Und einem Energieverbrauch von 1323 Kilokalorien.

      Die Wahrheit ist: Diese Strecke – sie ist kartografisch irgendwo zwischen Maria Enzersdorf und Brunn am Gebirge angesiedelt – ist jemand anderer gelaufen. Ich Spaßvogel habe einfach die Statusmeldung seines Runtastic-Accounts per Copy & Paste ausgeschnitten und in meine Timeline übertragen. Und darf damit taxfrei als Erfinder der neuen Social-Media-Kategorie »Fitness-Hijacking« gelten. Einige Freunde gratulierten umgehend zu meinen sportlichen Aktivitäten, andere erklärten Zeit, Strecke und Kalorienverbrauch für verbesserungsfähig. Ich gestehe abermals: Zuerst lächelte ich still in mich hinein, weil ich nun, ohne einen einzigen Schweißtropfen vergossen zu haben, als halbwegs fitter Zeitgenosse galt. Endlich konnte ich mich einreihen in die wachsende Liste jener Sportskanonen, die dem Rest der Welt ungefragt ihre Laufstrecken und Rundenzeiten mitteilen. Und sich gegenseitig übertrumpfen in den Fußstapfen von Emil Zatopek. Dann aber kam mir der Originalinhaber der tolldreist gekaperten Runtastic-Werte auf die Schliche. Und in die Quere. Er meinte – vollkommen zu Recht übrigens –, ich solle meine Scherze doch mit jemand anderem treiben, aber nicht mit ihm. Ehrenwort, kommt nicht wieder vor!

      Dabei ist die Instant-Fitness-Dokumentation die positive Seite eines generellen Online-Exhibitionismus, die zwischen lässlicher Eitelkeit und bedrückenden Einblicken in die Intimsphäre Fremder oszilliert. All die Pulsuhren, Fettanalyse-Waagen, Activity Tracker und Körpervermessungsinstrumente gieren als »Smart Meters« ja förmlich danach, nicht nur ihrem Besitzer Einblick in seinen Gesundheitszustand zu geben, sondern das auch gleich dem gesamten digitalen Universum mitzuteilen. Und ehrlich gesagt, das will und muss ich nun wirklich nicht wissen (und schon gar nicht augenblicklich), dass Ihr Blutdruck mit dem Lesen dieser Kolumne bedenklich angestiegen ist.

      SPAGHETTI MIT PESTIZID

      Die Autokorrektur dient angeblich unserer Bequemlichkeit. Im Alltag ist sie eine Geißel der Menschheit.

      Eine Zeit lang ist’s ja halbwegs lustig. Vor allem, wenn es anderen passiert, und nicht einem selbst. »Der Kapitän der Costa Cordalis wurde wegen fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt«, steht da etwa zu lesen. Jedermann weiß, dass das Unglücksschiff den Namen Costa Concordia trägt und nicht jenen eines Schlagersängers. Vielleicht ist’s ja auch nur eine probate Ausrede für eigene Flüchtigkeitsfehler und Fehlleistungen – da hat wieder einmal, heißt es dann zumeist, die Autokorrektur zugeschlagen.

      Tatsächlich nervt die gut gemeinte, in der Praxis aber ungut gemeine Einrichtung höllisch. Diese Funktion, die modernen Computer-Schreibprogramme, Smartphones und Tablets, aber auch Social-Media-Textfeldern standardmäßig innewohnt, sorgt regelmäßig für Buchstabendreher, Verschreiber und Pannen. Oft peinlichster Natur. Da wird rasch mal aus einem »eleganten Körper« ein »Elefantenkörper«, aus einem »Meeting« plötzlich »Petting«, aus einer »Flugbuchung« eine »Pflugbuchung«, aus dem kleinen »Maxi« ein »Nazi« und aus »Spaghetti mit Pesto« ein Menü mit »Pestizid«. Fail! Schnell getippt und kurz unaufmerksam, schon ist die falsche Botschaft – Sigmund Freud hätte seine Freude dran gehabt! – auf dem Weg zum Empfänger, der/die dann oft reichlich konsterniert aus der Wäsche schaut. Wenn Wortschatz und Formulierungskunst des Benutzers die beschränkte Künstliche Intelligenz des Geräts übersteigen, ist das Unglück quasi vorprogrammiert.

      Nun kann natürlich die Autokorrektur-Funktion, übl(ich)erweise noch ergänzt durch eine automatische Ergänzung von Worten und ganzen Phrasen, ausgeschaltet werden. Es gelten aber die zwei elementaren Grundregeln des technischen Universums. Erstens: Der richtige Schalter ist immer in der falschen Position. Zweitens: Sollte er in der richtigen Position sein, ist es der falsche Schalter. Jedenfalls funkt die Autokorrektur, auch wenn man sie tausendmal deaktiviert, wie von Zauberhand wieder dazwischen. Meist im unpassendsten Moment.

      »Der größte Irrsinn aber ist«, bemerkte ein Leser des Standard in einer einschlägigen Sammlung denkwürdiger Fehlleistungen, »dass zumindest das iPhone beim Drücken von Senden das letzte Wort automatisch ersetzt – und man gar keine Chance mehr hat zu kopulieren.«

      EINBRECHER, BITTE MELDEN!

      Bequemlichkeit hat ihren Preis. Bei »Smart-Home«-Produkten ist er auf den ersten Blick oft erstaunlich niedrig.

      Ein entfernter Freund, der vormalige Spitzenmanager und Philosoph Z., hat neulich einen bemerkenswert sarkastischen Satz fallen lassen. »Industrie 4.0 heißt übrigens auch«, so der Wortlaut seines Postings, »es kommt die Zeit, in der die Haushaltsgeräte intelligenter sein werden als viele ihrer Besitzer.« Na bumm. Lassen wir einmal den Industrie-Komplex beiseite – darüber hören wir eh immer Leute wie Hannes Androsch deklamieren, die sich wohl eher auf ihre offiziösen, überbezahlten Aufsichtsfunktionen im Banken- und Staatsgetriebe konzentrieren sollten …

      Aber zurück zum Thema: der Verschmelzung maschineller Intelligenz mit unserer alltäglichen Lebenswelt. Da ist tatsächlich allerhand in Gang.

      Nehmen wir einmal das viel

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