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Control Starterpaket« des rührigen deutschen Anbieters devolo auf dem Schreibtisch drapiert – wo es eigentlich nichts verloren hat. Denn ein Tür/Fenster-Kontakt gehört nun mal an Tür oder Fenster, die Schalt- und Messsteckdose braucht Strom; Funkschalter, Rauch- und Bewegungsmelder sowie Raumthermostat müssen integriert und vernetzt werden. »Umständliches Kabelverlegen und Bohren entfällt«, verheißt die Bedienungsanleitung – schließlich nutzt man Powerline-Adapter und den Funkstandard Z-Wave zur digitalen Kommunikation. Und setzt zudem – wer nicht? – auf eine eigene, spezialisierte App, die man sich gratis aufs Handy (pardon: Smartphone) lädt.

      Andere Anbieter fügen zum Portfolio, das Heizung, Licht und Gerätsteuerung abdeckt, noch Webcams und Alarmanlagen hinzu. Stichwort: Gebäudesicherheit. Was ich wirklich gern machen würde – leider habe ich noch keinen partner in crime gefunden –, wäre ein beinharter Check der tatsächlichen Brauchbarkeit solcher Smart-Home-Baukästen. Gerade in Sachen Einbruch und Diebstahl. Nötigt diese vorgeblich von Laien in Minuten installierte Infrastruktur Profi-Einbrechern Respekt ab – oder lässt es sie in Sekundenschnelle in schallendes Gelächter ausbrechen? Sorglos nämlich: Einen Geräuschmelder kennt das devolo-»Home-Control«-Gadget-Buffet nicht. Dafür eine Fernbedienung um wohlfeile 39 Euro.

      Die zentrale Frage lautet also: Können Haushaltsgeräte tatsächlich intelligenter sein als ihre Besitzer und Benützer? Und, wenn ja: Würden Sie sich selbst auf die Einkaufsliste setzen?

      UNGEHEUER MASCHINENSTEUER?

      Eine »Maschinensteuer« brauchen wir nicht, tönt es aus konservativen Industrie-und Politik-Bastionen. Und was, wenn doch?

      Der Job einer Supermarktkassiererin ist sprichwörtlich: mühsam, oft stupide, unterprivilegiert, schlecht bezahlt. Aber es ist ein Job. Und die Damen – ich sehe kaum Männer an den Kassen – meines Stamm-Einkaufszentrums in Wien-Favoriten machen ihn gut. So gut, dass Kunden nicht selten ein Lächeln über die Lippen kommt. Ein flotter Gruß. Und das eine oder andere Wort der Anerkennung für die routinierte, gelassene, zügige Abwicklung der Konsumentenschlange vor der Bezahlschranke. Hart erarbeiteter Respekt.

      Nun hat die Geschäftsleitung der Supermarktkette beschlossen, Selbstabwicklungskassen zu installieren. Versuchsweise zunächst. Zusätzlich zu den personalisierten Kassen gibt es jetzt Automaten, die es ermöglichen, seinen Einkauf selbst abzurechnen. Es klappt nicht auf Anhieb (und oft, ähnlich wie bei den Ticketautomaten am Flughafen, nur unter absurden Widerspenstigkeiten), aber es ist wohl die Zukunft. Noch flüchten sich die humanoiden Kassen-Profis in die Perspektive, dass Maschinen fehleranfällig sind, der Erklärung bedürfen und überwacht werden müssen. Aber es liegt die Ahnung eines Umbruchs in der Luft. Die netten Damen mit den flinken Fingern werden ihren Job verlieren. Die Supermarktkette wird vice versa mehr Profit machen. Solange es noch Supermärkte gibt.

      Ich mag das Wort »Maschinensteuer« nicht. Es ist kalt, es ist technokratisch, es verheißt – und ja, ich bin selbst Unternehmer – nur eine drückende Steuer mehr. Aber wir werden als Gesellschaft nicht umhinkommen, über das Thema Arbeit zu reden. Und die bereits heute merkbaren Faktoren, die unsere Vorstellung davon und die gelebte Praxis des Arbeitsmarkts auf den Kopf stellen. Das Automatenkassen-Exempel ist in diesem Kontext fast banal, aber recht plakativ. Disruptive Technologien und Entwicklungen nennen es Experten, eine neue industrielle Revolution (Kennziffer 4.0), das »Internet der Dinge«, das auch vor unserem Büro nicht Halt macht. Und schon gar nicht vor dem Fabrikfließband.

      Weltumspannende Konzerne, die mehr und mehr unseren zunehmend digitalen Alltag bestimmen, gerieren sich als Garanten des Fortschritts und omnipotenter Glücksverheißungen. Der Staat als jahrtausendealte Institution der menschlichen Selbstorganisation hat da vergleichsweise graues Haar auf dem müden Kopf, die Politik sieht dito alt und verbraucht aus. Und oft – Stichworte: Arbeits- und Finanzmarkt, Migration, Bildung, Umwelt – unendlich ratlos. Man könnte darob ins Philosophieren kommen, Aufsätze schreiben und ganze Bücher. Als Nebenerwerbs-Kolumnist, der nicht automatisch der Depression zuneigt, stelle ich nur eine einzige Frage: Werden uns die retten, die – wie Politikroboter – reflexhaft Zeter und Mordio schreien, wenn die Idee einer Wertschöpfungsabgabe (das ist ein viel schöneres und trefflicheres Wort als »Maschinensteuer«) auch nur andiskutiert wird?

      STAUBSAUGER MIT SYMBOLWERT

      Gerade noch wollte sich der Staubsauger-Hersteller Dyson mit der EU anlegen, jetzt hat er ein zeitgemäß cleveres Produkt am Start.

      Man sollte nie hochemotionalen Regungen nachgeben. Zumindest ohne nochmals drüber zu schlafen. Ich gestehe: Auch ich war unter denjenigen, die als zeitgenössische Wutbürger spontan ablehnend auf die neue Ökodesign-Richtlinie der EU reagierten. Man verdrängt ja bürokratische Regelungen, solange man kann. Aber irgendwann wird man förmlich mit der Nase drauf gestoßen, dass ab sofort etwas Gültigkeit besitzt, was zuvor anders oder gar nicht gültig war.

      Bei mir war das wundersamerweise eine Mail, die ich heute Früh im Elektropostfach vorfand. Eine von unzähligen Werbedepeschen, PR-Botschaften und Informationsschreiben, die man kurz überfliegt und rasch wieder löscht. In diesem Fall aber hob ich mir die Mitteilung auf – sie stellte ein neues Produkt aus dem Hause Dyson vor. Diese Firma ist weltweit bekannt für einen notorischen Hang und Drang zu Innovation, die sich im technischen Konzept und im damit verbundenen Gebrauchswert, im Design und leider auch im Preis niederschlägt. Ich teste die Dyson-Novitäten gerne: Manchmal sind sie wunderlich und eher überflüssig, manchmal auch wirklich erstaunlich frisch gedacht. Beim brandneuen Cinetic Big Ball 2, einem Staubsauger – Dyson wurde mit beutellosen Staubsaugern groß –, war die überraschende Novität, dass er nur mit 600 oder wahlweise 700 Watt Leistung auskommt. Und somit der EU-Energielabel-Verordnung entspricht, die seit Anfang September gilt.

      Diese – aufgesetzt auf die erwähnten Ökodesign-Richtlinie, die europaweit Mindestvorgaben für energieverbrauchende Geräte definiert – besagt, dass Staubsaugermotore nicht mehr als 900 Watt haben dürfen. Das löste entweder Achselzucken aus – keine Ahnung, wie viel Strom mein alter Staubsauger schluckt! – oder, vorrangig bei Katzenhaarallergikern, Sauberkeitsfetischisten und Power-Hausfrauen (wage ich mal zu behaupten), einen unüberhörbaren Aufschrei. Brüssel will unsere Saugkraft kontrollieren! Sie nehmen uns die guten Geräte weg! Nach der Vermessung der Gurkenkrümmung und dem Ende der Glühbirne ein weiteres EU-Desaster! Auch der britische Dyson-Konzern war alles andere als erfreut: Er klagte sogar beim Europäischen Gerichtshof. Die Energie-Effizienz von Staubsaugern wird nämlich mit leerem Beutel berechnet – schon bei halb vollem Beutel nimmt sie kräftig ab. Und für das Konstruktionsprinzip der beutellosen Zyklon-Sauger – erfunden von Dyson – sei das ein eklatanter Wettbewerbsnachteil. Man verlor. Und, siehe da!, hat dennoch rechtzeitig für die Ära der »schwachen« Geräte Passendes am Start. Es liest sich die Werbebotschaft recht eindeutig: Der Cinetic Big Ball 2 ist 25 Prozent leiser als sein Vorgänger und von der Leistung im Alltag her absolut vergleichbar. Bei deutlich geringerem Stromverbrauch. Kurzum: vorbildlich.

      Jenen Wutbürgern aber, die sich in Leserbriefen und erregten Social-Media-Einträgen zur Ökodesign-EU-Verordnung auskotzen, weil ihre 3000-Watt-Boliden nun zum alten Eisen zählen (und wohl früher als später auf dem Schrottplatz landen), sei – so sie nicht gerade putzend Höllenlärm verursachen – sanft ins Ohr geflüstert: Man sollte nie hochemotionalen Regungen nachgeben. Zumindest ohne nochmals darüber zu schlafen.

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