Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 12
Peter war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, wie sie es von ihm gewöhnt war. Er hatte das ihm anerzogene Benehmen eines Internatsschülers erster Klasse noch beibehalten. Früher hatte sie darüber manchmal lächeln müssen, weil Ralph soviel lässiger war. Aber Ralph war diesmal nicht dabei, und sie vermißte ihn schmerzhaft. Das war die erste quälende Erkenntnis an diesem Abend. Weitere folgten. Peter stellte ein lukullisches Menü zusammen, das für mindestens drei Personen gedacht war. Ihm war das also auch in Fleisch und Blut übergegangen.
Er nahm von den Vorspeisen nur ein paar Bissen und diese mit sichtlichem Widerwillen, wie Stefanie feststellen konnte, obgleich der Lachs delikat war und auch die Ochsenschwanzsuppe jeder Kritik standhalten konnte.
»Ich muß mit dem Essen etwas vorsichtig sein«, sagte er entschuldigend. »Laß es dir schmecken, Stefanie. Ich hoffe, deinen Geschmack getroffen zu haben.«
Das hatte er, aber ihr fehlte auch der Appetit. Sie mußte sich zwingen, wenigstens etwas mehr als er zu essen.
Den Wein trank er in durstigen Zügen, und eine vor-übergehende Müdigkeit, die sie schon wieder ängstlich stimmte, schien er zu vertreiben. Aber so lebhaft wie anfangs wurde er nicht mehr. Auf einen arglosen Menschen hätte er wohl einen besinnlichen Eindruck gemacht, aber Stefanie spürte, wie schwer ihm das Sprechen fiel.
Er faßte sich an den Hals. »Es ist entsetzlich schlechte Luft hier«, stellte er fest. »Ich kann kaum noch atmen. Die Klimaanlage scheint ausgefallen zu sein.«
Sie war nicht ausgefallen. Stefanie fand es sogar ein wenig kühl, aber ihm traten Schweißtropfen auf die Stirn.
»Wir können ja noch zu mir fahren«, sagte sie. »Da ist es auch gemütlicher, und wir treffen keine Bekannten.«
Er war einverstanden. »Hat es nicht geschmeckt?« fragte der Ober bestürzt, als Peter die Rechnung verlangte.
»Doch, sehr gut«, erwiderte Stefanie rasch, »aber wir haben noch mit einer Grippe zu kämpfen.«
»Ich glaube tatsächlich, daß ich damals die Grippe verschleppt habe«, sagte Peter, als sie im Wagen saßen. Ganz selbstverständlich hatte sich Stefanie ans Steuer gesetzt, und ganz mechanisch hatte er ihr auch die Autoschlüssel gegeben.
»Ich hatte damals eine, als wir uns kennenlernten. Seither hatte ich immer diese komischen Zustände.«
»Warst du früher eigentlich öfter krank, Peter?« fragte sie beiläufig.
»Du fragst schon wie Dr. Norden«, sagte er unwillig. »Nein, ich war nie richtig krank. Ich war immer ein gu-ter Sportler. Da konnte Ralph nicht mithalten. Er ist ein Schreibtischhocker. Er setzt ja auch schon Fett an, das wirst du bei mir nicht erleben.«
Nein, das würde sie nicht erleben. Jetzt nicht mehr. Sie hatte Peter bewundert, wie elegant er Ski fuhr, wie schnell und wendig er beim Tennis war. Freilich wirkte Ralph neben ihm schwerfällig und unsportlich.
»Daß ich damals meine Grippe nicht auskurierte, daran bist du schuld, Stefanie«, fuhr Peter fort. »Ich hatte immer Angst, daß Ralph mir den Rang ablaufen könnte.«
»Diese Angst brauchst du nun nicht mehr zu haben, lieber Peter«, sagte sie sanft.
»Er würde dich auch nicht so verwöhnen, wie ich es tun werde. Hast du deinen Ring noch?« fragte er sprunghaft.
»Ja, ich habe ihn noch.« Sie spürte sein Gewicht. Er war viel zu schwer für ihre schmalen Finger.
»Ich kann einfach nicht verstehen, daß ich so schnell ermüde«, sagte Peter. »Aber vielleicht sollte ich doch zwei von den Tabletten nehmen.«
»Was hat Dr. Norden gesagt?« fragte Stefanie rasch.
»Daß ein Zuviel schaden könnte. Aber ich habe mich doch so wunderbar wohl gefühlt, als ich heute vormittag die Tablette genommen habe.«
»Hat er dir für die Nacht nicht andere verordnet?«
Er warf den Kopf herum. »Meinst du, ich will mich vollpumpen mit Medikamenten? Mir waren nur die Leute lästig. Du magst unseren Bekanntenkreis doch auch nicht.«
»Ich mag überhaupt keine Ansammlungen«, sagte Stefanie ruhig, »aber jetzt sind wir ja allein.«
»Ich sehne mich danach«, sagte er.
»Du hast dich sehr verändert, Peter«, sagte Stefanie.
»Wundert dich das? Das macht die Liebe. Ich will dich mit niemandem teilen, auch nicht mit Ralph. Als Trauzeugen werden wir ihn allerdings bitten müssen. Ich will mich nicht mit ihm zerstreiten, Stefanie. Ich bewundere ihn wirklich. Er ist wie Vater, wie ein Fels in der Brandung.«
Und wie gut wäre es, könnte ich mich an ihn lehnen, dachte Stefanie, würde er wissend und verstehend hinter mir stehen und meine Angst und Sorgen teilen.
»Hast du ihm eigentlich jemals Hoffnungen gemacht?« fragte Peter.
»Nein, wie kommst du darauf?« fragte sie verwundert.
»Wir haben uns nie gestritten. Nur wenn es um dich ging, waren wir Rivalen, echte Rivalen, Stefanie. Aber diesmal war ich stärker.«
Du armer Junge, dachte sie, du armer lieber Junge, und nur mühsam konnte sie die aufsteigenden Tränen unterdrücken.
In ihrer Wohnung angekommen, sank Peter auf das Sofa. »Ich mache dir einen Tee und dann gebe ich dir eine Tablette, Peter«, sagte Stefanie. »Eine ganz leichte, damit es dir leichter wird.«
»Du bist lieb«, flüsterte er. »Du hast soviel Verständnis.«
»Wie es sich gehört, wenn man jemanden sehr lieb hat«, sagte sie weich.
Sie gab ihm die Tablette, und bald schlief er ein. Sein Kopf lag an ihrer Schulter. Lange Zeit wagte sie nicht, sich zu rühren, und sie betrachtete sein erschöpftes Gesicht, in dem sich die Spuren seines Leidens schon prägten. Er wachte nicht auf, als sie langsam den Arm unter seinem Nacken hervorzog. Sie nahm den Telefonhörer ab, legte ihn neben den Apparat und legte sich auf ihr Bett. Schlafen konnte sie nicht, und als der Morgen graute, fragte sie sich, wie viele solcher Nächte sie noch würde durchstehen müssen.
Peter erwachte, als der Wasserkessel pfiff. Benommen stand er auf und stand dann leicht schwankend in der Küchentür.
»Lieber Gott, ich bin eingeschlafen«, sagte er stockend. »Was mußt du von mir denken, Stefanie?«
»Daß dich der Wein müde gemacht hat, Lieber, ist doch nicht schlimm. Ich bringe dich heim und fahre dann ins Institut.«
»Kannst du nicht anrufen und sagen, daß du krank bist?«
»Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, Peter. Ich bin nicht krank und will nicht krank sein. Hast du die Tabletten bei dir, die Dr. Norden dir gegeben hat?«
»Ja, aber ich fühle mich jetzt auch so ganz wohl. Bitte, behandle mich du auch nicht wie einen Kranken.« Das klang störrisch.
Es wird schlimmer werden und nicht besser, ging es Stefanie durch den Sinn,