Uwe Johnson. Bernd Neumann

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Uwe Johnson - Bernd Neumann eva digital

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See, auf ihr hatte die Familie Mohr einmal eine Pacht besessen, schrieb Uwe Johnson Verse wie die folgenden:

      Nieder-Geschlagenes

      Große und auch kleine Tropfen

       Leise an die Scheiben klopfen.

       Es regnet. Es regnet ungebührlich

       Und viel zu sehr kontinuierlich

       Große und auch kleine Tropfen.

      Ich frage nur: Ist dieses nötig?

       Wenn nicht, so bin ich gern erbötig,

       Für morgen und auch übermorgen

       Für lauter Sonnenschein zu sorgen.

       Doch bin ich nicht als Petrus tätig.

      Ich sitze den ganzen Tag im Haus,

       Denn der Regen läßt mich nicht raus.

       Er macht da draußen große Pfützen.

       Da kann die Sonne tagelang sitzen

       Und trocknen die wieder aus.

      Der Regen katzenähnlich schnurrt

       Und äußerst geistverwirrend surrt.

       Als ich den Hund vorhin mal fragte,

       Was er zu diesem Wetter sagte,

       Hat dieser Kerl mich angeknurrt.

      Vielleicht über Irland ein neues Tief

       Oder es regnet mal ohne Motiv.

       Vom Trübsinn des Wetters angesteckt,

       Habe ich Bosheit in mir entdeckt

       Und mache aus posi-negativ.

      Das Barometer: Veränderlich,

       Doch nichts am Wetter ändert sich

       Außer der Stärke des Regens

       Und Hoffnung klammert sich vergebens

       An das tröstliche Wort: Veränderlich.

      Oder auch:

      Verschlafenes

      Dieweil nach stattgehabter Kauung

       Empfiehlt sich gründliche Verdauung,

       Ging mitten ich in die Natur

       Mit einer Badehose nur

       Und sonst nichts weiter angetan.

      Im starken, unbewußten Tran,

       Ließ ich mich dort, wo Rindvieh weidet,

       Das ungewöhnlich unbekleidet,

       Zu dem Verdauungsschlafe nieder

       Und streckte meine langen Glieder

       Unbekümmert, ungehindert in das Gras.

      Da Platz genug war, konnt’ ich das.

       Als mir dann die Augen sanken,

       Hatte ich nur den Gedanken:

       O wie ist das schön!

       Dann habe ich gegähnt.

      Man konnte sich im Himmel wähnen,

       Genau so schön ist es gewesen.

       Und wenn dies jemand sollte lesen,

       So möge er recht herzhaft gähnen!

      Ferien in der Gemeinschaft als der Himmel auf Erden. Doch eines: Die erotische Erfüllung läßt sich hinter der so erfrischend kalauernden wie häufig verunglückten Melodik dieser Zeilen als ein Wunsch verspüren. Man schlief, nach Geschlechtern getrennt, in einer scheunenartigen Behausung. Der sehnsüchtig-erschreckte Ruf aus Mädchenmund »Die Jungen kommen« wurde neben der Frage, ob Liebe denn Sünde sein könne, zum Schlager dieser Saison. Es blieb beim bloßen Rufen. Die Disteln, die die Mädchen in hoffnungsvoller Furcht in die Eingangsluken der Schlafscheunen legten, blieben ohne Funktion.

      Kalamität

      Ich schlief dort unterm Dach.

       Darauf wies ich das Fehlen nach

       Einer Leiter, mittels derer

       Mein an siebzig Kilo schwerer

       Körper auf den Boden käme,

       Ohne daß er Schaden nähme.

      Schließlich fand ich dann auch eine

       Besser war sie schon als keine,

       Doch war sie außerdem gebrechlich:

       Tatsächlich lebensgefährlich schwächlich.

      Den ersten Abend trug sie mich,

       Nur knarrte sie absonderlich,

       Denn sie war, wie schon gesagt

       äußerst schwach, da hoch betagt.

      In Heu und Decken eingepackt

       Verschlief ich meine erste Nacht,

       Nur träumte ich von einer Leiter!

       Die ich hochstieg, immer weiter – – –

      Bis das Ding, das altersschwache

       Zusammenbrach mit viel Gekrache.

       Davon bin ich aufgewacht.

      Es war schon mitten in der Nacht,

       Ich hab es noch drei Mal geträumt

       Und morgens wild vor Wut geschäumt.

      Man liebt doch eine romantische Nacht

       Nur, wenn man sie ohne Aufregung verbracht.

      Ein psychoanalytischer Interpret würde diesen »Traum« vielleicht als einen von gefürchteter Bestrafung bei geträumter Erfüllung erotischer Sehnsucht verstehen: die zusammenbrechende, sich hoch erstreckende Leiter. Wie auch immer: Die Landschaft und die Atmosphäre der engeren Heimat des Abiturienten Uwe Johnson, zwischen Güstrow und Müritz, erscheinen in diesen Versen aufbewahrt. Es wird genau diese Wasser-Landschaft sein, die zunächst auch die Spiel-Welt der Babendererde abgeben wird. Erst im Zuge der Überarbeitung des Textes wird sie durch die großartigere Müritz (deren Name »Meer« bedeutet) ersetzt werden. Die aber würde erst der Student Johnson in seine Erfahrung bringen.

      Bereits

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