Front ohne Helden. Franz Taut
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Hauptmann Martin stand vor dem Tenente, der sich, auf einmal von Erschöpfung übermannt, auf einen klobigen Stuhl niedergelassen hatte.
»Es ging alles so schnell, Herr Hauptmann«, sagte Favere, die dunklen Augen auf das gerötete Gesicht des Batteriechefs gerichtet. »Meine Kompanie hat tapfer gekämpft. Sie kamen mit großer Übermacht. Meine Stellung war nicht günstig. Der Graben war mit Schnee angefüllt. Er bot keinen ausreichenden Schutz vor dem Artilleriefeuer, mit dem der Angriff eingeleitet wurde. Als sie kamen, hatte ich schon viele Ausfälle. Meine Nachbarkompanien waren überrannt, ehe wir recht zur Besinnung kamen. Ich musste räumen, sonst wären wir in Gefangenschaft geraten.«
»Sie brauchen sich bei mir nicht zu rechtfertigen, Herr Favere«, sagte Hauptmann Martin. »Mein Kompliment übrigens – Sie sprechen sehr gut deutsch.«
Tenente Favere lächelte schwach.
»Ich war vor dem Krieg in verschiedenen Garnisonen in Südtirol, Herr Hauptmann. Aber – verzeihen Sie – mir liegt es sehr am Herzen, was aus uns werden soll.«
»Sie bleiben hier«, erklärte der Hauptmann. »Ich halte Lysselkowo so lange, bis ich den eindeutigen Befehl zum Abrücken bekomme. Ihre Leute sind ein wertvoller Zuwachs für die Ortsverteidigung. Ich werde die Stellungen, die bereits vorhanden sind, weiter ausbauen lassen. Wir sind hier fürs Erste ausreichend mit Munition und Verpflegung versorgt. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
Martin ging in den größeren Raum hinüber, in dem der Ofen angenehme Wärme verbreitete, die jetzt auch bis in seine Stube strahlte, und befahl Leutnant Holler, für die Unterbringung der Italiener zu sorgen und sich vor allem auch darum zu kümmern, dass die Verwundeten und Frostgeschädigten im Verbandsplatz, der im Komsomolzenheim untergebracht war, in Pflege kämen.
Als Martin wieder bei Leutnant Favere war, sagte er: »Ich habe alles für Ihre Kompanie veranlasst. Auch für Sie werden wir ein Quartier finden. Jetzt noch eine Frage, Leutnant: Welche Ausdehnung hat Ihrer Meinung nach die Durchbruchslücke am Don? Sie wissen ja wohl, dass wir hier völlig im Dunkeln tappen.«
»Ich weiß eigentlich ebenso wenig wie Sie, Herr Hauptmann«, antwortete Favere. »Aber ich glaube nicht, dass meine Armee auch nur Teile der Don-Stellung halten kann, nachdem unser rechter Flügel im Abschnitt südwestlich Weschenskaja eingedrückt worden ist. Nach den letzten Nachrichten, die mir zugegangen sind, greift der Russe auch am Tschir an. Wenn er dort durchbricht, dürfte er uns in der Zange haben.«
»Möglich«, räumte Hauptmann Martin gelassen ein. »Ja, und jetzt zum Wesentlichen: Sie sind mit Ihrer Kompanie bis auf Weiteres mir unterstellt. Bis zu anders lautenden Weisungen von höherer Stelle empfangen Sie Ihre Befehle ausschließlich von mir. Ich danke Ihnen, Leutnant Favere.«
Der Italiener erhob sich in sichtlicher Verwirrung. Die geradlinige und militärisch knappe Art des deutschen Hauptmanns war ihm ungewohnt. Völlig unverständlich war es für ihn, dass der Hauptmann in Lysselkowo bleiben wollte, obgleich er sich darüber klar sein musste, dass das Dorf, im Großen betrachtet, bereits mitten im Feindgebiet lag, und dass nicht die geringste Aussicht bestand, es auch nur kurze Zeit zu halten. Doch an Widerspruch dachte Leutnant Favere nicht. Ohne die Hilfe der Deutschen konnte er sich mit dem zusammengeschmolzenen Rest seiner Kompanie nicht durchschlagen.
»Ich glaube, ich bin es, der zu danken hat, Herr Hauptmann«, sagte er.
Hauptmann Martin wehrte lächelnd ab.
»Seien Sie vorsichtig! Wir gehen unruhigen Zeiten entgegen. Aber fürs Erste sind wir hier besser aufgehoben als draußen im Schnee.«
»Vielleicht hat die gleiche Überlegung dazu geführt, dass man sich entschlossen hat, die sechste deutsche Armee in Stalingrad zu konzentrieren«, meinte der Italiener.
»Durchaus nicht«, versetzte Hauptmann Martin scharf. »Lysselkowo ist nicht Stalingrad. Dieser Trümmerhaufen an der Wolga – ich bin gut unterrichtet – hätte aufgegeben werden müssen, als der Russe bei den Rumänen durchbrach. Wären die Teile der sechsten Armee, die in Stalingrad lagen, rechtzeitig zurückgegangen, dann wäre es zu dem Schlag, der jetzt gegen Ihre Armee geführt worden ist, nicht gekommen.«
Leutnant Favere war bereits im Mantel. Er griff zum Stahlhelm und zu seinem kurzläufigen Karabiner, grüßte und verließ den Gefechtsstand. Die Sicherheit des deutschen Hauptmanns hatte auf ihn übergegriffen. Er fühlte sich nicht mehr verloren wie noch vor kurzer Zeit während des Marsches im Schneesturm, ehe er mit der deutschen Skipatrouille zusammentraf.
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