Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Die Sonnenstrahlen drangen bereits durch das winzige Fenster der Hütte, als Jochen erwachte. Er sah den leeren Schlafsack auf Corinnas Lager und hob den Kopf. Wahrscheinlich hantierte sie in der Küche oder vor der Hütte.
Schnell sprang er aus dem Bett und brachte seinen vom Schlaf steifen Körper mit ein paar Gymnastikübungen in Schwung. Dann trat er, noch in dem Trainingsanzug, in dem er geschlafen hatte, in den vorderen Hüttenteil. Komisch, wie ruhig es war. »Corinna?«, rief er.
Keine Antwort!
Er trat vor die Hütte, aber auch da war Corinna nicht. Nachdenklich setzte er sich auf die Holzbank vor der Hütte.
Grollte sie ihm immer noch? Er spürte, wie die Sonne ihn erwärmte. Nachdenklich blieb er einige Minuten sitzen. Er fand nur eine Antwort auf seine Frage: dass Corinna bereits ins Tal abgestiegen war. Entweder würde sie ihn im Ort erwarten – oder sie war ihm noch immer böse und fuhr mit dem Zug allein nach Sophienlust.
Kopfschüttelnd erhob er sich. Auf jeden Fall würde er ihr so schnell wie möglich folgen.
Schnell und geschickt bereitete er sich in der Küche ein einfaches, aber kräftiges Frühstück zu und zog sich an.
Dann schnallte er die beiden Schlafsäcke auf seinen großen Rucksack, brachte die Hütte wieder in Ordnung, in der sie sie vorgefunden hatten, und verließ sie.
Nicht ohne wehmütige Gefühle nahm er von dem Ort, an dem er so viele Stunden mit Corinna glücklich gewesen war, Abschied.
Sobald die kleine Hütte seinen Blicken entschwunden war, strebte er mit weit ausholenden Schritten dem Tal zu. Er gönnte sich keine Rast mehr, bis er den kleinen Ort erreicht hatte, der tief unten im Kessel lag.
Jochen hatte bereits die ersten Häuser des Dorfes passiert, als ihm eine Menschenansammlung in der Mitte des Dorfplatzes auffiel. Schon wollte er vorübergehen, da bemerkte er, dass die Leute alle zu einem bestimmten Punkt in den Felsten starrten und erregt sprachen. Einige hielten sogar Feldstecher an die Augen.
Verwundert trat Jochen zu ihnen.
Ein alter weißhaariger Mann mit Bart wandte sich an Jochen. »Das ist doch unverantwortlicher Leichtsinn«, schimpfte er, während er sein Fernglas an die Augen hielt und mit der freien Hand hinauf in die Berge deutete.
»Wieso? Was ist denn geschehen?«, fragte Jochen drängend. Er spürte plötzlich einen seltsamen Krampf in der Magengegend.
»Ganz allein diesen gefährlichen Aufstieg zu wagen«, wetterte der alte Mann zusammenhanglos weiter. »Eine Person ganz allein!« Er hatte Jochen an seiner Seite bereits wieder vergessen und starrte erneut durch seinen Feldstecher.
»Es ist eine Frau!«, rief da ein Mann am anderen Ende der Gruppe aus.
Mit einer einzigen Bewegung riss Jochen dem alten Mann das Fernglas von den Augen. Seine Gedanken begannen zu rasen. Eine Frau! Das konnte nur Corinna sein. Er setzte das Glas an die Augen und konnte sekundenlang nichts sehen, weil seine Hände zu sehr zitterten.
Als seine Augen die Stelle gefunden hatten, an der der Einzelgänger unterwegs war, war seine schreckliche Vermutung zur Gewissheit geworden. Der Einzelgänger war eine Frau. Es musste Corinna sein, denn sie bewegte sich auf dem gefährlichen schmalen Grat, der zur Absturzstelle ihres Mannes führte.
»Sie ist in Gefahr, in tödlicher Gefahr«, stieß er hervor und spürte die Angst um sie wie eine Eiswoge in seinem Körper. Aber trotz der Nervosität arbeiteten seine Gedanken mit klarer Präzision. Er musste ihr zu Hilfe kommen, und zwar möglichst schnell. Aber um ihr zu helfen, gab es keine andere Möglichkeit, als ihr nachzusteigen. Ein Hubschrauber war in diesem verlassenen Ort nicht schnell aufzutreiben. Aber konnte er ihr denn überhaupt helfen, wenn er ihr allein nachstieg? »Hier gibt es doch eine Bergwachtstation?«, wandte er sich an den ihm zunächst stehenden Mann.
Der nickte eifrig. »Natürlich! Das ist die beste Idee! Wir müssen die Bergwacht mobilisieren. Sie kann da oben jeden Moment ausrutschen und ist nicht gesichert!«
Diese Feststellung, die nur allzu wahr war, trieb Jochen das Blut ins Gehirn.
»Wo ist die Bergwacht?«, herrschte er den jungen Mann fast grob an.
Doch der nahm ihm das nicht übel. »Kommen Sie!«, forderte er Jochen auf und lief auch schon los. Die anderen Beobachter folgten den beiden.
Die Männer im Dienst der Bergwacht hielten sich nicht mit langen Überlegungen oder Diskussionen auf. Sie erkannten die Gefahr augenblicklich und handelten.
Kommandos flogen hin und her, und wenige Minuten später waren die routinierten Männer zum Aufbruch gerüstet. Sogar eine Trage führten sie mit sich.
Während dieser kurzen Vorbereitungen hatte Jochen Corinna nicht aus den Augen gelassen. Das Ferngals projizierte sie ihm vergrößert vor, sodass er an ihren Bewegungen erkannte, dass sie außerordentlich geschwächt sein musste. Seine Erfahrung sagte ihm, dass sie wahrscheinlich zu spät kommen würden. Doch das wollte er nicht wahrhaben.
»Ich begleite euch«, sagte er zu den Männern der Bergwacht.
Die musterten ihn kurz und eingehend. Doch da sie den erfahrenen Bergsteiger in ihm erkannten und außerdem vermuteten, dass er in irgendeinem Zusammenhang mit der gefährdeten Einzelgängerin stand, nickten sie ihm kurz zu.
»In Ordnung! Kommen Sie mit!«
Schweigend stiegen sie auf ein Geländefahrzeug, das sie über einen Wiesenweg so nahe wie möglich an die Berge heranbrachte, damit sie Zeit sparten.
Jochen war sich darüber im Klaren, dass jetzt ein Wettlauf mit der Zeit begann, der unter Umständen Corinnas Tod zur Folge haben konnte, wenn sie den Wettlauf verloren. Bei diesem Gedanken drohte ihn sekundenlang Schwäche zu überfallen. Doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. Wenn er schlappmachte, konnte er Corinna ja nicht helfen.
»Gehört die Frau zu Ihnen?«, fragte ihn einer der Bergwachthelfer.
Jochen nickte gequält. »Sie ist meine Verlobte.«
Er spürte die mitfühlenden Blicke der Männer und war ihnen komischerweise dafür dankbar.
Dort, wo das Geländefahrzeug nicht weiter konnte, stiegen sie ab und begannen schweigend den Aufstieg. Sie konzentrierten all ihre Kräfte darauf, schnell voranzukommen.
Jochen erkannte schon bald, dass die Männer einen kürzeren Weg einschlugen als den, den er kannte. Trotzdem hatte er ein hilfloses Gefühl, wenn er zu der Höhe aufblickte, in der Corinna sich schutzlos befand. Zu weit war sie von ihm entfernt. Wenn ihr in diesem Moment etwas zustoßen sollte, konnte er ihr nicht helfen.
Halte aus! rief er ihr wortlos hinauf. Halte durch, wir kommen!
*
Corinnas Kräfte wurden schwächer und schwächer. Sie merkte es selbst an der Unsicherheit, mit der sie jeweils die nächste Trittstelle auswählte. Ein falscher Tritt hier oben bedeutete das sichere Verderben. Aber sie erlaubte sich nicht, auch nur einige Minuten zu rasten. All ihre Gedanken strebten vorwärts. Dort oben, an der Stelle, an der ihr Mann abgestürzt war, lag ihr Ziel. Und obwohl sie bereits den größten Teil