Der himmlische Weihnachtshund. Petra Schier

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Der himmlische Weihnachtshund - Petra Schier

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kann man wohl sagen«, antwortete Michael mit einem vielsagenden Lächeln. »Anstatt eines Taxis hättet ihr beinahe den Notarzt gerufen. Da dachte ich, es wäre besser, euch hierher zu bringen, ehe ihr noch irgendein Unheil anrichtet.«

      »Danke, Micha«, sagte nun auch Katrin. »Entschuldigt mich bitte, ich muss mich anziehen.« Schon war sie wieder zur Tür hinaus. Leo folgte ihr auf dem Fuße.

      Anna-Maria schüttelte den Kopf. »Muss ja ein rauschendes Fest gewesen sein.« Ehe er etwas darauf erwidern konnte, fuhr sie fort: »Ich bin eigentlich nur gekommen, um dich daran zu erinnern, dass wir heute Abend mit Lindas Eltern essen. Dein Vater hat einen Tisch im Sternbach reservieren lassen – für acht Uhr.«

      »Ja, Mama, ich weiß.« Ordnend fuhr sich Michael durch seine schwarzen Haare. »Ich werde pünktlich da sein.«

      »Das hoffe ich«, antwortete seine Mutter. »Du weißt, wie viel Wert wir auf ein gutes Verhältnis zu ihnen legen. Wenn du und Linda erst einmal … nun ja …« Sie lächelte. »Wenn es mit euch ernst wird, will ich sicher sein, dass unsere beiden Familien sich gut verstehen.«

      »Hm.« Michael nickte unbestimmt.

      »Linda ist eine sehr charmante junge Dame«, sagte seine Mutter mit Nachdruck. »Und eine sehr fähige Mitarbeiterin in unserer Firma. Seit sie in der Produktabteilung arbeitet, konnten wir unsere Futtermittellinien in vielerlei Hinsicht optimieren.«

      »Das weiß ich, Mama.«

      »Sie hat dich sehr gern, Junge.«

      »Ja.« Er unterdrückte ein Seufzen. »Ich mag sie auch.«

      »Dann zögere nicht, dir den Fisch zu angeln, bevor ihn dir jemand vor der Nase wegschnappt.« Zum ersten Mal lächelte Anna-Maria offen. »Ihr seid so ein schönes Paar!«

      »Mhm. Würdest du mich jetzt bitte allein lassen, damit ich mich anziehen kann.« Er wies auf seine Boxershorts, denn mehr trug er gerade nicht am Körper.

      »Aber natürlich, Junge.« Deutlich gnädiger als bei ihrem Eintreten verließ seine Mutter das Haus wieder.

      Michael warf einen Blick nach draußen. Es hatte gefroren, wie der Raureif auf den Büschen im Garten bewies, aber die Sonne schien. Vielleicht sollte er vor dem Frühstück eine Runde joggen. Zunächst musste er jedoch seine Übernachtungsgäste sicher in ihr Taxi verfrachten.

      ***

      »Sieht doch gar nicht so übel aus«, befand Elf-Vier, der sich neugierig hinter Santa Claus gestellt hatte und auf den Computerbildschirm blickte. »Auch wenn du ihm seine Wünsche damals nicht erfüllt hast, scheint er es doch ziemlich gut getroffen zu haben. Schau dir nur mal das schöne große Haus an. Freunde hat er offensichtlich auch, sogar bald eine Verlobte, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Also alles im Lot.«

      »Ich weiß nicht«, widersprach Elfe-Sieben, die Assistentin des Weihnachtsmannes, mit deutlichem Zweifel in der Stimme. »Findest du, der Mann sieht glücklich aus?«

      Santa Claus strich sich wieder einmal durch den Bart. »Du hast recht, die Sache will mir nicht gefallen. Der erste Eindruck von einem Menschen ist nicht immer der Richtige. Ich glaube, ich stelle lieber noch weitere Nachforschungen an.« Er betätigte die Gegensprechanlage. »Elfe-Acht? Schau bitte, wo sich Elf-Zwei herumtreibt und kommt so schnell wie möglich zu mir. Ich habe einen Auftrag für euch.«

      ***

      »Also wenn du mich fragst …« Linda stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Michael einen sanften Kuss auf die Lippen. »Dann liegen meine Eltern dir zu Füßen.« Sie lächelte schelmisch. »Eine gute Idee von dir, Paps mal wieder auf sein Hobby anzusprechen. Er liebt Angeln. Ich habe zwar keine Ahnung, wie man so was Langweiliges auch nur fünf Minuten aushalten kann, aber damit hattest du ihn sprichwörtlich sofort am Haken.«

      Michael lachte. »Das Thema war jedenfalls interessanter als der übliche Small Talk. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich vom Angeln keinen blassen Schimmer habe.«

      Sie standen vor Lindas Wohnungstür. Während sie aufschloss, blickte sie zu ihm auf. »Möchtest du noch mit hereinkommen? Wir könnten es uns so richtig gemütlich machen.« Ihren Worten folgte ein vielsagender Blick.

      Michael lächelte ihr zu. »Ich würde wirklich gerne, Linda, aber ich muss noch mal kurz in der Firma vorbei und ein paar Unterlagen abholen, die ich morgen auf dem Meeting in Brüssel benötige.«

      »Ach, wie schade.« Linda senkte enttäuscht den Kopf. »Das Meeting hatte ich völlig vergessen. Wann bist du denn wieder zurück?«

      »Schon morgen Abend«, antwortete er und gab ihr einen raschen Kuss. »Ich rufe dich an. Wenn es nicht zu spät wird, holen wir den gemütlichen Abend morgen nach.«

       »Okay, schön. Dann bis morgen.« Linda trat in ihre Wohnung, während Michael sich abwandte und, ohne sich noch einmal umzublicken, die Stufen ins Erdgeschoss hinabstieg.

      Er gab es ungern zu, aber der Abend hatte ihn zu Tode gelangweilt. Er mochte Linda und bemühte sich wirklich, ihr und ihrer Familie entgegenzukommen. Selbstverständlich wusste er um die Hoffnung seiner Eltern, dass für ihn und Linda in absehbarer Zeit die Hochzeitsglocken läuten würden. Doch etwas hielt ihn zurück. Er redete sich ein, dass er noch zu sehr an seinem ungebundenen Single-Dasein hing und die häufigen Partys und vielen unbedeutenden Frauenbekanntschaften nicht gegen das wesentlich ruhigere und monogame Leben eines braven Ehemannes einzutauschen bereit war. Das ergab Sinn und war wesentlich einfacher, als sich einzugestehen, dass er Linda nicht liebte und wenig scharf darauf war, eine Zweckehe zugunsten der Firma einzugehen, wie seine Eltern sie ihm vorlebten.

      Entschlossen richtete er seine Gedanken auf das morgige Meeting in Brüssel mit einigen neuen Vertriebspartnern. Gleich zwei neue Produktlinien galt es vorzustellen. Eine für Meerschweinchen und eine andere für Pferde. Es war zwar nicht das erste Mal, dass ihm diese Aufgabe zukam, doch bisher war sein Vater als Seniorchef immer ebenfalls anwesend gewesen. Morgen würde er – Michael – allein vor den Geschäftspartnern stehen.

      Er hatte es mit seinen einunddreißig Jahren in der Firma Sahler Futtermittel schon zum Juniorchef gebracht. Nicht nur, weil sein Vater ihn selbstverständlich auf diese Position vorbereitet hatte, sondern weil er selbst ehrgeizig genug war, all den Anforderungen, die die Leitung einer so großen Firma an ihn stellte, gerecht zu werden. Nach seinem Studium hatte er in sämtlichen Abteilungen gearbeitet, um Forschung und Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Marketing kennenzulernen. Dabei war ihm weder etwas geschenkt noch in den Schoß geworfen worden, wie manch ein Außenstehender gerne vermutete.

      Georg Sahler, Michaels Vater, hielt nichts davon, jemanden ohne Fleiß und ohne das Vergießen von ordentlich viel Schweiß ans Ziel gelangen zu lassen. Er hatte die Firma aus einem kleinen Futtermittelladen nebst Hundekuchenbäckerei zu einer Zeit aufgebaut, als andere über solche Geschäftsmodelle noch nicht einen Gedanken verschwendet hatten. Heute war Sahler Futtermittel eine der führenden Produzenten von Tiernahrung aus kontrolliert angebauten Bio-Rohstoffen.

      Michaels Vater wusste also, was es hieß, gewissermaßen aus dem Nichts ein Geschäft aufzubauen, und von seinem Sohn erwartete er, dass er dieses Gedankengut und Erbe durch eigene harte Arbeit würdigte.

      Deshalb fuhr Michael nun, obwohl es schon nach zehn Uhr war, noch einmal in die Firma, um die Unterlagen, die seine Sekretärin für ihn vorbereitet hatte, noch heute abzuholen. Sein Zug nach Brüssel würde am folgenden Morgen schon um 5:30 Uhr abfahren, und ein paar Stunden Schlaf

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