Der himmlische Weihnachtshund. Petra Schier
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![Der himmlische Weihnachtshund - Petra Schier Der himmlische Weihnachtshund - Petra Schier](/cover_pre872233.jpg)
»Und sie hat dich angepieselt.«
Vor Freude, Leute, nur vor Freude, endlich aus dem stinkenden Loch herauszukommen! Tut mir leid, so was passiert mir sonst nicht. Vielleicht sollte ich unter dem Stuhl vorkommen und mich noch mal entschuldigen. Seht ihr, hier bin ich. Und ich bin auch ganz brav und stubenrein. Na ja, fast. Und hier riecht es irgendwie gut nach Brötchen. Gibt es was zu fressen? Ich habe solch einen Hunger!
»Sieh dir das an. Sie bettelt um deine Aufmerksamkeit.« Fiona blickte halb entzückt, halb gereizt auf die Hündin hinab. »Aber das scheint ja symptomatisch zu sein. Sie ist schließlich weiblich.«
»Wie bitte?« Irritiert blickte Michael sie an. »Was soll das denn heißen?«
»Ach, komm schon!« Fiona funkelte ihn an, und diesmal siegte der Ärger. »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, dass dir die Frauen zu Füßen liegen. Man kann es oft genug in den Klatschblättern lesen. Der Erbe des Sahler-Imperiums und sein Harem.«
Michaels Miene verfinsterte sich. »Also, Imperium ist wohl ein wenig übertrieben, findest du nicht? Und einen Harem besitze ich auch nicht.«
»Nein, zumindest bisher hast du die Damen nicht gleichzeitig bespaßt, sondern nacheinander verschlissen«, gab sie widerwillig zu. »Aber«, fuhr sie fort, bevor er etwas erwidern konnte, »das geht mich nichts an und interessiert mich auch nicht. Wichtig ist, dass wir etwas für die Kleine hier tun. Komm mal her, Süße.« Sie hob nun ihrerseits den Welpen hoch und trug ihn ohne ein weiteres Wort hinüber in eines der Behandlungszimmer. Dort setzte sie das Tier auf den Untersuchungstisch und ließ diesen langsam hochfahren, bis er sich für sie auf Arbeitshöhe befand. Michael war ihr gefolgt. Sie winkte ihn näher. »Halt sie mal fest, damit sie nicht runterfällt, während ich sie untersuche.«
Routiniert tastete Fiona die kleine Labradordame ab, schaute ihr in die Ohren und in die Schnauze, maß die Temperatur. Zufrieden tätschelte sie ihr danach den Kopf. »Du scheinst ja ganz gesund zu sein. Aber du hast natürlich weder Halsband noch Hundemarke und erst recht keinen Impfpass. Sicherheitshalber werde ich also wohl alle nötigen Impfungen durchführen und einen Pass für dich anlegen. Gechipt bist du auch nicht, aber das hätte mich auch gewundert. Ich verstehe einfach nicht, wie man ein lebendiges Wesen einfach in eine Mülltonne stecken kann.«
Während sie sprach, bereitete sie die Impfdosis vor.
O nein, das ist nicht euer Ernst, oder? Nicht stechen, bitte! Hey, du, Michael, bitte rette mich vor der gemeinen Spritze! Ich tue auch alles für dich. Komm schon, das ist nicht lustig! Bitte nicht! Aua!
»Ach herrje, ein kleiner Angsthase«, sagte Fiona und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als sie sah, wie sich die Labradorhündin beim Anblick der Spritze heftig an Michael drängte und ihren Kopf in seiner Armbeuge versteckte. Als sie die Spritze setzte, fiepte die Kleine leise. »Schon vorbei, Süße. Siehst du. Schau mal, ich habe ein Leckerchen für dich.« Fiona griff in die Schale mit den selbstgebackenen Hundekeksen und hielt der Hündin einen vor die Nase. Er verschwand mit einem Happs in der Schnauze. »Du hast wohl Hunger, was? Möchtest du noch einen?« Sie bot der Kleinen noch einen weiteren Keks an, der ebenso rasch verschlungen war.
Hey, die sind lecker. Bitte mehr davon! Mein Magen knurrt schon. Und Durst habe ich auch. Hallo, nicht weggehen! Da in der Schale sind noch ganz viele Leckerchen, das sehe ich genau. Lass mal noch welche rüberwachsen!
»Sie ist bestimmt ausgehungert«, stellte Fiona fest und hob den Welpen vom Tisch herunter. »Ich habe hinten im Lagerraum etwas Hundefutter für alle Fälle. Normalerweise brauche ich ja nur das medizinische und Diätfutter, das einige meiner Patienten bekommen, aber zur Sicherheit habe ich immer auch normales Futter da. Man weiß nie, in welchem Zustand die Tiere hier eintreffen. Ich habe da schon Sachen erlebt …« Sie brach ab und eilte hinüber in ihre kleine Vorratskammer. Solange sie in Bewegung blieb und sich beschäftigte, musste sie sich nicht mit der Verwirrung auseinandersetzen, die Michaels Anwesenheit in ihr auslöste. Genau vor dieser Situation hatte sie sich gefürchtet, deshalb hatte sie den Brief an seine Firma noch immer in ihrer Schreibtischschublade liegen. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Zwanzig Jahre waren eine lange Zeit. Eigentlich müsste sie sich freuen, ihren guten Freund aus Kindertagen wiederzusehen. Wenn – ja, wenn da nicht dieses furchtbar schlechte Gewissen wäre. Außerdem sah er – trotz seines momentan nicht ganz salonfähigen Aufzugs – genauso aus wie in den Zeitschriften, in denen sie über die Jahre hinweg seine Eskapaden verfolgt hatte. Nein, er sah sogar noch besser aus mit seinen rabenschwarzen Haaren, die ihm in Wellen bis zum Kragen reichten, und den strahlend blauen Augen. Die Schatten um sein Kinn verrieten, dass er sich heute noch nicht rasiert hatte. Vermutlich hatte er das erst nach seiner Joggingrunde vorgehabt.
Energisch lenkte Fiona ihre Gedanken wieder auf das Hundefutter. Sie griff nach einem der Beutel und trug ihn hinüber in die Teeküche. Der kleine Hund folgte ihr freudig wedelnd. Michael war im Gang stehengeblieben und beobachtete jede ihrer Bewegungen schweigend.
Sie füllte eine kleine Blechschale mit dem Futter und eine weitere mit Wasser und stellte beides vor der Hündin auf den Boden. Die Kleine stürzte sich darauf, als sei sie kurz vor dem Verhungern.
»Sahler-Welpenfutter?« Er lächelte leicht.
Sie zuckte zusammen und drehte sich zu ihm um. »Ja, natürlich. Euer Tierfutter ist das Beste, das es derzeit am Markt gibt. Ich empfehle es jedem Tierhalter, der in meine Praxis kommt. Es ist nicht ganz billig, aber was die Inhaltsstoffe angeht, kann es kein anderes Futter mit eurem aufnehmen.« Sie errötete leicht. »Aber das weißt du selbst. Ist schließlich deine Firma.«
»Ich freue mich, dass du als Tierärztin unsere Produkte weiterempfiehlst«, sagte er; sein Lächeln vertiefte sich. »Du hast deinen Traum also wahrgemacht.«
»Traum?« Verblüfft sah sie zu ihm auf. Er war einen Schritt auf sie zugekommen und stand nun so dicht vor ihr, dass sie die winzigen grauen Einsprengsel in seiner Iris erkennen konnte.
»Ja, du wolltest doch schon damals immer unbedingt Tierärztin werden. Ich finde es toll, dass du daran festgehalten hast.« Er machte eine ausholende Bewegung mit der rechten Hand. »Sieh dir das an. Eine große Praxis. Und bestimmt unzählige zufriedene Patienten.«
Sie schluckte und wich einen Schritt zurück, tat so, als müsse sie sich unbedingt die Hände waschen. »Die Arbeit macht mir viel Freude«, antwortete sie nach einem Augenblick. »Und du hast die Firma inzwischen von deinem Vater übernommen?«
»Noch nicht ganz.« Er ging zur Anrichte und lehnte sich lässig dagegen. »Mein alter Herr wird sich ganz sicher noch eine Weile nicht zur Ruhe setzen. Aber das ist auch gut so. Ohne seine langjährige Erfahrung wäre ich aufgeschmissen. Aber er hat mir inzwischen große Bereiche der Leitung übertragen.«
»Das ist schön.« Sie heftete ihren Blick auf den Hund, der noch immer gierig das Futter kaute. »Du musst nicht hierbleiben, Michael. Ich kümmere mich schon um die Kleine. Gleich rufe ich erst mal im Tierheim an. Dort wird man sicher einen Platz für sie haben. Und so einen hübschen jungen Hund können sie bestimmt ganz rasch vermitteln.«
Ich höre wohl nicht recht! Ich will nicht ins Tierheim! Die Elfen haben mich gerade erst da rausgeholt! O bitte, kann ich nicht hier bleiben? Oder noch besser bei Michael. Er riecht so gut und ist groß und stark, und ich mag ihn einfach! Außerdem habe ich vom Weihnachtsmann einen Auftrag erhalten, und der ist Ehrensache.
»Sieh dir das an.« Michael blickte verblüfft auf die Hündin hinab, die bei dem Wort Tierheim sofort zu fressen aufgehört hatte. Mit einem Satz war sie bei ihm