Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

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Ihm fehl­ten noch zwei­hun­dert Fran­cs; da ent­schloss er sich kurz, das Geld für sich zu be­hal­ten und mur­mel­te: »Um die­ses Frau­en­zim­mer wer­de ich mir kei­ne grau­en Haa­re wach­sen las­sen. Ich wer­de es be­zah­len, wenn ich kann.«

      Vier­zehn Tage lang leb­te er spar­sam, re­gel­mä­ßig und zu­rück­ge­zo­gen. Er hat­te den Kopf voll ener­gi­scher Ent­schlüs­se, dann aber er­griff ihn ein großes Ver­lan­gen nach Lie­be. Es war ihm, als wä­ren Jah­re ver­gan­gen, seit er eine Frau be­ses­sen hat­te, und wie ein Ma­tro­se, der toll wird, wenn er wie­der an Land geht, er­reg­te ihn je­der Wei­ber­rock, dem er be­geg­ne­te.

      Da ging er ei­nes Abends nach Fo­lies-Ber­gè­re, in der Hoff­nung, Ra­hel dort zu tref­fen. In der Tat sah er sie gleich beim Ein­tritt, denn sie ver­ließ die­ses Lo­kal nie. Lä­chelnd ging er auf sie zu und woll­te ihr die Hand rei­chen; aber sie maß ihn von Kopf bis zu den Fü­ßen:

      »Was wün­schen Sie von mir?«

      Er ver­such­te zu la­chen: »Ach, mach’ doch kei­ne Fa­xen!«

      Da dreh­te sie ihm hef­tig den Rücken und sag­te:

      »Ich ver­keh­re nicht mit Lum­pen!«

      Sie hat­te die gröbs­te Be­lei­di­gung aus­ge­sucht. Er fühl­te, wie das Blut ihm zu Kopf stieg und ging al­lein nach Hau­se.

      Fo­res­tier, der krank und elend war und im­mer­fort hus­te­te, mach­te ihm auf der Re­dak­ti­on das Le­ben so schwer wie mög­lich. Es schi­en, als zer­brä­che er sich den Kopf, um ihm die pein­lichs­ten und un­an­ge­nehms­ten Auf­trä­ge zu ge­ben. Ei­nes Ta­ges sag­te er in ei­nem Au­gen­blick ner­vö­ser Er­re­gung nach ei­nem schwe­ren Hus­ten­an­fall zu Du­roy, als er ihm eine ver­lang­te Aus­kunft nicht ver­schaf­fen konn­te: »Wahr­haf­tig, du bist noch düm­mer, als ich ge­glaubt hat­te.«

      Der an­de­re hät­te ihn fast geohr­feigt, doch er nahm sich zu­sam­men, ging fort und brumm­te: »War­te nur, dich krie­ge ich noch.« Da­bei flog ihm blitz­schnell ein Ge­dan­ke durch den Kopf und er füg­te hin­zu: »Ich set­ze dir Hör­ner auf, Al­ter.« Dann ging er und rieb sich die Hän­de vor Ver­gnü­gen über die­sen Plan.

      Er woll­te schon am nächs­ten Tage mit der Aus­füh­rung be­gin­nen und mach­te zu­nächst Frau Fo­res­tier einen Be­such.

      Er fand sie le­send auf dem Sofa lie­gen. Sie reich­te ihm die Hand, ohne sich zu rüh­ren. Sie wand­te ihm nur den Kopf zu und sag­te:

      »Gu­ten Tag, Bel-Ami!«

      Es war ihm, als ob er eine Ohr­fei­ge be­kam.

      »Wa­rum nen­nen Sie mich so?«

      Sie ant­wor­te­te lä­chelnd: »Ich habe ver­gan­ge­ne Wo­che Ma­da­me de Ma­rel­le ge­trof­fen, und ich habe er­fah­ren, wie man Sie bei ihr ge­tauft hat.«

      Das lie­bens­wür­di­ge Ge­sicht der jun­gen Dame be­ru­hig­te ihn et­was. Wes­halb hät­te er auch Angst ha­ben sol­len.

      Sie fuhr fort:

      »Sie ver­wöh­nen sie! Mich be­sucht man aber nur, wenn es ei­nem ge­ra­de ein­fällt, am sechs­und­drei­ßigs­ten ei­nes Mo­nats, nicht wahr?«

      Er nahm ne­ben ihr Platz und be­trach­te­te sie mit völ­lig neu­em In­ter­es­se, wie ein Samm­ler ein sel­te­nes Kunst­werk. Sie war be­zau­bernd, ihre Haa­re wa­ren blond, von zar­tem, war­mem Gold­ton, und sie schi­en wie zur Lie­be ge­schaf­fen zu sein. Er dach­te: »Sie ist si­cher­lich schö­ner als die an­de­re.« Er zwei­fel­te nicht an sei­nem Er­folg, er brauch­te nur die Hand aus­zu­stre­cken — so schi­en es ihm — und sie zu neh­men, wie man eine Frucht pflückt.

      Er sag­te ent­schlos­sen:

      »Es war bes­ser, dass ich Sie nicht be­sucht habe.«

      »Wie­so? Wa­rum?« frag­te sie, ohne ihn zu ver­ste­hen.

      »Wa­rum? Ah­nen Sie es denn nicht?«

      »Nein, ganz und gar nicht.«

      »Weil ich ver­liebt in Sie bin … Oh, nur ein biss­chen, ein klein we­nig … und weil ich es nicht ganz wer­den will.«

      Sie schi­en we­der er­staunt, noch ver­letzt, noch ge­schmei­chelt; sie lä­chel­te wei­ter mit dem­sel­ben gleich­gül­ti­gen Lä­cheln und ant­wor­te­te ru­hig:

      »Ach, Sie hät­ten trotz­dem ru­hig kom­men kön­nen; in mich war noch nie je­mand lan­ge ver­liebt.«

      Er war er­staunt, mehr so­gar über den Ton als über den In­halt; er frag­te:

      »Wa­rum?«

      »Weil das zweck­los ist, und ich es gleich zu ver­ste­hen gebe. Hät­ten Sie Ihre Be­fürch­tung frü­her ver­ra­ten, so hät­te ich Sie be­ru­higt und Sie im Ge­gen­teil ge­be­ten, mich recht oft zu be­su­chen.

      Er rief pa­the­tisch aus:

      »Vor­aus­ge­setzt, dass man ab­so­lut Herr ist über sei­ne Ge­füh­le!«

      Sie wand­te sich zu ihm um:

      »Mein lie­ber Freund. Für mich ist ein ver­lieb­ter Mann aus der Rei­he der Le­ben­den aus­ge­schal­tet. Er wird zum Idio­ten, und nicht nur das, son­dern auch ge­mein­ge­fähr­lich. Mit de­nen, die in mich ver­liebt sind — oder die es sich ein­bil­den und be­haup­ten —, bre­che ich je­den nä­he­ren Ver­kehr ab, denn ers­tens lang­wei­len sie mich und zwei­tens sind sie mir auch ver­däch­tig, wie ein tol­ler Hund, der in je­dem Au­gen­blick einen An­fall krie­gen kann. Ich set­ze sie da­her so lan­ge in geis­ti­ge Qua­ran­tä­ne, bis ihre Krank­heit vor­über ist. Mer­ken Sie sich das. Ich weiß ge­nau, dass für Sie die Lie­be nur eine Art Hun­ger ist, wäh­rend sie für mich im Ge­gen­teil eine Art von … von … von See­len­ge­mein­schaft sein müss­te, wie sie es aber lei­der im Be­wusst­sein der Män­ner gar nicht gibt. Sie hal­ten sich an die Wor­te und ich an den In­halt. Aber … bit­te, se­hen Sie mir mal ins Ge­sicht.«

      Sie lä­chel­te nicht mehr, ihr Ge­sichts­aus­druck war ru­hig und kühl. Sie fuhr fort und leg­te Nach­druck auf je­des Wort:

      »Ich wer­de nie, nie Ihre Ge­lieb­te sein! Ver­ste­hen Sie mich? Es ist da­her völ­lig zweck­los, und es wäre für Sie so­gar schlimm, wenn Sie wei­ter die­sen Wunsch he­gen … Und nun, wo … die Ope­ra­ti­on voll­zo­gen ist … wol­len wir Freund­schaft schlie­ßen — wol­len Sie? — Rich­ti­ge wah­re Freund­schaft ohne Hin­ter­ge­dan­ken?«

      Nun be­griff er, dass an­ge­sichts die­ser un­wi­der­ruf­li­chen Ent­schei­dung je­der Ver­such frucht­los wäre. Er zog so­fort die Kon­se­quen­zen dar­aus; er hielt ihr bei­de Hän­de hin, auf­rich­tig ent­zückt, eine so be­deut­sa­me Ver­bün­de­te für sei­ne Tä­tig­keit und sein Le­ben zu fin­den.

      »Ich

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