Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 69

Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

Скачать книгу

ins Herz der Frau tref­fen, und sie warf ihm rasch einen je­ner dank­ba­ren Bli­cke zu, die die Män­ner zu ih­ren Skla­ven ma­chen.

      Da er nicht recht wuss­te, wie er die Un­ter­hal­tung fort­set­zen soll­te, leg­te sie ihre Hand auf sei­nen Arm und sag­te mit sanf­ter Stim­me:

      »Ich will gleich mein Amt als Freun­din an­tre­ten. Sie sind recht un­ge­wandt, mein Lie­ber.«

      Sie zau­der­te und frag­te dann:

      »Darf ich ganz of­fen spre­chen?«

      »Ja.«

      »Ganz und gar?«

      »Ja.«

      »Nun also! Be­su­chen Sie doch Frau Wal­ter; sie hält von Ih­nen viel; Sie müs­sen sich Mühe ge­ben, ihr zu ge­fal­len. Da kön­nen Sie Ihre Kom­pli­men­te an­brin­gen, ob­gleich sie eine an­stän­di­ge Frau ist; ver­ste­hen Sie mich wohl, sie ist durch­aus an­stän­dig! Bil­den Sie sich nichts ein … set­zen Sie kei­ne Hoff­nun­gen auf ir­gend­wel­che Strei­che. Füh­ren Sie sich bei ihr gut ein und Sie kön­nen dort viel er­rei­chen. Ich weiß, Sie neh­men bei der Zei­tung vor­läu­fig eine un­ter­ge­ord­ne­te Stel­lung ein. Aber fürch­ten Sie nichts; man emp­fängt dort alle Re­dak­teu­re mit dem glei­chen Wohl­wol­len. Ge­hen Sie hin, glau­ben Sie mir!«

      Er sag­te lä­chelnd:

      »Ich dan­ke Ih­nen, Sie sind ein En­gel … ein Schutz­en­gel!«

      Dann ging die Un­ter­hal­tung auf an­de­re Din­ge über. Er blieb lan­ge bei ihr, denn er woll­te ihr be­wei­sen, dass er gern bei ihr weil­te; als er sich ver­ab­schie­de­te, frag­te er sie noch­mals:

      »Also ab­ge­macht, wir sind Freun­de?«

      »Ab­ge­macht!«

      Und da er die Wir­kung sei­nes letz­ten Kom­pli­ments be­merkt hat­te, so un­ter­strich er es noch mit den Wor­ten: »Soll­ten Sie ein­mal Wit­we wer­den, bit­te ich, mich vorzu­mer­ken.«

      Dann aber ging er schnell hin­aus, da­mit sie nicht erst die Zeit fand, böse zu wer­den.

      Die Sa­che mit dem Be­such bei Frau Wal­ter war Du­roy et­was pein­lich, denn er war ja nicht auf­ge­for­dert, sich bei ihr vor­zu­stel­len, und er woll­te kei­ne Takt­lo­sig­keit be­ge­hen. Al­ler­dings zeig­te ihm der Chef viel Wohl­wol­len, und wuss­te sei­ne Ar­beit hoch zu schät­zen und zog ihn mit Vor­lie­be zu schwie­ri­gen Auf­trä­gen her­an; warum soll­te er nicht die Ge­le­gen­heit wahr­neh­men, sich auch in sein Haus ein­zu­füh­ren?

      Ei­nes Ta­ges stand er früh auf, ging in die Markt­hal­le und kauf­te für zwölf Fran­cs zwan­zig Stück pracht­vol­ler Bir­nen. Er ver­pack­te sie sorg­fäl­tig in ei­nem Körb­chen, um den An­schein zu er­we­cken, als kämen sie von weit her, übergab sie dem Por­tier im Hau­se sei­nes Chefs und leg­te noch sei­ne Kar­te bei, auf der ge­schrie­ben stand:

      »Ge­or­ges Du­roy bit­tet Ma­da­me Wal­ter er­ge­benst, ihr ei­ni­ge Früch­te sen­den zu dür­fen, die er heu­te früh aus der Nor­man­die er­hal­ten hat.«

      Am nächs­ten Tage fand er in sei­nem Brief­kas­ten in der Re­dak­ti­on ein Ku­vert mit der Kar­te der Frau Wal­ter, die Herrn Ge­or­ges Du­roy herz­lichst dank­te und ihm mit­teil­te, dass sie je­den Sonn­abend zu Hau­se sei.

      Am nächs­ten Sonn­abend mach­te er sei­nen Be­such. Herr Wal­ter be­wohn­te auf dem Bou­le­vard Ma­les­her­bes ein Dop­pel­haus, das ihm selbst ge­hör­te und des­sen Hälf­te er als prak­ti­scher und spar­sa­mer Ge­schäfts­mann ver­mie­te­te. Ein Pfört­ner mit di­cken Bei­nen in wei­ßen St­rümp­fen, in ei­ner präch­ti­gen Schwei­zer Li­vree mit gol­de­nen Knöp­fen und schar­lach­ro­ten Auf­schlä­gen, der zwi­schen den bei­den Tor­ein­fahr­ten haus­te, öff­ne­te das Tor so­wohl für den Haus­wirt als auch für den Mie­ter und ver­lieh durch sei­ne Hal­tung den bei­den Ein­gän­gen das stol­ze Aus­se­hen ei­nes rei­chen und vor­neh­men Pri­vat­hau­ses.

      Die Ge­sell­schafts­räu­me la­gen im ers­ten Stock. Zu­erst kam man in ein Vor­zim­mer mit Go­bel­ins und Por­tie­ren. Zwei Die­ner sa­ßen schläf­rig auf Ses­seln. Ei­ner von ih­nen nahm Du­roy den Über­zie­her ab, der an­de­re er­griff sei­nen Spa­zier­stock, öff­ne­te eine Tür, ging dem Gas­te ein paar Schrit­te vor­aus, trat dann zur Sei­te und ließ ihn vor­bei, in­dem er sei­nen Na­men in ein lee­res Zim­mer hin­ein­rief. Der jun­ge Mann fühl­te sich zu­erst sehr un­si­cher und sah sich nach al­len Sei­ten um, bis er zu­letzt in ei­nem Spie­gel meh­re­re sit­zen­de Men­schen er­blick­te, die ziem­lich weit zu sein schie­nen. Er ging zu­erst nach der ver­kehr­ten Rich­tung, da der Spie­gel sei­ne Au­gen ge­täuscht hat­te, dann durch­schritt er zwei lee­re Sa­lons und kam in ein klei­nes Bou­doir mit blaus­ei­de­nen Ta­pe­ten, die mit gol­de­nen Knöp­fen ver­ziert wa­ren. Hier sa­ßen vier Da­men um einen run­den Tisch und plau­der­ten bei ei­ner Tas­se Tee.

      Trotz der Si­cher­heit, die Du­roy sich durch sei­nen Auf­ent­halt in Pa­ris und vor al­len Din­gen durch sei­nen Re­por­ter­be­ruf, der ihn im­mer wie­der mit her­vor­ra­gen­den Men­schen in Berüh­rung brach­te, er­wor­ben hat­te, fühl­te er sich durch die gan­ze Ins­ze­nie­rung sei­nes Empfangs und die großen lee­ren Sa­lons, die er durch­wan­dern muss­te, et­was ver­schüch­tert. Er stam­mel­te:

      »Ma­da­me, ich habe mir ge­stat­tet …«, und such­te da­bei mit den Au­gen die Frau des Hau­ses.

      Sie reich­te ihm die Hand, die er mit ei­ner Ver­beu­gung er­griff, und sag­te zu ihm:

      »Es ist sehr lie­bens­wür­dig von Ih­nen, Herr Du­roy, mich zu be­su­chen.« Und sie wies ihn auf einen Ses­sel, auf den er, statt sich hin­zu­set­zen, hin­ab­fiel, da er ihm viel hö­her zu sein schi­en, als er tat­säch­lich war.

      Die Da­men, die einen Au­gen­blick ge­schwie­gen, hat­ten ihre Un­ter­hal­tung wie­der auf­ge­nom­men. Man sprach über die plötz­lich ein­ge­tre­te­ne Käl­te, die aber noch nicht stark ge­nug war, um Schlitt­schuh lau­fen zu kön­nen, und die auch nicht im­stan­de war, die herr­schen­de Ty­phus­epi­de­mie zu ver­scheu­chen. Jede Dame äu­ßer­te ihre Mei­nung über das Auf­tre­ten des hef­ti­gen Fros­tes in Pa­ris, dann plau­der­te man dar­über, wel­che Jah­res­zeit ei­gent­lich die an­ge­nehms­te war und kram­te alle jene ba­na­len Be­grün­dun­gen aus, die in den Köp­fen sich ab­la­gern, wie Staub auf den Mö­beln.

      Die Tür ging lei­se auf und Du­roy wand­te sich um. Er er­blick­te durch zwei große Wand­schei­ben eine sehr kor­pu­len­te Dame, die nä­her­kam. Gleich­zei­tig er­hob sich im Bou­doir eine der Be­su­che­rin­nen, ver­ab­schie­de­te sich und ging hin­aus. Der jun­ge Mann folg­te ihr mit den Bli­cken durch die an­de­ren Zim­mer und sah, wie auf ih­rem schwar­zen Rücken die Jett­per­len blitz­ten.

      Als die Un­ru­he, die die­ser Per­so­nen­wech­sel her­vor­ge­ru­fen, sich ge­legt hat­te, kam man plötz­lich ohne Über­gang auf Marok­ko und den Krieg im Ori­ent

Скачать книгу