Zucker im Tank. Andreas Zwengel
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Neben den Flügeltüren machte Tibor die Bar aus. Er durchquerte die Menge und drängte sich gegen die Theke. Ein junger Mann, der augenscheinlich zum dienenden Volk gehörte, grüßte ihn freundlich und fragte ihn nach seinen Wünschen. “Ein Bier und den Gastgeber.“
“Bier gehört nicht zu den geduldeten Getränken und der Gastgeber hat sich bisher nicht blicken lassen. Wie wäre es mit einer Weißweinschorle und der Gastgeberin?“
Tibor empfand sofort tiefe Sympathie. “Ich nehme an, die wollen alle.“
“Dann ist das jetzt Ihre Chance. Sie steht direkt neben Ihnen.“ Der Barkeeper grinste breit. Zumindest er schien seinen Spaß zu haben.
So lässig, wie es noch möglich war, drehte Tibor sich zur Seite.
“Sie sind Tibor Hendricks“, stellte Erika Garth fest, und Tibor fühlte sich ziemlich überrumpelt. Sie war tatsächlich so atemberaubend, wie Fotos es vermuten ließen. Allerdings sah sie ihn gerade missbilligend an.
“Mein Mann hat mir von Ihnen erzählt. Ich persönlich halte ja wenig von Menschen wie Ihnen, aber was soll s. Möchten Sie vielleicht etwas Stärkeres trinken? Sie sehen blass aus.
“Das wird wohl besser sein.“
Sie wandte sich an den Barkeeper. “Mixen Sie ihm einen Martini.“
“Wo finde ich Ihren Mann?“
“Versuchen Sie es in seinem Arbeitszimmer, dort verbarrikadiert er sich gerne mit seinem Gefolge.“
“Äh, dann werde ich mich ihm mal vorstellen“, sagte Tibor und nahm sein Glas entgegen. “Wo ist das Arbeitszimmer?“
Sie wies mit einer gelangweilten Geste auf eine große, hölzerne Tür neben dem Eingang.
“Irgendwelche Tipps, bevor ich ihm gegenübertrete?“, fragte Tibor und lächelte.
“Ja, widersprechen Sie ihm nicht.“
Bevor sich Tibor bedanken konnte, hatte sie ihm bereits den Rücken zugekehrt. Er durchquerte den Saal ein weiteres Mal und stellte unterwegs den unberührten Drink auf das Tablett einer Serviererin. Vor der Tür des Arbeitszimmers rückte er seinen Anzug zurecht und klopfte an, doch seine schmerzenden Knöchel ließen vermuten, dass kein Geräusch die Dicke des Holzes durchdrang. Also trat er einfach ein. Garth stockte mitten im Satz und sah ihn einen Augenblick lang ziemlich unfreundlich an. Dann kniff er die Augen kurz zusammen und seine Gesichtszüge hellten sich merklich auf. “Ah, kommen Sie nur herein“, sagte er mit der Nonchalance, die Spinnen den Besuchern ihrer Netze entgegenbrachten.
Tibor hatte zahlreiche Fotos von ihm gesehen. Promobilder, auf denen er in milder, väterlich-nachsichtiger Weise lächelte oder mit einem verschmitzt-charmanten Grinsen mit der Kamera kokettierte. Als er nun vor Tibor trat, wirkte er wie ein Mann, der ungeduldig und gereizt war und dies zu überspielen versuchte, indem er sich weltmännisch gab. Er machte eine einladende Geste, die auch die Anwesenden im Raum einschloss.
“Ich darf kurz vorstellen: Max Krabbe, unser örtlicher Mediziner und Volker Villeroy, mein Anwalt.“
Tibor nickte ihnen grüßend zu.
“Und dieser junge Mann, meine Herren, ist Tibor Hendricks“, stellte Garth ihn vor. “Herr Hendricks arbeitet seit Kurzem für mich.“
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