Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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die Temperaturen in der Region des Persischen Golfs fallen. Der letzte Brand wurde erst neun Monate später gelöscht, nachdem die Flammen ungefähr eine Milliarde Barrel Öl verschlungen hatten.

      Der Krieg ist seit Langem eine der Formen, in denen die Menschheit ihre natürliche Umwelt beeinflusst. Umgekehrt spielen die Umweltbedingungen wie das Klima und die Topografie eine bedeutende Rolle in der Kriegführung. Die Ursprünge dieser wechselseitigen Beziehung zwischen Krieg und Umwelt verlieren sich im Nebel der Geschichte. Im vorliegenden Text geht es ausschließlich um eine Seite der doppelten Beziehung: die Auswirkung des Krieges auf die Umwelt.

      In vergangenen Zeiten benutzten die Menschen das Feuer für die Jagd; höchstwahrscheinlich diente es ihnen auch für den Krieg. Das Niederbrennen bewaldeter Gebiete, in denen sich der Feind verstecken konnte, ist als Taktik wahrscheinlich so alt wie der Krieg selbst. Und das Abbrennen der Felder, von denen sich der Feind ernähren konnte, war in der Zeit, als die Landwirtschaft erfunden wurde, sicher schon existierende Kriegspraxis. In der Moderne stellt das Feuer nur noch eine unter vielen Methoden dar, mit denen der Krieg die Umwelt verändert.

      Das Aufkommen der Massenheere mit Hunderttausenden oder gar Millionen von Soldaten hat die Auswirkungen der Kriege auf die Umwelt vervielfacht. Zahlreiche Erzählungen aus der fernen Vergangenheit sprechen von gigantischen Armeen, und manche sind möglicherweise wahrheitsgemäß. Doch im strengen Sinne können wir von Massenheeren erst seit der Levée en masse, das heißt der Massenaushebung der 1790er Jahre in Frankreich, sprechen. Solche Armeen zu verpflegen, zu kleiden, zu bewaffnen und zu transportieren bedeutete notwendigerweise – und bedeutet immer noch – eine größere Auswirkung auf die Umwelt als die Versorgung kleinerer Armeen: Was man zur Zeit Alexanders des Großen oder Karls des Großen kannte, ist damit nicht zu vergleichen. Selbiges lässt sich übrigens auch für die veränderte Größenordnung der Kriegsflotten konstatieren.

      Im Zeitalter des industriellen Krieges können die Gesellschaften dank Stahlbeton, Bulldozern und zahlreichen anderen Technologien Befestigungen in einem bis dahin unvorstellbaren Maßstab errichten. Die modernen Armeen (Luft- und Seestreitkräfte mit eingeschlossen) verfügen seit der Entwicklung der Sprengstoffe Mitte des 19. Jahrhunderts über eine Schlagkraft, die der der Armeen de Turennes oder Napoleons unendlich überlegen ist. Die Entwicklung der Atomwaffen 1945 verschob endgültig die Größenordnung dieser potenziellen Zerstörung und brachte die Angst in die Welt, dass alles Leben auf Erden ausgelöscht werden könnte.

      Hier gilt es, einige allgemeine Prinzipien herauszustellen, die auf den ersten Blick überraschend wirken können. Die erste Feststellung ist, dass in den meisten Fällen die Kämpfe selbst geringere und weniger lang anhaltende Auswirkungen auf die Umwelt haben als die Vorbereitungen zum Krieg. Die zweite ist, dass in den meisten Fällen die Guerilla- oder »irregulären« Kriege schwerwiegendere Folgen für die Umwelt haben als die konventionellen Kriege. Die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts nach einem Krieg schließlich hängt mehr von den Bedingungen der Nachkriegszeit ab als von den Auswirkungen des Krieges selbst auf die Umwelt. Alle diese Prinzipien kennen Ausnahmen, die im Weiteren erläutert werden.

       Feldverpflegung für Millionen

      An den Kriegen der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen waren sehr viel größere Heere beteiligt, als jemals zuvor in Europa in die Schlacht gezogen waren. 1793 führte die Französische Republik die Wehrpflicht ein, um gegen Österreich und Preußen, dann gegen Piemont, Großbritannien und die Republik der Vereinigten Niederlande Krieg zu führen. Diese beispiellosen Ausmaße brachten die französische Armee bald zu einer Gesamtpersonalstärke von anderthalb Millionen Menschen, von denen die Hälfte zu dem einen oder anderen Zeitpunkt auf dem Schlachtfeld kämpfte. Mit dem Plan, in Russland einzufallen, versammelte Napoleon 1812 eine Streitmacht von ungefähr 650 000 Mann, zehn Mal so groß wie jede europäische Armee ein Jahrhundert zuvor (allerdings existieren Berichte, dass es im 17. und 18. Jahrhundert chinesische Armeen von mehr als 600 000 Personen gegeben habe). Einige Gegner Frankreichs nahmen sich das Land nach 1793 zum Vorbild und machten sich daran, ebenfalls Massenarmeen aus dem Boden zu stampfen.

      Die Napoleonischen Kriege führten zu gigantischen Auseinandersetzungen. Die wichtigsten Schlachten forderten Zehntausende Tote und Verwundete. Dennoch hatten selbst die Schlacht bei Borodino (1812) und die Völkerschlacht bei Leipzig (1813) mit ihren ungeheuren Armeen, ihren Tausenden von Pferden und ihren unzähligen Artilleriegeschützen lediglich bescheidene Auswirkungen auf die Umwelt. Diese Schlachten fanden wie der größte Teil der Schlachten der Napoleonischen Kriege auf landwirtschaftlichen Flächen, Feldern, in Wäldern, auf Straßen oder auch in Dörfern statt. Die Artillerie zerstörte die Gehölze und verwüstete gemeinsam mit den Pferdehufen die Felder. Doch einige Monate später wurden diese Felder von Neuem beackert und besät. Die Dörfer und Wälder brauchten länger, um sich zu erholen, einige Jahre für die Dörfer und einige Jahrzehnte für die Wälder. Nichtsdestotrotz hinterließen diese Schlachten keine langfristigen ökologischen Folgeschäden.

      Die Versorgung gigantischer Heere ist ein entsprechend bedeutsames Unterfangen. Jede in den Krieg ziehende Gesellschaft musste unerhörte Mengen an Rohstoffen zusammenführen: Eisen, Salpeter (für das Pulver), Leder oder auch Pferde und unverderbliche Lebensmittel. Die Gier der Armeen zwang dazu, Bergbau wie Ackerbau umzustellen. Wir verfügen nur über wenige Quellen zu diesen Themen, es macht aber den Anschein, dass der Bergbau stärker betroffen war als die Landwirtschaft, da die Bauern im Frieden genauso wie im Krieg an einer Maximierung der Produktion interessiert waren. Die Nachfrage des Militärs nach Metall hingegen zog vorübergehend eine starke Intensivierung des Bergbaus nach sich, so beispielsweise in China während der Song-Dynastie im 10. und 11. Jahrhundert: Im Norden des Landes entwickelte sich ein Eisen- und Kohleabbaukomplex, der im Umfang allen europäischen Bergbau vor 1700 übertraf. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts trieb die Nachfrage des Militärs den Bergbau in Russland an. 1800 kam es nicht selten vor, dass die Nachfrage nach Eisen, Leder und Zinn sowie nach Salpeter für die Feuerwaffen und das Pulver den Produktionsumfang überstieg, was auf (und unter) der Erde immer größere Narben hinterließ.

      Erze zu schmelzen erfordert selbstredend Brennstoff. Um zum Beispiel Eisen herzustellen, benötigt man entweder Holzkohle oder mit einigen Ende des 18. Jahrhunderts aufgekommenen technologischen Verbesserungen Steinkohle. Bis 1800 verschwanden ganze Wälder in der Umgebung von Erzminen, und selbst danach noch, wenn es Kohleknappheit gab.

      Die größten Auswirkungen auf die Umwelt sind beim Bauholz zu suchen, das für Kriegsschiffe benutzt wurde. Jedenfalls sind sie am besten dokumentiert. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege erforderte ein 74-Kanonen-Schiff (das heißt ein mittelgroßes Militärschiff) enorme Mengen an Eichenholz für den Rumpf und den Rest der Konstruktion: Ungefähr 3000 ausgereifte (also mindestens hundertjährige) Bäume, was rund 15 Hektar Eichenwald entspricht. Außerdem benötigten die Kriegsschiffe ein »Spanten« genanntes Spezialholz, das nur an Eichen zu finden war, die beim Wachsen ausreichend Platz zur freien Entfaltung ihrer Äste gehabt hatten. Zudem waren Kiefern und Tannen für die Masten und Spieren erforderlich, die auch noch regelmäßig ausgetauscht werden mussten. Schließlich brauchte man in kleineren Mengen auch Ulmen und Buchen. Die Sicherung von ausreichend Bauholz war einer der Hauptgründe Colberts, den König 1669 das Dekret »zur Sache der Gewässer und Wälder« unterzeichnen zu lassen, was dennoch nicht verhinderte, dass Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts beträchtliche Schwierigkeiten hatte, sich ausreichend Vorräte an hochwertigem Eichenholz zu sichern. Während der Napoleonischen Kriege durchkämmte die französische Marine das Land auf der Suche nach ausgereiften Eichen, bevor sie dazu überging, sie aus Italien und dem westlichen Balkan zu importieren. Die französische Flotte bestand in dieser Epoche aus 30 bis 80 Schiffen, während die British Royal Navy ihren Bestand immer bei 100 bis 110 Kriegsschiffen hielt. Der Bau und die Unterhaltung der großen Holzschiffe der napoleonischen Ära hatten beträchtliche Folgen für die Eichenwälder. Nachdem die ausgereiften Eichen in Westeuropa fast vollständig verschwunden waren, begannen die Regierungen mit Blick auf den zukünftigen Schiffsbau damit,

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