Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion sowie ihren jeweiligen Verbündeten hatte zahlreiche Auswirkungen auf die Umwelt. Die Vereinigten Staaten, die UdSSR, China, Frankreich und Großbritannien legten sich Atomwaffenprogramme zu, die sie im Rahmen des Kalten Krieges zwar nicht einsetzten, aber wiederholt testeten. Außerdem kam es zu zahlreichen Atomunfällen beim Bau dieser Bomben, insbesondere in der UdSSR. Es wird mindestens hunderttausend Jahre dauern, bis die radioaktive Verseuchung vollständig verschwunden ist.

      Zu bestimmten Zeitpunkten heizte sich der Kalte Krieg so weit auf, dass er sich in einen wirklichen Krieg verwandelte, wie es in Vietnam und im Süden Afrikas der Fall war. Der Kalte Krieg hatte seinen Anteil an den Unruhen, die von 1975 bis 1990 den Süden Ovambolands ergriffen, ein dicht besiedeltes Überschwemmungsgebiet zwischen Nordnamibia und Südangola. Südafrika griff regelmäßig in diesen lang dauernden Konflikt ein, um eine namibische Miliz zu zerstören, die die Unterstützung einer angolanischen Fraktion genoss, welche ihrerseits Hilfe von kubanischen Soldaten und Waffen von der Sowjetunion erhielt. Die Milizen und die Armeen terrorisierten die agrarische Bevölkerung Ovambolands, steckten ihre Häuser und Höfe in Brand, schlachteten ihr Vieh hin und machten ihre Obstgärten dem Erdboden gleich. Das lokale Getreide, eine Hirsesorte, wuchs hoch genug, um den Guerilleros ein ausgezeichnetes Versteck zu bieten, sodass die Strategien des Antiguerillakampfes unter anderem im systematischen Niederbrennen der Felder bestanden, was Tausende Bauern zur Flucht trieb. Ihre Nutzflächen wurden bald wieder von Dornbüschen überdeckt. Ohne das Auslichten der Bäume, Beaufsichtigung der Herden und Pflege der Felder und Obstgärten über die fünfzehn Jahre, die die Kämpfe andauerten, veränderte sich die Landschaft radikal. Anstelle der Landwirtschaft wurde das Feuer zum zentralen Faktor der Umweltveränderung – das Feuer, das dazu eingesetzt wurde, um den Gegner zu bestrafen, ihn einzuschüchtern oder ihm die Möglichkeit zum Verstecken zu nehmen.

      Die Armeen und die Milizen operierten regelmäßig in den Naturreservaten und Schutzgebieten, wo sie Wild im Überfluss vorfanden. Tiere, die wie Elefanten mit ihren Stoßzähnen aus Elfenbein einen großen Marktwert hatten, waren für Truppen, die knapp bei Kasse waren, das Ziel der Wahl. Auch die Geflüchteten strömten in diese Schutzzonen und überlebten dort dank der gedeihlichen Flora und Fauna. Der Stellvertreterkrieg in Namibia erwies sich letztendlich als sehr schädlich für die Tierwelt.

      Die Auseinandersetzungen in Vietnam waren noch zerstörerischer. Auch die Beteiligung der beiden Supermächte des Kalten Krieges nahm dort eine direktere Form an als in Ovamboland. Nach 1945 versuchten die vietnamesischen Nationalist*innen, die zum Teil auch Kommunist*innen waren, sich von der französischen Kolonialherrschaft zu befreien. Die französische Kolonialmacht hielt mit ihren eigenen Truppen dagegen, doch nach ihrer Niederlage in der Schlacht um Diên Biên Phu 1954 traten die Vereinigten Staaten ihre Nachfolge im Kampf gegen den Kommunismus in Vietnam an. 1965 versuchten diese, einen kaum gefestigten Marionettenstaat in Südvietnam an der Macht zu halten, während sie die Truppen Nordvietnams bekämpften, das von der Kommunistischen Partei regiert und von China und der UdSSR zugleich unterstützt wurde.

      Die meiste Zeit waren die Kräfte Nordvietnams und der verbündeten Vietcong im Süden gezwungen, Guerillatechniken anzuwenden. Die Vereinigten Staaten führten Antiguerillakampagnen durch, was sie allerdings in beschränktem Umfang auch vorher schon kurzzeitig getan hatten. Der größte Teil Vietnams war mit Tropenwald bedeckt, was den Guerillakämpfer*innen ideale Voraussetzungen bot. Die Nordvietnames*innen errichteten sogar Versorgungsrouten durch den Dschungel, darunter den berühmten Ho-Chi-Minh-Pfad. Das amerikanische Militär reagierte mit Entlaubungs- und anderen chemischen Stoffen, die die Bäume, Büsche und Gräser abtöten konnten. Der bekannteste dieser Entlaubungsstoffe ist Agent Orange, das Dioxin enthält, eine besonders potente und außerordentlich stabile chemische Verbindung. Die Flugzeuge versprühten diese Chemikalien schnell und kostengünstig über 8 Prozent der Landesfläche Vietnams, vor allem in der Region des Mekongdeltas, damit die amerikanischen Soldat*innen nicht in Hinterhalte gerieten. Laut der vietnamesischen Regierung leiden heute mehr als 4 Millionen Menschen unter den Folgen des Dioxineinsatzes.

      Die Vereinigten Staaten verwendeten auch mechanische Mittel, um ihre Gegner*innen daran zu hindern, sich in den vietnamesischen Wäldern zu verstecken. Die Rome Plow-Bataillone, monströse Planierraupen, die mit zwei Tonnen schweren Klingen zum Abschneiden von Bäumen bestückt waren, konnten jedwede Vegetation in Rekordzeit niedermähen. Ab 1967 zerstörten die Rome Plow nach und nach 2 Prozent der südvietnamesischen Böden. Mittels der Entlaubungsstoffe und der mechanischen Werkzeuge verwüsteten die amerikanischen Streitkräfte ungefähr 22 000 Quadratkilometer Wald (eine Fläche von der Größe New Jerseys oder Israels), das heißt etwa 23 Prozent der Waldfläche Vietnams im Jahr 1973.

      Im Gegensatz zu den Konflikten im Süden Afrikas wurde Vietnam auch zum Schauplatz eines umfänglicheren Bombenkrieges als alle Luftbombardements des Zweiten Weltkrieges zusammengenommen. Die US Air Force warf zwischen 1965 und 1974 über 6 Millionen Tonnen Bomben über Vietnam ab. Dadurch entstanden mehr als 20 Millionen Bombenkrater – das ist mehr, als 4,5 Milliarden Jahre Meteoritenbombardement auf der Mondoberfläche hinterlassen haben. Einige dieser Krater dienen heute als Fischteiche. Aufgrund ihrer Feuerkraft und Technologie bewirkte die amerikanische Armee eine rapide Umweltveränderung in Vietnam. Natürlich verzichteten auch Nordvietnam und der Vietcong nicht auf das Niederbrennen von Dörfern und Ernten. Doch sie verfügten nicht über die technologischen Fähigkeiten der amerikanischen Truppen; außerdem hatten sie keinen Grund, die Wälder zu zerstören und zu vergiften.

      Den in Ovamboland und in Vietnam durchgeführten Militärkampagnen des Kalten Krieges war gemeinsam, dass es sich um asymmetrische Guerillakriege handelte und damit um Schauplätze systematischer Anstrengungen zur Zerstörung des Schutzraums, den die Wälder boten. Dasselbe lässt sich über den Griechischen Bürgerkrieg (1944–1949), den Algerischen Unabhängigkeitskrieg (1954–1962), den ersten Afghanistankrieg (1979–1989) und zahlreiche andere Konflikte sagen. Alle hatten dauerhafte Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere in den Bergregionen, wo es zu Bodenerosion kam und wo sich die Wälder nur langsam erholen.

      Die Kampagnen des Kalten Krieges illustrieren einige der anfangs dargelegten allgemeinen Prinzipien. Die Vorbereitung des Krieges in Form von Programmen zur Entwicklung der Atomwaffe beispielsweise hatten deutlich längerfristige Folgen für die Umwelt als jedes andere Erbe des Kalten Krieges, ob die Umwelt betreffend oder nicht. Die Guerillas und die Antiguerillastrategien, sei es in Vietnam, im südlichen Afrika, in Afghanistan oder anderswo, haben zu einer ernsten Umweltdegradation geführt, vielleicht tiefgreifender in den Auswirkungen waren, als jene der beiden Weltkriege mit ihrer konventionellen Kriegführung. Doch die Dauer dieser Umweltschäden und die Frage nach dem Wissen, welche davon repariert werden können, hängt vor allem von der Fähigkeit der Gesellschaften zur Wiederherstellung und Neunutzung des Landes in Friedenszeiten ab. Der Krieg wütete nach dem Ende des Kalten Krieges vielerorts weiter. Ein großer und lang dauernder Konflikt entbrannte im Kongo, andere Bürgerkriege brachen andernorts in Afrika, im ehemaligen Jugoslawien, im Nordkaukasus sowie in Afghanistan und in Syrien aus. Alle diese Konflikte, diese Dutzenden meist asymmetrischen kleineren Kriege, verursachen, wie die anderen Kriege auch, Kollateralschäden an Bauernhöfen, Wäldern, Vieh und Städten. Die Vereinigten Staaten haben zweimal, 1991 und 2003, den Irak angegriffen und einen langen Krieg in Afghanistan geführt, wobei sie sich vor allem auf die Schlagkraft ihrer Luftwaffe stützten, die enorme Schäden an der städtischen und ländlichen Umwelt verursacht hat.

      Diese und die zweifellos zukünftig auftretenden Konflikte haben ohne Frage dieselben hohen Kosten für die Umwelt wie die Konflikte der Vergangenheit. Erst seit Kurzem befassen sich Militärhistoriker*innen mit diesem Thema, da verständlicherweise die Priorität den menschlichen Kosten des Krieges gilt. Doch dank der Arbeit einer Handvoll Historiker*innen hat sich immer deutlicher gezeigt, dass die Auswirkungen der Konflikte über die menschliche Bevölkerung hinausgehen und sich auf die gesamte Biosphäre erstrecken.

      John R. McNeill ist Professor an der Georgetown University. Er ist einer der wichtigen Experten für Umweltgeschichte und Autor

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