Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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deren Hilfe die Briten die Geheimkommunikation der Deutschen entschlüsselten.

      Allerdings unterscheiden Technologiehistoriker zwischen Veränderungen, die infolge einer technologischen Entwicklung eintreten, und solchen, die aus einer technologischen Revolution resultieren. Erstere beruhen auf allmählichen Verbesserungen, die an bestehenden Technologien vorgenommen werden. So bescheiden diese Veränderungen manchmal erscheinen, ihre Folgen können beachtlich sein. Die Kombination des amerikanischen Jagdflugzeugs P-51 Mustang mit dem britischen Merlin-Motor von Rolls-Royce zum Typ P-51-D während des Zweiten Weltkrieges bietet ein gutes Beispiel. Es entstand dadurch ein dynamisches Fluggerät mit einer Geschwindigkeit und einem Aktionsradius, die es ermöglichten, die alliierten Bomber von ihren Stützpunkten im Vereinten Königreich bis zu den Zielen in Deutschland zu begleiten. Es ließe sich auch die Entwicklung und Kombination des Radars und der Luftnavigationssysteme im Laufe des Krieges anführen. Hierbei handelt es sich um Verbesserungen und mithin nicht um radikale Veränderungen.

      Revolutionäre Veränderungen hingegen beschreiben die Entwicklung völlig neuartiger Technologien. Die Atombombe ist der bekannteste Fall, ebenso dazu gehört die Ersetzung der Propellerflugzeuge durch Düsenflugzeuge ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Solche Revolutionen bringen Risiken mit sich und sind äußerst kostspielig. Die Dreadnought-Schlachtschiffe, die Großbritannien 1906 vom Stapel laufen ließ, machten die anderen im Gebrauch befindlichen Kriegsschiffe obsolet. Daraus entstand ein regelrechter Rüstungswettlauf um die neue Technologie. 1914 waren weltweit neunzig dieser Schiffe einsatzfähig oder im Bau. Sie revolutionierten nicht nur die Schiffstechnologie, sondern auch die globale Strategie, da sie mit Öl statt mit Kohle fuhren. Dies bedeutete einen unvorhergesehenen Vorteil für die Vereinigten Staaten, die während der zwei Weltkriege Zugang zu gleichsam unbegrenzten Ölreserven hatten – im Unterschied zu Deutschland, dem nichts dergleichen zur Verfügung stand.

       Stahl und fossile Brennstoffe

      Das Ende des 19. Jahrhunderts erlebte mit der zweiten industriellen Revolution, die sich im Wesentlichen in den Vereinigten Staaten und Westeuropa vollzog, den Anfang großer Veränderungen. Zunächst einmal verschaffte die Verwendung der Kohle und anderer fossiler Brennstoffe den Industriellen eine größere materielle Macht als zur Zeit der ersten industriellen Revolution, die auf Wind- und Wasserkraft sowie Muskelkraft von Tieren beruht hatte. Nun konnte man Waffensysteme, die bis dahin in Handwerksbetrieben hergestellt worden waren, in Massenproduktion fertigen. Zweitens erlaubte Bessemers Verfahren zur Stahlherstellung (1856 von Henry Bessemer patentiert) die Massenproduktion eines zugleich formbaren und festen Materials, das sich aus diesem Grund ideal für die Rüstungsindustrie eignete. Für alle in Gebrauch befindlichen Waffen, von Bajonetten bis zu Schiffsrümpfen, ersetzte der Stahl das leichter zerbrechliche Eisen, die teurere Bronze und das weichere Holz. 1910 waren die Vereinigten Staaten und Deutschland die weltgrößten Stahlproduzenten mit zusammengenommen größerem Output als der ganze Rest der Welt. Die Deutschen bewiesen allerdings größere Zielstrebigkeit bei der Bemühung, diese Produktionskapazität für ihre Streitmacht zunutze zu machen; bald verschafften sich jedoch auch die Vereinigten Staaten militärische Vorteile daraus.

      Dank der Verwendung austauschbarer Teile, einer amerikanischen Erfindung, war es schließlich möglich, verschiedene Varianten derselben Technologie mit genauen Spezifikationen herzustellen und auf diese Weise Reparatur und Distribution effizienter zu gestalten. Das amerikanische Massenfertigungssystem, wie es bezeichnet worden ist, erlaubte die Serienproduktion von Gewehren, die größere Reichweite und Präzision hatten, weniger kosteten und besser handhabbar waren als die alten Musketen mit glattem Lauf. Diese neuen Gewehre, deren Munition, die Minié-Geschosse, ebenfalls in Massenproduktion gefertigt wurde, erhöhten die Schlagkraft der Infanterie und der Kavallerie. Die Artillerie optierte ebenfalls für gezogene Läufe und ersetzte die Bronze durch Stahl, was ihr eine größere Zerstörungskraft verschaffte. Die Folge davon war eine beträchtliche Umwälzung, die sich im Zeitraum zwischen 1815 und 1861 vollzog. Zugleich führte die Ausweitung der Kampfzone zu einer Zunahme der Kriegsopfer, weil die neuen Technologien den Abwehrkampf begünstigten.

      Der gezogene Lauf, der die Schussgenauigkeit verbessert, bleibt bis zum heutigen Tag, mehr als anderthalb Jahrhunderte nach Beginn seiner Massenfertigung, das tödlichste Stück Militärtechnologie, das es gibt. Seine ungebrochene Vorherrschaft im militärischen Bereich gibt David Edgerton recht, für den die technologische Innovation weniger wichtig ist als die Dauer ihrer Verwendung. Auch wenn sich die Entwicklung von Waffen mit gezogenen Läufen langsamer vollzog als die von Flugzeugen und Schlachtschiffen, hat sich ihre Letalität als folgenreich erwiesen. Im Krieg zählt der Grad an Perfektion, zu dem man es bei einer technologischen Entwicklung bringt, weniger als ihre wirksame Einsetzbarkeit bei der Kriegführung.

      Im Amerikanischen Bürgerkrieg konnte der Norden über den relativ langen Zeitraum des Krieges gegenüber dem Süden einen Vorteil daraus ziehen, dass er über mehr Fabriken und besseren Zugang zu Kohle und Eisen verfügte. Zu Kriegsbeginn besaßen die Unionsstaaten 110 000 Fabriken und die Konföderierten lediglich 18 000, die zudem mit Ausbruch der Feindseligkeiten ihre aus den Nordstaaten kommenden Arbeiter*innen und ihren Zugang zu den Kohlelagerstätten und Eisenvorkommen des Nordens und Mittleren Westens verloren. Während der Auseinandersetzung produzierte Pennsylvania allein vierzehn Mal mehr Eisen als alle Südstaaten zusammen, und die Industrieproduktion in New York war viermal so hoch wie die des gesamten Südens. So stellte der Norden im Laufe des Krieges 1,7 Millionen Gewehre her und der Süden so gut wie keine.

      Dasselbe galt für nichtmilitärische Technologien wie die Eisenbahn. 1861 durchzogen 35 500 Kilometer Gleise mit einheitlicher Spurweite die Unionsstaaten, während die Konföderierten lediglich über 14 500 Kilometer Gleise verfügten, die zudem unterschiedliche Spurweiten aufwiesen. Der Krieg unterzog ihre Haltbarkeit einer harten Prüfung, die ihre Konstrukteure nicht vorausgesehen hatten. Doch während der Norden die Kapazitäten besaß, sie instand zu halten, das Netz weiter auszubauen und den Fuhrpark auszutauschen, war der Süden dazu nicht in der Lage. Im Norden war aufgrund seiner Industrie auch ein ausgefeiltes Bankensystem entstanden, mit dessen Hilfe er seine Entwicklung finanzieren konnte. Der technologische Vorteil der Unionsstaaten spielte quantitativ wie qualitativ eine zentrale Rolle für ihren Sieg. Er verschaffte ihnen den Spielraum, sich von gewissen Anfangsfehlern und fragwürdigen strategischen Entscheidungen wieder zu erholen.

      Wenige Historiker vertreten einen technologischen Determinismus, das heißt die Idee, dass die Technologie allein den Ausgang eines Krieges entscheiden könne. Allerdings nicht so weit entfernt von dieser Position ist Dennis Showalter in seinem vielsagend betitelten Buch über die deutschen Einigungskriege (1864–1871), Railroads and Rifles. Während Dänemark, Österreich und Frankreich ihre Bemühungen auf Befestigungsarbeiten konzentriert hatten, investierte Preußen in die Eisenbahn. Dadurch konnte es Truppen und Nachschub mit einer Geschwindigkeit verfügbar machen, die seine Gegner unvorbereitet traf. Außerdem verfügte Preußen über das Dreyse-Zündnadelgewehr, ein schneller und präziser Hinterlader mit Metallpatronen, der eine beispiellose Kadenz von zehn bis zwölf Schuss pro Minute erreichte.

      Doch selbst ein Historiker wie Showalter gesteht zu, dass diese Technologien Preußen nicht zum Sieg verhalfen, weil sie ihm eine erdrückende Überlegenheit verschafften, sondern weil es Preußen besser als seinen Gegnern gelang, sie in eine bereits bestehende Doktrin und Strategie zu integrieren. Die preußische Führung hatte eine klare Vorstellung davon, was sie bewerkstelligen wollte, und wusste sich zu zügeln, sobald das Ziel erreicht war. Die Eisenbahn und Gewehre ermöglichten ihr den Sieg bei Königgrätz gegen die Österreicher am 3. Juli 1866 und den Sieg von Sedan gegen Frankreich am 1. September 1870, doch es war ihre strategische Überlegenheit, durch die sie, mit den Siegen auf dem Schlachtfeld im Rücken, ihr Ziel einer Vereinigung der nördlichen Provinzen mit Bayern zu einer einzigen Nation unter ihrer Befehlsgewalt erreichen konnte.

      Die Technologien der zweiten industriellen Revolution halfen den europäischen Ländern auch dabei, Ende des 19. Jahrhunderts Afrika zu kolonialisieren. Dampfschiff

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