Emscher Zorn. Mareike Löhnert

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Emscher Zorn - Mareike Löhnert

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schauten sich an. Ohne ein Wort zu sagen, griffen sich Dressler und Markowski jeweils einen Arm und ein Bein des Mannes, König schob seine Finger unter das Genick und sicherte den Kopf. Er stöhnte.

      »Was hat der in seinem Schädel? Steine?«, rief er.

      Er spürte das vertraute Ziehen in seinem Rücken.

      Er war mit seinen 35 Jahren einfach zu alt für so einen Einsatz.

      Sie schleppten den Mann zu ihrem Streifenwagen und versuchten, ihn nach hinten ins Auto zu legen. Ein dumpfer Knall ertönte.

      »Vorsicht. Sein Kopf«, schimpfte Markowski.

      Sie bugsierten ihn unter großen Anstrengungen auf den Rücksitz. Markowski schnaufte, und sein dicker Schnurrbart, der ihn aussehen ließ wie ein Walross, bebte dabei lustig auf und ab.

      »Jetzt auf zur Wache, Jungs. Ab in die Zelle mit dem Typen, Berichte schreiben und Feierabend. Obwohl«, er kratzte sich am Kopf, »ich mir eigentlich nicht sicher bin, ob er nicht doch besser in ein Krankenhaus gehören würde. Na ja, was soll’s, ich bin kein Arzt. Los, auf geht’s.« Er klatschte in die Hände.

      König hasste das. Es fühlte sich an, als wäre er ein Schuljunge und Markowski sein Lehrer.

      Sie machten sich auf den Weg. Die Straßen waren voll, und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie die Polizeiwache Nord erreichten. Dass der Mann auf dem Rücksitz langsam zu sich kam, war nicht zu überhören. Er stieß erst seltsame, lang gezogene Geräusche aus, dann brabbelte er irgendwelche unsinnigen Wörter vor sich hin, als würde er in einer fremden Sprache sprechen.

      Ob er bei dem Schlag auf den Kopf seinen Verstand verloren hat? König wurde unruhig. Oder war er gar kein Mensch? Vielleicht kam er von einem anderen Planeten und war hier, um die Erde zu vernichten. Er versuchte, sich zusammenzureißen. Er spielte wirklich zu viele Computerspiele, seine Fantasie ging immer öfter mit ihm durch.

      Er drehte seinen Kopf nach hinten und musterte den verletzten Mann. Dieser riss genau in diesem Augenblick die blutunterlaufenen Augen auf und starrte ihn an.

      »Verpiss dich, Bullenschwein«, schrie der Mann ihn an.

      König war beruhigt. Es war kein Außerirdischer, so ging das normale Volk heutzutage mit Polizisten um. Alles ganz normal.

      Er lächelte, als der Mann wüste Flüche und Beschimpfungen von hinten brüllte. Die Polizisten stellten sich taub.

      Als sie auf der Wache ankamen, schien der Mann erschöpft zu sein, leistete keine Gegenwehr und ließ sich mit hängendem Kopf in das Büro führen.

      Sie nahmen sein Handy an sich und überprüften seine Personalien. Markowski zog seine buschigen Augenbrauen nach oben. »Oha. Schon öfter hier gewesen, was? Immer wegen Gewaltdelikten und Körperverletzung. Na, dann kennst du dich ja aus.«

      Der Mann reagierte nicht.

      Irgendwie schien ihm alles egal zu sein, dachte König. Etwas an diesem Mann machte ihn traurig. Er wirkte einsam und ernsthaft verzweifelt.

      Sie brachten ihn in die Ausnüchterungszelle, wo er sich von selbst, ohne dass sie ihm Anweisungen geben mussten, die Schuhe auszog und den Gürtel ablegte und ihnen schweigend in die Hand drückte. Dann legte er sich in der Zelle auf die Pritsche und starrte an die Decke.

      »Angenehme Nacht«, rief Markowski ihm zu und schloss die Zellentür. Er rieb seine dicken Hände aneinander und musterte nacheinander Dressler und König.

      »Und wer, was denkt ihr, wer schreibt jetzt den Bericht?«, fragte er vergnügt in die Runde und zwinkerte Dressler zu.

      »König. Wer sonst?«, Dressler kicherte wie ein kleines Mädchen.

      »Was? Warum ich schon wieder?«, fragte König zickig.

      »Weil du, Tim König«, Markowski tippte ihm mehrmals mit dem Zeigefinger gegen die Brust, »vor Kurzem wieder mal zwei Wochen einen Schein genommen und krankgefeiert hast. Glaub mir, wir wissen genau, dass du nicht wirklich krank warst.«

      König schnappte nach Luft. »Das ist eine Unterstellung«, fing er empört an, doch Markowski unterbrach ihn.

      »Fang bloß nicht an, dich rauszureden, sonst werde ich ernsthaft wütend. Mach dich an die Arbeit. Strafe muss sein und übrigens, geh endlich mal zum Friseur. Deine Haare sind viel zu lang und stehen von deinem Kopf ab, als hättest du einen Stromschlag bekommen. Du könntest glatt als Musiker in einer dieser ausgeflippten Reggae-Bands durchgehen, bald nenne ich dich nur noch Pumuckl«, er stieß ein bellendes Lachen aus, »los, Dressler. Wir trinken noch ein Feierabendbier zusammen, dann geht’s ab nach Hause.«

      Das Klatschen seiner Hände hallte über den Flur.

      König sah Dresslers höhnisches Grinsen noch vor sich, als er sich in dem stickigen, kleinen Büro an den Schreibtisch setzte, erfolglos versuchte, mit der Hand sein widerspenstiges, kurzes Haar zu glätten und den Computer hochfuhr.

      Kapitel 5 – Jakob

      Jakobs Kopf dröhnte, als er erwachte und durch seine verquollenen Augen linste, um zu erkennen, wo er sich befand.

      Der gestrige Tag rauschte wie verschwommener Brei durch sein Gehirn und ließ sich nicht fassen. Er richtete sich auf, setzte sich auf die Pritsche, auf der er gelegen hatte, und blickte irritiert um sich.

      Es dauerte einige Zeit, bis er zuordnen konnte, dass er sich in einer Gefängniszelle aufhielt.

      Er starrte auf seine Hände, an denen getrocknetes Blut klebte. Hoffentlich hatte er den anderen wenigstens gut erwischt, dachte er und sah sich um.

      Er kannte diese quadratischen, winzigen Räume nur zu gut. Er stand auf, machte einen großen Schritt und erreichte die gegenüberliegende Wand, wo sich eine Toilette und ein im Boden fest verankertes Waschbecken befanden, und begann, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen. Das Becken verfärbte sich rot. Vorsichtig betastete er mit der Hand sein Gesicht, die frisch verschorfte Wunde und die riesige Beule an seinem Hinterkopf.

      Er zuckte vor Schmerz zusammen, stellte aber erleichtert fest, dass seine Verletzungen nicht weiter schlimm waren. Manche seiner Schlägereien waren übler ausgegangen. Er konnte sich bewegen und schien keine Knochenbrüche zu haben. Es gelang ihm, ohne Schwierigkeiten zu atmen, und er hatte noch alle seine Zähne im Mund. Alles in Ordnung. Jetzt musste er nur noch hier raus. Er ging zur Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen.

      »Hallo?«, rief er, »kann mich vielleicht mal irgendwer rauslassen? Ich habe noch was anderes zu tun, als hier abzuhängen.«

      Es dauerte eine Ewigkeit, bis er trottende Schritte und das Geklirre eines Schlüsselbundes vor der Tür hörte.

      Typisch, die Bullen mussten einem mit jeder kleinen Geste klarmachen, dass sie am längeren Hebel saßen. Arme Schweine eigentlich, wenn sie so was nötig hatten.

      Ein Riegel wurde zur Seite geschoben, und ein dickes Bullengesicht schaute durch das kleine vergitterte Fenster, das in der Tür eingebaut war.

      »Na. Schon wach?«, brummte der Mann draußen.

      »Ne, ich liege eingekuschelt auf eurer verfickten Pritsche und schlafe wie ein Baby«, schrie Jakob ihm durch die

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