Sand im Dekolleté. Micha Krämer

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Sand im Dekolleté - Micha Krämer

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und deutete in die Morgensonne. Lotta hielt sich schützend die Hand über die Augen und sah in die Richtung. Tatsächlich, in knapp fünfzig Meter Entfernung erkannte sie zwei reglose Gestalten im Sand liegen.

      „Okay, ich geh mir das mal ansehen, Sie bleiben bitte hier“, wies Lotta an und marschierte dann zu den beiden Körpern. Lumpi lief vor ihr direkt zu der einen Person hin, die Lotta beim Näherkommen eindeutig als Martin identifizierte. Immer wieder stupste die Hündin ihr Herrchen an. Lotta fiel wahrlich ein Stein vom Herzen, als sie registrierte, dass Martin sich plötzlich bewegte.

      „Auauaua“, hörte sie ihn stöhnen.

      „Mensch, Maddin … was ist denn los? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Lotta musste zugeben, dass sie ihren Lieblingsklempner noch niemals zuvor so derangiert gesehen hatte. Wobei sie ebenfalls gestehen musste, ihn zuvor noch nie nackt erblickt zu haben. Es gab wahrlich Schöneres. Dennoch versuchte sie dies auszublenden und ging neben ihm in die Hocke.

      „Lotta, Mädchen. Jod, dat du da bist. Der rosa Elefant hat mich elektritisiert“, stammelte er wirr und deutete auf zwei blauschwarze Flecke auf seiner Brust. Sie hatte so etwas vor Jahren schon mal in ihrer ehemaligen Dienststelle, nach einem Übergriff mit einem Elektroschocker gesehen. Sollte Martin tatsächlich mit so einem Ding attackiert worden sein?

      Lotta blickte kurz zu der fremden Frau in dem blaugrünen Dirndl, die sie aus leblosen Augen anstarrte. Das Gesicht war weiß wie Kalk. Da brauchte man kein Medizinstudium, um zu sehen, dass sie tot war. Das alles hier war sehr mysteriös und sie war nun sehr gespannt zu erfahren, was vorgefallen war.

      „Martin, jetzt konzentrier dich mal und erzähl mir genau, was hier passiert ist?“, wies sie ihn an. Martin nickte, machte aber immer noch einen total verpeilten Eindruck. Lotta sah sich noch einmal um. Sie entdeckte in einiger Entfernung ein Handtuch, neben dem fein säuberlich einige Kleidungsstücke zusammengelegt waren.

      „Warte, Martin, ich hol dir erst mal deine Klamotten“, sagte sie und rannte dann los, um die Sachen zu holen. So viel Zeit musste sein. Alles andere war ja auch nicht mit anzusehen. Bei dem Strandkorb mit der rosa Frau erkannte sie nun Onno. Na, Gott sei Dank war der Kollege endlich da.

      Nachdem sie dem immer noch vollkommen neben sich stehenden Martin seine Kleidung gebracht hatte, leinte sie noch Lumpi an. Sicher war sicher. Nicht dass die Hündin noch einmal auf die rosa Tante losgehen würde.

      „Also, Martin, was ist hier passiert?“, musste sie jetzt endlich und unbedingt wissen.

      „Also dat war so: Dat Lumpi und ich, mir wollten, wie jeden Morgen, baden gehen tun. Dann haben mir dat Frau Erna da liegen gesehen … also dat Lumpi hat die zuerst gesehen und mir Bescheid gesagt. Ich bin dann zu der hin … zuerst hab ich ja gedacht, die tut schlafen. Dat die tot is, hab ich erst gesehen, als ich die mit dem Fuß angedeut und dann umgedreht han. Nä, Lotta, dat muss man sich mal vorstellen tun. An ihrem Geburtstag hat die arme Frau einer erwürgt“, schilderte er sehr theatralisch, was passiert war, während er sich anzog. Lotta dachte angestrengt nach und blickte anstatt zu Martin lieber hinaus auf die Nordsee. Sie hatte schon viel zu viel gesehen. Der Anblick von Martins nacktem Astralkörper würde sie vermutlich noch lange in ihren Albträumen verfolgen.

      „Du kanntest die Frau?“, hakte sie jetzt erst einmal nach.

      „Ja, natürlich. Die is doch eine von den Rumkugeln aus dem Westerwald. Mit denen waren mir, dat Frau Annemarie und ich, doch gestern abends noch aus“, berichtete er. Lotta hörte, wie die Verschlüsse der Latzhose zuklickten und drehte sich nun wieder zu ihm um. Bis auf die nackten Füße war Martin nun schon fast wieder der Alte. Wobei … nein. Irgendwie wirkte der heute stark mitgenommen.

      „Und was hat jetzt die komische Tante in dem rosa Strampelanzug mit all dem zu tun?“, musste sie nun wissen. Martins Aussage, die habe ihn elektrisiert, kam ihr schon merkwürdig vor. Natürlich hatte sie schon gehört, dass manche Frauen auf Männer eine elektrisierende Wirkung hätten. Aber das konnte sie sich in diesem Fall überhaupt nicht vorstellen. Dazu diese komischen Male auf der Brust des Kölners.

      „Der rosa Elefant? Dat kann ich dir sagen tun. Ich war gerade dabei, bei der Frau Erna … ähm ja … wie sät man … also, ich hatte bei der dat Herz getastet, ob dat noch geht. Plötzlich brüllt mich die bekloppte Alte an, ich soll aufhören. Ich glaub, die hat echt gedacht, ich hätte die Frau Erna erwürgt. Bevor ich mich vertu, hat die dann plötzlich so ein Elektrodingens in der Hand und gibt mir damit einen Stromschlag“, ereiferte Martin sich so dermaßen, dass Lumpi wieder zu bellen begann.

      „Du meinst, die hatte ein Taser?“, glaubte Lotta nun zu verstehen.

      Martin blickte sie verständnislos an.

      „Wat für ein Teedings … Nein … ich meine so einen Elektroschocker. So, wie die den immer in den Krimis zeigen. Die brutzeln doch immer vorne so, wenn man da draufdrücken tut“, erklärte er, lief dann suchend um sie herum und bückte sich schließlich nach einem Gegenstand im Sand.

      „Na, wer sagt dat dann … da is er ja. Den hat die olle Schrulle wohl verloren, als dat Lumpi mir geholfen hat. Die hätte mich ja sonst bestimmt auch noch umgebracht“, meinte Martin, hielt ihr das Teil hin und tätschelte dann den Hund.

      Es war, wie Lotta bereits vermutet hatte, ein sogenannter Taser. Sie nahm das Teil und betrachtete es. Einige dieser Schocker durfte man in Deutschland tatsächlich führen. Erkennen konnte man das an einem Prüfzeichen. Das Gerät, das sie gerade in Händen hielt, besaß dieses Zeichen nicht. Außerdem würde ein zugelassenes Gerät bestimmt nicht so schwere Male hervorrufen, wie Martin sie auf der Brust hatte. Da war sie jetzt doch mal gespannt, was die rosa Tante dazu zu sagen hatte.

      *

      Onno war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass Helmine Heckholz, die Frau in Rosa, nicht mehr alle Latten am Zaun hatte. Was die für ein Gezeter machte wegen ihrer zerfetzten Turnhose und den vier kleinen Löchlein in ihrer Wade – es war kaum auszuhalten. Mittlerweile bereute er sogar, ihr von dem Strandkorb heruntergeholfen zu haben.

      „Gute Frau, jetzt beruhigen Sie sich erst einmal“, versuchte er einen weiteren Vorstoß.

      „Nein, ich möchte mich nicht beruhigen. Ich möchte, dass dieser tätliche Angriff Konsequenzen hat und das Tier eingeschläfert wird“, blaffte sie zurück.

      Noch bevor Onno etwas erwidern konnte, trat Lotta zu ihnen.

      „Gehört dieses Gerät Ihnen?“, fragte die Kollegin die Furie.

      „Ja, das ist meiner. Den hat mir mein Mann geschenkt. Den habe ich immer dabei, wenn ich alleine unterwegs bin. Als Frau ist man ja in diesem Land seines Lebens nicht mehr sicher“, antwortete sie schnippisch.

      „Und damit haben Sie Herrn von Schlechtinger einen Stromschlag versetzt, sodass dieser gestürzt ist und das Bewusstsein verloren hat?“, forschte Lotta weiter und Onno begriff nun endlich, was vorgefallen war. Er hatte sich schon gewundert, dass Lumpi, dieses brave Tier, einfach so einen Menschen angefallen haben sollte.

      „Wenn Sie dieses nackte Ungeheuer meinen …ja, den habe ich unschädlich gemacht“, war die rosa Frau nun tatsächlich auch noch stolz auf ihre Tat.

      Onno mochte Lumpi, dass die Hündin die Touristin gebissen und ihr damit die Hose ruiniert hatte, konnte er nun sehr gut nachvollziehen. Wäre er ein Hund, hätte er das Gleiche getan. Immerhin hätte diese dumme Person seinen eh schon herzschwachen Freund Martin mit dem Ding umbringen können. Solche Fälle hatte es schon gegeben. Diese Elektroschocker waren lebensgefährlich.

      „Sie

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