Sand im Dekolleté. Micha Krämer

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Sand im Dekolleté - Micha Krämer

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erzählen wollte. Langeoog war ja nun einmal lediglich ein Dorf. Da konnte es doch gar nicht so viel darüber zu sagen geben. Römer hatte es hier vermutlich auch keine gegeben.

      Am Abend würden Inge und er sich dann aus der Reisegesellschaft ausklinken. Annemarie Hansen und ihr Lebensgefährte Martin hatten sie beide zu einem Grillfest eingeladen. Ein weiteres Pärchen, der Mann war wohl der hiesige Inselpolizist, würde ebenfalls zugegen sein. Auch darauf freute sich Hans Peter. Zum einen, weil diese Annemarie und ihr Martin im Gegensatz zu den Rumkugeln wirklich sehr angenehme Menschen waren, und zum anderen, weil er Gespräche mit Kollegen immer schon interessant gefunden hatte. Nun gut, Hans Peter war nicht mehr im Dienst. Aber dennoch war er erpicht zu erfahren, was das Leben als Inselpolizist so mit sich brachte. Sehr aufregend stellte er sich dies nicht vor. Dennoch interessierten ihn die Gründe, warum man als Polizist solch eine Stelle annahm.

      Heribert Wolf legte sein Mobiltelefon und den Zimmerschlüssel auf den Tisch und ging dann erst einmal zum Büfett. Hans Peter vertiefte sich derweil in den Inselkurier, den er an der Rezeption mitgenommen hatte. Die Ostfriesen kamen wahrlich auf sonderbare Ideen, wie er nach dem Lesen eines Berichtes über das Dünensingen feststellen musste. Die trafen sich tatsächlich einmal in der Woche irgendwo im Nirgendwo der Dünenlandschaft und sangen gemeinsam Lieder. Wobei die Idee, wenn er so darüber nachdachte, gar nicht so übel war. Vereine, wie die Wäller Rumkugeln, trafen sich ja ebenfalls einmal die Woche angeblich zum Kegeln und betranken sich dann. Nein, dann doch lieber singen in den Dünen. Wobei das für ihn auch nicht wirklich eine Alternative wäre, da er noch nie singen konnte. So etwas konnte man auch nicht lernen. Zum Singen brauchte man Talent, von dem er bestimmt keines besaß. Schon in der Schule war seine Lehrerin nicht böse darum gewesen, wenn er im Klassenchor einfach nur den Mund auf und zu gemacht und so getan hatte, als würde er mitträllern.

      „Am Strand haben deine ehemaligen Kollegen abgesperrt. Irgendetwas muss da passiert sein. Sogar ein Hubschrauber ist gelandet“, berichtete Heribert, als er vom Büfett zurückkehrte und sah sich suchend auf dem Tisch um.

      „Ein Hubschrauber? Am Strand? Woher weißt du das denn jetzt?“, erkundigte sich Hans Peter und legte die Zeitung beiseite.

      „Ich konnte ja nicht mehr schlafen und war schon eine Runde spazieren. Glaube, da lag eine Person unter einer Plane … könnte aber auch ein Tier gewesen sein. Viel konnte man nicht erkennen. Die haben das nämlich ziemlich weiträumig abgesperrt“, wusste Heribert und blickte sich nun im Raum um.

      „Suchst du was?“, erkundigte Hans Peter sich.

      „Sag mal … haben die hier kein Maggi?“, antwortete der alte Schulfreund und setzte sich sichtlich enttäuscht hin.

      „Wozu zum Teufel brauchst du Maggi?“

      „Na, für mein Frühstücksei. Gekochtes Ei ohne Maggi geht eigentlich gar nicht“, fand er. Hans Peter verzog es alleine bei dem Gedanken an die braune Würze den Magen. Sein Vater hatte das Zeugs auch immer und überall drübergeschüttet. Sein Ding war das nicht. Dennoch sah auch er sich nun suchend um. Sein Blick blieb an einem Herrn in den Fünfzigern im schwarzen Anzug hängen. In seinem ebenfalls schwarzen Hemd steckte vorne ein weißer Kragen, ein Kollar, wie ihn Priester trugen. Er fragte sich, ob der hier auch Urlaub machte oder im Namen des Herrn auf der Insel weilte?

      Der Pfarrer hatte Hans Peters Blick nun dummerweise bemerkt und nickte ihm freundlich zu. Er erwiderte den Gruß und fühlte sich dabei irgendwie ertappt. Was starrte er den Mann auch so an. Natürlich durfte auch ein Pastor mal Urlaub machen. Und das ohne begafft zu werden.

      „Na ja, dann muss es eben wohl ohne gehen“, hatte Heribert die Suche nach der Würze nun scheinbar enttäuscht aufgegeben.

      „Was hältst du davon, wenn wir beide gleich nach dem Frühstück noch mal einen Spaziergang zum Strand machen?“, schlug Hans Peter vor.

      „Warum? Da war ich doch eben schon … ach so … du bist neugierig, was die Polizei da treibt“, verstand der Freund und grinste.

      „Nein … nur mal so. Ein bisschen die Beine vertreten und Seeluft schnuppern. Das, was meine ehemaligen Kollegen treiben, interessiert mich nicht mehr. Ich kann ganz gut ohne Mord und Totschlag“, log er, da es ihn natürlich brennend interessierte, was da am Strand wohl los war.

      *

      „Und wo ist Martin jetzt?“, wollte Kriminalhauptkommissar Willi Bogner wissen, nachdem Lotta und Onno ihm den Sachverhalt erklärt hatten.

      „Ähm … ja … keine Ahnung. Eben hat er noch da gesessen“, entgegnete Lotta und deutete auf die Stelle, wo sie vor wenigen Minuten noch Martin von Schlechtinger, Lumpi und Doktor Bechersheim gesehen hatte. Suchend sah sie sich um und entdeckte den Doktor, der sich gerade die vier kleinen blauroten Pünktchen am Bein der rosa Tante ansah. Martin und den Hund konnte sie allerdings nirgends entdecken.

      „Kann sein, dass der schon gegangen ist“, überlegte Onno laut.

      „Ja, scheint so“, gab nun auch Lotta zu. Sie fand es unmöglich, dass Martin einfach so abgehauen war. So etwas tat man nicht als Zeuge bei einer Mordermittlung.

      „Na ja, man kennt sich ja. Ich kann ihn ja gleich mal anrufen und mich mit ihm auf ein Fischbrötchen verabreden“, meinte Willi gelassen und lächelte sogar ein wenig. Vermutlich wegen der Vorfreude auf das Fischbrötchen. Lotta wusste nämlich, dass Willi total auf Matjesbrötchen mit extra viel Zwiebeln stand. Ihr Ding waren die allerdings nicht. Besonders, wenn andere sie aßen und sich anschließend in ihrer Nähe aufhielten. Letztens, als sie beim Zahnarzt gewesen war, hatte der wohl vorher ein Mettbrötchen verputzt, was mindestens genauso schlimm war. Da half auch der Mundschutz des Doktors nicht. Ihr war dermaßen schlecht geworden, als der sie ansprach. Sie war dann einfach aufgestanden und hatte die Behandlung für beendet erklärt. Nee, so was ging gar nicht.

      „Was wissen wir denn über die Identität der Toten?“, wollte Willi nun wissen.

      „Bisher wissen wir nur, dass sie Erna mit Vornamen heißt und wohl heute Geburtstag hat … hatte“, berichtete Lotta, was sie von Martin wusste.

      „Keine Papiere … ein Ausweis … vielleicht eine Handtasche?“, fragte Willi Bogner.

      „Nein. Negativ. Sie hat nichts dabei. Allerdings wissen wir, in welchem Hotel die Gruppe nächtigt, mit der sie die Insel besucht“, antwortete Onno. Willi nickte nachdenklich.

      „Und was ist mit der Dame, um die der Arzt sich da kümmert?“, wollte der Kriminalhauptkommissar nun wissen.

      Lotta erklärte ihm, was vorgefallen war und zeigte ihm den beschlagnahmten Elektroschocker.

      „Das ist ja wohl das Letzte. Maddin versucht die Dame zu reanimieren und diese andere hindert ihn daran. Das is ja … ja fast Behinderung von Rettungsmaßnahmen … wenn nicht gar Beihilfe zum … was auch immer. Was hat denn der Arzt gesagt, wie lange die Verstorbene bereits tot ist?“, ereiferte sich Willi.

      „Doktor Bechersheim hat gemeint, er müsse sich erst um die Lebenden kümmern, bevor er sich die Tote ansieht“, gab Onno das wieder, was der junge Arzt ihnen vorhin bei seinem Eintreffen erklärt hatte und was Lotta sehr plausibel erschien. Dieser Erna konnte auch ein Halbgott in Weiß nicht mehr helfen. Tote waren nun mal tot und liefen nicht mehr weg. Anders als Martin von Schlechtinger, der sich nach der Untersuchung einfach verdünnisiert hatte.

      *

      Als Gina Marie Bechersheim um acht Uhr die Ferienhausvermittlung Hansen aufsperrte, warteten schon die ersten beiden Gäste vor der Tür.

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