KüstenSaat. Gaby Kaden

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KüstenSaat - Gaby Kaden

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fluchte er.

      Simon warf einen kurzen Blick zurück und stapfte auf das unbekannte Fahrzeug zu. Es handelte sich um einen schwarzen Kombi mit fremdem Kennzeichen.

      „Is’ nich von hier wech!“, murmelte er. „Is’ von Hannover wech!“

      Ein Blick in das Wageninnere ließ ihn erkennen, dass der Kofferraum voller Pakete und Päckchen war, die Rückbank, Fahrer- und Beifahrersitz, bis auf eine dunkle Reisetasche, allerdings leer waren. Keine Menschenseele weit und breit. Aber etwas verwunderte den Mann. Der Wagen schien sehr gepflegt und aufgeräumt, doch Fahrer- und Beifahrersitz waren mit Schmutz- und Erdbrocken verdreckt. Kleine Abdrücke konnte er sehen. Keine Fuß- oder Handabdrücke – nein, das sah aus wie die Abdrücke von Pfoten. Hundepfoten? Oder ...? Sein Magen rebellierte. Mit den Fingerspitzen fuhr er vorsichtig über das Lenkrad und rieb sie aneinander. Diese klebrige Masse …, war das Blut? Simon stellte sich auf und blickte nachdenklich Richtung Weide. In einiger Entfernung lag eines seiner besten Schafe, mit aufgerissenem Leib und ausgeweidet, in seinem Blut. Aber hier? Sollte dieser Mörder hier etwa auch zugeschlagen haben? Simon wagte nicht, den Gedanken weiterzudenken, und pfiff durch die Zähne.

      Max, sein Hütehund, kam angeflitzt.

      Nachdem Simon einige Male um den Wagen herumgelaufen war und laut „He, hallo, ist da jemand?“ gerufen hatte – vielleicht war der Fahrer ja nur in die Büsche zum Pinkeln verschwunden –, entschied er sich, doch die Polizei zu rufen. Hier musste etwas passiert sein.

      „… ja, sehr eigenartig, und der Schlüssel steckt im Schloss!“, erklärte er dem diensthabenden Beamten noch.

      Früher Vogel

      am Samstagmorgen

      Kriminalhauptkommissar Carsten Schmied saß schon seit einer Stunde am Schreibtisch in seinem kleinen Büro im Kommissariat der Wittmunder Kriminalpolizei. Das Büro nebenan, das er sich bis vor Kurzem mit seinen Kollegen Tomke Evers und Hajo Mertens geteilt hatte, war noch leer und die ganze Etage um diese Uhrzeit besonders ruhig. Carsten liebte diese geruhsame Stunde, in der er den Papierkram erledigen konnte. Darum hatte er auch den Samstagsdienst übernommen.

      Erinnerungen an die zurückliegenden Monate nahmen von ihm Besitz.

      Eine schwierige Zeit lag hinter Carsten und seinem Kollegen Hajo Mertens. Nicht nur, dass diese verdammte Pandemie seit einiger Zeit für Chaos sorgte, nein, es waren Monate, in denen er und Hajo hier auch noch ohne die Kollegin Tomke Evers hatten auskommen müssen, denn …

      Doch dann wurden seine Gedanken vom Klingeln des Telefons unterbrochen.

      „Was gibt’s?“, brummte er in den Hörer.

      „Een doodes Schaf …!“, antwortete Jan, der Diensthabende von der Zentrale. Solche knappen Informationen der ostfriesischen Kollegen nervten ihn auch heute noch manchmal, wenngleich er deren Art inzwischen kennen sollte. Schließlich lebte der gebürtige Hesse nun schon einige Jahre in Ostfriesland. Doch dann sprach Jan weiter: „… und Blutspuren in einem Fahrzeug.“

      „Und was soll ich dabei tun? Ist doch nicht unser Ding, wenn jemand ein Schaf überfährt. Holt ’nen Förster oder besser den Schäfer.“ Carsten war genervt. Die Doppelbelastung als „Oberchef und Ermittler“, wie er sich sarkastisch selbst nannte, machte ihm zu schaffen, vor allem, weil Tomke eben nicht da war. Auch seine Familie litt unter dieser Mehrbelastung. Marie und Felix, die beiden Kinder, ließen ihn das deutlich merken. Michaela, seine Frau, beschwerte sich nur leise, verstand sie sein Problem doch nur zu gut.

      „Ganz so einfach ist es nicht!“, erklärte Jan und holte ihn aus seinen Gedanken zurück. „Und für deinen Stress bin ich nicht verantwortlich. Was glaubst du denn, warum ich dich anrufe? Ich sagte: ‚Blutspuren im Fahrzeug‘ und nicht: am Fahrzeug. Außerdem ist kein anderer da. Also, mach hinne, Boss! Oder hast du keinen Samstagsdienst? Hajo habe ich schon informiert, der kommt direkt hin.“

      Er kann in mehreren Sätzen sprechen, welch Wunder, schoss es Carsten durch den Kopf, meinte dann aber:

      „Okay, okay, ich komme runter, kannst mir dann ja genau auseinanderklamüsern, was da passiert ist und wo.“

      „Hä?“, kam es von Jan, doch Carsten hatte schon aufgelegt.

      Er griff erneut zum Telefon, um Tomke zu informieren, ließ allerdings den Hörer mit einem Seufzer wieder sinken. „Scheiß-Automatismus!“, murmelte er und setzte nach: „Ach, Tomke!“ Sie fehlte ihm hier auf dem Kommissariat schon sehr.

      Carsten stand auf und zog seine Jacke von der Stuhllehne. Jan hatte ja recht, sie waren hier wirklich für alles zuständig.

      Mit wenigen Sprüngen nahm er die Treppe ins Untergeschoss, steckte den Kopf durch die Tür der Zentrale und wollte von Jan wissen, wo genau er denn nun eigentlich hinfahren müsse.

      Der hielt ihm einen vorbereiteten Zettel hin und meinte augenzwinkernd: „Verschwinde, Hajo ist sicher schon fast dort.“

      Carsten las die Adresse. „Das ist doch Richtung Esens, nein, Richtung Wiesmoor, oder? Na, das schafft Hajo nicht, der reist ja inzwischen aus Harlesiel an. Wer sichert den Ort des Geschehens?“, fragte er noch knapp.

      „Beert und Inka hab ich hingeschickt.“ Jan wandte sich wieder der Telefonanlage zu, die blinkte und schon wieder klingelte. Kurz bevor Carsten die Ausgangsschleuse der Polizeistation betrat, rief ihm Jan noch nach: „Schnutenpulli dabei?!“

      „Jow!“

      Treibjagd

      Samstagmorgen

      Die Landstraße war inzwischen gut belebt. Immer wieder rasten Fahrzeuge an ihm vorbei. „Berufsverkehr, trotz Samstag und Corona“, resignierte Simon. Keines der Fahrzeuge beachtete ihn oder hielt gar an.

      Nachdem der Mann den seltsamen Fund bei der Polizei gemeldet hatte, hörte er aus der Ferne einige Fahrzeuge auf sich zukommen, die nun ebenfalls am Seitenrand in der Nähe seines eigenen Wagens hielten.

      Na endlich, da ist Jo mit den anderen. Ganz kurz schien der erste Vorfall, vorne auf seiner Weide, vergessen. Noch immer hielt er sich an dem fremden Fahrzeug auf.

      „Bleiben Sie dort, aber fassen Sie nichts an“, hatte der Mensch von der Polizei ihn am Telefon angewiesen.

      Simon sog tief die Luft ein und wischte sich die Finger an der Hose ab. „Wie werde ich denn, einmal reicht!“

      „Was ist da los?“, rief ihm Jo aus einiger Entfernung zu, nachdem er aus dem Auto gestiegen war. Er zeigte auf den verwaisten Wagen.

      Simon ging auf Jo und die anderen zu und meinte: „Erzähl ich dir später. Die Polizei schlägt hier gleich auf, und …“

      „Ich denke, du wolltest keine Polizei dabeihaben, ich hab sie auch nicht angerufen. Was denn nu? Rin in die Tuffels, rut us de Tuffels?“

      „Nee, nee. Hat nix miteinander zu tun. Dort“, Simon zeigte auf den Wagen, „ist etwas passiert. Hab die Polizei informiert. Ich musste auch das mit dem Schaf melden, warum sonst bin ich früh am Morgen hier? Aber wie gesagt, erzähl ich dir später. Geht ihr auf die Suche nach dem Biest und knallt es ab. Macht schnell, bevor die Polizei kommt, sonst gibt es Schwierigkeiten.“ Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. Der wandte sich kopfschüttelnd ab. Jo Freitag war es nicht wohl bei dem Gedanken, die Wölfe einfach abzuschießen. Sicher,

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