KüstenSaat. Gaby Kaden

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KüstenSaat - Gaby Kaden

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„passt auf, wenn ihr schießt, es kann sein, dass sich jemand im Wald verlaufen hat.“

      Jo murmelte etwas, das Simon nicht verstand, aber das war auch egal. Er hoffte, dass die Polizei bald eintreffen würde, damit er sich um seine Arbeit und das ausgeweidete Schaf kümmern konnte.

      Samenraub

      Samstag, ganz früher Morgen

      Als Jana zu sich kam, war es stockfinster um sie herum. Stockfinster und kalt. Benommen und unbeweglich lag sie eingeschnürt in einem engen Raum, aber wo?

      Ihr Schädel brummte, der ganze Körper schmerzte. „Was ist … Wo bin ich?“ Die junge Frau wurde sich erst jetzt der Enge ihrer Behausung wirklich bewusst und reagierte panisch. Sie bekam kaum Luft, konnte nur durch die Nase atmen, über ihrem Mund klebte etwas. Jana würgte. Wenn sie sich jetzt erbrach, ahnte sie, wäre das ihr Tod. Ein jämmerlicher Erstickungstod. Sie versuchte sich zu bewegen, aber das erwies sich als fast unmöglich. Lediglich ihren Kopf konnte sie etwas anheben, doch das war nicht gut. Schnell legte sie ihn wieder ab, zu stark schmerzten Schädel und Nacken. Verdammt, verdammt, was soll das? Jana, fast gelähmt vor Angst, wand sich nun hin und her, rieb ihr Gesicht über den Boden und versuchte, das Klebeband vom Mund zu schieben. Inzwischen konnte sie klarer denken, war voll bei Bewusstsein. Nun bemerkte die junge Frau auch, dass ihre Hände auf dem Rücken gefesselt und ihre Beine um die Knöchel herum ebenfalls zusammengebunden waren. Sie fühlte die Beengtheit, fühlte unter sich den harten, kalten Untergrund und wenn sie den schmerzenden Kopf anhob, stieß der an etwas Metallenes. „Aua!“ Was konnte das nur sein? Wo hielt man sie gefangen und warum? Jana schossen Tränen in die Augen und gleichzeitig die Erkenntnis, dass in der Nacht etwas Schreckliches passiert sein musste.

      Wie in einzelnen Puzzleteilen kam die Erinnerung nun zurück. Langsam, Stück für Stück.

      Sie erinnerte sich an die Fahrt auf der Autobahn, den seltsamen alten Schlager im Autoradio, der sie geängstigt hatte und aus dem irgendwie Wahrheit geworden war. Wieder nahm der Ohrwurm Besitz von ihr.

      ♫ Rada rada radadadada, rada rada radadadada ♫

      … trommelte es in ihrem Hirn.

      Sie versuchte, die Melodie beiseitezuschieben und die Nacht zurückzuholen: dieses Auto, dicht hinter ihr. Lange, über etliche Kilometer.

      Danach, so fiel ihr ein, war sie von der Autobahn auf das platte Land abgefahren und …

      Und dann? Die Erinnerung verschwand. Janas Kopf schmerzte, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wollte man sie entführen oder gar töten? Aber warum? Sosehr sie sich auch anstrengte, ihr Gedächtnis ließ sie im Stich.

      Jana versuchte zu schreien, aber es kamen nur dumpfe Töne unter dem Klebeband hervor.

      Plötzlich hielt sie inne. Da war etwas, draußen, außerhalb ihres dunklen Gefängnisses. Ein kratzendes Geräusch nahm sie wahr und … ein Heulen, ein Jaulen. Erneut tauchten kurze Erinnerungsblitze an die Nacht in ihr auf, verschwanden aber sofort wieder. Jana fröstelte. Wer war da draußen? Konnte sie es wagen, sich bemerkbar zu machen? Entschlossen hob sie ihre Knie, um gegen die Decke über sich zu klopfen, versuchte erneut zu rufen. Doch als Antwort erhielt sie nur ein weiteres Heulen. Kam das vom Wind?

      Entmutigt sackte sie in sich zusammen und schluchzte stumm. Irgendwann musste sie eingeschlafen sein. Minuten – oder waren es Stunden? – später kam sie wieder zu sich. Alles war wie gehabt und Realität, kein böser Traum. Jana überlegte, was sie tun könne, aber viel war es nicht, die Situation schien aussichtslos. Noch immer zermarterte sie sich den Kopf, was … und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz.

      Die Koffer, durchfuhr es sie. „Man hat mich überfallen wegen der Koffer, die ich bei mir hatte und in Wiesmoor abgeben sollte.“ Die aber hätte man doch einfach nur nehmen müssen, warum nur lag sie wie in einer Sardinenbüchse gefesselt und geknebelt?

      Ich will hier raus!, schrie es in der jungen Frau. Immer wieder: Ich will hier raus! Jana kämpfte mit einem Auf und Ab an Gefühlen. Kämpfte gegen Angst und Panik an.

      „Der Code – mein Gott, wer die Koffer bekommt, den Inhalt korrekt nutzen will, muss auch den Code haben. Würde der Inhalt der Glasflaschen verwechselt, hätte das fatale Folgen. Aber den Code habe nur ich.“

      Die Erleichterung darüber hielt nur einen kurzen Moment, zu verzweifelt war ihre Situation.

      Der Überfall musste kurz vor Wiesmoor geschehen sein, also knapp vor ihrem eigentlichen Ziel und dem Treffpunkt zur Übergabe an den Kunden.

      Kunde? War das wirklich das Ziel? Ein Kunde, oder war das Ganze eine Finte, um sie unterwegs zu überfallen? Sollte deshalb das Treffen nicht auf einem Hof, sondern an einer Wegkreuzung stattfinden? „So sparst du dir einen Umweg!“, hatte man ihr in der Firma gesagt. Von wegen.

      Jana schlug vor Wut und Enttäuschung ihren Kopf gegen die Wand. Ich bin so blöde, durchfuhr es sie, ich bin eine so gottverdammte blöde Kuh! Man hatte sie gehörig reingelegt.

      Mein Gott … so ein Mist …, wie komme ich hier nur heraus?

      Vermisst

      Samstagmorgen

      „Wo bleibst du denn? Seit du ohne Tomke unterwegs bist, hast du ganz schön an Fahrt nachgelassen“, frotzelte Carsten, als sein Kollege, Hauptkommissar Hajo Mertens, wenige Minuten nach ihm bei dem verwaisten Fahrzeug ankam.

      „Dir auch ’nen schönen guten Morgen!“, Hajo tippte sich an die nicht vorhandene Mütze und legte einen Mund-Nasen-Schutz an.

      Allerdings wäre eine Mütze nicht schlecht; obwohl Frühsommer, pfiff ihm heute ein kalter Wind um die Ohren. In der Nacht zuvor hatte es heftig geregnet, die Luft war feucht und unangenehm.

      Auch Carsten schien zu frieren, denn er hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen, die Arme verschränkt. Hajo hielt seinem Kollegen den Ellenbogen hin, der tat es ihm nach und schubste ihn an.

      „Was ist hier passiert? Haben wir eine Leiche?“, wollte Hajo wissen und schaute sich um.

      „Nein, haben wir nicht, jedenfalls noch nicht!“

      „Und was machen wir dann hier?“

      „Wir warten auf die Spusi, denn im Wagen befinden sich Blutspuren, wie es scheint.“

      Hajo legte die Stirn in Falten. „Und? Weiter?“

      „Nun, das Fahrzeug steht hier wohl seit gestern Abend schon!“, fuhr Carsten fort, „und der Fahrer oder natürlich die Fahrerin ist verschwunden.“

      „Offen und verlassen am Straßenrand?“, hakte Hajo nach.

      „Jow!“

      „Papiere?“

      Carsten schüttelte verneinend den Kopf.

      „Hast du schon eine Halterabfrage gemacht?“

      „Läuft!“

      „Sonst was?“

      „Ja, im Kofferraum befinden sich Warenpackungen. Es handelt sich um tiermedizinische Präparate.“

      „Also gehört der Wagen einem Mediziner, aber

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