Heidejagd. Angela L. Forster

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Heidejagd - Angela L. Forster

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ist er auch. Und lange nicht so eingebildet wie Jannik, Peer oder alle anderen Jungs. Obwohl seinen Eltern das große Autohaus in Amelinghausen gehört.“

      Inka warf einen schnellen Blick zu Konstantin und seinen Eltern. Als letztes Elternpaar kamen sie mit einem Golf zum See, nicht mit einem SUV. Mit Leas Eltern standen sie als restlich verbliebene Gruppe neben dem hölzernen Wagenrad und gaben Kollege Rommel Auskunft.

      „Okay“, sagte Inka, „ihr wolltet den Abend alleine verbringen. Was hat eure Entscheidung geändert?“

      „Der Anruf von Peer. Konstantin wollte mit mir Mathe üben, aber Peer meinte, er solle kein Weichei sein, Mathe und ich würden ihm nicht weglaufen, aber das Spiel sich so schnell nicht wiederholen. Und dass Max, Jannik, Peer und die Mädchen, Amanda, Kristina und Klara, auch dabei wären. Um elf Uhr ginge es am Parkplatz beim Seestübchen los.“ Lea biss sich auf die Unterlippe. „Es ist schwer, sich aus der Clique zu lösen, ohne dabei überheblich zu wirken. Alleingänge werden nicht gern gesehen, womöglich gibt es Streit. Ich hab Konstantins Entscheidung verstanden, als er eingewilligt hat.“

      „Peer hat euch also am Freitagabend zu dem Spiel überredet.“

      „Ja, Konstantin. Er wollte nicht sagen, dass wir alleine sein wollten, die anderen hätten ihn aufgezogen.“

      „Kamen alle deine Mitschüler mit Fahrrädern zum See?“

      „Ja.“

      „Und mit dem Spiel habt ihr wann begonnen?“

      „So um halb zwölf. Peer hat die Spielregeln erklärt und Jannik eine Flasche Gin rumgereicht.“

      „Wer ist Peer? Wer ist Jannik?“, fragte Inka, den Blick den eingetroffenen Eltern und ihren Kindern zuwerfend.

      „Peer ist der Kleinere, der Dunkelhaarige. Jannik ist der Größere, der mit den Dreadlocks“, antwortete Lea.

      „Wie ging es weiter?“

      „Jeder hat etwas Alkohol getrunken, dann haben wir die Westen angezogen und die Gewehre geladen. Die Jungs gaben uns einen zehnminütigen Vorsprung. Wir Mädchen sind Richtung Waldbad. Klara ist zum Wassertretbecken, Amanda zum Jugendzeltplatz und Kristina Richtung Campingplatz Mühlenkamp. Eine Stunde später, nach Ende des Spiels, wollten wir uns wieder auf dem Parkplatz treffen. Ich war mit Konstantin am Waldbad verabredet.“

      „Und haben die Jungen die verabredeten zehn Minuten eingehalten?“

      „Ja, kann sein. Ich hab mich vor ihnen im Gebüsch versteckt.“

      „Woher habt ihr die Westen, die Gewehre und die Farbe?“

      „Peer hat die Sachen von einem Freund seines Vaters besorgt.“

      „Erzähl mir, wann dir das Untier begegnet ist und wann du deinen Lehrer gefunden hast.“

      Lea Ohlsen stupste mit der Turnschuhspitze in den Sandboden und holte tief Luft. „Wie ich sagte, wir Mädchen rannten los durch den Wald, am Waldbad haben wir uns getrennt und jeder ist in seine Richtung. Dass ich mich mit Konstantin am Waldbad treffen wollte, haben wir niemandem erzählt. Wir wollten das dämliche Spiel nicht mitmachen, sondern für uns alleine sein. Sollten sie sich alle gegenseitig abknallen. So um halb eins hab ich immer noch auf Konstantin gewartet. Alles war still, nur ab und an hörte ich ein Gewehr knallen und einen kurzen Aufschrei. Es ging Mädchen gegen Jungen, wer verliert, muss die nächste Party bezahlen. Konstantin und ich wären übrig geblieben und das Spiel wäre unentschieden ausgegangen, so haben wir es vereinbart. Doch Konstantin kam nicht. Dabei wusste er doch, dass ich den Wald schon am Tage nicht mochte und dann bei Nacht erst recht nicht. Außerdem war mir eisig kalt. Als ich wieder zum Parkplatz zurückgehen wollte, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Es raschelte und knackte. Ich dachte, es wäre einer der Jungs, der mir gefolgt war. Sicher Peer. Mit Peer war ich vor Konstantin zusammen. Irgendwie ist er noch immer sauer auf mich. Er wollte nur das eine, wie bei seinen anderen Freundinnen, ich aber nicht.“

      „Wie lange lief eure Beziehung?“

      „Nicht lange. Zwei Wochen. Peer ist einer von den beliebtesten Jungs in der Schule. Alle Mädchen stehen auf ihn. Er ist zwar nicht so groß und muskulös, aber er sieht toll aus.“

      „Also Peer ist der dunkelhaarige junge Mann, der neben der zierlichen blonden Frau im Jogginganzug steht?“

      „Ja, das ist seine Mutter. Den Bachs gehört das Reiterhotel in Rehlingen. Seine Mutter ist Turnierreiterin und der Vater …“, Lea stockte, „weiß ich eigentlich nicht so genau. Ich glaub, er züchtet irgend so eine amerikanische Rassepferdeart. Teuer und edel, wie alles bei den Bachs.“

      „Und dann bist du mit Konstantin zusammengekommen. Wie lange geht das schon mit euch?“

      „Wir sind fast ein Jahr zusammen. Konstantin ist anders, er versteht mich. “

      Inka nickte. „Wie ging es weiter?“

      „Na ja, ich hab noch einen Augenblick gewartet und mir eingeredet, dass die Geräusche ein Reh oder ein Hirsch, ein Wildschwein oder ein Hase verursacht. Doch es knackte immer mehr im Gebüsch, und dann war da der stechende Geruch, faulige Eier, so etwas in der Art. Ich hab nach Konstantin gerufen, leise, aber so laut, dass er mich hätte hören müssen. Doch er tauchte nicht auf. Plötzlich griff jemand von hinten auf meine Schulter, und als ich mich umdrehte, sah ich Jannik ins Gesicht. Er stank nach Schnaps und sicher hatte er wieder einen Joint geraucht. Er zielte mit dem Gewehr auf mich und brüllte: Hab ich dich erwischt, du Bitch. Ich riss ihm das Gewehr aus der Hand und warf es ins Gebüsch. Er fluchte wie wild und krabbelte auf allen Vieren am Boden herum, um es wiederzufinden. Ich bin Richtung Kiosk davongerast und einmal rund ums Bad gelaufen. Hinter mir schrie Jannik – ich kriege dich, ich kriege dich. Er leuchtete mit der Taschenlampe hinter mir her, schoss, aber traf mich nicht. Jannik ist ein Zornkopf. Immer schnell auf hundertachtzig. Ein eingebildeter Spinner, genauso wie Peer. Beide haben so viel Hirn wie ein Eimer Pokémons.“

      Inka krauste die Stirn. Von Pokémons hatte sie gehört, doch einordnen konnte sie diese Dinger nicht. Bevor sie weiter überlegen konnte, begann Lea neu.

      „Jedenfalls hab ich Jannik abgehängt oder er hat es aufgegeben, mich zu verfolgen. Dann bin ich zurück zum Waldbad, weil ich sehen wollte, ob Konstantin endlich da ist. Aus der Ferne hörte ich Geschrei und Geballere, aber um mich herum war alles ruhig. Mir war wieder so kalt und ich hatte auch keine Lust mehr, auf Konstantin zu warten. Als ich zum Parkplatz aufbrechen wollte, hörte ich ein Brummen und Knurren und roch wieder diesen widerlich stechenden Gestank. Das war echt spooky. Erst dachte ich, Jannik hat mich wieder erwischt, doch als ich mich umgedreht hab, sprang dieses Tier mit den roten glühenden Augen aus dem Gebüsch und starrte mich an. Aus seinem Maul kam Schaum, wie bei einem tollwütigen Hund. Es stand auf zwei Beinen, hatte große spitze Zähne und streckte seine Pranken nach mir aus.“

      „Ein Tier, das auf zwei Beinen stand?“

      „Ja, auf den Hinterbeinen. Es war ein Werwolf, der mich fangen wollte.“

      „Ein Werwolf in der Lüneburger Heide. Bist du dir da sicher, Lea? Ich meine, es war dunkel und …“

      „Nein! Ja, natürlich bin ich mir sicher! Ich weiß doch, wie diese Viecher aussehen“, trotzte die Siebzehnjährige. „Außerdem war es hell, der Vollmond schien. Ich hab den Wolf genau gesehen. Er stand nur ein paar Meter von mir entfernt.“

      „Ein

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