Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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»Wirklich eine ausweglose Situation«, sagte Lars. »Oder gibt es hier irgendwo Fahrzeuge, die noch funktionieren, so dass wir sie benutzen können? Die meisten Robotungetüme sind relativ langsam, wir haben nur ihre Überzahl und Sturheit zu fürchten.«
Lavazza schüttelte den Kopf. »Daran haben wir auch schon gedacht, weil wir uns auch in der weiteren Umgebung umsehen wollten. In den subplanetaren Anlagen gibt es jedoch weder Gleiter noch Bodenfahrzeuge. Die entsprechenden Depots befanden sich wohl in den zerstörten Gebäuden draußen, von ihnen dürften bestenfalls noch Rostspuren zu finden sein.«
»Auch unsere Spuren werden bald verwehen, falls uns nichts Vernünftiges einfällt«, knurrte Luca Ladora. »Wo bleibt dein vielgerühmter Einfallsreichtum, hoher Kommandant? Du bist schließlich der Verantwortliche für unser Häuflein hier. Ist dein Geist nicht mehr imstande, etwas anderes als elegische Klagelieder zu produzieren?«
Das klang provokativ, und so war es auch gemeint. Nichts war eher geeignet, Caines Ehrgeiz anzustacheln, als bissige Bemerkungen, ganz gleich, von welcher Seite sie kamen. Er selbst pflegte auch nicht damit zu sparen, wenn es galt, andere aufzurütteln.
Taff hatte den Kopf in die Hände gestützt und dachte konzentriert nach. Es schien, als hätte er die Worte des Kybernetikers gar nicht gehört, aber plötzlich sah er auf und grinste Luca an.
»Spare dir deine Psychospielchen, Computerschreck, mein Grips funktioniert auch ohne sie. Eine Frage, Carlo: Sie betonten vorhin, dass die Aufgabe dieser Zentrale auch in der Lenkung von Raumschiffen bestand – und das geht bekanntlich nicht ohne starke Sender! Gibt es hier so etwas wie eine Hyperfunkanlage, die wir für unsere Zwecke einsetzen können?«
Lavazza nickte langsam. »Doch, die gibt es, Taff. Allerdings ist ihre Kapazität verhältnismäßig gering, soweit ich das beurteilen kann. Die Reichweite der Sender dürfte sich nicht über die Grenzen des Sternhaufens hinaus erstrecken.«
»Ausgezeichnet«, sagte Taff Caine. »Sie sind der Experte in Bezug auf Fremdtechnologie, Carlo – versuchen Sie, das nun praktisch zu beweisen! Reißen Sie meinetwegen sämtliche Funkanlagen hier auseinander, auch, wenn Ihnen dabei das Herz bluten sollte. Die Hauptsache ist, dass es Ihnen gelingt, einen Sender zusammenzubasteln, mit dem wir Terra oder eine andere Welt innerhalb der Raumkugel erreichen können! Er braucht nur so lange zu funktionieren, dass wir damit einen Hilferuf absetzen können. Wir alle werden Ihnen nach besten Kräften dabei helfen, schließlich besitzt jeder von uns eine umfassende Ausbildung.«
Der Wissenschaftler hob die Schultern. »Ich kann es nur versuchen, Taff, versprechen kann ich Ihnen nichts. Gut, gehen wir sofort an die Arbeit, sie wird alles andere als einfach sein.«
»Die Bewältigung einfacher Aufgaben war noch nie das Spezialgebiet der PROKYON-Crew!«, lächelte Dorit Grenelle.
Die beiden nächsten Tage waren aufreibend für alle. Es gab kaum Schlaf, dafür emsige Betriebsamkeit und nur sehr wenig zu essen. Immerhin funktionierte die Wasserversorgung der Zentrale noch, so dass wenigstens in dieser Hinsicht keine Probleme entstanden. Ansonsten gab es sie in Hülle und Fülle.
Die Modul- und Mikrotechnik der Erde galt als ausgereift und kaum noch zu übertreffen. Jetzt mussten die Menschen jedoch erkennen, dass sie gegenüber den längst vergangenen Dimonids nichts weiter als Stümper waren. Nur das phänomenale Einfühlungsvermögen Lavazzas in fremde Techniken gab ihrer Arbeit einige Hoffnung auf einen Erfolg.
Zuvor war es gelungen, eine Kamera so zu stationieren, dass eine Überwachung der Umgebung möglich war. Valentina Feodorowa saß pausenlos vor einem Bildschirm, und nach etwa zwanzig Stunden gab sie Alarm. Eine kleine Armee von Robotern der seltsamsten Formen näherte sich der Station, die Crew musste hinaus, um ihr entgegenzutreten.
Es gelang ihr nur mit Mühe und Not, die Angreifer abzuwehren. Ein riesiger Schrotthaufen türmte sich vor dem Eingang auf, die Magazine der Strahler waren fast leer. Dann herrschte wieder Ruhe, aber für wie lange?
»Einen zweiten solchen Angriff stehen wir nicht mehr durch«, erklärte Taff anschließend abgekämpft. »Komm, Luca, wir müssen versuchen, die innere Panzertür irgendwie zu schließen und dann zu blockieren. Gegen sie kommen auch metallene Ameisen oder Kraken nicht an.«
Das gelang ihnen auch in stundenlanger harter Arbeit, während die anderen bereits wieder Lavazza zur Hand gingen. Als sie dann ins Innere der Station zurückkehrten, trat ihnen dort Welgun entgegen.
»Wir haben unseren Toten beklagt und uns beraten, Mensch Taff«, sagte er würdevoll. »Bei unserem Volk gibt es eine alte Überlieferung, nach der ihm jedes Land gehört, auf dem einer der Unseren den Tod durch Feinde findet. Das ist hier geschehen, das Blut unseres Stammesbruders wurde auf dieser fremden Welt vergossen. Im Namen aller Letho-Dimonds erhebe ich hiermit feierlich unseren Anspruch auf sie.«
Caine überlegte kurz und nickte dann. »Es sei so, wie du es gesagt hast, Dorfhüter. Der Planet gehörte einst den Dimonids, die in gewisser Hinsicht auch eure Brüder waren, also besteht dieser Anspruch in mehrfacher Hinsicht zu Recht. Ich werde alles tun, um ihn zu unterstützen, sofern es uns gelingt, wieder Verbindung mit unserem Volk zu bekommen.«
Am Abend des zweiten Tages war Lavazza am Ziel.
Der von ihm und der Crew zusammengestückelte Sender bestand aus einem unförmigen Konglomerat aller nur denkbaren Bauteile. Fast alles war nur improvisiert, Dorit Grenelle schüttelte immer wieder ausgiebig den Kopf. Sie als erfahrene Funkerin glaubte nicht, dass dieses Provisorium funktionieren könnte, aber der Professor war anderer Meinung.
»Er wird arbeiten, Dorit, verlassen Sie sich darauf«, sagte er und rieb sich die rot unterlaufenen Augen. »Für wie lange, kann ich nicht vorhersagen, denn wir werden ihn gewaltig überlasten müssen, um die riesige Entfernung überbrücken zu können. Vermutlich wird er dabei vollkommen ausbrennen, und das finde ich mehr als bedauerlich, denn die hier verwendete Technik hätte sich revolutionierend auf die Nachrichtensysteme der Menschheit ausgewirkt. Doch was gibt man notfalls nicht alles preis, wenn man am Leben bleiben will ...«
Die Kraftanlagen der Station lieferten ausreichend Energie, und der seltsamste Sender aller Zeiten funktionierte genau zweiundzwanzig Sekunden lang. Dorit konnte nur die Koordinaten von Nurchaar und einen dringenden Ruf um Hilfe durchgeben, und mitten in ihrem letzten Satz quollen bereits dichte Rauchwolken aus der Anhäufung von Bauteilen. Hastig ergriffen alle die Flucht, ehe der Sender in einem grellen Aufblitzen verging.
»Jetzt können wir nur noch warten und hoffen«, sagte Taff müde. »Vor allem aber viel schlafen, damit wir Kräfte sparen und die wenigen Nahrungsmittel strecken können. Es wird hart werden, und hätten wir nicht die Konzentrate, wären wir längst am Ende, ehe ein Schiff hier eintreffen kann.«
Es wurde noch härter für sie alle, als er gedacht hatte.
*
Die beiden Formationen erreichten fast gleichzeitig das Dimonidia-System. Auf der einen Seite die OPHÜLS, befehligt von Alexa van Grooten, zusammen mit fünf weiteren Kreuzern der Galaktischen Raum-Aufklärungsverbände. Auf der anderen die FURIE unter Admiral Sandor-Chan von Nimboid, gleichfalls von fünf Schiffen der Kolonisten begleitet. Der Funkspruch war fast überall in der Raumkugel empfangen worden, und keine der beiden Parteien hatte gezögert, nach Nurchaar aufzubrechen.
Erregte Gespräche gingen zwischen beiden Führungseinheiten hin und her. Sandor-Chan behauptete, zuerst vor Nurchaar angekommen zu sein, und diesen Planeten für Nimboid beanspruchen zu können. Eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen den beiden Verbänden schien unvermeidlich,