Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Diese Frage war sehr berechtigt. Die elf Personen saßen in der Mitte der Halle auf dem Steinboden und regten sich nicht. Sie reagierten auf keinen Anruf, es schien, als wären sie paralysiert. Worauf das zurückzuführen war, ließ sich leicht erraten.
»Sie stehen unter dem Einfluss der Spiegelwände«, sagte Taff mit finsterer Miene. »Und das schätzungsweise einen ganzen Tag lang! Wir müssen sie herausholen, von selbst werden sie sich nicht aus diesem Bann lösen können. Es fragt sich nur, wie, denn jeder von uns, der hineingeht, dürfte gleichfalls diesem Einfluss erliegen.«
»Wir könnten die Wände zerstören«, schlug Luca vor und hob den Handlaser, aber der Kommandant winkte energisch ab.
»Das auf gar keinen Fall, denn wir wissen nicht, was wir dadurch auslösen können. Es kann zu einem Energierückschlag kommen, der die Hilflosen tötet, vielleicht sogar zu einer starken Explosion. Nein, wir müssen einen anderen Weg finden, bei dem sie nicht gefährdet werden.«
»Lass mich hineingehen, Taff«, schlug Mitani vor. »Ich binde mir ein Seil um, mit dessen Hilfe ihr mich gegebenenfalls wieder herausholen könnt. Vielleicht geschieht mir nichts, vielleicht gerate ich auch in Trance und kann euch dann sagen, was es mit der Halle auf sich hat.«
Caine zögerte, aber das Mädchen holte bereits ein dünnes Kunststoffseil aus der Tasche und knüpfte es um ihre Körpermitte. Schließlich gab er seine Zustimmung, denn das Vorhaben schien wirklich ohne großes Risiko zu sein. Luca Ladora ergriff das freie Ende des Seiles, und Mitani ging langsam in den Raum hinein.
»Ich komme mit, Frau Mitani«, sagte Kaiakan plötzlich und lief ihr nach, ehe ihn jemand aufhalten konnte. Das Mädchen lächelte ihn an und ergriff seine Hand. »Ich spüre nichts«, rief sie zurück, als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. »Vielleicht muss man sich längere Zeit hier drin aufhalten, ehe die Wirkung der Spiegel einsetzt.«
»Hoffen wir es!«, murmelte Taff skeptisch und starrte wie die anderen angestrengt in das Halbdunkel der Halle. Mitani und der Junge erreichten die Gruppe, blieben vor ihr stehen, und dann geschah etwas, mit dem keiner mehr gerechnet hatte: Mit einer blitzschnellen Bewegung löste das Mädchen das Seil von ihrem Körper.
»Nicht, Mitani!«, schrie Caine alarmiert auf, aber es war bereits zu spät. Hilflos musste die Crew zusehen, wie sie und der Junge sich zu den anderen auf den Boden setzten, um ebenfalls in einen Zustand der Bewegungslosigkeit und Nicht-Ansprechbarkeit zu versinken.
Mein Spiegel!, schoss es Taff durch den Kopf. Hastig holte er ihn hervor, hielt ihn vor sich hin und stürmte in die Halle hinein.
*
Ein Wispern und Raunen klang in ihm auf, etwas schien nach seinem Bewusstsein zu greifen und sich seines Geistes bemächtigen zu wollen. Über das schwarze Oval des Handspiegels wanderten in hektischer Folge chaotische bunte Muster, zwischen denen immer wieder verzerrt sein eigenes Gesicht erschien. Der auf ihn abgestimmte kleine Spiegel schien aber wirklich imstande zu sein, den Einfluss der Kristallflächen an den Wänden zu neutralisieren. Taff vernahm wohl weiterhin die geisterhaften fremden Stimmen in seinem Hirn, blieb jedoch voll Herr seiner Sinne.
Dann hatte er Mitani erreicht. Er sah, dass ihre Augen offen waren, aber sie schienen starr in unergründliche Fernen zu sehen, kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht. Hastig griff er zu, um sie aufzuheben und hinauszutragen – aber er griff durch sie hindurch!
Das, was wie ihr fester materieller Körper schien, war in Wirklichkeit nur ein Schemen, ein substanzloses Etwas! Taff hatte ungestüm zugefasst, griff aber ins Leere, stolperte und stürzte. Der Spiegel fiel aus seiner Hand, prallte auf dem Boden auf, und plötzlich stand ein schrilles, klagendes Geräusch in der Luft. Das schwarze Oval zersplitterte in unzählige winzige Fragmente, und im gleichen Moment erlosch auch seine schützende Wirkung.
Das Wispern in seinem Hirn wurde zu einem lauten, machtvollen Dröhnen und fegte den Widerstand seines Geistes hinweg. Auch Taff Caine wurde zu einer willenlosen Marionette, setzte sich auf den Boden und erstarrte dort.
»Da haben wir die Bescherung!«, stöhnte Luca tonlos auf. Keiner der im Eingang Stehenden hatte genau verfolgen können, was eigentlich geschehen war, dazu war das Licht zu schwach. »Was tun wir jetzt, Lars?«
Erneut hob er die Waffe, aber der Bordingenieur schob sie zur Seite. »Wir folgen Taff!«, sagte er fest. »Die Crew gehört zusammen, ganz gleich, was auch geschieht. Ich kann nicht recht glauben, dass die Wirkung der Spiegelwände nur negativ ist. Die Dimonids waren eine große Rasse, aber mit Sicherheit keine Macht des Bösen, wie etwa das Drajur. Stimmt ihr mir zu?«
Dorit Grenelle nickte als erste. Gleich darauf schritten alle vier in die Halle hinein, und dann wurde ihr Bewusstsein allmählich ausgelöscht.
*
»Na also, da seid ihr ja!«, sagte Taff und grinste breit. »Ich habe gewusst, dass ihr kommen würdet, ihr habt nur etwas lange dazu gebraucht.«
»Lange?«, fragte Dorit empört. »Wir sind dir gefolgt, kaum dass eine Minute vergangen war. Sag uns lieber, wo wir hier sind, statt uns unbegründete Vorwürfe zu machen.«
»Vermutlich ein unterschiedlicher Zeitablauf zwischen den beiden Ebenen«, überlegte Caine. »Ich bin jetzt immerhin bereits seit zwei Stunden hier.« Er verneigte sich und fuhr fort: »Willkommen auf Nurchaar, dem Heimatplaneten der Dimonids!«
»Wie bitte?«, fragte Orvid Bashkiri perplex.
Sie standen am Rand einer weiten ebenen Fläche, die früher einmal offenbar ein Raumhafen gewesen war. Eine fremde gelbe Sonne stand am Himmel, die Schwerkraft der fremden Welt war deutlich höher als auf Thorga. Der Belag des Hafens war jedoch vielfach geborsten, bizarr anmutende blaugrüne Gewächse wucherten in den entstandenen Spalten.
»Dann war die Spiegelhalle also so etwas wie eine Transmitteranlage«, überlegte Lars, der sich als erster wieder fing. Taff Caine schüttelte den Kopf.
»Das stimmt nicht ganz, aber das alles erfahrt ihr später. Kommt jetzt mit mir, Lavazza und seine beiden Hübschen warten auf uns. Nehmt aber die Strahler zur Hand, unser zweites Leben auf Nurchaar ist nicht ganz ungefährlich.«
»Wie könnte es auch anders sein?«, knurrte Luca mürrisch. »Wohin die PROKYON-Crew auch kommen mag, die Gefahr ist immer schon vor ihr da! Was sagtest du da eben von einem zweiten Leben, geschätzter Kommandant?«
»Später«, wehrte Taff ab. »Dreht euch um, wir müssen dort hinüber, zu den Überresten der Raumhafengebäude. Und schießt auf alles, was sich bewegt, sofern es kein Mensch oder Letho-Dimond ist. Die Missgeburten von Robotern besitzen zwar keine Waffen, aber wer in ihre liebevolle Umarmung gerät, hat eine Wiedergeburt dringend nötig.«
»Dunkel ist deiner Rede Sinn, o Herr«, murmelte der Astrogator. »Na schön, verschieben wir also das Wundern auf später. Kannst du uns wenigstens sagen, wo sich der Planet befindet, auf dem wir jetzt sind?«
»Einige zwanzig Lichtjahre von Thorga entfernt«, erklärte der Commander. Im nächsten Moment zuckte seine Hand mit der Waffe hoch. Der Energiestrahl fauchte auf und traf ein spinnenähnliches metallenes Ungetüm, das plötzlich zwischen den Büschen in der Nähe aufgetaucht war. Es barst auseinander, und Taff nickte befriedigt.
»Wieder