Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton страница 21
Er ging voran, auf die Ruinen zu, die den Hafen umstanden. Sie mussten einmal imposante Gebäude gewesen sein, aber jetzt standen nur noch vielfach geborstene Mauern. Taff führte seine Gefährten über eine Schutthalde hinweg, hinter der sich eine dunkel gähnende Öffnung auf tat, an deren Seiten noch die rostzerfressenen Überreste einer Panzertür zu sehen waren. Verfallene Stufen führten nach unten bis zu einer Biegung, hinter der sich ein zweites Tor befand. Es war noch relativ gut erhalten, und in dem Korridor dahinter spendeten einige bläuliche Leuchtflächen von der Decke her spärliches Licht.
»Diese subplanetaren Anlagen sind noch erstaunlich gut im Schuss«, erklärte Caine. »Im Gegensatz zur Oberfläche dieser Welt, wo es fast nur noch Ruinen gibt. Nach den Tatsachen, die wir bis jetzt ermitteln konnten, wurde Nurchaar vor langer Zeit vom Drajur angegriffen und verwüstet.«
»Vom Drajur?«, fragte Lars erstaunt. »Hier, siebentausend Lichtjahre von der Erde entfernt?«
Taff zuckte mit den Schultern. »Natürlich wird dieser Name nicht direkt erwähnt. In den Informationen ist immer nur von der Macht des Bösen die Rede, aber es gibt viele Anzeichen, die unsere Annahme bestätigen. So, jetzt rechts um die Ecke, dann sind wir da.«
Sie waren bereits an mehreren Türen vorbeigekommen, die zum Teil offen standen. Hinter ihnen waren technische Gerätschaften zu erkennen: Computerbänke, Nachrichtengeräte und Schaltpulte, daneben unzählige große und kleine Bildflächen von quadratischer oder rechteckiger Form. Die unterirdischen Anlagen mussten eine beträchtliche Ausdehnung haben.
All diese Aggregate lagen jedoch still, die Räume waren dunkel. Anders war es jedoch hinter der Tür, die Taff nun durch Berühren eines Sensorkontakts öffnete. Heller Lichtschein kam aus einem großen Raum, der unschwer als das Herz dieser Zentrale zu erkennen war. Dieser Befehlsstand hätte auch irgendwo auf der Erde liegen können, wenn auch die Fremdartigkeit der zahllosen Geräte nicht zu verkennen war.
Professor Lavazza stand zusammen mit Valentina Feodorowa vor einem riesigen Bildschirm. Er drehte sich um und nickte den Ankömmlingen erfreut zu. »Nur immer herein in die gute Stube. Hier haben wir Dinge gefunden, von denen ich bisher kaum zu träumen wagte, und ich komme mit einem Teil davon schon ganz gut zurecht. Hier auf diesem Schirm können Sie beobachten, wie es auf anderen Teilen von Nurchaar aussieht.«
Die gewaltige Bildfläche, die fast die ganze rechte Seitenwand einnahm, zeigte eine wahre Albtraumlandschaft. Von einem erhöhten Standpunkt aus wurde der Überblick über eine riesige Stadt geboten; oder vielmehr über das, was von ihr noch übrig war. Nur einige wenige große Gebäude waren noch halbwegs gut erhalten. Die meisten waren ein Gewirr von Mauerresten, umgeknickten Trägern und anderen Dingen, deren einstiger Bestimmungszweck nicht mehr zu erkennen war. Ein Teil davon war von blaugrünen Gewächsen überwuchert, deren Aussehen nicht weniger chaotisch war.
»Mutationen«, erklärte Valentina lakonisch. »Bei dem Überfall auf Nurchaar müssen große Strahlungsmengen freigeworden sein. Alles, was dabei mit dem Leben davonkam, wurde in seiner Erbmasse drastisch verändert. Augenblick, ich schalte um.«
Sie betätigte langsam einige Kontakte auf dem Schaltpult vor sich, und nun wechselte das Bild. Es zeigte den Abhang eines hohen Berges, vor dem sich eine Ebene befand, die in einer Steilküste endete, hinter der sich ein bläulicher Ozean in weite Ferne erstreckte. Auf dieser Ebene hatte einmal eine Stadt gelegen, aber jetzt war von ihr nur noch wenig zu erkennen. Fast das ganze Gebiet war durch eine ungeheure Explosion verwüstet worden, die eine flache, schüsselartige Vertiefung von mehreren Kilometern Durchmesser geschaffen hatte. Ihr Boden glänzte schwarz und wirkte wie glasiert, was eine Assoziation zu den schwarzen Spiegeln hervorrief. Auch jetzt, nach vielen Jahrtausenden, wuchs hier noch nichts.
»Das ist auf dem Nachbarkontinent«, sagte Carlo Lavazza. »Nurchaar besitzt sechs größere Landmassen, die von drei Meeren umgeben werden. Auf jeder gab es Beobachtungsstationen, die mit diesem Bunker in Verbindung standen. Der größte Teil davon wurde zerstört oder fiel später durch technische Defekte aus. Einige arbeiten aber auch jetzt noch und liefern uns diese Bilder.«
»Woher wissen Sie das alles?«, fragte Dorit. »Waren die Dimonids so vorausschauend, dass sie all diese Informationen für spätere Besucher sozusagen mundgerecht zubereitet haben?«
Der Leiter des Brain-Teams nickte. »Genauso ist es. Sie waren das dominierende Volk in diesem Sternhaufen, aber daneben gab es noch eine ganze Reihe anderer, die alle von einem Urvolk abstammten, aber meist degenerierten und in die Primitivität zurückfielen. Die Dimonids hatten es sich zum Ziel gesetzt, sie nach und nach wieder zu einer höheren Kultur und Zivilisation zu führen, so dass eine spätere Vereinigung möglich wurde.«
»Ich verstehe«, warf Lars ein. »Sie taten es, indem sie die schwarzen Spiegel auf die anderen Welten brachten, die einen solchen Einfluss bewirken sollten. Das Vorhaben scheiterte jedoch infolge der Zerstörung von Nurchaar. Die Dimonids fielen als Koordinatoren und Lehrmeister aus, und so musste das ganze Projekt zwangsläufig fehlschlagen.«
»Das stimmt annähernd«, sagte Valentina Feodorowa und schaltete die Bildfläche ab. »Allerdings müssen der Zerstörung Nurchaars längere Kämpfe vorangegangen sein. Die Dimonids erkannten, dass sie unterliegen würden, und trafen gewisse Vorkehrungen für die Zukunft. Sie richteten auf Thorga, und vermutlich auch anderswo, Stationen ein, wie die Spiegelhalle auf der Insel. Durch sie sollten Angehörige anderer Völker nach Nurchaar gelangen, die Überreste ihrer Zivilisation übernehmen, und aus ihnen eine neue Kultur aufbauen.«
»Soweit ist es aber offenbar nie gekommen«, sagte Carlo Lavazza. »Ich bezweifle auch, ob die Letho-Dimonds oder andere Völker diesen Sprung geschafft hätten. Dazu gehörte ein Mindestmaß an technischem Wissen, das zumindest die Thorgaer nicht besitzen. Keiner von ihnen wäre imstande gewesen, die Bedeutung der Informationsgeräte zu erfassen und sie so zu bedienen, dass sie den Inhalt ihrer Speicherkristalle freigaben.«
»Wie gut, dass wir Sie haben«, spöttelte Luca Ladora, »für Sie war das natürlich ein Kinderspiel. Nein, ich will Sie nicht desavouieren, meine lose Zunge geht nur manchmal mit mir durch.«
»Manchmal?«, fragte Orvid Bashkiri spitz. »Ich möchte das eher als Dauerzustand bezeichnen, Computerbändiger. Nehmen Sie ihn nicht ernster, als er es verdient, Carlo.«
Lavazza zeigte sein Indianerlächeln. »Ein alter Mann wie ich ist infolge langer Erfahrung tolerant, Orvid. Sie fragen sich aber vermutlich, wo sich die anderen aufhalten. Mitani und Janine sind mit den Letho-Dimonds draußen auf Nahrungssuche. Wir waren natürlich nicht darauf vorbereitet, eine so lange Exkursion durchzustehen, als wir die Eingeborenen dazu überredeten, uns zur Insel der Großen Mutter mitzunehmen.«
Taff Caine, der so lange geschwiegen hatte, ergriff nun das Wort. »Nachdem ihr nun in großen Zügen wisst, was es mit den Dingen auf sich hat, schlage ich vor, dass wir uns wieder nach draußen begeben. Die verrückten Roboter streifen überall umher und greifen jedes lebende Wesen an. Die Letho-Dimonds sind ganz ohne Waffen, Janine und Mitani haben nur je einen Handlaser. Bis jetzt hat es bereits mindestens fünf Tote gegeben.«
»Fünf Tote?«, fragte Dorit Grenelle erschrocken. »Dann sind ja, Kaiakan mitgerechnet, nur noch vier Thorgaer am Leben!«
Taff grinste übermütig.
»Du sagst es, Dorit-Mädchen, es stimmt aber trotzdem nicht. Auch ich bin in der Zwischenzeit bereits zweimal gestorben, und doch stehe ich jetzt sehr lebendig vor euch. Habt ihr schon einmal etwas von dem Phönix aus der Asche gehört?«
»Aufschneider!«, sagte