Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Taff feixte zurück.
»Ein wirklich guter Vorschlag, den ich auch beherzigen werde. Luca wird sich allerdings kaum etwas daraus machen, ihn beeindruckt höchstens ein hübsches Mädchengesicht. Vielleicht wirkt der Orden dafür um so mehr auf unsere Gäste und hält sie davon ab, sich uns überlegen zu fühlen. Das wäre ausgesprochen förderlich für ein gutes Betriebsklima an Bord.«
*
Am nächsten Morgen, als der Betrieb in der Basis 104 erst allmählich wieder anlief, befand sich die Crew bereits vollzählig in der PROKYON X. Roboter hatten das Gepäck an Bord gebracht, die Raumfahrer benötigten einige Zeit, um es in ihren Kabinen zu verstauen. Sie waren kaum damit fertig, als auch schon die Wissenschaftler im Hangar erschienen. Caine winkte Lars und Dorit.
»Fahrt ihr beide nach unten und geleitet sie herauf, ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Orvid, du stehst gerade neben der Reparaturbox; gib mir doch mal den Behälter mit dem Metallbinder heraus. Gleich geht ein guter Stern in der Zentrale auf.«
»Das kannst du doch nicht machen!«, protestierte Luca entrüstet, als er erkannte, was Taff beabsichtigte. »Der Computer beginnt glatt zu bocken, wenn das Ding daran klebt. Und ich werde immer, wenn ...«
»Du wirst jetzt deinen geschätzten Mund halten«, unterbrach ihn der Commander. »Mach Platz – das ist ein dienstlicher Befehl! Der Zentrallift kommt schon herauf.«
»Gemeinheit, gegenüber einem leidenden Kybernetiker die Autoritätsperson herauszukehren«, maulte Ladora, ging aber zur Seite. Gleich darauf prangte der Stern der Menschheit am Computergehäuse, und Taff warf dem Astrogator den Behälter wieder zu. Sekunden später betraten die Wissenschaftler bereits die Zentrale. Es gab eine kurze Begrüßung, dann wurden sie in die Gästekabinen geleitet. Caine nahm im Pilotensitz Platz und begann, die Kontrollen durchzuchecken. Als er damit fertig war, erschien auch Lars Gunnarssons Bild auf dem Sichtschirm.
»Maschinendeck klar«, meldete er, und Taff wandte sich der Funkerin zu. »Ruf die Hangarkontrolle, Dorit-Mädchen. Start erfolgt in fünf Minuten – Thorga, wir kommen!«
Die PROKYON X tauchte aus dem Strudel im Carpentaria-Golf empor, raste in wenigen tausend Kilometer Entfernung am Mond vorbei und wurde auf Lichtgeschwindigkeit gebracht. Dann schaltete der Autopilot, und die Reise durch den Hyperraum begann.
»Das wäre es«, sagte Taff und erhob sich. »Orvid, übernimm du bitte die Wache in der Zentrale, ich gehe zu unseren Gästen. Soviel ich weiß, sind sie noch nie mit einem Flottenkreuzer geflogen, also werde ich ihnen jetzt das Schiff zeigen. Das ist zugleich eine gute Gelegenheit, den Kontakt zu vertiefen.«
»Ich komme mit«, erbot sich Mitani. Sie verließen die Zentrale und suchten den Aufenthaltsraum auf, der zum Gästetrakt gehörte. Die Wissenschaftler hatten sich dorthin begeben, nachdem sie ihr Gepäck in den Einbauschränken verstaut hatten. Sie saßen um einen Tisch und hatten Becher mit Kaffee vor sich. Sie trugen jetzt Bordkombinationen der Flotte, und Lavazza nickte den Eintretenden zu.
»Hallo, Commander, hallo, Miss N'Kasaa! Kommen Sie, trinken Sie einen Schluck mit, es ist genug für alle da.«
»Gern, Professor«, sagte Taff, aber der Italiener winkte ab. »Ich als der Ältere schlage vor, dass wir alle unnützen Formalitäten beiseite lassen. Wir werden lange Zeit zusammen sein und eng zusammenarbeiten müssen, also sollten wir auch einen gewissen Teamgeist pflegen. Oder verbietet das die Etikette an Bord der PROKYON?«
Caine setzte sich und grinste.
»Ohne ihren hervorragenden Teamgeist wäre die PROKYON-Crew nie zu dem geworden, was sie jetzt ist, und der Begriff Etikette kommt bei uns nur im Zusammenhang mit Flaschen vor. Es freut mich, dass Sie so denken, Sie kommen mir auf halbem Wege entgegen. Sind die Damen derselben Meinung?«
Janine Latep nickte lächelnd. »Carlo, Valentina und ich, wir haben uns schon ganz gut angefreundet. Wir alle sind schon sehr gespannt auf das, was wir auf Thorga vorfinden werden.«
Mitani kam mit zwei Bechern und setzte sich neben Caine. »Es spricht nichts dagegen, dass die Freundschaft auch auf uns ausgedehnt wird«, sagte sie. »Ich heiße Mitani, und der unausstehliche Mensch neben mir ist Taff. Die anderen werden wir Ihnen nach und nach vorstellen, wie es sich gerade so ergibt.«
»Ich freue mich, dass sich alles so gut anlässt«, sagte Valentina Feodorowa mit ihrer spröden Altstimme. Auch sie lächelte nun, und das gab ihrem eckigen Gesicht einen Ausdruck von Weichheit. »Erzählen Sie uns etwas über die Letho-Dimonds, Taff. Bisher wissen wir lediglich, dass es sie gibt. Die Behörden auf Mokan hatten versprochen, uns die Unterlagen zu liefern, die durch die Besatzung der KAMBORA gesammelt wurden, aber sie waren nicht mehr aufzufinden. Vermutlich sind sie in dem Chaos vernichtet worden, das dort herrschte.«
»Später, Valentina«, wehrte Caine ab und trank voller Genuss seinen Becher leer. »Wir werden lange unterwegs sein und ausreichend Zeit haben, alles noch ausführlich zu erörtern. Sie werden sich am besten zuerst einem Sprachkurs unterziehen, das Programm dafür wird der Computer erstellen. Das Idiom der Thorgaer ist einfach zu begreifen, und Janine als Linguistin wird ihren Spaß daran haben. Doch wie gesagt, das alles hat noch viel Zeit. Zunächst will ich Ihnen erst einmal unsere neue PROKYON zeigen – das beste Raumschiff, das es je gab.«
Carlo Lavazza verzog amüsiert das Gesicht, er ähnelte in diesem Augenblick einem alten Indianerhäuptling.
»Das beste Schiff und auch die beste Crew, nicht wahr? Der Begriff Bescheidenheit scheint bei Ihnen vollkommen unbekannt zu sein, oder täusche ich mich da?«
Taff grinste breit.
»Wahr gesprochen, Meister der Wissenschaften. Wer immer nur bescheiden ist und ergeben den Nacken beugt, wenn die Großen ihre Sprüche machen, wird es nie weit bringen. Das hat man mir bereits in früher Jugend beigebracht, und es gilt auch heute noch. Hätten wir nur immer treu und brav das getan, was uns die lieben Vorgesetzten befahlen, sähe es heute wohl schlecht um die Erde aus.«
Sie verließen den Aufenthaltsraum und traten den Rundgang durch das Schiff an. Inzwischen raste die PROKYON X weiter durch den Hyperraum. Auf den Bildschirmen war kein Stern zu sehen, nur wesenlose Schwärze.
Als nach Bordzeit der Abend gekommen war, wurde der Einstand gefeiert. Natürlich hatte die Crew dafür gesorgt, dass mit dem Gepäck auch ein ausgiebiger Vorrat an Archer’s Tears mit an Bord gekommen war. So war die Stimmung bald recht gut. Sie erfuhr ihren Höhepunkt, als Valentina Feodorowa alte Volkslieder ihrer Heimat sang, von rhythmischem Klatschen der anderen begleitet. Aus zwei Teams war eins geworden.
Nur Luca Ladora saß mit mürrischem Gesicht in der Zentrale und hielt einsame Wache. Er hatte sie freiwillig übernommen und nippte nur unlustig an dem großen Glas, das ihm Dorit Grenelle gebracht hatte. Ab und zu warf er einen Blick auf den Stern der Menschheit an seinem Computer, seufzte voll Unmut und dachte an sein Blumenkind Erethreja.
4
Die Verstärkung des Schiffsantriebs schlug sich am deutlichsten in der drastischen Verkürzung der Reisezeit nieder. Die PROKYON IX hätte bis zum Sternhaufen NGC 188 noch mehr als 33 Tage gebraucht. Der neue Kreuzer bewältigte die 7000 Lichtjahre