Das Geheimnis der Fischerin vom Bodensee. Erich Schütz

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Das Geheimnis der Fischerin vom Bodensee - Erich Schütz

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eingeschaltet. Trotzdem muss er aber jetzt hier weg. Er kann gar nicht anders, bleibt in seinem Wagen sitzen, legt den ersten Gang ein und fährt erneut auf dem feuchtschmierigen Waldweg rechts ran, damit der entgegenkommende Wagen an ihm vorbeifahren kann.

      Der Wagen mit Blaulicht entpuppt sich schnell als ein Polizeiauto. Max hofft, dass er an ihm vorbeifährt, dem Feuerwehrwagen hinterher. Langsam rollen die beiden Autos aufeinander zu. Aus dem Auto vor ihm streckt der Polizist am Steuer, nachdem er seine Scheibe heruntergelassen hat, seinen linken Arm mit Lichtkelle heraus und deutet Max unmissverständlich an stehen zu bleiben.

      Max schaut kurz in den Rückspiegel, der Wagen hinter ihm bleibt ebenfalls stehen. Der Polizeiwagen ist jetzt auf seiner Höhe, auch er kurbelt seine Scheibe herunter und grüßt freundlich zu dem Polizisten hinüber.

      »Guten Abend, wo kommen Sie her?«, hält der sich nicht lange mit Höflichkeiten auf.

      »Ich war spazieren«, hört sich Max sagen und könnte sich gleichzeitig für die unmotivierte, doofe Antwort ohrfeigen.

      »Fahren Sie bitte ganz rechts ran, sodass noch weitere Löschfahrzeuge vorbeikommen können«, weist ihn der Polizist scharf an, »und dann warten Sie auf uns!«

      »Aber warum denn?«, will Max wissen.

      »Tun Sie, was ich Ihnen sage«, knurrt der Polizist unfreundlich, »und machen Sie keinen Unsinn, Sie kämen heute Nacht nicht weit.«

      Der Polizist setzt seinen Streifenwagen nach hinten, aber auf Max’ Straßenseite, sodass seine Motorhaube genau vor dessen Motorhaube steht, als befürchtete er, Max könnte doch noch weiterfahren.

      Aber der steigt aus, schaut schnell zu dem Wagen hinter ihm: KN -AK 475, die Autonummer will er sich merken.

      Dessen Fahrer setzt brav seinen Blinker links und gibt einfach Gas. Frech fährt der Sekel an Max vorbei. Dieser versucht, noch schnell einen Blick in die Fahrgastzelle zu erhaschen. Doch außer zwei bärtigen, dunkelhaarigen Männern im Fond und einem Blondschopf auf der Rückbank, der ihm jetzt auch noch keck zuwinkt, kann er kein Gesicht deutlich erkennen.

      »Sind das Bekannte von Ihnen?«, fragt der Polizist, der schon neben ihm steht.

      Max überlegt kurz, ob er seinen Verdacht äußern soll, winkt dann aber ab: »Was wollen Sie von mir?«

      »Ihre Papiere!«

      Martin Ellegast blickt grimmig, er sagt kein Wort. In seinem erzürnten Gesicht spiegeln sich die Flammen, die noch immer aus seinem fischverarbeitenden Betrieb züngeln. Fünf Wehren aus allen umliegenden Gemeinden hat die Feuerwehr Meersburg zusammengerufen. Fast 100 Männer und Frauen sind im Einsatz.

      »Es ist das verdammte Öl«, sagt der Feuerwehrkommandant zu Ellegast, »es müssen Hunderte von Litern sein, die solche Flammen schlagen und die starke Hitze entwickeln.«

      »Das ist nur Altöl aus der Fritteuse«, gibt sich Ellegast nach außen cool, »aber wer hat den Brand gelegt? Das ist die Frage.«

      »Warum?«, staunt der Feuerwehrkommandant. »Wer hat denn von Brandstiftung gesprochen? Wie es aussieht, hat sich das Feuer in einer der Fritteusen entwickelt, da ist der Brandherd.«

      »Was wissen denn Sie«, winkt Ellegast verärgert ab. Trotz der tiefen Nachtzeit steht Ellegast gut gekleidet, in Anzug und Krawatte, neben dem uniformierten Feuerwehrkommandanten. Seine Elvistolle hängt im lässig in sein schmales Gesicht. Seine Stirn liegt leicht in Falten. Seine Augen sind hellwach. »Wir brauchen einen Brandexperten, der die genaue Brandursache ermittelt. Haben Sie solch einen Fachmann? Sonst besorge ich ihn!«

      »Die Kripo muss gleich hier sein«, weicht der Feuerwehrmann den versteckten Vorwürfen aus, »machen Sie sich keine Sorgen, bei der Schadenshöhe wird die Polizei Fachleute der Landesdirektion hinzuziehen.«

      »Pah!«, blafft Ellegast. »Halten Sie den Ball flach, der Schaden ist überschaubar. Ich will nur die Täter.«

      Max begutachtet am nächsten Morgen den Schaden an seinem alten Renault. Die Heckklappe des Kastenwagens lässt sich noch problemlos öffnen und schließen. Aber vielleicht sollte er doch den großen Stand-Tom-Tom und die beiden Bass Drums herausnehmen, nur wegen seinem Schlagzeug hatte er sich den alten Kastenwagen gekauft, doch als Lagerhalle sollte er nicht dienen. »Hopp«, sagt er zu sich selbst und klemmt das Becken unter seinen rechten Arm, mit der Linken packt er die beiden Hänge-Tom-Toms und will sie in sein Haus tragen.

      Wie er um sein Auto geht, sieht er hinter einem der Scheibenwischer einen weißen Zettel klemmen. Aber zuerst muss er seine Hände freibekommen, also geht er weiter und stellt den ersten Teil des Schlagzeuges im Flur seines Häuschens ab. Dort haben die Hänge-Tom-Toms einen festen Platz. Da stellt er sie hin und beginnt gedankenverloren, darauf zu trommeln. Schnell findet er einen Rhythmus und spielt den Anfang der ersten Akkorde von »Freak of Natures Rescue Me«.

      »Bahnt sich da was an?«, lächelt Gerdi Ellegast, sie steht plötzlich, ganz unvermittelt, vor Max und winkt mit dem kleinen weißen Zettel, den Max gerade hinter seinem Scheibenwischer bemerkt hat. Sie scheint schon auf dem See gewesen zu sein. In Wattstiefeln und in ihrer grünen wasserdichten Fischerhose, deren Latz ihr fast bis unter die Achseln reicht, liest sie ihm mit verführerisch gespielter Stimme vor: »Danke, dass du dichtgehalten hast! Wir bezahlen den Schaden – versprochen, irgendwann.«

      »Weißt du, was heute Nacht passiert ist?«, platzt es aus Max heraus, »die haben die Fischhallen deines Mannes abgefackelt!«

      »Keine verdammenswerte Tat, aber das wird ihn nicht aufhalten«, ändert sich schnell die Stimmung in Gerdis Gesicht vom Liebesboten zur Kampfamazone. »Ich habe es im Seefunk gehört, aber von Brandstiftung war keine Rede.«

      »Ich habe es aber selbst gesehen, ich war dort, woher glaubst du, dass der Zettel ist? Die bedanken sich, dass ich sie nicht bei der Polizei verpfiffen habe.«

      »Wer sind sie? Und warum hast du es nicht getan?«

      »Das frag ich mich jetzt auch, ich weiß es selbst nicht.«

      »Das kannst du gleich nachholen«, zeigt Gerdi Ellegast zum Fenster hinaus.

      Max folgt ihrem Blick und sieht zwei uniformierte Polizeibeamte aus einem Streifenwagen steigen. Die beiden gehen zu seinem Renault, bei dem die Ladefläche noch offensteht. Interessiert gehen sie um den Wagen, Max schaut ihnen gespannt zu.

      »Ich bin dann mal weg«, sagt Gerdi schnell, wirft ihm mit einem Handkuss den kleinen weißen Zettel zu und verschwindet durch den Hinterausgang.

      Max lässt den Zettel schnell in der Hosentasche seiner eng geschnittenen Levis verschwinden und geht zur Vordertür, dabei läuft er einem der Polizisten geradewegs in die Arme.

      »Musiker müsste man sein, da kann man morgens wenigstens ausschlafen«, begrüßt ihn der erste Polizist.

      »Und bis nach Mitternacht den Bühnenclown geben«, antwortet Max, »und das meist für ein mageres Trinkgeld.«

      »Und gestern?«, beendet der zweite Polizist das Geplänkel. »Was haben Sie da mitten in der Nacht im Wald bei Meersburg bei der Fischfabrik Ellegast gemacht?«

      »Ich bin noch bei Dämmerung in den Wald gefahren, ich kenne da einen Platz, an dem Morcheln wachsen. Es war den ganzen Juni über heiß, dann gestern der Regen, da wollte ich mal nachsehen«, hatte sich Max schon am Morgen eine bessere Ausrede als die in

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