Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach страница 7
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er. »Ich nehme an, Sie haben sich verlaufen.«
»Nein, bestimmt nicht. Jedenfalls nicht, wenn Sie Moritz von Ohldorf oder Felix von Bernau sind.«
»Ersterer. Und Sie?«
»Ich bin Annika Boldts Tante.«
Moritz erinnerte sich dunkel, dass der Name des Mädchens, das sich hatte vorstellen wollen, Annika Boldt war.
»Ah ja«, sagte er. Mittlerweile war er aufgestanden, der Höflichkeit halber. »Und was ist mit ihr? Ich warte auf sie.«
»Krank geworden«, erklärte die jugendliche Tante. Dann streckte sie mit einem umwerfenden Lächeln die rechte Hand aus. »Ich bin Miriam Boldt. Und ich dachte, es ist besser, wenn ich Ihnen das persönlich sage, damit Sie es auch glauben. Annika liegt nämlich todunglücklich mit Grippe im Bett, und wir konnten sie nur mit Gewalt davon abhalten, diesen Termin wahrzunehmen. Sie hat Angst, dass Sie sie nicht nehmen, wenn sie nicht sofort zur Verfügung steht.«
Was für ein glücklicher Umstand, dachte Moritz, dass Annika gerade jetzt Grippe bekommen hat, sonst wäre ich dieser Frau vermutlich nie begegnet. »Und Sie sind jetzt nur gekommen, um ihr diesen Praktikumsplatz zu sichern?«
»Nicht nur«, gab sie freimütig zu. »Ich war auch neugierig, wie es hier zugeht.«
Er war enttäuscht. »Sie wollten also schon immer mal zum Fernsehen, und deshalb haben Sie jetzt diese Gelegenheit genutzt?« Das sagten im Grunde alle Leute, die es irgendwie schafften, ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Sie war wohl doch nicht so besonders, wie er zunächst angenommen hatte.
Doch Miriam Boldt winkte lachend ab. »Überhaupt nicht!«, erklärte sie. »Ich bin mit meiner Arbeit überglücklich, aber ich möchte schon wissen, wohin ich mein Patenkind schicke. Ich habe mich nämlich dafür stark gemacht, dass sie dieses Praktikum antreten darf, während ihre Eltern strikt dagegen waren. Sie haben Angst um Annika, und vom Fernsehen heißt es ja immer, dass es da manchmal ziemlich wild zugeht.«
Sie warf einen Blick auf die überfüllten Schreibtische und die Wände, an denen jede Menge Skizzen für zukünftige Serien hingen, aufgehängt an Pinnleisten. »Hier sieht es allerdings ziemlich normal aus«, fuhr sie fort. »Nach Arbeit eben, wie in den meisten Büros.«
»Setzen Sie sich doch«, bat Moritz. Dass er eigentlich ins Studio wollte, hatte er vergessen.
Sie zierte sich nicht lange, sondern kam seiner Aufforderung nach, und bevor er wusste, wie es passiert war, steckte er auch schon in einem regelrechten Verhör über das, was ihre Nichte im Sender zu erwarten hatte: Würde sie etwas lernen? Würde Moritz oder sein Kollege ein Auge auf sie haben und darauf achten, dass ihr niemand zu nahe trat? Welche Aufgaben genau würde man ihr übertragen?
Moritz fing schon bald an zu schwitzen. Sie hatten immer Praktikantinnen, Felix und er, und die liefen dann eben mit. Wenn sie klug waren, lernten sie eine Menge, waren sie zu schüchtern oder ungeschickt, bekamen sie kein Bein an die Erde. Es war hier wie überall, aber ganz so deutlich wollte er es Miriam Boldt gegenüber nicht ausdrücken.
Ganz plötzlich hörte sie auf, ihm Fragen zu stellen und sagte mit breitem Lächeln: »Sie haben keine Ahnung, oder? Entweder schafft Annika es hier allein, sich durchzusetzen oder eben nicht.«
»So ungefähr«, gab er zu. »Eine Praktikumsstelle ist ja keine Ausbildung. Die Praktikanten werden da eingesetzt, wo sie gebraucht werden, und dann kommt es allein darauf an, wie gut sie mit der Situation zurechtkommen.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzusetzte: »Aber wenn sie ihrer Patentante auch nur ein bisschen ähnlich ist, hat sie gute Chancen, würde ich sagen.«
»Sie sind ganz schön raffiniert, Herr von Ohldorf, das muss ich sagen.«
»Eigentlich bin ich das nicht, vermutlich liegt es an Ihnen. Sie wirken anregend. Eben ist mir sogar ein guter Einfall für unsere Serie gekommen.«
Ihre Augen glänzten. »Erzählen Sie ihn mir?«
»Nur, wenn ich Sie zum Essen einladen darf«, hörte Moritz sich sagen. Er kam aus dem Staunen nicht heraus. Er benahm sich ja beinahe wie Felix in vergleichbaren Situationen. Normalerweise war er eher zu zurückhaltend und verpasste den richtigen Augenblick für die entscheidende Annäherung.
»Sind Sie immer so schnell?«
»Überhaupt nicht«, gestand er. »Ich habe mich gerade eben über mich selbst gewundert. Aber ich würde trotzdem gern mit Ihnen essen gehen. Wie wäre es mit morgen Abend?«
Sie lächelte sonnig.
»Nur, wenn Annika die Praktikantenstelle kriegt, obwohl sie vielleicht erst in zwei Wochen kommen kann.«
Er musste lachen. »Das habe ich ja wohl verdient, aber damit sind wir quitt, ja?«
Sie nickte und stand auf. »Morgen Abend ist wunderbar. Darf ich das Lokal aussuchen?«
»Natürlich, wenn Sie wollen …«
»Ich hole Sie hier ab, einverstanden? Wäre Ihnen neunzehn Uhr recht?«
»Ja, aber unten am Ausgang bitte. Ich lege keinen Wert darauf, dass mich am Tag danach geschätzte hundert Kollegen nach Ihnen ausfragen.«
»Ich kann auch auf dem Parkplatz warten«, grinste sie. »Das ist noch unauffälliger.«
»Nein, nein, am Ausgang ist es schon okay. Ich werde pünktlich sein.«
»Ich auch.« Sie grinste ihn noch einmal an, bevor sie das Büro verließ. Er hörte ihre Absätze über den Flur klappern.
Was für eine Frau!
*
Sie kam drei Minuten zu spät. Für eine Frau war sie also überpünktlich. Felix kannte es nur so, dass man auf Frauen, mit denen man verabredet war, immer endlos warten musste. Offenbar gab ihnen das ein Gefühl von Macht. Er jedenfalls hasste Unpünktlichkeit. Dabei war es heute durchaus schwierig gewesen für ihn, rechtzeitig hier zu sein, denn im Studio hatte es ein paar Probleme gegeben, die gelöst werden mussten. Aber er hatte es ja dann doch noch geschafft.
»Entschuldigen Sie«, sagte Corinna jetzt ein wenig außer Atem, »ich …, ich habe noch einen Verwandtenbesuch gemacht und mich etwas zu lange aufgehalten.«
»Drei Minuten sind doch fast nichts.«
Sie sah ihn verdutzt an, dann lachte sie. »Sie haben auf die Uhr gesehen, um festzustellen, um wie viel ich mich verspätet habe? Das ist ja witzig, ich mache das auch immer. Ich mag es nicht, wenn Leute zu spät kommen.«
»Erste Übereinstimmung«, stellte er fest. »Was essen Sie?«
»Keine Ahnung. Haben die auch Spaghetti hier? Die mag ich lieber als Pizza.«
»Hier gibt’s alles, was das Herz begehrt.«
Sie brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden, und Sonderwünsche äußerte sie auch nicht. Ein weiterer Pluspunkt. Ansonsten fiel ihm auf, dass sie etwas blass um die Nase war. Es wirkte, als hätte sie keinen besonders erfreulichen Tag gehabt. »Probleme?«, fragte er beiläufig.
»Wie