Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach страница 10
Sie stieg in ihren Wagen, ließ den Motor an und schoss förmlich aus der Parklücke.
Er sah ihr fassungslos hinterher und tat es noch, als hinter ihm eine spöttische Stimme ertönte. »Na, hast du dir eine Abfuhr eingehandelt?«
Die Szene war also zu allem Überfluss auch noch beobachtet worden! Das Getuschel in der nächsten Zeit konnte er sich lebhaft vorstellen. Er drehte sich um und begegnete Gitta Heidingers schadenfrohem Blick. Er verstand sie, er hatte sie damals wirklich nicht gut behandelt. »Entschuldige«, sagte er.
Sie sah ihn verblüfft an. »Wofür?«, fragte sie.
»Für damals. Heute tut es mir leid, Gitta. Ehrlich.«
Sie lachte, während sie ihn kopfschüttelnd betrachtete. »Die Sache mit Corinna muss dir ja ganz schön zusetzen, wenn du auf einmal anfängst, dich für dein früheres Verhalten zu entschuldigen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht, aber jetzt sehe ich, dass das nicht nötig war. Sie ist jung, aber sie kann sich besser verteidigen als ich damals.«
Er fühlte sich ohnehin schon elend, da brauchte er nicht auch noch Gittas Spott. »Einen schönen Abend noch, Gitta«, sagte er beherrscht und wollte sich abwenden.
Ihre Stimme hielt ihn jedoch noch einmal zurück. »Weißt du, was ich dir wünsche, Felix? Dass du auch einmal durchmachen musst, was die Frauen, die sich in dich verliebt haben und die für dich nur Affären gewesen sind, durchmachen mussten. Es wäre mir eine Freude, dich an Liebeskummer leiden zu sehen.«
»Ich kann dich verstehen«, sagte er, noch immer sehr beherrscht, dann ging er.
Er hatte es nicht anders verdient, aber mehr wollte er jetzt wirklich nicht hören.
*
»Was ist passiert?«, fragte Maren erschrocken, als Corinna eintraf und sie das blasse Gesicht ihrer Schwägerin sah. »Hast du Ärger im Sender?«
»Kann man so sagen, ja. Ich möchte aber nicht darüber reden, Maren, in Ordnung? Es ist eine etwas heikle Angelegenheit.«
»Aber doch nichts … Grundsätzliches? Du wirst nicht deinen Job verlieren oder so?«, fragte Maren ängstlich.
Das war ihre größte Sorge, Corinna wusste das. Seit Olivers Tod plagten Maren Existenzängste der schlimmsten Art. Wochenlang hatte sie nachts wach gelegen, vor lauter Angst, von jetzt an ihre Kinder nicht mehr ernähren zu können. Dabei war ihr großzügig geholfen worden, aber die Ängste waren trotzdem geblieben.
»Nein, es geht nicht um meinen Job. Ich habe Ärger mit einem Kollegen.«
»Mobbing?«, fragte Maren. Dann sah sie Corinnas Gesicht und entschuldigte sich sofort. »Du wolltest ja nicht darüber reden. Ich muss mir aber keine Sorgen machen?«
»Nein, ich werde schon damit fertig«, versicherte Corinna und schämte sich, dass sie Maren, zumindest in gewisser Weise, anlog. Die Wahrheit hätte nämlich anders gelautet, etwa so: ›Da ist ein Mann, der mir sehr gefällt und mich beunruhigt. Er gilt als Frauenheld, aber ich glaube, das ist nur der äußere Schein. In Wirklichkeit sehnt er sich nach Liebe, nur ist sie ihm bisher nicht begegnet. Ich ertappte mich dabei, wie ich davon träume, dass er mich umarmt und küsst, und dann schäme ich mich sofort und habe ein schlechtes Gewissen, wegen Oliver. Mein großer Bruder ist noch nicht einmal ein Jahr tot, und ich bin schon wieder bereit, mich zu verlieben. Ich weiß, du hättest kein Verständnis dafür, und natürlich ist es zu früh, um sich schon jetzt auf so etwas einzulassen, das ist …, das ist einfach nicht in Ordnung. Und weil ich dem Mann das so nicht sagen will, tue ich so, als störte mich sein Ruf. Ich tue so, als wollte ich nichts mit ihm zu tun haben, weil er seine Freundinnen ständig wechselt. Es ist eine wirksame Strategie, er wird mich von jetzt an sicher in Ruhe lassen. Und weil ich mir im Grunde genau das Gegenteil wünsche, bin ich sehr traurig und …, ja, und auch verzweifelt.‹
Das alles hätte Corinna ihrer Schwägerin sagen müssen, doch sie tat es nicht. Sie half Maren, Lili und Paul ins Bett zu bringen, alberte ein wenig mit den Kindern herum und verabschiedete sich danach ziemlich schnell wieder.
Sie musste allein sein. Über ihre Gefühle war sie sich bereits im Klaren, doch das machte die ganze Angelegenheit nur schlimmer. Felix von Bernau, der Mann mit dem schlechtesten Ruf des gesamten Senders, hatte es irgendwie geschafft, sich in ihr Herz zu schleichen, nun musste sie ihn so schnell wie möglich wieder daraus vertreiben.
Nur wusste sie noch nicht, wie sie das anstellen sollte, denn immer wieder sah sie seine blitzenden Augen vor sich, hörte sein dunkles Lachen und seine tiefe, angenehme Stimme. Sie spürte eine flüchtige Berührung seiner Hand und errötete bei der Erinnerung an seine fragenden Blicke, denen sie während jenes gemeinsamen Essens mehrmals begegnet war.
Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass es beinahe schmerzte, und doch sah sie keine Möglichkeit, als ihre erwachenden Gefühle für diesen Mann im Keim zu ersticken. Das war sie Oliver schuldig.
*
»Felix von Bernau kommt am nächsten Wochenende«, berichtete Baronin Sofia beim Abendessen im Schloss. »Er klang ein wenig mitgenommen und meinte, er bräuchte ein paar freie Tage, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich glaube, er würde gern auch noch über das Wochenende hinaus bleiben.«
»Dann soll er das doch tun«, erwiderte Baron Friedrich.
»Das habe ich ihm auch gesagt, er denkt darüber nach.«
»Netterweise ist er ja noch nie mit einer seiner Freundinnen hier aufgekreuzt«, bemerkte der Baron. »Ich habe ihn einmal mit einer rasanten Schwarzhaarigen auf einer Pferde-Auktion getroffen. Wie gesagt, sie war rasant, aber ich glaube nicht, dass man sich länger als fünf Minuten mit ihr hätte unterhalten können.«
Anna fing bei diesen Worten an zu kichern. »Erinnert ihr euch noch an den Wohltätigkeitsbasar auf Schloss Ahlenfels? Da hatte er rothaarige Zwillinge dabei, und alle waren schockiert. Ich glaube, die Veranstalter hätten ihm am liebsten Hausverbot erteilt. Dabei hatte er mit den Zwillingen überhaupt nichts, das hat er uns selbst gesagt. Aber es hat ihm Spaß gemacht, dass sich alle so über ihn aufgeregt haben.«
»Mit Felix ist es immer lustig«, stellte der sechzehnjährige Konrad fest. »Er könnte ruhig öfter kommen.«
Der kleine Fürst schloss sich dieser Meinung an. »Von mir aus könnte er auch ruhig eine Freundin mitbringen. Irgendwann muss er doch mal die richtige Frau finden.«
»Das wäre dann aber vielleicht nicht mehr so lustig«, wandte Anna ein.
»Ich sehe schon«, fasste der Baron schmunzelnd zusammen, »alle freuen sich auf den Besuch.« Er wandte sich an seine Frau. »Du sagtest, er klang mitgenommen? Dann wird es dieses Mal ja vielleicht doch nicht so unterhaltsam mit ihm.«
»Ach, dafür sorgen wir schon«, meinte Konrad. »Wenn er mit uns zusammen ist, vergisst er, was immer ihm Ärger bereitet. Und im allerschlimmsten Fall kriegt er spätestens, wenn er auf einem Pferd sitzt, wieder gute Laune.«
Die Baronin war nicht ganz überzeugt, hatte sie doch noch den Klang von Felix’ Stimme im Ohr. Da war etwas Neues gewesen, ein Schmerz, den sie nie zuvor gehört hatte. Vielleicht wurde auch der scheinbar ewig jugendliche Felix allmählich erwachsen und war zum ersten Mal in seinem Leben