Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
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»Die Neuigkeit war schneller unten im zweiten Stock als ich«, antwortete Corinna.
Er war froh zu sehen, dass sie jetzt lächelte. »Donnerwetter«, murmelte er. »Man sollte doch meinen, dass sie allmählich mal aufhören, sich für das, was ich tue, zu interessieren.«
»Das scheint mir nicht so zu sein. Und ich kriege jetzt Ihretwegen richtig Ärger, weil sie alle versuchen, mich vor Ihnen zu retten, und denken, dass ich nicht auf ihre guten Ratschläge hören will.« Sie lächelte ihn an. »Dabei gehen wir ja nur zusammen essen, nicht? Aber das glaubt mir niemand.«
Es gab ihm einen Stich, dass sie das sagte, und verwirrt fragte er sich, wieso. Er sah das doch genauso. Er wollte mit ihr reden, mehr nicht.
»Erzählen Sie mir von sich«, bat er.
»Lieber nicht, das ist mir zu intim. Übrigens können wir uns gern duzen. Dass ich Corinna heiße, weißt du ja.«
»Felix«, murmelte er. Zu intim? Sie wollte ihm nicht einmal etwas über sich erzählen?
»Ich würde lieber über eure Serien reden«, sagte sie. »Erzähl mir doch mal, wie ihr auf eure Themen kommt.«
Dieser Abend verlief anders als gedacht, aber Felix stellte erstaunt fest, dass er sich nicht unwohl fühlte. Sie hörte genau zu, stellte interessierte Fragen, und schon bald waren sie in eine lebhafte Diskussion verstrickt. Sie griff seine Abteilung heftig an, fand sie langweilig und ideenlos und schleuderte ihm temperamentvoll Themen entgegen, die ihrer Ansicht nach dringend Eingang in eine der Serien des Senders finden sollten.
Das Verrückte war: Sie hatte nicht einmal Unrecht, und sie argumentierte verdammt geschickt. Verglichen mit ihr kam er sich alt und ausgebrannt vor. Offenbar wusste er gar nicht mehr, was Leute ihres Alters interessierte, dabei war er doch nur gute zehn Jahre älter. Aber die machten offenbar sehr viel aus. Zum ersten Mal seit Längerem fragte er sich, ob er überhaupt noch richtig gut war in seiner Arbeit. Oder gehörte bereits zu denjenigen, die einfach immer weitermachten, ohne zu merken, dass ihre Zeit im Grunde genommen längst vorbei war?
Als sie schließlich schwiegen, waren mehr als zwei Stunden vergangen, die Teller längst abgeräumt, das Lokal um sie herum hatte sich geleert. »Wir sind die Letzten!«, stellte Felix fest. »Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Corinna. »Und eins sage ich dir: Es wurde höchste Zeit, dass euch mal jemand die Meinung gesagt hat da oben. Ihr ruht euch auf euren Erfolgen aus, aber irgendwann überholt euch die Wirklichkeit, und dann habt ihr kein neues Konzept in der Tasche.«
»Wir werden morgen darüber reden. Es könnte sein, dass einige deiner Vorschläge in unsere Arbeit einfließen. Wenn du möchtest, erwähne ich deinen Namen.«
»Nein, vielen Dank«, erwiderte sie trocken. »Ich weiß auch so, dass meine Ideen gut sind.«
Sie war verdammt selbstbewusst, aber auch das gefiel ihm.
Er brachte sie zurück zu ihrem Wagen. Bevor sie einstieg, zog er sie in seine Arme, obwohl er das überhaupt nicht vorgehabt hatte. Einen Moment lang blieb sie weich und nachgiebig, und er hätte sie zweifellos geküsst, wenn sie sich nicht ganz plötzlich versteift und hastig aus seiner Umarmung befreit hätte.
»Was soll das denn jetzt?«, fragte sie. »Fängst du jetzt doch an wie immer? Hast du gedacht, du lullst mich erst einmal ein, bis ich keine Gegenwehr mehr leiste?« Ihre schönen Augen blitzten ihn zornig an, in ihre Stimme hatte sich eine Schärfe geschlichen, die vorher nicht da gewesen war.
»Nein, ganz bestimmt nicht!«, beteuerte er. »Ich …, ich wollte das gar nicht, Corinna. Es ist einfach so passiert.«
Sie gab ein leises Schnauben von sich. »Was für eine dämliche Ausrede! Also wirklich, Felix, da hätte ich jetzt aber etwas Originelleres erwartet. ›Es ist einfach so passiert‹ – was soll das denn heißen?«
»Es ist die Wahrheit«, sagte er lahm. Er wusste, dass er jetzt sagen konnte, was er wollte, sie würde ihm nicht glauben. Was war denn nur über ihn gekommen, dass er sie umarmt hatte? Es war doch klar gewesen, wie sie darauf reagieren würde. Und außerdem: Er wollte ja nichts von ihr, da brauchte er sie auch nicht zu umarmen.
Sie stieg ohne weiteres Wort in ihren Wagen und fuhr weg, ohne ihn noch einmal anzusehen.
Als er ihr nachsah, erkannte er mit schmerzlicher Klarheit, dass er sich etwas vorgemacht hatte. Natürlich wollte er mit ihr nicht nur reden. Er wollte noch vieles mehr, aber zum ersten Mal in seinem Leben stieß er auf Widerstand. Sie würde nicht als leichte Beute in seine Arme sinken, denn sie empfand nicht wie er. Vielleicht fand sie ihn als Gesprächspartner interessant, aber mehr war da nicht.
»Ich bin verliebt«, sagte er halblaut vor sich hin, als er nach Hause fuhr. »Ich bin verliebt, und sie ist es nicht.«
Er konnte es nicht fassen, dass ausgerechnet ihm so etwas passiert war.
*
Als Baronin Sofia und Christian am Samstagnachmittag ins Schloss zurückkehrten, ging der Junge sofort in sein Zimmer. Wenig später klopfte seine Cousine Anna bei ihm.
»Willst du allein sein oder kann ich reinkommen?«, fragte sie.
Togo, Christians junger Boxer, den ihm Sofia und Friedrich geschenkt hatten, kurz nachdem seine Eltern verunglückt waren, lag vor dem Bett, öffnete die Augen, wedelte einmal mit dem Schwanz und schloss die Augen auch schon wieder.
»Komm rein, Anna«, erwiderte Christian. Er lag auf dem Bett, hatte beide Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah zur Decke.
»Wie war’s?«, fragte sie, während sie sich neben ihn setzte.
»Es war gut, dass wir da waren, aber zugleich war es schrecklich. Natürlich ist alles wieder hochgekommen, und zum Schluss haben wir alle drei geweint.«
»Vielleicht war das gut«, sagte Anna.
»Ja, das habe ich hinterher auch gedacht. Sie ist eine tolle Frau, Anna, und sie quält sich immer noch sehr.«
»Waren die Kinder auch da?«
»Nein, sie hatte sie zu einer Nachbarin gebracht, sie hielt es für besser so. Ich war froh darüber, ehrlich gesagt. Das hätte es noch schwerer gemacht. Aber beim nächsten Mal, hat sie gesagt, sollte vielleicht der Junge dabei sein. Sie hat Angst um ihn.«
»Beim nächsten Mal?«, fragte Anna verwundert.
»Wir haben ausgemacht, dass wir wiederkommen. Nicht sobald, aber irgendwann schon. Sie meinte, für den Jungen wäre es auch wichtig. Wegen der Erinnerungen und so. Tante Sofia fand das auch.« Christian machte eine kurze Pause, bevor er hinzusetzte: »Und ich auch.«
»Aber ihr kanntet den Mann doch gar nicht.«
»Aber mein Papa hat manchmal über ihn gesprochen«, erwiderte Christian leise.
»Das wusste ich nicht.«
»Es