Dein Körper - Dein Leben. Cate Stillman
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dein Körper - Dein Leben - Cate Stillman страница 13
Das Sanskrit-Wort für »unverdaut« ist ama. Es bezeichnet den Sand im Schmierstoff des Getriebes. Ama ist der unappetitliche Bodensatz schlecht verdauter Nahrung. Ama führt zu energetischer Unwirtschaftlichkeit, aus der Krankheit folgt. Ist dein Essverhalten asynchron (akrama), störst du den Rhythmus deines Verdauungstrakts. Werden schwere Abendmahlzeiten zur Gewohnheit, wandert Ama aus dem Darm ins Blut und in die Gelenke und lässt den Körper bis zum Morgen lethargisch und steif werden.
Am nächsten Tag spürst du, wie träge dein Organismus ist, wie verschleimt deine Nase und wie pessimistisch dein Geist. Solcher Stress führt zu Entzündungen. Rechnen wir jetzt noch den Verstärkungseffekt hinzu, wird aus einem Verhaltensmuster eine chronische Infektion. Kein Spaß. Falls du dich wiedererkennst, solltest du wissen: Du kannst diese Gegebenheiten ändern und schon innerhalb ungefähr einer Woche am Morgen mit mehr Gelassenheit, Energie und Flexibilität aufwachen.
Die Lösung ist simpel: Bringe deine Mahlzeiten in Einklang mit dem menschlichen Agni-Zyklus. Agni ist in der Tagesmitte am stärksten. Passe deine Tagesplanung dem an und nimm die nährstoffreichste, kräftigste Mahlzeit zu dir, wenn die Sonne hoch am Himmel steht.
Es gab eine Zeit, da wussten wir das alle. Doch mit dem Übergang von der landwirtschaftlichen zur Fabrikarbeit wurde die (mittägliche) Hauptmahlzeit auf den Abend verschoben. Die neuerdings aufkommenden Kombinationen von Mittag- und Abendessen sind ganz offensichtlich eine epidemische Gefahr für unsere Gesundheit.
Das englische Wort supper hat tatsächlich mit Suppe zu tun, einer Schlürf- und Tunkspeise, die in bäuerlichen Haushalten häufig den ganzen Tag auf dem Herd stand, um am frühen Abend gelöffelt und getrunken zu werden. Dagegen stellt das Abendessen heute das große Finale unter den drei Mahlzeiten des Tages dar. Betrachte einmal die Leute auf Fotos aus den 1970er-Jahren mit ihren starken, geschmeidigen Körpern. Das sollte Anlass genug sein, unsere neumodischen Essgewohnheiten im Zeitalter der überreichlichen Mahlzeiten genauer zu hinterfragen.
Platz schaffen, um Schritt zu halten
Unser Magen ist dazu konzipiert, gefüllt und geleert zu werden wie ein Tank. Doch anders als ein Tank dehnt er sich aus und zieht sich wieder zusammen. Wenn du diese Funktion nicht durch eine tägliche Fastenphase bis zur ersten Mahlzeit des Tages aktiv unterstützt, erzeugst du unabsichtlich einen endlosen Expansionsvorgang. Ein Blick in die Statistiken zum Taillenumfang bei Amerikanern zeigt: Die durchschnittliche Bundweite beträgt inzwischen ca. 102 cm bei Männern und 96 cm bei Frauen. In Deutschland liegen hier die Werte bei etwa 94–102 cm bei Männern und 80–88 cm bei Frauen.1 2015–2016 wurden fast 40 Prozent der Erwachsenen in den USA als übergewichtig eingestuft. In Deutschland sind laut einer Erhebung aus den Jahren 2008–2011 etwa zwei Drittel der Männer und etwa die Hälfte der Frauen übergewichtig.2
Wir sind die Kultur der Vollgestopften. Wir expandieren, kontrahieren aber nicht. Wir gewähren unserem Verdauungszyklus keine Ruhephase mehr. Das ist vergleichbar mit schnellen Atemzügen bei kurzer Ausatmung. Eine lang gezogene Kontraktionsphase im Atemzyklus erlaubt Ruhe, Erneuerung und Raum, um mit dem nächsten Atemzug wieder Luft aufzunehmen. Ist die Frequenz, das Pulsieren zwischen diesen Polen, aber zu schnell, hyperventilieren wir.
Der Verdauungszyklus funktioniert ebenso. Der lang gezogenen Ausatmung entspricht der geleerte Magen. Gewähre deinem Körper eine Fastenphase zwischen Abendmahlzeit und Frühstück. Dreizehn Stunden solltest du schon erreichen: Abendessen gegen 18 Uhr, zu Bett gegen 21.30 Uhr, Frühstück zwischen 7 und 8 Uhr, Mittagessen gegen 12 Uhr. Keine Zwischenmahlzeiten (Snacks). Tief wirkende Erholung und innere Heilung erfordern Platz im Magen. Gehst du mit einem Bleimagen zu Bett oder unbeschwert?
Eine gute Verdauung verlangt Schwerkraft.3 Unsere zentrale Körperachse verläuft in Nord-Süd-Richtung und wenn wir mit vollem Magen ungern liegen, liegt es daran, dass die zentrale Achse nicht aufrecht ist. Hinzu kommt, dass der Atem während der gesamten Nacht nicht frei und tief fließen kann. Mit aufgeblähtem Bauch ist die Einatmung flach, was das Nervensystem unter Druck setzt, der Körper gerät in einen Stresskreislauf.4 Gehst du mit vollem Magen zu Bett, wachst du mit weniger Sauerstoff im Blut und weniger Lebenskraft (prana) in deinen Zellen auf.
Und wenn früh essen unmöglich ist?
Im Laufe eines Jahrzehnts klinischer Arbeit als Ayurveda-Praktikerin habe ich im Überfluss nachvollziehbare Gründe dafür gehört, warum ein früheres, leichteres Abendessen nicht möglich ist. Die meisten klingen ganz vernünftig:
Viele von uns essen späte, schwere Mahlzeiten aus sozialer Gewohnheit. Wir sind damit aufgewachsen, dass das gemeinsame Abendessen der Inbegriff von Familienzeit ist. Und doch hat unsere Kultur Probleme in epidemischem Ausmaß mit Gemütslagen (Angst und Depression), unzureichendem Schlaf und übermäßigem Körpergewicht. Unser kulturelles Verhalten missachtet unsere grundlegendsten körperlichen Bedürfnisse. Biologisch betrachtet ist spätes, schweres Essen ein frühes, langsames, dramatisches Todesurteil.
Im maßgeblichen historischen Text über Ayurveda, der Charaka Samhita, lesen wir: »Gesundheit, Glück und ein langes Leben sind die natürliche Folge von sama agni, dem ausgeglichenen Agni. Ist der Agni einer Person jedoch beeinträchtigt, ruft der gestörte Stoffwechsel schlechte Gesundheit und Leid hervor. Daher heißt es, dass Agni die Grundlage (mool) des Lebens ist.«5
Wenn du also bedenkst, dass Agni der Ursprung deines Wohlergehens ist, solltest du deinen Tagesablauf doch so gestalten, dass du mittags eine vollwertige Mahlzeit zu dir nimmst und dich später am Tag mit einer Suppe oder einem Salat begnügst.
Und was gibt’s zum Abendessen?
Wenn du ein vollständiges Mittagessen hattest, brauchst du abends nicht mehr als eine Suppe und/ oder einen Salat. Diese sind schnell zubereitet und aufgrund ihres hohen Wasser- und Gemüseanteils leicht verdaulich. Salate und Suppen verbinden unterschiedliche Nahrungsmittel nicht erst im Körper, sodass deren Verdauung weniger Energie kostet.
Die meisten meiner Gerichte für den Abend erfordern weniger als 20 Minuten Vorbereitungszeit und auch nur 20 Minuten, um sie zu essen. Ich nenne das Abendessen