Unheimlich. Ursula Isbel-Dotzler

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Unheimlich - Ursula Isbel-Dotzler

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ihrer Gegend“, behauptete Kristin. „Also hör mal, Frankie, ich sage dir folgendes: Ich werde mich in den nächsten Tagen mal ganz harmlos an Märta heranmachen und sie ein bißchen aushorchen. Vielleicht kriege ich sie dazu, daß sie etwas ausplaudert.“

      Ich hatte ganz das Gefühl, daß Kristins Phantasie wieder einmal mit ihr durchging. Doch die Sache hatte sie aufgemuntert, das sah ich an ihren rosigen Backen und ihren glänzenden Augen.

      „Na gut. Aber wenn hier wirklich jemand herumgeistert, will ich nichts davon wissen!“ sagte ich.

      Kristin erwiderte: „Wenn’s um Spuk geht, kann man sich nicht heraushalten.“

      Ich sollte bald begreifen, daß sie recht hatte.

      5

      Zum Glück hatte Professor Zetterlund zwei Fahrräder für uns ausgeliehen, so daß wir etwas ungebundener waren und den Weg ins Dorf nicht jedesmal zu Fuß zurücklegen mußten. Ich hatte Kristins Vater gar nicht so viel Sinn fürs Praktische zugetraut; doch abgesehen von den Fahrrädern benahm er sich genau wie ein zerstreuter Professor in Romanen, vergrub sich in seine Arbeit, starrte während der Mahlzeiten geistesabwesend vor sich hin und wußte offenbar mit zwei so unwissenschaftlichen jungen Mädchen wie Kristin und mir nicht viel anzufangen.

      Und doch hatte ich das Gefühl, daß Kristin ihm wichtig war. Die Art, wie er sie ansah, verriet, daß sie ihm viel bedeutete. Wahrscheinlich war sie sogar der einzige Mensch auf der Welt, der ihm wirklich nahestand. Kristin hatte Schwierigkeiten, ihn zu verstehen; auch das merkte ich. Nicht das, was er sagte, meine ich, sondern seine Lebensweise, seine Arbeitswut und seine weltfremde Art.

      Sie selbst war so ganz anders als er. Wenn ich die beiden nebeneinander am Tisch im Pfarrhaus sitzen sah, wunderte ich mich immer wieder, wie zwei Menschen sich äußerlich so ähneln und doch so grundverschieden sein können. Sie hatten die gleichen hohen Backenknochen und etwas schräg gestellten blauen Augen, die gleiche feine, kurze Nase, die sich auf eine ganz besondere Weise zu kräuseln schien, wenn sie lachten. Nur kam es kaum jemals vor, daß Professor Zetterlund lachte, während Kristin keine Gelgenheit dazu versäumte. Ich kenne nur wenige Menschen, die so gern lachen wie Kristin – und nur wenige, die so ernst und verschlossen wirken wie Professor Zetterlund. Und doch waren sie Vater und Tochter, und ich glaube, sie gaben sich beide redliche Mühe, einander zu verstehen.

      Was Kristin vor allem nicht begreifen konnte, war, warum ihr Vater seine Wohnung in Stockholm aufgegeben hatte und in dieses einsame Haus auf dem Land übersiedelt war. Auf meine Bemerkung hin, viele Leute würden doch jetzt aufs Land ziehen, sagte sie immer wieder, er wäre nicht einer von denen.

      „Ein Land-Freak ist er nicht, Frankie“, sagte sie ernsthaft, und das Wort „Freak“ erschien mir in Verbindung mit dem Professor so komisch, daß ich lachen mußte.

      „Vielleicht wollte er ganz einfach seine Ruhe haben, um ungestört arbeiten zu können“, meinte ich.

      „Wenn du seine Wohnung in Stockholm gekannt hättest, würdest du das nicht sagen. Das Haus stand direkt neben einem Park; ruhiger geht’s nicht, ich schwör’s dir.“

      Ich überlegte eine Weile. „Und wenn er aufs Land gezogen ist, weil hier das Leben billiger ist als in der Stadt?“

      „Ha!“ sagte Kristin. „Geld hat er genug. Er weiß sowieso nicht, wie er alles ausgeben soll, was er verdient! Meine Mutter sagt immer, sie hätte nie einen Menschen gekannt, der so wenig mit seinem Geld anfangen kann wie er.“

      Ich gab es auf. „Frag ihn doch einfach mal, weshalb er nach Lilletorp gezogen ist“, riet ich ihr.

      Kristin warf mir einen überraschten Blick zu. „Ja, das ist eine Möglichkeit, Frankie. Aber ich weiß nicht, ob er’s mir sagen wird. Er ist so verschlossen. Ich weiß ja kaum etwas über ihn. Dabei ist er mein Vater!“ Sie seufzte. „Wie findest du ihn eigentlich?“

      „Oh, ich glaube, er ist ein interessanter Mensch“, sagte ich vorsichtig. „Ungewöhnlich, meine ich…“

      Sie unterbrach mich. „Mit einem Wort, du findest ihn ziemlich seltsam“, erwiderte sie und lachte. „Das ist er auch, aber ich mag ihn trotzdem.“

      „Klar“, erwiderte ich. „Außerdem ist es kein Wunder, daß er seinen Beruf liebt. Es muß ja auch aufregend sein, alte Sachen auszugraben und Bücher darüber zu schreiben. Fast, als wäre man ein Schatzgräber oder so…“

      Ich hatte es mir wirklich schon immer großartig vorgestellt, an „verdächtigen“ Stellen zu graben, auf Bauwerke oder Gräber zu stoßen, die seit Jahrhunderten verschüttet waren, oder ungeheuer alten, wertvollen Schmuck und Gebrauchsgegenstände zu finden.

      Wir unterhielten uns auch später noch über dieses Thema, als wir mit den Fahrrädern nach Lilletorp fuhren. „Stell dir vor, jemand leitet eine Ausgrabung bei einem alten Pharaonengrab, und auf der Mumie liegt ein Fluch!“ schrie mir Kristin über die Schulter zu. „Das soll’s schon gegeben haben, du. Irgendwann ist mal ein ganzer Schwarm Wissenschaftler gestorben, die so eine Mumie ausgegraben hatten.“

      „Blödsinn!“ schrie ich zurück. „Das war sicher alles nur Zufall. Die wären bestimmt auch ohne die Mumie gestorben.“

      „Wer weiß? Sie sind nämlich alle eines gewaltsamen Todes gestorben – innerhalb von ein paar Jahren nach der Ausgrabung, glaube ich“, behauptete Kristin und fuhr eine wilde Linkskurve. Ein Vogel schreckte aus dem Gebüsch auf und flüchtete krächzend.

      „Frag mal deinen Vater, was er von der Sache hält!“ rief ich.

      „Hab ich schon, vor einem Jahr. Er findet’s natürlich Unsinn.“

      Ich nickte zufrieden. Vor uns tauchte Lilletorp auf, eine kleine Ansiedlung im Sonnenschein, umgeben von ein paar roten Bauernhöfen. Ein Hahn krähte, die Kirchenglocke läutete, und ein Bauer fuhr mit dem Traktor übers Feld.

      Wie erwartet, war in Lilletorp nichts los. Zwei Hausfrauen kamen mit vollen Einkaufstaschen aus dem Laden, ein Hund streunte über die Straße, vor dem Postamt unterhielten sich drei Männer. Wäsche hing in einem Vorgarten zum Trocknen, jemand mähte Gras, und eine alte Frau goß Blumen.

      Kristin schnitt eine Grimasse. „Stinklangweilig!“ sagte sie und schleuderte ihre langen Haare mit einer Kopfbewegung zurück.

      Auf dem Bürgersteig vor dem Krogen waren Tische und Stühle aufgestellt. Wir setzten uns in die Sonne, gaben die Taschenlampe zurück und bestellten Eis, was auf schwedisch „glass“ heißt, wie Kristin mir erklärte. Ich konnte auch schon „Goddag“ und „tack“ sagen und wußte, daß es in Schweden als wohlerzogen und höflich gilt, nach dem Essen „tack för maten“ zu sagen, was „Danke fürs Essen“ bedeutet.

      Wir löffelten unser Eis und bestellten hinterher noch zwei Portionen, weil uns nichts Besseres einfiel. Ein paar Autos und ein Fuhrwerk tuckerten an uns vorbei die Hauptstraße entlang. Ein kleiner Junge starrte uns mit offenem Mund an.

      Jemand bog auf einem Moped um die nächste Ecke, kam die Straße entlanggefahren und hielt vor dem Gasthaus. Es war ein großer Junge mit weißblonden, ziemlich langen Haaren und einem Sonnenbrand auf der Nase.

      Kristin und ich beobachteten ihn aus den Augenwinkeln. Er stellte sein Moped ab, setzte sich an einen der Tische nicht weit von uns, streckte die langen Beine aus und starrte in die Luft.

      Kristin

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