Unheimlich. Ursula Isbel-Dotzler

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Unheimlich - Ursula Isbel-Dotzler

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„Und so was soll ein Pastor gewesen sein. Aber die Kirche hat früher schließlich auch Frauen foltern und verbrennen lassen, die sie für Hexen hielt. Das müssen doch grausame, engstirnige Leute gewesen sein!“ Sie schüttelte voller Abscheu den Kopf. „Diese Frau soll also im Pfarrhaus herumspuken? Oder etwa der Pastor? Vielleicht läßt ihm sein Gewissen keine Ruhe!“

      Ich stöhnte. „Hör bloß auf, Kristin! Wenn das so weitergeht, packe ich meine Sachen und laufe zu Fuß nach Hause.“

      Magnus sagte: „Oh, das ist mir sehr unangenehm. Ich meine, ich wollte dir nicht ängstlich machen. Es gibt doch kein Spukerei, Frankie. Das ist nur, was die alten Menschen glauben.“

      „Wer weiß“, warf Kristin ein. „Es könnte doch sein, daß solche armen Seelen, die im Leben furchtbar gelitten haben oder viel Böses getan haben, keine Ruhe finden und an dem Ort umgehen müssen, wo alles passiert ist.“

      „Das glaube ich nicht“, sagte Sten. „Man hat doch kein Beweis dafür, daß irgendwo wirklich ein Gespenst war. Die Menschen wissen nur, wenn in ein Haus etwas Schlimmes passiert ist. Dann denken sie, daß es dort ungeheuerlich sein muß.“

      „Nicht geheuer“, verbesserte Kristin. „Aber ich sage euch, ich habe mal in einer Zeitschrift einen Bericht gelesen…“

      Und sie erzählte weitschweifig eine Geschichte von einem Spukhaus im Bayrischen Wald, doch ich hörte nicht richtig hin. Wieder dachte ich an die Geräusche. Ich war sicher, daß ich während der kommenden Wochen jede Nacht stundenlang wach liegen und horchen würde, ob sich die seltsamen Laute wiederholten; und das war keine angenehme Vorstellung.

      „Ihr sollt mal mit mein Großmutter sprechen“, sagte Magnus. „Sie weiß viel über das alles Bescheid. Ihr eigenen Großmutter hat nämlich mal in das Pfarrhaus gearbeitet. Als Piga… Wie sagt man auf deutsch, Sten?“

      „Als Hausmädchen“, erklärte Sten. Er machte ein interessiertes Gesicht. „Hat sie bei dem bösen Pastor und sein Frau gearbeitet?“

      Magnus schüttelte den Kopf. „Nein, später erst. Das war wohl der nächste Pastor oder so. Jedenfalls sagt meine Großmutter, daß seine… nein, ihre Großmutter aus das Pfarrhaus entlaufen ist. Wegen der Spukerei.“

      Ich stöhnte wieder, diesmal aber nur innerlich. Magnus fuhr fort: „Aber mein Großmutter kann nicht Deutsch.“

      Ich dachte erleichtert, daß ich ja kein Schwedisch konnte und mir die Schauergeschichten deshalb auch nicht anzuhören brauchte. Doch Kristin erwiderte eifrig: „Ach, das macht nichts. Wir gehen zu ihr, und sie soll uns alles genau erzählen. Dann mache ich den Dolmetscher und übersetze für Frankie, was sie sagt.“

      „Vielen Dank!“ murmelte ich schwach.

      Glücklicherweise redeten wir an diesem Tag nicht weiter vom Pfarrhaus. Sten begann eine andere Spukgeschichte zu erzählen, die er in einem Buch gelesen hatte. Nicht, daß ich im Augenblick besonders wild auf Spukgeschichten gewesen wäre. Seine Erzählung klang jedoch eher komisch als schaurig, weil er gelegentlich ein falsches Wort benutzte und grammatikalische Fehler machte, die einfach keine gruselige Stimmung aufkommen ließen.

      Dann gingen wir zu einer Würstchenbude hinter der Parkbucht, aßen „korv med senap“, was soviel wie Würstchen mit Senf bedeutet, badeten noch einmal, legten uns wieder in die Sonne und fuhren anschließend nach Lilletorp zurück.

      „Das war prima!“ sagte Kristin, als wir vor dem Krogen abstiegen. „Nehmt ihr uns morgen wieder mit?“

      „Sicher“, sagte Magnus. „Morgen fahren wir noch mal. Dann fängt der Schule bei uns wieder an, leider.“

      „Oh!“ Kristin war enttäuscht.

      „Aber am Wochenende können wir fahren und schwimmen“, sagte Sten. „Und ein bißchen Zeit gibt es schon noch.“

      Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um die gleiche Zeit. Dann holten Kristin und ich unsere Fahrräder aus dem Hof der Gastwirtschaft. Magnus und Sten warteten noch am Straßenrand.

      „Und seid vorsichtig mit dem Spukerei!“ rief uns Sten nach, als wir losradelten. „Wenn der alte Schweinepastor um Mitternacht vor eure Tür steht und sein Kopf unter sein Arm trägt, müßt ihr ihm fotografieren. Dann haben wir ein Sensation in Lilletorp!“

      Kristin wandte sich lachend um und winkte. Ich aber lachte nicht. Ich konnte es einfach nicht komisch finden.

      7

      Natürlich schlief ich in der folgenden Nacht ausgesprochen schlecht. Ich wälzte mich unruhig im Bett herum, wurde von ekelhaften Träumen geplagt und fuhr immer wieder erschrocken hoch, weil ich mir einbildete, ein Geräusch gehört zu haben. Dabei war es während der ersten Nachtstunden völlig still im Haus.

      Kristin, die Glückliche, schlief selig wie immer. Nur einmal kicherte sie im Schlaf. Nicht zum erstenmal beneidete ich sie um ihre Unbekümmertheit.

      Kurz nach Mitternacht begann es draußen leise und fern zu donnern. Der Wind seufzte in den Bäumen, nahm langsam an Stärke zu und ließ den Wald bald wie ein Meer rauschen. Blitze zuckten hinter den Fenstern auf und tauchten das Zimmer für Bruchteile von Sekunden in grelles Licht.

      Ich war jetzt hellwach. Die ersten Regentropfen schlugen schwer gegen die Scheiben. Irgendwo klapperte ein Fensterladen. Das schmiedeeiserne Gartentor ächzte und quietschte in den Angeln wie eine arme Seele in höchster Pein.

      Der Donner grollte und krachte immer lauter. Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf und dachte: Wenn jetzt ein Blitz ins Pfarrhaus einschlägt, ist alles aus! Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ich kniff die Augen fest zu und steckte mir die Finger in die Ohren.

      Plötzlich spürte ich eine Bewegung über mir. Jemand zog mir die Bettdecke weg. Eine Hand berührte mein Gesicht.

      Ich erschrak so, daß ich keinen Laut hervorbrachte. Immerhin schaffte ich es, die Finger aus den Ohren zu nehmen und die Hand in wilder Panik wegzustoßen.

      „Frankie!“ flüsterte eine Stimme. Es war Kristin. „Hast du das Krachen gehört?“

      Ich setzte mich im Bett auf. Mir war ganz schwach vor Erleichterung. „Und ob ich’s gehört habe!“ krächzte ich. „Steht das Haus noch?“

      Kristin kicherte. „Ich denke schon“, sagte sie. Dann krachte es wieder.

      „Hast du gesehen, ob ein Blitzableiter auf dem Haus ist?“ fragte ich nach einer Weile.

      „Nein“, sagte Kristin. „Aber ich denke schon. So was hat doch heutzutage jeder.“

      Ich legte mich zurück, und Kristin kroch wieder in ihr Bett. Eine Weile lagen wir still da. Es brauste und rauschte, krachte und johlte ums Haus wie in einem Hexenkessel. Das ist fast so schlimm wie Spuk! ging es mir durch den Sinn.

      „In so einer Nacht haben sie früher bestimmt geglaubt, daß die Hexen los sind“, sagte Kristin wie ein Echo auf meine Gedanken. Ihre Stimme klang plötzlich nicht mehr so mutig und ausgelassen wie sonst.

      „Sieh mal aus dem Fenster, vielleicht fliegt eine auf ihrem Besen vorbei!“ sagte ich mit einem schwachen Versuch, Galgenhumor zu zeigen.

      Kristin

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