Unheimlich. Ursula Isbel-Dotzler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unheimlich - Ursula Isbel-Dotzler страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Unheimlich - Ursula Isbel-Dotzler

Скачать книгу

wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.

      „Ich wollte dir doch von dem Fest in Stockholm erzählen, bei dem ich letztes Jahr mit meiner Cousine war“, sagte sie plötzlich sehr laut und vernehmlich auf deutsch. „Das hättest du erleben sollen, Frankie! Die schwedischen Jungen sind ganz nett, aber furchtbar schüchtern, das kannst du mir glauben. Meinst du, die fordern einen zum Tanzen auf? Nie im Leben! Das müssen die Mädchen tun. Es geht einem wirklich auf den Geist.“

      Sie machte ein harmloses Gesicht. Ich spähte zu dem blonden Jungen hinüber. Man merkte genau, daß er zuhörte. Er war rot im Gesicht, aber nicht nur von der Sonne.

      „Aber vielleicht“, fuhr Kristin nachdenklich und mit erhobener Stimme fort, „sind sie auch nur einfach faul und denken, die gebratenen Gänse müßten ihnen in den Mund fliegen.“

      Ich wußte nicht, ob ich lachen oder verlegen werden sollte. Wieder schielte ich zu dem jungen Schweden hinüber. Er stand auf, reckte sich und ging zu seinem Moped, ohne noch etwas bestellt zu haben.

      „Und manche“, fügte Kristin besonders laut hinzu, „sind so unheimlich feige, daß sie gleich die Flucht ergreifen, wenn sie irgendwo ein Mädchen sehen!“

      Und sie machte ein triumphierendes Gesicht. „Kristin!“ zischte ich vorwurfsvoll. Da drehte sich der blonde Junge zu uns um und sagte in ziemlich gutem Deutsch: „Bei manchen Mädchen ist das auch kein Wunder, wenn man die Flucht ergreift!“

      Das saß. Diesmal wurde Kristin rot. Ich hätte mich am liebsten verkrochen, aber Kristin faßte sich schnell wieder und brach in ihr ansteckendes Gelächter aus.

      Da mußte der große Blonde auch lachen, und ich fing ebenfalls zu kichern an. Dann setzte er sich zu uns und sagte, daß sein Name Sten wäre, und wieso es uns ausgerechnet nach Lilletorp verschlagen hätte.

      „Mein Vater wohnt hier“, erklärte Kristin. „Er ist Schwede, aber ich besuche ihn nur während der Ferien. Sonst lebe ich bei meiner Mutter. Ich heiße Kristin, und das ist meine beste Freundin Frankie.“

      „Ja so“, sagte Sten überrascht. „Dein Vater wohnt hier! Wie heißt ihm? Ich kenne allen Leuten in Lilletorp.“

      „Er wohnt nicht direkt in Lilletorp, sondern im Wald, im alten Pfarrhaus.“

      „Ach, Professor Zetterlund ist dein Vater!“ Sten schien beeindruckt. „Ich wußte gar nicht, daß er ein deutschen Tochter hat. Ihr kommt doch aus Deutschland, nicht?“

      Kristin nickte. „Ja, aus München. Meine Eltern sind geschieden, und ich verbringe meine Ferien immer in Schweden. Diesmal ist Frankie mitgekommen – zum Glück, denn es ist teuflisch langweilig hier, findest du nicht?“

      „Ziemlich“, erwiderte er. „Aber man kann mindestens an die See fahren, zum Schwimmen.“ Die Wirtin kam, und er bestellte eine Cola.

      „Oh, prima!“ sagte ich. „Das wär doch was, Kristin. Ist es weit von hier?“

      „Das kommt darauf an“, sagte Sten und musterte mich. „Mit dem Moped braucht es ungefähr eine Stunde.“

      Kristin stöhnte. „Dann ist man mit dem Fahrrad wahrscheinlich zwei Stunden unterwegs. Das gäbe hin und zurück vier Stunden Strampelei – nein, danke!“

      „Vielleicht könnten wir euch mal am Moped mitnehmen, meine Freund und ich“, sagte Sten zögernd. „Natürlich nur, wenn ihr wollt.“

      Kristin strahlte. Sie sah so zufrieden aus wie eine Katze, die Sahne geleckt hat. Sie hatte ihr Ziel erreicht.

      „Klar fahren wir mit“, sagte sie. „Wann? Morgen?“

      Sten nickte etwas verwirrt. Kristins direkte Art überwältigte ihn offenbar.

      Ich schwankte zwischen Verlegenheit und Freude. „Gut“, sagte Kristin. „Dann treffen wir uns also morgen hier vor dem Gasthaus. Um welche Zeit?“

      „Zehn Uhr, wenn ihr wollt“, meinte Sten nach kurzem Überlegen.

      „Hoffentlich ist dein Freund einverstanden“, murmelte ich. „Wie heißt er?“

      Sten trank seine Cola aus. „Magnus“, sagte er.

      6

      Natürlich radelten wir am nächsten Tag pünktlich nach Lilletorp; ich voller Aufregung, Kristin siegessicher und ausgelassen. Ich hatte so meine Zweifel, ob Sten und sein Freund wirklich auftauchen würden; vielleicht waren sie inzwischen gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, daß sie mit zwei so aufdringlichen Mädchen wie uns nichts zu tun haben wollten; oder sie standen hinter irgendeinem Fenster, wenn wir kamen und vor dem Krogen auf sie warteten, und machten sich über uns lustig.

      „Ach was, du alte Unke“, meinte Kristin, als ich ihr meine Bedenken anvertraute. „Sten ist nicht so!“ Dabei kannte sie ihn doch noch gar nicht.

      Doch als wir zur Dorfstraße kamen, sahen wir die beiden schon mit ihren Mopeds vor dem Krogen stehen und warten. Man hätte sie von weitem für Brüder halten können, denn sie waren beide gleich groß und gleich blond.

      Ich hielt mich hinter Kristin. Am liebsten hätte ich mich irgendwo versteckt. Sie aber kannte wie immer keine Scheu. Sie sprang vom Fahrrad, schleuderte ihr Haar aus der Stirn und sagte: „Hallo, Sten. Und du bist Magnus, wie?“

      Stens Freund nickte stumm. Ich glaube, er war genauso verlegen wie ich.

      „Hallo“, sagte Sten und versuchte so zu tun, als würden wir uns schon lange kennen. „Gutes Badewetter, ja? Ihr könnt euren Fahrräder im Hof hinter dem Krogen einparken.“

      Ich warf Magnus einen verstohlenen Seitenblick zu und merkte, daß er umgekehrt das gleiche tat. Rasch sahen wir beide wieder weg. Immerhin hatte ich bemerkt, daß er schöne graue Augen hatte, in denen ein leichtes Lächeln stand; oder bildete ich mir das nur ein?

      „Na, wie gefallen sie dir?“ fragte Kristin, kaum daß wir richtig außer Hörweite waren.

      „Pssst!“ zischte ich. Wir schoben unsere Fahrräder durch einen kleinen Torbogen in den Hof des Gasthauses. „Sie sehen gut aus, aber wir müssen erst mal abwarten, ob sie auch sympathisch sind.“

      Nachdem wir die Räder an die Mauer eines Nebengebäudes gelehnt und abgesperrt hatten, gingen wir zu Sten und Magnus zurück. Kristin schwang sich sofort wie selbstverständlich hinter Sten aufs Moped, als hätte sie das schon hundertmal getan. So blieb mir nichts anderes übrig, als mit Magnus zu fahren.

      Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Arme um einen völlig fremden Jungen zu legen. Doch ich mußte mich ja irgendwo festhalten, wenn ich nicht vom Moped fallen wollte.

      Sten und Magnus setzten ihre Motorradbrillen auf, und wir fuhren ratternd und knatternd aus Lilletorp hinaus über eine staubige Straße, die zwischen Feldern und einem Birkenwäldchen dahinführte.

      Anfangs fühlte ich mich ziemlich verkrampft und angespannt. Meine Nase war dicht an Magnus’ Hemd; er roch angenehm nach Seife und frischer Luft. Seine blonden Haare flatterten im Fahrtwind und kitzelten mich im Gesicht. Staubkörnchen wehten mir in die Augen, da ich vergessen hatte, eine Sonnenbrille aufzusetzen. Ich schloß die Augen und entspannte mich ein

Скачать книгу