Die Ansiedler in Kanada. Фредерик Марриет

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Die Ansiedler in Kanada - Фредерик Марриет

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an Bord des Schiffes doch wohl entbehren könnten. Einer meiner Offiziere wünscht Familienverhältnisse halber, mein Schiff zu verlassen. Er hat mich um Urlaub gebeten, doch ich hielt es für meine Pflicht, ihm denselben abzuschlagen, da wir im Begriff stehen, in See zu stechen, und ich nicht imstande war, Ersatz zu schaffen. Ihres Sohnes wegen werde ich ihn jetzt gehen lassen, und wenn Sie Alfred erlauben, an Bord des ‚Portsmouth‘ zu kommen, werde ich ihn als aktiven Leutnant in Dienst stellen. Sollte sich während der Fahrt irgend etwas zutragen, was keineswegs außer dem Bereich der Möglichkeit liegt, kann er befördert werden; wenn nichts passiert, werde ich seine Ernennung zum aktiven Offizier bestätigen lassen. In Quebec soll er das Schiff verlassen und mit Ihnen gehen. Sie werden begreifen, wenn er den Rang bekommt, er auch den Halbsold behält, was Ihnen eine gute Unterstützung sein kann, wenn er bei Ihnen in Quebec bleibt. Und wenn sich die Dinge so gut gestalten, daß Sie nach ein bis zwei Jahren ohne ihn fertig werden und Sie ihm erlauben können, in seinen Dienst zurückzukehren, hat er die wichtigste Stufe erreicht und wird, woran ich nicht zweifle, bald das Kommando eines Schiffes erhalten. Ich lasse Ihnen Zeit zur Entscheidung bis morgen. Mr. Alfred kann dann an Bord kommen, und mich dieselbe wissen lassen.“

      „Ich glaube Ihnen sagen zu können, Kapitän Lumley“, versetzte Mrs. Campbell, „daß mein Mann nur einen Grund hat, der ihn zögern läßt; es ist der, daß er wissen will, ob ich mich während der Fahrt von meinem Sohne trennen möchte. Ich wäre aber eine sehr schwache Frau, wenn ich nicht ein so geringes Opfer zu seinem Besten bringen und Ihnen für Ihre gütigen Absichten im höchsten Grade dankbar sein würde. Ich denke daher, mein Mann wird es nicht für nötig halten, den Vorschlag bis morgen zu überlegen; doch er mag Ihnen selbst antworten.“

      „Ich versichere Ihnen, Kapitän Lumley, daß Mrs. Campbell meine Empfindung ausgesprochen hat, und wir Ihr Anerbieten mit bestem Danke annehmen.“

      „Dann“, versetzte Kapitän Lumley, „braucht Alfred nur morgen früh an Bord des ‚Portsmouth‘ zu kommen und wird dort seine Ernennung vorfinden. Wir segeln übermorgen ab, falls das Wetter einigermaßen günstig ist. Ich werde während der Fahrt Ihr Schiff im Auge behalten.“

      Kapitän Lumley schüttelte Mr. und Mrs. Campbell die Hand und verließ das Schiff. Als er in sein Boot stieg, bemerkte er gegen Alfred: „Es ist ganz traurig zu denken, daß Ihre reizenden Kousinen in den Wäldern Kanadas begraben werden sollen. Morgen um neun Uhr werde ich Sie also erwarten. Leben Sie wohl!“

      Obgleich Mr. und Mrs. Campbell der Gedanke, sich von Alfred trennen zu müssen, nicht angenehm war, begrüßten sie doch den glücklichen Zufall, der sich zu Gunsten ihres Sohnes bot; sie schieden in froher Stimmung, als er am folgenden Morgen Abschied von ihnen nahm.

      „Kapitän Wilson, Sie segeln so gut, daß ich hoffe, Sie werden sich die ganze Fahrt über dicht an unserer Seite halten“, bemerkte Alfred, während er sich empfahl.

      „Es sei denn, daß Sie mit dem Feinde zusammengeraten, dann werde ich mich in respektvolle Entfernung begeben, Mr. Alfred“, versetzte Kapitän Wilson lachend.

      „Dann, natürlich! Derartige Tänze sind nichts für Damen, obwohl diese sonst gegen das Tanzen nichts einzuwenden haben — oder doch, Emma? Nun nochmals, lebe wohl. Du kannst mich bisweilen durch das Fernrohr sehen, wenn du Neigung dazu verspürst. Denke daran.“

      Alfred war bald an Bord des ‚Portsmouth‘. Am nächsten Tag segelten sie bei günstigem Wind und gutem Wetter fort. Der Konvoi war nunmehr auf hundertzwanzig Fahrzeuge angewachsen.

      Mehrere Tage hindurch war das Wetter leidlich, obwohl der Wind nicht immer günstig war, und die Konvoi-Flotte blieb in bester Ordnung beisammen. Der ‚London Merchant‘ war nie weit entfernt vom ‚Portsmouth‘; Alfred benutzte, wenn er nicht Schiffswache hatte, seine Zeit, das Fernrohr auf dieses Fahrzeug zu richten und die Bewegungen seiner Basen sowie der übrigen Familienglieder zu beobachten. An Bord des ‚London Merchant‘ war man ähnlich beschäftigt, und oft wurde ein Tuch als Gruß oder Erkennungszeichen geschwenkt. Endlich kamen sie bei den Ufern Neufundlands vorüber und wurden dort von einem dichten Nebel überfallen, während dessen die Kriegsschiffe beständig Kanonenschüsse lösten, um den Kauffahrteischiffen die Richtung anzugeben, in der sie steuern mußten, während letztere die Glocken zogen, um sich gegenseitig vor einem Zusammenstoß zu warnen. Der Nebel währte zwei Tage und dauerte noch an, als unsere Gesellschaft an Bord des ‚London Merchant‘ während des Mittagessens Lärm und Unruhe auf Deck vernahm. Kapitän Wilson eilte hinauf und entdeckte, daß französisches Schiffsvolk sein Fahrzeug geentert, und von dem Schiff Besitz ergriffen hatte. Er konnte nichts weiter tun, als wieder zur Kajüte hinabzusteigen, um den Passagieren mitzuteilen, daß sie Gefangene wären. Der Schrecken war nicht gering. Die Neuigkeit nahm ihnen allen den Appetit für ihr Mittagessen, das jedoch bald von den französischen Offizieren und ihren Leuten verzehrt wurde.

      Kapitän Wilson, der auf Deck zurückgekehrt war, kam wieder herunter und teilte der Gesellschaft, die schweigend über den plötzlichen Wechsel ihrer Aussichten brütete, mit, daß sich ein leichter Wind erhebe und der Nebel sich zu lichten scheine. Geschähe dies noch vor der Dunkelheit, wäre Hoffnung vorhanden, daß man sie zurückkapern würde. Diese Nachricht schien Mr. und Mrs. Campbell zu beleben, und sie wurden noch mehr ermutigt, als sie in geringer Entfernung Kanonenschüsse vernahmen. Die Franzosen, welche an Bord waren, fingen an, sich sichtlich unbehaglich zu fühlen. Ein französisches Geschwader, aus einem Sechzig-Kanonenschiff und zwei Korvetten bestehend, hatte der Konvoiflotte halber auf der Lauer gelegen und sich während des Nebels unter sie gemischt. Mehrere Fahrzeuge waren gekapert und in Besitz genommen, bevor man es entdeckte; doch endlich geriet das Sechzig-Kanonenschiff nahe an den ‚Portsmouth‘, und Alfred, der auf Wache war und scharf hinausspähte, bemerkte, daß das Fahrzeug nicht zu seiner Flotte gehöre. Eilig lief er, den Kapitän zu benachrichtigen, und die Mannschaft wurde auf ihre Posten beordert, ohne daß man die Trommel schlug oder sonstigen Lärm machte, der dem Feinde ihre Nähe verraten konnte. Es wurden dann, um den Lauf des ‚Portsmouth‘ zu hemmen, die Rahen gebraßt. Nicht ein Laut war vernehmbar, und als sich die Franzosen ihnen näherten, bemerkten sie, daß ein Boot heruntergelassen wurde, um ein Schiff zu kapern; sie hörten sogar Befehle, welche in französischer Sprache erteilt wurden. Kapitän Lumley legte das Steuer nieder und ließ eine Breitseite auf den Feind feuern, der in keiner Weise darauf vorbereitet war, wenngleich seine Kanonen losgemacht waren. Die Antwort auf die Salve war der Ruf „vive la république“, und nach wenigen Sekunden waren beide Schiffe in heißem Kampf verwickelt, wobei der ‚Portsmouth‘ den Vorteil hatte, vor dem Bug seines Gegners zu liegen.

      Die heftige Kanonade führte eine völlige Windstille herbei, und die beiden Schiffe verharrten in ihrer Stellung; die des ‚Portsmouth‘ war günstiger, da seine Breitseite dem Feinde zugewandt war, während jenes das Feuer nur mit vier bis fünf Kanonen erwidern konnte.

      Der Nebel wurde undurchdringlicher. Vom Deck des ‚Portsmouth‘ aus konnte man von dem Franzosen nur den Klüverbaum und die Flagge des Bugsprietes sehen, während die ganze Takelage in Dunkel gehüllt war. Doch dies genügte, um den Geschützen die Richtung geben zu können, und das Feuer wurde vom ‚Portsmouth‘ aus lebhaft unterhalten. Nach einer halbstündigen unausgesetzten Kanonade hatten sich die beiden Schiffe derart einander genähert, daß der französische Klüverbaum zwischen das vordere und hintere Takelwerk des ‚Portsmouth‘ hineinragte. Kapitän Lumley gab Befehl, das französische Bugspriet an dem eigenen Mittelmaste zu befestigen. Dies geschah ohne ernstlichen Verlust, denn noch war der Nebel so dicht, daß die Franzosen auf ihrem Vorderkastell nicht sehen konnten, was an der Spitze ihres Bugsprietes geschah.

      „Jetzt ist es unser“, sagte Kapitän Lumley zum Oberleutnant.

      „Ja Herr Kapitän. Ich glaube, wenn der Nebel sich lichtete, würden sie ihre Flagge einziehen.“

      „Ich sage, sie verteidigen sich bis aufs letzte“, sagte Kapitän Lumley, sich zum Oberleutnant wendend.

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