Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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Sie kein Zuhause, oder warum fangen Sie immer so früh an?«, erkundigte sich die Assistenzärztin Sophie Petzold bei ihrem Kollegen.

      »Vielleicht liegt es an meinem Misstrauen gegenüber Ihnen und Ihren experimentellen Therapieansätzen.«

      »Ohne modern denkende Kollegen wie mich würden Sie doch heute noch ein kaputtes Bein mit einer Säge amputieren«, gab sie frech zurück.

      Obwohl Matthias bereits mehrfach Bekanntschaft mit der Überheblichkeit der jungen Kollegin gemacht hatte, blieb ihm jedes Mal wieder die Spucke weg.

      »Sie können von Glück sagen, dass Sie nicht meine Tochter sind. Sonst würde ich Ihnen spätestens jetzt den Hosenboden stramm ziehen.«

      »Ich denke, da haben Sie Besseres zu tun«, bemerkte Volker Lammers, der, unbemerkt von den beiden Streithähnen, in der Tür des Aufenthaltsraums aufgetaucht war.

      Argwöhnisch sah Matthias zu ihm hinüber.

      »Sie haben bestimmt einen Vorschlag.«

      »Richtig geraten.« Lammers schickte Sophie Petzold einen vielsagenden Blick.

      Die dachte allerdings nicht daran, sich vertreiben zu lassen. So blieb dem Kinderchirurgen nichts anderes übrig, als seinen Kollegen vor die Tür zu bitten.

      »Sie haben ja sicherlich mitbekommen, dass meine Mutter hier in der Klinik liegt«, begann er überraschend freundlich.

      Matthias war auf der Hut.

      »Ich habe die Erstuntersuchung übernommen und werde bei der Operation dabei sein.«

      Lammers nickte mehrmals hintereinander.

      »Davon habe ich gehört. Aber unter uns: Dieser Eingriff ist doch nicht wirklich notwendig, oder?«

      »Worauf wollen Sie hinaus?«

      »Sie sind doch ein erfahrener Kollege. Sicherlich gibt es konservative Methoden, um die Erkrankung zu behandeln, also ohne operativen Eingriff.«

      Allmählich ahnte Dr. Weigand, worauf der Kollege hinauswollte. Seine Augen wurden schmal.

      »Sollen wir Ihre Mutter entlassen, nur damit Sie Ihre Ruhe haben.«

      Der Ärger stand Lammers ins Gesicht geschrieben.

      »Warum beantworten Sie nicht einfach meine Frage?«, fragte er scharf.

      »Weil ich keinem Kollegen in den Rücken falle. Ganz gleich, ob es sich um meinen Chef oder eine Assistenzärztin handelt. Aber solche moralischen Anwandlungen sind Ihnen offenbar fremd.« Matthias Weigand war wild entschlossen, sich nichts gefallen zu lassen.

      »Mein Verständnis von Moral tut hier nichts zur Sache«, erwiderte Volker Lammers scharf. »Warum geben Sie nicht zu, dass Sie nicht wissen, warum der Chef unbedingt die Klingen wetzen will?«

      »Weil das nicht richtig ist.« Allmählich verlor Matthias die Geduld. »Entscheidend für den Erfolg einer konservativen Behandlung ist das Stadium der Erkrankung. Bei Ihrer Mutter ist sie ganz offensichtlich schon so weit fortgeschritten, dass wir auf jeden Fall operieren müssen.«

      Lammers wurde hellhörig.

      »Ganz offensichtlich? Das klingt danach, als ob Sie sich Ihrer Sache nicht so sicher sind wie unser werter Chef.« Plötzlich schlug die Stimmung um. Er lächelte übertrieben freundlich. »Vielen Dank für Ihre geschätzte Meinung.«

      Ehe Matthias Weigand Gelegenheit hatte, seine Worte zu korrigieren, marschierte Dr. Lammers über den Flur davon. Nachdem der Notarzt keine Lust hatte, ihm nachzurufen geschweige denn nachzulaufen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seufzend an seine Arbeit zu machen.

      *

      Wie schon den Rest der Woche hatte Dr. Adrian Wiesenstein auch an diesem Tag Spätschicht. Kaffeeduft weckte ihn. Er reckte und streckte sich genüsslich, bis ihm der vergangene Abend wieder in den Sinn kam. Schlagartig war er hellwach und seine Laune im Keller. Entsprechend mürrisch war seine Miene, als er in die Küche kam. Geschäftig eilte seine Mutter Karin hin und her und deckte den Tisch.

      »Ach, Adrian, da bist du ja.« Sie stellte ein Glas Marmelade und eines mit Honig auf den Tisch und tätschelte im Vorbeigehen seine Wange. »Ich habe schon gehört, dass wir heute hohen Besuch haben. Wenn ich auf dich angewiesen wäre, würde ich überhaupt nichts erfahren.« Trotz ihrer Reklamation schien sie nicht böse zu sein. Ganz im Gegenteil wirkte Karin höchst zufrieden. »Ich wusste immer, dass zwischen Paola und dir das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.«

      Adrian rollte mit den Augen.

      »Paola hat nur ein Mal hier übernachtet. Im Gästezimmer! Sie bleibt zum Frühstück, weil Joshua sich das gewünscht hat«, erwiderte er schroff. »Danach fährt sie weiter nach Zürich. Das war’s.« Er sah sich suchend um. »Wo steckt sie überhaupt? Und wo ist Joshua?«

      »Joshua hat darauf bestanden, Brötchen zu holen.« Karin zündete eine Kerze an. Versonnen blies sie das Streichholz aus.

      »Und ich bin hier!«, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund.

      Adrian fuhr herum und starrte seine Ex-Frau an. Zum Glück war sie fix und fertig angezogen. Mit wiegenden Schritten kam sie auf ihn zu. Ehe er wusste, wie ihm geschah, legte sie die Hand um seinen Nacken und zog ihn zu sich hinunter. Ihr unschuldiger Kuss weckte Erinnerungen, die Adrian längst vergessen wähnte.

      »Guten Morgen, mein Lieber.« Paola lächelte, ehe sie auch Karin begrüßte und sich an den Tisch setzte. »Das ist ja das reinste Schlaraffenland.« Sie streckte sich nach einer Rebe Trauben und zog die Füße hoch. »Das fühlt sich an wie ein richtiges Zuhause.«

      Karin lächelte geschmeichelt. Ihr Plan war aufgegangen.

      »Genau so sollte es sein. Du sollst dich willkommen fühlen.«

      »Danke, das tue ich.« Paola schickte ihrem Ex-Mann einen vielsagenden Blick.

      Karin legte die Hände ineinander und lächelte selig.

      »Ach, Kinder, ist das schön.«

      Adrian war froh, dass Joshua mit den Brötchen zurückkam. Sie setzten sich an den Tisch und machten sich über die reich gedeckte Tafel her.

      Es dauerte nicht lange, und die Verstimmung war verflogen. Joshua war in Bestform. Zitate aus den verschiedensten Theaterstücken und Filmen flogen zwischen Mutter und Sohn hin und her, und auch Adrian und seine Mutter amüsierten sich prächtig. Viel zu schnell verflog die Zeit.

      »Wenn ich jetzt noch einen Happen esse, platze ich«, seufzte Paola schließlich. Erschöpft lehnte sie im Stuhl zurück, die Hände auf dem flachen Bauch.

      Joshuas Blick ruhte auf ihr.

      »Kannst du nicht noch länger bleiben? Wenigstens noch einen Tag? Dann könnten wir zusammen etwas unternehmen«, platzte er heraus.

      Der Vorschlag kam überraschend.

      Adrian verschluckte sich an seinem Kaffee. Karin dagegen applaudierte.

      »Was für eine wundervolle Idee.«

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