Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Nein«, erwiderte Fee bestimmt. »Ich will von Ihnen wissen, was das Ihrer Ansicht nach ist.«
»Ein Tumor an der Leber. Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock.«
Nachdenklich legte Felicitas den Zeigefinger an die Wange.
»Ich weiß nicht. Die Struktur macht mich unsicher.«
»Schneiden Sie die Rotznase auf, dann wissen Sie mehr«, machte Lammers einen ebenso herzlosen wie pragmatischen Vorschlag.
Fee verzog das Gesicht.
»Vielen Dank für den Tipp. Sie waren mir eine große Hilfe.«
Geflissentlich überhörte er den Sarkasmus in ihrer Stimme.
»Immer wieder gern.« Er deutete eine Verbeugung an und verabschiedete sich.
Felicitas Norden blieb ratlos zurück. Wieder wandte sie sich den Bildern auf dem Monitor zu. Sie konnte nicht genau sagen, was sie daran störte. Doch eine innere Stimme sagte ihr, vorsichtig mit Lammers’ Rat umzugehen. Sie war noch immer in die Betrachtung der Aufnahmen vertieft, als es klopfte. Beim Anblick von Rita und Josef Schindler sprang sie vom Stuhl auf.
»Ah, da sind Sie ja schon!« Sie begrüßte die Eltern und bat sie in die Besucherecke. Dort servierte sie Kaffee und Wasser, ehe sie das Tablet holte und sich zu dem Ehepaar gesellte. Ihr Herz war schwer. Solche Gespräche vermiesten ihr immer wieder die Freude am Arztberuf.
»Leider habe ich keine guten Nachrichten für Sie«, begann sie zögernd und schaltete den kleinen Computer ein.
Rita Schindler griff nach der Hand ihres Mannes.
»Was fehlt unserem Sohn?«, fragte sie tonlos.
Fee öffnete die Bilder aus der Radiologie.
»Hier sehen Sie die Leber Ihres Sohnes.« Mit dem Zeigefinger umkreiste sie den entsprechenden Bereich. »Dort ist deutlich eine Veränderung in der Gewebestruktur zu erkennen, was auf einen Tumor hindeutet.«
Joseph schnappte nach Luft.
»Ein Tumor? Bei so einem kleinen Kind?«
Felicitas Norden nickte bekümmert.
»In der Tat sind Lebertumore bei Kindern selten. Sie stellen nur etwa ein Prozent aller Tumore im Kindesalter dar«, erläuterte Felicitas. »In zwei Drittel aller Fälle sind sie bösartig. Doch davon wollen wir im Augenblick noch nicht ausgehen.«
Als suchten die Eltern Schutz und Halt beim anderen, rückten sie dicht zusammen.
Fee ließ ihnen die Zeit, die sie brauchten, um diese schreckliche Neuigkeit zu verdauen. Sie lehnte sich zurück und betrachtete die beiden. Es waren einfache, sympathische Leute. Sie kamen aus einem Dorf im Umland von München, und sie wollte sich schon nach den Berufen der beiden erkundigen, als Josef die Sprache wiederfand.
»Und wie kann man feststellen, um welchen Tumor es sich handelt?«
»Außer erhöhten Entzündungswerten haben wir in Raphaels Blut keine Anhaltspunkte gefunden, die auf irgendeine spezielle Erkrankung hinweisen. Im Grunde bleibt daher nichts anderes übrig als eine Operation, bei der eine Gewebeprobe genommen wird. Erst, wenn diese Probe ausgewertet ist, haben wir Gewissheit.«
Rita schickte ihrem Mann einen fragenden Blick. Joseph beantwortete ihre stumme Frage mit einem Nicken.
»Bitte tun Sie alles, was nötig ist, um Raphael zu helfen«, bat die besorgte Mutter.
Lächelnd erhob sich Fee, um die nötigen Formulare vom Schreibtisch zu holen. Sie hatte alles vorbereitet.
*
Mit kritischem Blick musterte Joshua den gedeckten Tisch auf der Terrasse. Es war ein schöner, warmer Sommerabend, perfekt für ein Dinner im Garten. Der Kerzenschein der Windlichter spiegelte sich in den polierten Weingläsern. Auf den Tellern lagen rote Servietten, auf die er Blüten aus dem Garten gestreut hatte. Mit Oliven, getrockneten Tomaten und Garnelen gefüllte Schalen verströmten einen verlockenden Duft. Auf dem Heimweg war er noch einmal in der Bäckerei ›Schöne Aussichten‹ vorbeigegangen und hatte frisches Weißbrot besorgt. Er konnte wirklich zufrieden sein mit seinen Vorbereitungen.
»Jetzt fehlt nur noch die Hauptdarstellerin des Abends«, murmelte er. Genau in diesem Moment klingelte es. »Na bitte, wenn das kein Timing ist!« Er klopfte sich selbst auf die Schulter und ging, um zu öffnen.
»Dési? Du?« Joshua starrte seine Freundin an, als hätte sie plötzlich grüne Haare.
Enttäuscht wich sie zurück.
»Tut mir leid, wenn ich störe.« Sie blitzte ihn herausfordernd an. »Dummerweise habe ich den ganzen Tag auf dich gewartet. Wir wollten zum Schwimmen gehen. Erinnerst du dich?«
Joshua schlug sich an die Stirn.
»O Mann, das habe ich völlig vergessen. Du weißt doch, dass meine Mutter heute völlig überraschend zu Besuch gekommen ist.«
»Das ist ja alles schön und gut. Aber du hättest wenigstens absagen können. Ich habe ein paar Mal versucht, dich anzurufen. Aber sogar dein Handy ist ausgeschaltet.«
Wie ein begossener Pudel stand Joshua vor der Tür. Er zog das Mobiltelefon aus der Tasche und warf einen Blick darauf.
»Leer. Ich habe vergessen, es zu laden.«
»Das dachte ich mir.« Dési zuckte mit den Schultern. »Ich fahre jetzt auf jeden Fall ins Freilichtkino. Du kommst nicht mit, oder?«
Am liebsten wäre Joshua im Erdboden versunken.
»Ich würde liebend gern. Aber meine Mutter hat versprochen, mich zu besuchen. Sie fährt morgen weiter in die Schweiz. Danach steht dir dein ergebenster Diener wieder ganz zur Verfügung.« Er machte eine großartige Verbeugung.
Dési lachte widerwillig.
»Warum kann ich dir nur nicht böse sein?«
»Weil Ihr mir mit Haut und Haaren verfallen seid, holde Maid.« Er zog sie an sich. Sein verliebter Blick streichelte ihr Gesicht. Er strich ihr eine Strähne aus der Stirn. »Und ab morgen werde ich wieder alles dafür tun, dass das so bleibt.«
»Wer weiß, vielleicht begegne ich im Kino ja meinem Traummann. Dann hast du deine Chance leider vertan.« Dési stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Im nächsten Augenblick schwang sie sich auf ihr Fahrrad.
Joshua wollte ihr noch etwas nachrufen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie seine Mutter auf der anderen Straßenseite aus dem Taxi stieg. Sein Herz schlug schneller, als er ihr gemessenen Schrittes entgegenging. Auf keinen Fall sollte Paola wissen, wie sehr er sich freute, sie wiederzusehen.
*
Dr. Daniel Norden und sein Kollege Matthias Weigand standen zusammen vor dem Computer in Daniels Büro und betrachteten die Röntgenbilder, die die Kollegen von der Radiologie an den Klinikchef geschickt hatten.
»Das sieht leider gar nicht