Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 30
» … ein Paar wurden?«, beendete Nicole seinen Satz. »Zuerst ging es wohl mehr um Mitleid. Alexas Härte widerte Bertram an. Er wollte mich trösten. Daraus wurde irgendwann Liebe«, erzählte sie die stark verkürzte Version der Geschichte. »Natürlich war es nicht ganz so einfach, wie es jetzt klingt. Aber ich denke, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Sie warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Röhrchen, die Danny eben mit Aufklebern versah.
»Sie haben recht. Ich gebe die Blutproben sofort ins Labor. Bald wissen wir mehr.« Er machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
»Kann ich Leo sehen?«, rief Nicole ihm nach.
Mit dieser Frage erwischte sie ihn eiskalt. Danny Norden ahnte, dass der Junge nichts von seinem verworrenen Schicksal wusste und weder Vater noch Tante je zuvor gesehen hatte.
»Im Moment ist er nicht ansprechbar«, erwiderte er. »Um seinen Körper zu schonen, haben wir ihn in ein künstliches Koma versetzt.«
»Das macht mir nichts aus.« Nicoles Gesicht sprach von der Sehnsucht in ihrem Herzen. »Ich habe meinen Sohn seit zehn Jahren nicht gesehen.«
Danny dachte kurz nach. Dann gab er sich einen Ruck.
»Elena, bringst du Frau Ursprung bitte zu Leo Quadt?«, rief er Schwester Elena zu, die gerade über den Gang eilte.
»Natürlich.« Sie lächelte freundlich und winkte die Frau mit sich. »Sind Sie eine Verwandte?«
Nicole dachte kurz nach.
»Ich bin seine Tante«, entschied sie, die Sache nicht komplizierter zu machen, als sie war.
»Dann kommen Sie!«
Danny atmete auf, als die beiden um die Ecke bogen. Noch war alles ruhig. Doch er musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass sich hier ein Familiendrama anbahnte.
*
Solange die Ergebnisse der Blutuntersuchung von Leos Eltern nicht feststanden, waren Dr. Volker Lammers die Hände gebunden. Doch er gehörte nicht zu den Menschen, die tatenlos Däumchen drehten. Er nutzte die Gelegenheit für einen neuerlichen Besuch bei seinem Verbündeten Dieter Fuchs.
»Und? Wie ist das Gespräch mit Norden gelaufen?«, fragte er, nachdem er das Büro des Verwaltungschefs ohne Vorwarnung betreten hatte.
In Gedanken versunken saß Fuchs am Schreibtisch und erschrak ob des unerwarteten Überfalls.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fuhr er den stellvertretenden Leiter der Kinderstation an. »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht einfach so hier aufkreuzen sollst. Was, wenn dich jemand gesehen hat?«
Volker Lammers lächelte herablassend.
»Du solltest mehr Vertrauen in deinen Partner haben.« Unaufgefordert ließ er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. »Findest du nicht?«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.« Fuchs lehnte sich zurück und nahm Lammers ins Visier. »Du willst also wissen, wie das Gespräch gelaufen ist«, wiederholte er, wohlwissend, dass er nur Hohn und Spott ernten würde.
»Lass mich raten.« Lammers grinste breit. »Du hast dir einen Korb eingefangen.«
»Dr. Norden ist eine derart integere Persönlichkeit. An den kommt man nicht so leicht ran.« Er schickte Volker einen warnenden Blick. »Und sag jetzt bloß nicht, du hättest mich gewarnt!«
»Also gut. Dann eben nicht.« Wenn möglich, wurde das Lächeln auf Lammers Gesicht noch breiter. »Was hast du jetzt vor?«
»Was wohl? Wenn wir ihn nicht überzeugen können, müssen wir ihn loswerden.« Nervös, wie Dieter Fuchs war, konnte er nicht länger sitzen bleiben. Er stand auf und begann, im Büro auf und ab zu laufen. »Ich habe dem Stadtrat Karl Schmiedle zugesichert, dass der neue Chef keine Probleme machen wird.«
»Das war wohl ein bisschen voreilig, was?«
»Nein!« Dieter Fuchs blieb vor seinem Verbündeten stehen und sah auf ihn hinab. »Jetzt kommt Plan B zum Zug.«
»Und der lautet?« Lammers mochte das Gefühl nicht, der Unterlegene zu sein, und stand ebenfalls auf. Die beiden Männer standen sich Auge in Auge gegenüber.
»Ganz einfach. Wir müssen Norden loswerden. Am besten, indem wir ihm einen Fehler anhängen. Ihm irgendwas in die Schuhe schieben.« Fuchs musterte Lammers gedankenverloren. »Du arbeitest mit seiner Frau zusammen. Da ist es doch ein leichtes, ihr einen Behandlungsfehler unterzuschieben. Norden wird seine Göttergattin decken. Und schwupps, schon sind wir beide los. Zwei Fliegen mit einer Klappe.« Er klatschte so unvermittelt in die Hände, dass Lammers zusammenzuckte.
Gleich darauf lächelte er kalt.
»Es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen.« Er deutete eine Verbeugung an, ehe er zur Tür ging.
»Aber lass dir nicht zu viel Zeit damit«, rief Dieter Fuchs ihm nach. »Schmiedles Geduld ist begrenzt.«
Die Hand auf der Klinke, drehte sich Volker Lammers noch einmal um. »Du vergisst, dass es hier um Abhängigkeiten geht. Eine Hand wäscht die andere. Wir brauchen den feinen Herrn Schmiedle. Aber im selben Maß ist der gute Karl auf uns angewiesen.«
Lammers schenkte seinem Verbündeten ein teuflisches Lächeln. Dann verließ er das Büro. Endlich rückte sein großes Ziel – die Familie Norden ein für alle Mal loszuwerden – in greifbare Nähe. Und diesmal sollte nichts schief gehen auf seinem Weg zu einer einflussreichen leitenden Position.
*
Dr. Matthias Weigand hatte eben die Behandlung eines Notfallpatienten beendet, als Schwester Elena die Rückkehr von Marita Wonnegut ankündigte.
»Sie kann gleich hereinkommen«, erklärte er und wartete an der Tür auf seine Patientin. »Na, haben Sie Internet gefunden, um Ihrem Schwarm zu antworten?«
Marita schüttelte den Kopf.
»Nein.« Sie seufzte abgrundtief und sah ihm dabei zu, wie er die Tür hinter ihnen schloss. Sie wusste selbst nicht, woher das Gefühl der Vertrautheit zwischen ihnen rührte. Doch es fühlte sich so gut an, fast wie zwischen Freunden, dass sie sich ihm offenbarte. »Ehrlich gesagt habe ich mich auch nur rein beruflich bei dieser Partnerbörse angemeldet. Meine Chefin wollte beweisen, dass dort nur sozial gestörte Menschen unterwegs sind.« Sie reichte ihm die Unterlagen aus dem MRT und setzte sich auf die Behandlungsliege. Bei jeder ihrer Bewegungen klimperten ihre bunten Ketten und Armbänder.
»Und jetzt haben Sie dummerweise Ihren Traumprinzen gefunden«, stellte Matthias belustigt fest.
»Ja! Ist das nicht merkwürdig?«
»Nein. Gar nicht. Mir geht es nämlich ähnlich. Ich gestehe es ja nur ungern, aber ich habe mich auch in so einer Börse angemeldet. Die Frau, die ich dort getroffen habe, ist wunderbar.« Unvermittelt geriet er ins Schwärmen. »Sie sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch noch witzig und intelligent. Eine echte Traumfrau!«
»Sie sind bei einer Partnervermittlung?« Marita schüttelte den Kopf, dass ihre roten Haare hin und her flogen. »Aber das hat doch ein Mann wie Sie gar nicht nötig.«
Matthias