Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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Dank für die Blumen.« Er rang sich ein Lächeln ab, das sofort wieder erlosch. »Leider ist es nun einmal so, dass ein Klinikarzt nicht viele Möglichkeiten hat, eine passende Partnerin kennenzulernen.«

      »Aber Sie treffen doch jeden Tag haufenweise Menschen«, wandte Marita ein.

      »Erstens sind das Patienten. Und zweitens muss ich erst einmal jemanden finden, der mit meinen Arbeitszeiten klarkommt. Das ist mir bisher nicht gelungen.«

      »Vielleicht jetzt«, erinnerte Marita ihn an seine Internet-Bekanntschaft. »Haben Sie sie schon getroffen?«

      »Nein.« Er sah seine Patientin nachdenklich an. »Und Sie? Haben Sie vor, Ihr Geheimnis zu lüften? Ich nehme an, der arme Kerl weiß nicht, dass Sie inkognito unterwegs sind.«

      Schlagartig färbten sich Maritas Wangen flammend rot.

      »Das ist richtig. Ich habe ein Bild aus Jugendtagen in mein Profil gestellt. Er geht davon aus, dass ich Anfang zwanzig bin. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich den Mut habe, die Wahrheit zu sagen.«

      »Wenn es der Richtige ist, wird er Ihnen die Lüge verzeihen. Schließlich wurden Sie ja quasi von Ihrer Chefin gezwungen«, erwiderte Matthias und zwinkerte ihr zu. Im nächsten Moment fiel sein Blick auf die CD in seinen Händen. Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu denken. Er nahm die CD aus dem Umschlag und setzte sich an den Computer. Wenig später stand die Diagnose fest. »Wir haben es mit einem sogenannten Schulterengpass-Syndrom zu tun«, erklärte er nach eingehender Betrachtung der Bilder. »Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Einengung des Subakrominalraums, der zwischen Schulterdach und Oberarmkopf liegt. Diese Störung entwickelt sich über Wochen. Dabei werden die Weichteile in diesem Bereich durch die Enge eingeklemmt und schmerzen.«

      »Und was kann man dagegen tun?« Marita saß auf der Liege. Ihr wohlwollender Blick ruhte auf dem gutaussehenden Arzt.

      »Mit intensiver Physiotherapie bekommen wir das wieder in den Griff«, versprach er. »Wenn Sie wollen, können Sie die Termine hier in der Klinik abturnen.« Er suchte im Computer nach der Telefonnummer der Kollegen. »Hier. Da haben wir es ja.« Er notierte die Zahlen auf einen Zettel, den er Marita reichte. »Gute Besserung! Es war nett, Sie kennengelernt zu haben.«

      Sie rutschte von der Liege und reichte ihm die Hand.

      »Ganz meinerseits. Vielleicht schaue ich ja bei Gelegenheit wieder einmal bei Ihnen vorbei.« Marita steckte den Zettel ein, zwinkerte ihm zu und verließ das Zimmer.

      Draußen wartete ihre Freundin Renate auf sie.

      »Was ist denn mit dir los? Du strahlst ja wie die Sonne persönlich«, bemerkte sie argwöhnisch. »Sag bloß, du hast dich in den Arzt verguckt?«

      »Ach was!« Schnell winkte Marita ab. »Erstens ist er viel zu jung für mich. Und zweitens hat er seine Traumfrau im Internet kennengelernt.«

      »Ein Arzt treibt sich auf so einem Portal herum?« Renate lachte ungläubig. »Der ist mit Sicherheit alles andere als sozial gestört. Ich denke, du kannst deine Feldversuche einstellen und Elvira sagen, dass sie mit ihrem Verdacht falsch liegt.«

      »Ich weiß.« Marita bedankte sich, als Renate ihr die Tür aufhielt, und trat nach draußen in den milden Frühlingsabend. »Außerdem muss ich die Karten auf den Tisch legen und meinem Flirt die Wahrheit schreiben.«

      Mit einem Mal klang sie so bedrückt, dass Renate Mitgefühl hatte.

      »Wer weiß. Vielleicht beeindruckt ihn deine Ehrlichkeit ja und er will dich trotzdem treffen.«

      »Das glaube ich nicht.« Marita seufzte. »Trotzdem bin ich diesem Traummann das schuldig.«

      Dem war nichts hinzuzufügen, und die beiden Freundinnen machten sich auf den Nachhauseweg, nicht ohne vorher noch einen Abstecher ins Café ›Schöne Aussichten‹ zu machen. Dort gab es nicht nur den besten Kuchen, sondern auch die beste heiße Schokolade der Stadt. Einen besseren Seelentröster konnte sich Marita kaum wünschen.

      *

      Nachdem Danny dafür gesorgt hatte, dass die Blutproben von Bertram Quadt und Nicole Ursprung ins Labor gebracht wurden, machte er sich auf die Suche nach Alexa. Er fand sie nicht im Aufenthaltsraum und vermutete sie daher auf der Intensivstation. Doch dort entdeckte er nur Nicole Ursprung. Er blieb in der Tür stehen und beobachtete sie. Obwohl er nur ihr Profil erkennen konnte, bemerkte er ihre Ergriffenheit. Zum ersten Mal seit zehn Jahren hielt und streichelte sie die Hand ihres Kindes. Danny konnte nur erahnen, was in ihr vorging. Um sie nicht zu stören, löste er sich von dem Anblick und setzte seine Suche fort.

      Schließlich fand er Alexandra Quadt im Garten der Behnisch-Klinik. Durch eines der großen Fenster hatte er gesehen, wie sie in der Dämmerung spazieren ging.

      »Hier stecken Sie!«, bemerkte er, als er sich zu ihr gesellte. »Darf ich ein Stück mit Ihnen gehen?«

      »Natürlich.« Sie hielt kurz inne und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. »Ich wundere mich, dass Sie überhaupt noch mit mir reden. Sie müssen mich für einen skrupellosen Menschen halten.«

      Einen kleinen, heißen Moment lang fühlte sich Danny Norden wie ertappt. Doch das Gefühl verging schnell wieder. Er hatte kein Recht dazu, über sie zu urteilen.

      »Wer frei von Fehlern ist, werfe den ersten Stein«, erwiderte er nachdenklich.

      Diesmal lachte Alexandra. »Sie sind ja ein richtiger Philosoph.«

      »Mein Deutschlehrer würde Sie jetzt auslachen«, gestand er, während er ihr sie prüfend von der Seite ansah. Sie wirkte erschöpft. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«

      Alexa antwortete nicht sofort. Mit den Händen in den Jackentaschen wanderte sie neben Danny her über den Kiesweg. Die kleinen Steine knirschten unter ihren Füßen.

      »Eigentlich bin ich kein ängstlicher Mensch. Aber im Moment habe ich nur Angst«, gestand sie endlich leise. »Angst um Leo. Angst davor, wenn er zum ersten Mal mit Nicole zusammentrifft. Immerhin ist sie seine Mutter.«

      »Leo hat zehn Jahre seines Lebens mit Ihnen verbracht«, gab Danny zu bedenken. »Ich denke nicht, dass sich diese Bindung so schnell zerstören lässt. Ihre Schwester und Leo sind sich fremd. Für Leo sind Sie seine Mutter.«

      Abrupt blieb Alexa stehen. Danny drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an.

      »Und was passiert, wenn er die Wahrheit erfährt?«, stellte sie eine berechtigte Frage. »Er wird mich hassen für das, was ich ihm angetan habe. Er wird sich verraten fühlen und mir vorwerfen, ihn belogen und betrogen zu haben.« Sie nahm ihren Marsch wieder auf. »Und das stimmt ja auch.«

      Ein Vogel im Gebüsch erschrak und flatterte auf. Seine empörten Rufe verhallten im Abendrot. Danny Norden sah ihm nach, wie sich seine Silhouette im schwindenden Licht auflöste.

      »Mit diesen Vorwürfen werden Sie zurechtkommen müssen.« Diese Sorge konnte er Alexandra nicht nehmen. »Aber ich glaube, dass Kinder ein gutes Gespür haben. Leo wird fühlen, dass Ihre Reue echt ist.«

      »Ich wollte ein Kind um jeden Preis.« Plötzlich schluchzte Alexa auf. »Habe nur ganz egoistisch an mich gedacht und nicht an all die anderen, denen ich Schmerzen zufüge.«

      Weinende Frauen machten Danny stets hilflos.

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