Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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noch nicht, worum es ging. Sie nahm sich die Freiheit, beugte sich über Maritas Schulter und überflog den Text. Im Gegensatz zu ihrer Freundin begann sie haltlos zu prusten.

      »Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt«, fauchte Marita. Sie wusste nicht, ob sie mitlachen oder in Tränen ausbrechen sollte. »Du könntest ruhig ein bisschen Mitgefühl haben.«

      »O Liebes, das ist zu schön!« Renate lachte und lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Der Arzt und die Journalistin fallen auf alte Fotos im Internet herein. Daraus könntest du einen Roman machen.«

      »Als Warnung an meine Mitmenschen, auch in der digitalen Welt die Anstandsregeln zu wahren und keine falschen Spiele zu treiben«, murmelte Marita, während Renates Idee schon in ihrem Kopf zu arbeiten begann. »Denn hier wie dort haben wir es mit ganz normalen Menschen zu tun, die ein Herz und Gefühle haben.«

      Renate richtete sich auf und fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht, um die Tränen zu trocknen. Ihre Gedanken waren schon weitergeeilt.

      »Das ist ein schöner Schlusssatz für deinen Roman.«

      »Und was ist mit dem Happyend?« Auch Marita hatte sich inzwischen gefangen. Wieder und wieder überflog sie Matthias’ freundlichen Text. »Er findet mich sympathisch und könnte sich eine Freundschaft vorstellen. Mehr aber auch nicht.«

      »Erstens ist das schon eine ganze Menge. Freunde kann man nie genug haben«, gab Renate zu bedenken. »Und zweitens: Wenn du ehrlich bist, ist er doch gar nicht dein Typ Mann. Das hast du dir nur eingeredet, weil es so schön gewesen wäre. Die große Liebe, gefunden im Internet!« Schwärmerisch verdrehte sie die Augen. »Elvira hätte dich hochkant rausgeworfen.« Schon wieder musste Renate kichern.

      »Das muss sie vielleicht gar nicht.« Marita wandte sich dem Computer zu. Sie schloss die Sei­te der Partnerbörse, öffnete ein neues Dokument und wollte drauflos tippen.

      Der stechende Schmerz in ihrer Schulter erinnerte sie an Matthias’ Arbeitsverbot. »Kannst du mal bitte für mich schreiben?«, bat sie ihre Freundin und stand auf.

      Renate rutschte auf den Stuhl und sah sie fragend an.

      »Der Internet-Märchenprinz«, diktierte Marita. »Ein modernes Märchen.« Sie nickte zufrieden. »Gar nicht schlecht für den Anfang. Ein Roman mit Flirttipps extra für Internetportale. Das wird mein erster Bestseller«, versprach sie und lächelte. »Zum Glück habe ich eine blühende Fantasie.« Einen kleinen, heißen Moment lang hatte sie Matthias’ Gesicht vor Augen; sein freundliches Lachen; den Schalk in seinem Blick. Ganz kurz fragte sie sich, ob er nicht doch ihr Typ gewesen wäre. Doch ihre Chance war verspielt. Auf diese Frage würde sie keine Antwort mehr bekommen.

      *

      Während im Operationssaal unter Zeitdruck gearbeitet wurde, schien die Zeit vor den Türen beinahe stillzustehen. Zuerst saßen Alexandra und Nicole auf unterschiedlichen Bänken an den entgegengesetzten Enden des Flures. Irgendwann erhob sich eine nach der anderen, und sie wanderten aneinander vorbei auf dem Gang auf und ab. Dabei vermieden sie es, sich direkt anzusehen. Schließlich standen die Schwestern nebeneinander vor den Türen und warteten mit bangen Herzen auf das Ende der Operation. Immer wieder schickten sie sich verstohlene Seitenblicke. Es war schließlich Alexandra, die das Schweigen brach.

      »Hast du Angst um Bertram?«

      »Natürlich. Er ist mein Mann und der Vater meiner Kinder«, erwiderte Nicole gereizt. Als sie bemerkte, wie Alexa zusammenzuckte, taten ihr ihre Worte leid. »Aber es ist etwas anderes, als wenn eine Mutter um ihr Kind bangt«, fuhr sie versöhnlich fort. Das lag auch an dem Anliegen, das sie hatte. Sie wollte schon fortfahren, als Alexa ihr zuvorkam.

      »Erinnerst du dich noch an Großmutters Worte?«, fragte sie versonnen. »Ein Mann geht von der Seite. Aber ein Kind geht vom Herzen.«

      »Ich entsinne mich gut.« Diese Bemerkung kam Nicole gerade recht. »Leo wurde mir auch aus dem Herzen gerissen. Und jetzt, da ich ihn wiedergesehen habe, weiß ich, wie sehr er mir gefehlt hat. Ich will ihn so gern kennenlernen.« Sie spürte, wie ihre Schwester neben ihr erstarrte. Bevor Alexa explodieren konnte, fuhr sie schnell fort. »Könntest du dir vorstellen, uns, also Bertram und mir, die Gelegenheit zu geben, Teil eures Lebens zu werden?«

      Alexandra starrte ihre Schwester an, als hätte die von ihr verlangt, sich die rechte Hand abzuhacken.

      »Das ist nicht dein Ernst!« Vor Schreck war ihr das Blut in die Beine gesackt. Ihr wurde schwindlig. Haltsuchend stützte sie sich an der Wand ab. »Leo ist alles, was ich noch habe. Du kannst ihn mir nicht wegnehmen. Ich liebe ihn doch so sehr.« Alexa atmete tief, um die drohende Ohnmacht abzuwehren. »Ich bin Bertram sehr dankbar. Er hat seinem Kind zum zweiten Mal das Leben geschenkt. Das werde ich ihm nie vergessen.« Sie sah Nicole an, die neben ihr stand und schwieg. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Haben wir alle nicht genug zerstört? Kann das nicht irgendwann vorbei sein?«, fragte sie flehend. Tränen rannen ihr über die Wangen.

      Nicoles Miene wurde hart.

      »Ich wüsste nicht, was ich zerstört haben sollte. Du hast diese alberne Geschichte eingefädelt. Es war alles deine Idee!«

      »Ich war verzweifelt und wünschte mir nichts mehr als ein Kind. Da kommt man schon mal auf dumme Gedanken«, verteidigte sich Alexandra leidenschaftlich. »Und glaube mir, diese Dummheit habe ich teuer bezahlt. Du dagegen hast alles. Das war schon immer so. Die hübsche, clevere, raffinierte Nicole.« Sie bedachte ihre Schwester mit einem letzten, verschwommenen Blick aus rotgeweinten Augen, ehe sie sich abwandte.

      *

      Während die beiden Frauen vor dem Operationssaal stritten, kämpften die Ärzte drinnen um Leos Leben. Eine gefühlte Ewigkeit später fiel die Anspannung vom gesamten Team ab. Es war, als ob der Raum aufatmete.

      »Lass mich, Arzt! Ich bin durch!«, verlangte Dr. Klaiber von seiner Kollegin Fee Norden.

      Sie lachte auf und machte Platz, damit er seine Handschuhe in den Abfall werfen konnte. Auch die anderen Kollegen lachten. Sie begannen zu plaudern und zu scherzen.

      Dr. Volker Lammers ließ sich von einer Schwester den Mundschutz entfernen.

      »Gute Arbeit, Herrschaften«, lobte er das Team.

      Schlagartig verging Fee das Lachen.

      »Ich kann mich dem Urteil des Kollegen Lammers nur anschließen«, presste sie durch die Lippen. So sehr sie sich über die erfolgreiche Operation freute, so sehr ärgerte sie sich darüber, dass ihr Stellvertreter ihre Aufgaben an sich riss. »Das nächste Mal überlassen Sie mir es, den Kollegen meine Anerkennung auszusprechen«, fauchte sie ihn an, nachdem die Kollegen gegangen waren.

      Sie rechnete damit, wieder einmal Hohn und Spott zu ernten. Zu ihrer großen Überraschung heuchelte Lammers Bestürzung.

      »Oh, Entschuldigung, habe ich Sie brüskiert? Das lag ganz und gar nicht in meiner Absicht.«

      Felicitas konnte es nicht glauben. Forschend musterte sie sein Gesicht, um seine wahren Gedanken zu lesen. Vergeblich. Offenbar meinte er es wirklich so, wie er sagte. Und das war noch lange nicht alles.

      »Darf ich Sie als Wiedergutmachung auf einen Kaffee in unseren schönen Kiosk einladen?« Er meinte es ernst. Der Gedanke daran, sie endlich bald loszusein, bewirkte wahre Wunder.

      Felicitas dagegen war in diesem Moment wirklich davon überzeugt, dass

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