Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Die Eltern schickten sich stumme Blicke, ehe sie übereinstimmend nickten.
»Seine Sicherheit geht vor«, erklärte Gregor.
Felicitas lächelte. Nicht immer hatte sie es mit einsichtigen Angehörigen zu tun.
»Natürlich können Sie bei Niklas bleiben und in seinem Zimmer übernachten«, versicherte sie. Das war das Einzige, was sie den gequälten Eltern anbieten konnte. Das erhoffte Wunder konnte sie nicht vollbringen. So sehr sie es sich auch wünschte.
*
Die Maschine aus Kambodscha war vor einer halben Stunde gelandet. Aufgeregt wie ein Schulmädchen stand Leonie Jürgens am Gate und wartete darauf, dass ihr einziger Sohn Caspar endlich durch die gläsernen Türen trat. Sie musste sich lange gedulden. Als einer der Letzten kam Caspar endlich heraus. Braungebrannt und mit von der Sonne gebleichten Haaren schlurfte er ihr grinsend entgegen. Den Rucksack hatte er lässig über die rechte Schulter geworfen und an den Füßen trug er Flipflops. Sein Anblick war nicht gerade das, was Leonie erwartet hatte. Doch sie machte gute Miene zum bösen Spiel und umarmte Caspar innig. Der junge Mann, der kaum mehr eine Ähnlichkeit mit dem gutaussehenden Hotelmanagement-Studenten im gutsitzenden Anzug hatte, der er vor ein paar Monaten noch gewesen war, ließ die Zärtlichkeiten notgedrungen über sich ergehen.
»Wie schön, dass du endlich wieder da bist«, flötete Leonie in sein Ohr.
»Vorsicht, Mama, sonst machst du dich noch schmutzig«, spottete Caspar und löste sich aus der Umarmung, die für seinen Geschmack schon viel zu lange gedauert hatte.
Die Bemerkung war durchaus berechtigt. Neben der gepflegten Leonie in ihrem teuren Kostüm in hellem Beige wirkte Caspar wie ein Obdachloser.
Sie verstand die Ironie in seinen Worten nicht.
»Ach was, das kann man alles wieder waschen.« Sie winkte ihn mit sich Richtung Ausgang, wo sie ihre Luxuslimousine geparkt hatte.
Beim Anblick des exklusiven Gefährts verdrehte Caspar die Augen.
»Mensch, Mama, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mit dem Schlitten herkommen sollst«, schimpfte er. »Ich hätte doch mit der Bahn fahren sollen … «
»Unsinn. Stell dich nicht so an!«, schalt sie ihn und ließ die Schlösser aufschnappen. Lautlos öffnete sich der Kofferraumdeckel. Caspar warf den Rucksack achtlos hinein und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. »Nach einer Dusche und einem Besuch beim Friseur bist du wieder einer von uns«, verkündete seine Mutter, die hinter dem Steuer Platz nahm. Der Motor schnurrte leise wie ein Kätzchen. Ein paar Minuten später fuhr sie auf die Autobahn Richtung Innenstadt. »Habe ich dir schon erzählt, dass sich Herr von Stein endlich entschlossen hat, in Rente zu gehen?«, erkundigte sie sich und nestelte die Sonnenbrille aus der Ablage über dem Rückspiegel.
»Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, dass du dich auf das Autofahren konzentrieren sollst?«, tadelte Caspar seine Mutter. Er schlüpfte aus den Flipflops und stellte die nackten Füße auf das Armaturenbrett.
Leonie schrie entsetzt auf.
»Caspar!«
Er lachte.
»Keine Sorge, sie sind sauber.«
»Trotzdem. Das ziemt sich nicht für einen angehenden Hotelmanager.«
Das Lachen auf Caspars Gesicht erstarb. Er nahm die Füße vom Armaturenbrett und setzte sich kerzengerade auf.
Die Genugtuung stand Leonie ins Gesicht geschrieben. Aber nur kurz.
»Ich muss dir etwas sagen, Mama.« Caspars Stimme klang unheilverkündend.
Sie lachte unsicher.
»Lass mich raten: Du hast einen prähistorischen Buddha am Strand gefunden und ihn hergeschmuggelt?«, versuchte sie zu scherzen.
Genervt verdrehte Caspar die Augen.
»Kannst du bitte mal ernst bleiben?«
Leonie umklammerte das Lenkrad und starrte angestrengt geradeaus.
»Also gut. Was ist passiert?«
»Ich werde Herrn von Steins Stelle nicht antreten.«
Vor Schreck stieg Leonie Jürgens auf die Bremse. Der Wagen hinter ihr konnte in letzter Sekunde ausweichen. Quietschende Bremsen und das folgende Hupkonzert lenkten Mutter und Sohn von ihrem Gespräch ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hatten.
»Das war knapp! Willst du uns alle beide umbringen?«, fragte Caspar endlich vorwurfsvoll. Die überstandene Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Das finde ich dann doch übertrieben.«
»Ich hoffe für dich, dass ich mich vorhin verhört habe.«
Diesmal war es Caspar, der angestrengt durch die Windschutzscheibe starrte.
»Und was, wenn nicht?«
Leonie Jürgens war besonnen genug, um nicht noch einmal eine Vollbremsung hinzulegen.
»Was soll das heißen?«, fragte sie scharf und schaltete in den fünften Gang, um auf der linken Spur zu überholen. Wie ein Geschoss raste der Wagen über die Autobahn. Früher hatte Caspar gekreischt vor Freude und Aufregung. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Seine Träume waren nicht mehr dieselben.
»Das heißt, dass ich meine Pläne geändert habe.« Er wagte es nicht, zu seiner Mutter hinüberzusehen.
Leonie schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad.
»Ich wusste doch, dass dich diese Reise nur auf dumme Ideen bringt.«
»Das sehe ich anders. Diese Reise hat mir vielmehr die Augen für den geöffnet, was wirklich wichtig ist im Leben. Luxuriöse Hotels mit Whirlpool auf dem Zimmer und Champagner in der Minibar gehören definitiv nicht dazu.«
Allmählich ging Leonie auf, dass ihr Sohn es ernst meinte.
»Darf ich dich daran erinnern, dass du immer vorhattest, den Betrieb in München zu übernehmen? Dafür hast du studiert.« Unwillig schüttelte sie den Kopf und setzte den Blinker. Die Ausfahrt war nicht mehr weit. »Ich habe mich so sehr darauf gefreut, mit dir zusammenzuarbeiten. Herr von Stein hat versprochen, dir alles beizubringen, was er weiß. Das ist eine einmalige Chance.«
Geduldig hörte Caspar den Ausführungen seiner Mutter zu.
»Im Augenblick finde ich es aber wichtiger, meine eigenen Erfahrungen zu sammeln«, wandte er so sanft wie möglich ein. Er kannte Leonie gut genug, um zu wissen, dass er sie nicht noch mehr reizen sollte, wenn er sein Ziel erreichen und ihren Segen wollte.
»Na gut. Wenn das so ist, lassen wir das mit der Einarbeitung. Dann machst du deine Fehler eben selbst.«
Sie hatten ihr Ziel, das Nobelhotel in der Münchner Innenstadt, erreicht. Leonie stellte den Wagen vor dem Eingang ab. Sofort sprang ein Fahrer herbei, um ihn in der Garage zu parken. Ein anderer dienstbarer Geist trat zu ihnen, um Caspars Rucksack zu tragen. Doch auch das war dem jungen