Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 44
»Ich verhungere gleich«, gestand Daniel.
Fee sah sich um.
»Ich könnte dir ein paar staubige Kekse anbieten. Aber draußen der Schrank ist voll mit Sondennahrung. Welche Geschmacksrichtung hättest du gern?«
Daniel Norden lachte belustigt auf.
»Weißt du, was ich an dir liebe?«, fragte er immer noch belustigt. »Dass du nie deinen Humor verlierst.«
»Das ist nichts anderes als mein Überlebenstrieb.«
»Und der sollte uns jetzt schleunigst heimschicken. Aber nicht, ohne vorher einen Abstecher bei Enzo gemacht zu haben.«
Fee zögerte. Dieser Vorschlag war fast so verlockend wie ein Essen im Kreise ihrer Lieben.
»Und was ist mit Niklas?«
»Im Augenblick können wir ihm eh nicht helfen«, gab Daniel zu bedenken. Er ging zum Sessel und nahm den Mantel seiner Frau, den er irgendwann dort abgelegt hatte. »Die Klinik wird sich melden, wenn etwas ist.«
»Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche«, wusste auch Felicitas Norden, und so ließ sie sich auf das Angebot ihres Mannes ein.
*
Dr. Danny Nordens Freundin Tatjana Bohde schlenderte durch die Straßen der Stadt. Es dämmerte. Nach dem langen Winter war die Frühlingsluft angenehm mild. Tatjana liebte den frischen Duft der wiedererwachenden Natur ebenso wie die Vögel, die ihr Abendlied sangen.
Trotz ihrer Sehbehinderung fand Tatjana ihren Weg mit schlafwandlerischer Sicherheit. Das lag an ihren übrigen Sinnen, die sich im Laufe der Zeit auf fast mystische Art und Weise sensibilisiert hatten. So wusste sie auch genau, wer in der Praxis Dr. Norden am Tresen saß. Am Rascheln der Blätter hörte sie, dass die langjährige Assistentin Wendy Belege sortierte. Das Klappern von Geschirr verriet ihr, dass die ehemalige Krankenschwester Janine Tassen und Teller in der kleinen Küche aufräumte.
»Einen wunderschönen guten Abend, die Dame«, begrüßte sie Wendy scherzhaft und zwinkerte ihr zu.
Wendy kannte Tatjana gut genug, um zu wissen, dass sie fast immer zum Scherzen aufgelegt war.
»Guten Abend, junge Frau. Tut mir leid, aber wir haben schon geschlossen.«
»Oh, das ist ja wirklich schade.« Tatjanas Grinsen verriet, dass sie sich freute, in Wendy eine Mitspielerin gefunden zu haben. »Vielleicht könnten Sie trotzdem eine kurze Frage beantworten. Haben Sie zufällig einen gutaussehenden Mann gesehen? Ungefähr einen Meter fünfundachtzig groß, mit dunklem Haar, das an den Schläfen etwas grau wird. Er ist schlank … na ja … von einem kleinen Wohlstandsbäuchlein abgesehen … Ich bin sicher, dass er sich hier ziemlich oft herumtreibt.«
Nur mit Mühe konnte sich Wendy ein Kichern verkneifen.
»Das mit dem Wohlstandsbäuchlein lässt du ihn mal lieber nicht hören.«
»Und die grauen Schläfen sind eine Frechheit«, ertönte Dannys Stimme aus dem Hintergrund.
Ein siegessicheres Lächeln auf dem Gesicht, drehte sich Tatjana um.
»Tut mir leid. Ich war mir nicht mehr ganz sicher. Schließlich habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Da passiert so was schon mal.«
»Aber nicht in meinem Alter!«, reklamierte Dr. Danny Norden und trat an den Tresen. Er küsste Tatjana auf den Mund. »Andere Frauen sind übrigens froh, wenn sie ihre Männer möglichst selten zu Gesicht bekommen.«
»Mag sein. Dummerweise bin ich nicht andere.« Tatjana hatte ihre Hände auf seine Wangen gelegt. Ihre Finger fuhren tastend über seine Schläfen. »Du hast übrigens recht. Sie sind noch nicht grau.«
Ihre Beharrlichkeit beunruhigte Danny nun doch. Er schob sie sanft von sich und trat an den Garderobenspiegel, in dem er sich prüfend betrachtete. Erleichtert und ebenso verwirrt kehrte er zu ihr zurück.
»Woher weißt du das eigentlich so genau?«, stellte er eine berechtigte Frage. Manchmal war sie selbst ihm unheimlich.
»Ganz einfach. Graue Haare haben eine andere Struktur.«
Unwillkürlich griff sich Wendy ins Haar, als das Telefon klingelte. Obwohl die Sprechstunde längst vorbei war, zögerte sie nicht, das Telefonat anzunehmen.
»Praxis Dr. Norden, Sie sprechen mit Wendy. Was kann ich für Sie tun?«, sagte sie ihr Sprüchlein auf.
Der Anrufer war so aufgeregt, dass sogar Danny jedes einzelne Wort verstand.
»Hier ist Tim Kröger aus dem ›Buntspecht‹. Ist der Doktor noch da?«
Danny nickte und streckte die Hand nach dem Hörer aus.
»Einen Moment bitte.« Wendy reichte ihn weiter.
Das Gespräch dauerte nicht lange.
»Ich bin in fünf Minuten da«, versprach Dr. Norden, nachdem er sich das Anliegen angehört und ein paar Verhaltensregeln empfohlen hatte, und verabschiedete sich.
Drei Augenpaare ruhten auf ihm.
»Im ›Buntspecht‹ ist ein Gast vom Hocker gekippt.«
»›Bunstpecht‹?«, wiederholte Tatjana, während sie ihrem Freund dabei zusah, wie er in die Jacke schlüpfte. »Gibt es da etwas zu essen?«
Wendy rümpfte die Nase.
»Ehrlich gesagt war ich noch nie in diesem Etablissement. Das ist so eine Spelunke mit Spielautomaten. Wenn es etwas zu essen gibt, dann höchsten eine Currywurst mit Pommes.«
»Dann ist es ja kein Wunder, dass ich es nicht kenne.« Unbeeindruckt zuckte Tatjana mit den Schultern. »Egal, ich komme trotzdem mit. Neue Erfahrungen haben noch niemandem geschadet.«
Danny griff nach der Arzttasche. Er war zum Aufbruch bereit.
»Willst du nicht schon heimgehen? Ich komme dann nach.«
»Dieses Risiko will ich nicht eingehen«, erwiderte Tatjana. »Jetzt, da ich dich gerade erst wiedergefunden habe.« Sie zwinkerte ihm zu zum Zeichen, dass sie es nicht ganz ernst meinte.
Trotzdem lag ein Körnchen Wahrheit in ihren Worten. Seit Dr. Daniel Norden senior die Leitung der Behnisch-Klinik übernommen hatte, führte ihr Freund Danny die Praxis Dr. Norden allein. Wie befürchtet war das Arbeitspensum enorm, zumal die Beliebtheit des Juniors der des Seniors inzwischen in nichts mehr nachstand. Oft kam Danny erst spät nach Hause. Tatjana dagegen musste als Bäckerin die Wohnung schon früh am Morgen verlassen. Umso wichtiger waren die Stunden, die sie gemeinsam verbringen konnten. »Am Ende läufst du mir wieder davon.«
»Gut.« Danny hatte keine Zeit zu verlieren. »Dann komm!« Er verabschiedete sich von seinen Assistentinnen und verließ gemeinsam